Wie geht es euch mit RoHS?

Mal eine ganz persönliche / öffentliche Frage ins Forum ...

Wenn ich darf?

Gibt es schon praktische Erfahrungen mit RoHS, über die wer bereit ist, öffentlich zu maulen?

Mich interessiert weniger die WEEE, die Entsorgung, sondern ich möchte (wenn es mir erlaubt ist) auf die Entwicklungsseite hin fokussieren.

MfG

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Franz Glaser (KN)
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Hallo Franz,

Mit Verlaub, moege er sprechen.

Das kann ich nur als Consultant, also unabhaengiger Entwickler ohne Produktion sagen. Wir haben in USA (noch) kein RoHS. Manche Dinge werden nicht mehr nach EU verkauft, wenn sich die Umstellung nicht rechnet. Ansonsten liegt die Last heute meist auf Seiten des Fremdfertigers, der sich oft in Asien befindet. Mit denen wird entweder RoHS Konformitaet vereinbart oder nicht. Die erledigen i.d.R. auch den Einkauf, sodass dieses Thema beinahe komplett dort erledigt wird.

Beim Design muss man hin und wieder Temperaturangelegenheiten und dergleichen beruecksichtigen, doch das ist nicht sehr zeitaufwendig. Hin und wieder ist auch mal ein Teil gar nicht bleifrei verfuegbar und dann kostet das Arbeitsstunden. Doch dies teilen wir Kunden gleich mit, damit es keine Ueberraschungen gibt.

Ausser Blei machen uns manchmal andere Sachen groessere Sorgen. Batterien zum Beispiel. Bei Vertrieb von medizinischen Einmalprodukten mit eingebauter Batterie wird der Papierwust schon recht heftig.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Franz Glaser (KN) schrieb:

Ältere Geräte die mittlerweile zur Reparatur zurückkommen können aufgrund der Bauteilverfügbarkeit nicht mehr repariert werden. So verwenden wir Microcontroller von Atmel die deshalb nicht mehr getauscht werden können. Dem Kunden bleibt deshalb nur die Möglichkeit ein neueres Gerät zu kaufen wenn die Garantie erloschen ist.

ci

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Carsten Ihlo

Hallo Carsten,

Da wuerde ich rasch bei einem Obsolete Parts Haendler nachhoeren bzw. ein Gebot abgeben, falls Ihr das noch duerft bei dem ganzen Buerokratendickicht. Sonst werden die Kunden sauer und gehen vielleicht zur auslaendischen Konkurrenz.

Gruesse, Joerg

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Joerg

"Franz Glaser (KN)" schrieb im Newsbeitrag news:443825d1$0$12932$ snipped-for-privacy@newsreader02.highway.telekom.at...

Hallo Franz,

das ist bei mir, wie die anderen schon geschrieben haben, unterschiedlich.

Einerseits hat mir RoHS schon mehrere Aufträge beschert, weil Bauteile abgekündigt wurden und deswegen Leiterplatten teilweise oder ganz neu entwickelt werden mussten.

Andererseits muss ich für meine Neuentwicklungen aufpassen, dass ich keine Teile verwende, die demnächst nicht mehr erhältlich sind. Leider reicht es nicht, sich nach den Katalogen der großen Distributoren zu richten, da dort noch Bauteile gelistet sind, die von der Herstellern im Zuge der RoHS-Umstellung abgekündigt worden sind. Man muss wirklich für jedes Bauteil die Verfügbarkeit erfragen. Meistens ist auch eine RoHS-konforme Variante verfügbar, die sich vom alten Teil durch eine leicht andere Bezeichnung unterscheidet (wichtig für die Stückliste). Manchmal leider auch nicht. So scheint sich Philips von sämtlichen seiner HV-Dioden (2kV, trr

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Alexander Doerr

Hallo,

getauscht werden können.

welche Kontroller sind das denn?

Gruß, Harald

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Harald Horn

Harald Horn schrieb:

Zum Beispiel der ATMEGA 103

ci

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Carsten Ihlo

Temperatursicherungen machen teilweise Probleme... Servus, Dietrich

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Dietrich Schaffer

Theoretisch / nach den Vorschriften - dürfen alte Geräte (=nicht konforme Geräte) mit alten (= nicht konformen) Bauteilen ("Komponenten") repariert werden bis zum Sanktnimmerleinstag.

Wenn solche denn verfügbar sind natürlich.

Oder mit konformen.

So habe ich das jedenfalls aus den Vorschriften rausgelesen.

MfG Glaser

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Franz Glaser (KN)

Danke für dieses posting! Hoffentlich betrifft RoHS doch die Massenware mehr als die gewerblichen Produkte "in der Halle", aber wenn es keine anderen Bauteile mehr gibt, dann muß alles um- und neuentwickelt werden.

Ich bin gespannt, wie schwergewichtig in diesem Punkt die EU tatsächlich ist.

MfG Glaser

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Franz Glaser (KN)

Hallo Franz,

Leider nicht. Distis wie Mouser vertreiben in der Hauptsache Bauteile, Module und Geraete fuer industriellen Gebrauch. RoHS muessen sie teils mittragen, doch bei WEEE und dergleichen hoert der Spass auf. Liess mal Punkt 7a, da koennte manchem europaeischen Kleinunternehmer eine Gaensehaut kommen:

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Hoffentlich nicht zu sehr. Ich bin voll fuer Umweltschutz, aber es muss auf faktischer Basis laufen und nicht ueber Lobbyismus. Die paar Platinen, die im Muell landen, sind nichts gegen die abertausend Autobatterien, die 'irgendwie aus dem Kreislauf verschwinden'. Doch da ja die Grossindustrie in Bruessel ... den Rest kannst Du Dir denken.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Franz,

Daher gilt fuer Kleinunternehmer: Vorbeugen durch Horten. Auf dieser Seite schon erledigt. Loetzinn, Bauteile, die wahrscheinlich bald obsolet werden oder es schon sind, usw. Und prompt kam, was kommen musste. Eine Firma bat mich instaendig, ihnen doch ein paar Bauteile abzugeben. Habe ich dann auch gemacht, aber einige davon behalten.

So es sie denn gibt. Etliche Produkte werden wohl ganz verschwinden. Kann man auch verstehen. Der Hersteller sieht sich an, wo die Sache auf der Sales Kurve sitzt und wenn das weit unten auf der "Lee Seite" ist, dann hagelt es die Abkuendigung.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Es geht mir mit dem thread darum, daß möglichst viele Entwickler was "Gscheits" dazu schreiben, bevor der 1.Juli kommt und dann das böse Erwachen. Wo sonst als hier?

Ich habe jetzt 1+ Jahr drauf gewartet, in der dse war kurz ein thread aber nicht ergiebig.

Ich habe aufgehört mit Entwickeln, drum ist mir die Wichtigmacherei etwas peinlich. Noch dazu wo mir das §§-Zeuch eh so gegen den Bürsten- strich geht.

Katastrophe für manche Geräte, die Wartung brauchen :-(

Manchmal ist das nicht bloß ein Gerätchen, da stehen ganze Betriebe tagelang still. Mir ist das einmal mit Wägezellen passiert, einer Sonderanfertigung, die der Maschinenbauer unbedingt so haben wollte: durch Schweißen sind 3 kaputt gegangen und beim Einbau sind die 3 Ersatzstücke auch ruiniert worden, Hammerschlag.

MfG Glaser

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Franz Glaser (KN)

Hallo Franz,

Genau. Ein Line Stop, bloss weil der In-Circuit Tester defekt ist, kann tausende pro Tag kosten. Deshalb gilt es, die Dinger mit feinem Kamm durchzugehen und alles, was auch nur im entferntesten abkuendigungs-suspekt aussieht, zu besorgen und auf Lager zu legen.

Mich wundert es ziemlich, dass in der EU-Presse noch so wenig von "RoHS und WEEE Contingency Plans" der Firmen die Rede ist. Es kann doch nicht sein, dass sie alle bloss den Knall abwarten oder sich die Ohren zuhalten.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Ach die Presse, die ist vollgestopft mit Studienabbrechern, die haben eh keine Ahnung von Gefahren und berichten von gesellschaftlichen Ereignissen, die was hermachen.

Die Ingenieure sind blockiert von den Juristen wie der Hase wenns blitzt. Die sehen schon lang nur mehr eine Gefahr: den Kadi. Was früher mal das Grundlagenwissen gewesen ist, das ist heute das Wissen um die Vorschrif- ten. Beispiel: vor 30 Jahren galten Kurvenblätter über die optimale Leiterbahnbreite oder den Abstand für diese und jene Spannung (Gleich- Wechsel, Pulse, Luftdruck...); heute gibt es dafür Vorschriften. Wennst die nicht einhältst, dann stehst vorm Kadi. Das zählt.

Sie ducken sich vor den Göttern in schwarz und rot und inzwischen sickern die asiatischen Produkte ins Land wie das Elbwasser durch die Dämme.

MfG

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Franz Glaser (KN)

Der ATMEAG 103 ist schon Jahre vor RoHS abgekuendigt worden. Das Problem kann man also wohl nicht RoHS anlasten...

Klaus

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Klaus Bahner

"Franz Glaser (KN)" schrieb:

Vor allem die Haltbarkeit von bleifreien loten ist ein Problem und es gib auch so gut wie keine Langzeiterfahrung. So weiß ich von einem Bekannten, der bei einer Bestückungsfirma arbeitet, das für den KFZ-Bereich immer noch bleihaltige Lote bevorzugt werden.

Ich selber habe mal testweise was für eine Abluftanlage mit leicht chemisch aktiver Umgebung mit bleifreiem Lot gelötet. Das hatte sich nach 3 Monaten fast völlig aufgelößt bzw. war richtig bröselig.

Auch die Lötbarkeit macht in gewissen Bereichen starke Probleme. Gerade bei Themoelementen aber auch im Service mal gerade schnell ein Kabel verzinnen geht nicht gerade einfach.

Gruß Jürgen

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Juergen Klein

Ich glaube du siehst das zu schwarz. WEEE wird ein Problem fuer Kleinunternehmer (insbesondere wenn so gehandhabt wie in Deutschland, EAR etc), aber RoHS sehe ich nicht so als das grosse Problem an sich. Bauteile sind auch schon vor RoHS abgekuendigt worden. Klar benutzen nun einige Hersteller die Gelegenheit mit der RoHS Entschuldigung sich von unrentablen Produkten zu entledigen, ohne sich ein negatives Image bei den Kunden einzuhandeln, aber das ist doch trotzdem nichts wirklich neues. Es sind schon immer Bauteile im unpassendsten Moment oder ohne wirklichen Ersatz abgekuendigt worden. Oder was mit all den Faellen wo irgendein Halbleiterhersteller pleite gegangen, aufgekauft oder eine "Strategic alliance" eingegangen ist, mit der Folge, dass ploetzlich ganze Produktlinien verschwunden sind...

Klaus

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Klaus Bahner

Da sehe ich einen schwierigen, gegenseitigen Rückkopplungseffekt:

Manche Endprodukte werden aus Kostengründen ins Ausland verlagert (AEG-Waschmaschinen ppt) und die Zulieferer verlieren damit einen Großabnehmer für einen bestimmten Schalter. Der muß dann eingestellt werden. Mit der Verlagerung wird schließlich auf neue Maschinen um- gestellt.

Und das know-how geht auch flöten.

MfG

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Franz Glaser (KN)

Ist da kein Silber drin?

MfG

Reply to
Franz Glaser (KN)

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