Rückrufaktionen

"TOPMELDUNG 1 =96 Immer mehr Auto-R=FCckrufe: Immer h=E4ufiger m=FCssen Hersteller Autos zur=FCckrufen, um Fehler zu beheben. In Deutschland musste in den vergangenen f=FCnf Jahren Renault die meisten R=FCckrufaktionen starten =96 insgesamt 45. Rund 372 000 Halter wurden angeschrieben. Dies geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Gr=FCnen-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung hervor, wie die =84Rheinische Post=93 berichtet. Bei seinen Angaben st=FCtzt sich das Ministerium auf Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes. Die meisten Fahrzeuge lie=DF Opel mit rund 407 000 in den vergangenen f=FCnf Jahren zur=FCckrufen."

Aus der heutigen Onlineausgabe der Bild

Frage:

Wie kommt es trotz unseren zertifizierten Lieferanten und den Herkulesaufgaben stemmenden Q-Ingenieuren zu immer mehr R=FCckrufen?

sind wir

a) empfindlicher geworden?

b) stellt sich heraus dass es "geregelte" Abl=E4ufe in der echten Welt nicht gibt und letztlich das Chaos regiert?

c) stellt sich heraus dass standardistierte Abl=E4ufe zu Leichtsinnsfehleren verleiten?

haben wir eine Kombination aus alldem, kommt noch was anderes dazu?

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Erwi
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Das Ziel von QS Systemen nach Din/ISO 900x besteht nicht darin, eine möglichst gute Qualität zu liefern, sondern eine gleichbleibende Qualität.

Ich würde außerdem davon ausgehen, dass die Ursache für Rückrufaktionen in der Regel Konstruktionsfehler sind und keine Produktionsfehler.

Hersteller sind außerdem aus haftungsrechtlichen Gründen gehalten, rechtzeitig Rückrufaktionen zu starten. Das kommt vermutlich billiger, als eine Klagewelle wegen Personenschäden aufgrund fehlerhafter Produkte.

Gruß

Stefan

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Stefan Brröring

Eben, das w=FCrde bedeuten immer R=FCckrufaktion oder nie...

Autsch, dann haben wir wohl den Proze=DF Entwicklung nicht im Griff

Scherz beiseite: aus meienr Erfahrung heraus sind neun von 10 ernsten Qualit=E4tsproblemen auf instabile Prozesse und nicht gemeldete Ver=E4nderungen im Prozess zur=FCckzuf=FChren...

Da die Prozesse meist offiziell nur unzureichend dokumentiert sind tut sich der Qualit=E4ter meist schwer damit ein Problem auch nur richtig zu beschreiben....

Beispiel:

Ein Elastomerteil, weichmacherhaltig soll mit einem Gleitlack appliziert werden, der Weichmacheranteil ist dan der Grenze zum Ausschwitzen. Standardprozess des Beschichters:

Waschen bei 95=B0C 15 Minuten, Plasmabehandlung nach einem Standardprozess, beschichten

Pl=F6tzlich platzt der Lack beim =FCberdehnen ab...

Gescholtene Entwicklung hier nachdem sie involviert hat brauchte 8 Stunden um den Prozess zu durchleuchten und zu stabilisieren

QS brauchte 4 Audits um festszustellen, dass der Prozess nei stabil beherrscht werden kann...

L=F6sung werde ich hier nicht publizieren

Also fr=FCher und wir sind empfindlicher geworden und rufen Dinge zur=FCck die man vor 20 Jahren noch nicht zur=FCckgerufen h=E4tten...

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Erwi

Rückrufe bringen Autos in die Werkstätten und damit Kunden und damit Geld. Was glaubst Du, warum die kostenlos Deine Winterreifen lagern?

Carsten

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Carsten Thumulla

Klingt plausibel.

Ich hatte jetzt mehr so an Dinge wie zu kleine Bremspedale beim PKW gedacht.

Oder z.B. bei meinem alten W201 die Türfangbänder. Die sind vor ca. 15 Jahren alle nacheinander festgerostet. Ich hab die dann jeweils gegen neue ausgetauscht. Die neuen hatten eine simple Kunststoffkappe die wohl verhindert, dass Wasser direkt auf das Gelenk tropft. Seitdem gabs keine Probleme mehr.

Gruß

Stefan

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Stefan Brröring

Also nur mal so zum Verst=E4ndnis:

Opel ruft Autos zur=FCck wegen gefakter Qualit=E4tsm=E4ngel um den Vertragswerkst=E4tten eine Sonderkonjunktur zu verschaffen und ruiniert dabei seinen Ruf...

irgendwie scheine ich nichts von Marketing begreifen zu k=F6nnen...

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Erwi

Noch eine Option, laut einem guten Freund und Autohausbesitzer:

Früher wurden die kleineren Rückruf-Reparaturen stillschweigend beim regulären Service erledigt, heute ist man nach gesetzlichen Vorschriften verpflichtet, das ganze öffentlich breitzutreten.

Ich hatte aber nie die Zeit und Lust, diese Aussage auf Korrektheit zu prüfen.

HC

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Hans-Christian Grosz
*Hans-Christian Grosz* wrote on Wed, 10-08-04 18:12:

Ja, ich erinnere mich, solche Sachen gab es. Das Problem war halt bei sicherheitskritischen Problemen, also dem geringeren Teil, daß etliche Besitzer bei den Vertragswerkstätten außen vor bleiben.

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Axel Berger

Bei Sicherheitsrelevanten M=E4ngeln wurde sofort zur=FCckgerufen, es gab und gibt aber auch R=FCckrufaktionen bei denen Teile mit eingeschr=E4nkter Performance getauscht werden

Etwa wenn auf Pr=FCfst=E4nden auff=E4llt, dass die Gasfeder am Kofferraum statt 2 Mio Zyklen nur 500000 Zyklen h=E4lt...

Sowas erledigt niemand per Anschreiben der Kunden!

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Erwi

Ich habe mal gehört, dass Qualität überhaupt nichts anderes sei, als dass ein Produkt genau das erbringt, was es erbringen soll. Also ein Blinkerhebel, der dafür geplant ist, nach 100 Benutzungen abzubrechen ist genau dann qualitativ hochwertig, wenn er nach 100 Benutzungen abbricht. Wenn er erst nach 1000 Benutzungen abbricht, hat irgendwer geschlampt.

Langlebige Produkte bauen kann jeder, das ist einfach. Nur sind sie dann meist (zu) teuer.

Dementsprechend ist ISO 900X durchaus dafür da, Qualität zu sichern. Aber nicht Langlebigkeit der Produkte, denn die ist was anderes.

IMO ist die Sache noch schlimmer, wenn jemand nachweisen kann, dass dem Hersteller der Mangel bekannt ist. Dann wird aus einer Panne schnell eine Fahrlässigkeit, also schnell mal strafbar.

CU Rollo

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Roland Damm

Auch das nicht. Es rein um die Nachvollziehbarkeit. Wenn da irgendwo im Pflichtenheft steht, dass das Teil irgendwo zwischen der 1. und der

10.000sten Benutzung kaputt gehen soll, dann will man ganz einfach wissen, wer für diese Definition verantwortlich ist. So gesehen kann man jeden beliebigen Qualitätsmurks produzieren. Mit Brief und Siegel.

Das ist die landläufige Meinung. DIN/ISO 900x geht es NUR um die Nachvollziehbarkeit und hat somit mit der landläufigen Meinung von Qualität überhaupt nichts zu tun.

Was du hier beschreibst, ist das Optimierungs-Können der Ingenieure.

Wie gesagt - es geht um Nachvollziehbarkeit. Nicht um Qualität im landläufigen Sinne.

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Christoph Müller

Stefan Brröring schrieb:

Eigentlich besteht eines der Ziele darin, die Einhaltung der Produktmerkmale anhand einer mit dem Lieferanten vereinbarten Spezifikation zu überwachen. Wenn der Lieferant seine Qualität kontinuierlich steigern würde und die vom Kunden abgenommenen Prozesse einhält, stört das niemanden.

Jein, ist vielleicht eine Frage der Sichtweise. Im Prinzip wird bei einer Konstruktion auch immer berücksichtigt, was die Produktion kann und was beherrschbar wäre.

Wenn mit dem neuen Teil ein Prozess eingeführt wird, der nicht wirklich zu einem problemfreien Produkt führt - war es dann die Konstruktion oder der Prozess? Das meine ich mit Jein.

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Tom Schneider

Das passiert heute auch noch. Wenn ich mich zur Inspektion bei meinem Freundlichen melde, ruft das System sämtliche 'updates' und möglichen Problembauteile ab, vergleicht die mit dem Stand meines Fahrzeuges und der Mechaniker bekommt das als Zusatzaufgaben auf den Zettel ...

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Tom Schneider

Sch=F6n, und was ist Ziel der Nachvollziehbarkeit? Im Prinzip soll ein Teil wie das andere sein! Ist das nicht der Fall sollte man anhand der Dokumentation feststellen k=F6nnen wo was schief gelaufen ist!

Problem bei der ISo TS 16949 etwa ist:

Ich lege mir ja faktisch selber fest was ich wie zu dokumentieren habe...

Da kommt es dann schon vor dass schwachsinn dokumentiert wird damit irgendwas dokumentiert ist

Soweit ich mich erinnere ist in der 9000 auch die Installation eines KVP verlangt!

Nein, wenn die Forderung ist nach 100 Bet=E4tigungen abzubrechen dann sind 95 oder 105 vielleicht noch akzeptabel, aber bei 1000 hat jemand gemurkst...

Bei R=FCckrufaktionen schon...

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Erwi

Christoph Müller schrieb:

FACK. Solche QM-Systeme definieren (fixieren) z.B. wo und wie Dokumentiert wird, wie Abteilungsübergreifende Kommunikationen stattfinden (Sachbearbeitung, Produktion, Prüfng, Versandt...), z.B. ob etwas machbar ist, wie der "Stand der Dinge" ist, "Wo" sich etwas befindet (Produkt, Dokumente),....

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Bodo Mysliwietz

Den Status Quo eines Auftrags immer zu kennen!

Dann würden QM-Systeme nur in Serienproduzierenden Unternehmen eingesetzt werden können.

Im groben. Neben dem oben erwähnten Status Quo eines Auftrages dient ein QM-System i.d.R. auch der Unternehmensdefinition und als Werkzeug zur organisatorischen, ökonomischen (teils ökologischen) und oft (nicht immer) auch der parametrischen Verbesserung eines Produkt.

In Deinem Beispiel der "Teilegleichheit" verweißt eine QM-System nur auf Spezifikationsdokumente. Die Darin zu findenden Toleranzen gibt jedoch kein QM-Auditor vor, die gibt das produzierende Unternehmen vor. Genauso z.B. Prüfintervalle und Ausschussraten.

Definierst Du z.B. eine Bemusterung alle 10tsd produzierenden Einheiten, kannst Du mithilfe des QM lediglich eingrenzen innerhalb welchen Produktionszeitraums etwas aus dem Lot gelaufen ist.

Je nach QM-System und Definition der Unternehmensziele kann Dir das QM-System nun hilfreich sein in dem man statistische Daten sammelt und auswertet. In Deinem Bsp. könnte es z.B. zur Folge haben das das Bemusterungsinterval z.B. deutlich reduziert wird um z.B. Maschinenverschleiß zu erkennen und Wartungsintervalle zu verkürzen, Mitarbeiter (wiederkehrend) zu schulen, den technischen proßzeß zu ändern oder den Lieferanten zu wechseln/stärker zu prüfen/die Spezifikationen zu ändern.

und dier Fokus ist auf _FESTLEGEN_ und kein Wildwuchs bei dem jeder macht was, wann und wie er will.

Was bedeuted das Mitarbeiter nicht vernünftig geschult sind und den Sinn eines (organisatorischem) QM-System nicht verstanden haben oder verstehen wollen.

Ein QM-System ist auch nicht 100% starr. ImGegenteil, es muß dynamisch sein das es auch dazu dient Schwachpunkte aufzudecken und einzugeifen. Wenn es offensichtlich Nonsens ist bestimmte Dinge zu dokumentieren zeigt das doch eher das organisatorische Prozeße im QM-Handbuch nicht vernünftig abgebildet bzw. angepasst sind.

Oder die Kommunikation, somit das QM-System, hat versagt. Letzteres ist der Fall wenn sowas häufig vorkommt.

Gerade bei Rückrufaktionen geht es um Nachvollziehbarkeit!

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Bodo Mysliwietz

Lol ...und vorallem zahlt in der Regel der Kunde bei einer Rückrufaktion nichts. Rückrufaktionen kosten immer viel mehr als das vermeiden solcher zuvor.

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Bodo Mysliwietz

Am 06.08.2010 15:20, schrieb Bodo Mysliwietz:

Dann bist Du ein schlechter Geschäftsmann. Ein Kunde im Geschaäft zeigt anderen, daß Du begehrt bist. Ein Kunde im Geschäft ist eine Chance, etwas zu verkaufen. Ein Kunde im Geschäft ist die Möglichkeit, Werbung anzubringen. Die Hersteller zahlen, die Werkstätten profitieren!

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Carsten

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Carsten Thumulla

Qualität im landläufigen Sinne jedenfalls nicht. Ziel ist es vor allem, die Leute austauschbar und Arbeitsvorgänge mitsamt deren Fehler nachweisbar zu machen.

Nein. Man kann beliebig große Toleranzfelder angeben. Sie dürfen auch so groß sein, dass die Produkte ihren Zweck nur in den seltensten Fällen erfüllen können. Das wäre nach DIN/ISO 900x noch immer "Top-Qualität", solange alle Arbeitsschritte usw. sauber dokumentiert und nachvollziehbar sind.

Man braucht die Bandbreiten nur groß genug zu definieren und schon hat man echten Qualitätsmurks. Stelle dir vor, du wärst ein Produzent von Hämmern. Du bist zertifiert. Dann kannst du in deine Blätter reinschreiben: "Der Hammer xy darf ein Gewicht von 5 Gramm mit 25 kg haben" Dann kannst du nehmen, was grad' irgendwo in der Werkstatt rumliegt und zwishcne 5 Gramm und 25 kg wiegt. Wapperl drauf. Fertig. Top-Qualität lt. DIN/ISO 900x. Ist ja alles sauber dokumentiert und nachvollziehbar. Braucht sich niemand zu beklagen, wenn er Putzeimer mit Putzlappen der Waschfrau als Hammer erstanden hat. Ist ja alles bestens nachvollziehbar.

Klar. Dann kommt leicht Qualitätsmurks raus, der mit dem landläufigen Qualitätsbegriff rein garnichts mehr zu tun hat.

Immer das gleiche Kreuz mit dem Aküfi.

Vorausgesetzt, so steht's in den Qualitätsblättern. Qualität im landläufigen Sinne geht davon aus, dass ein Blinkerhebel ein Fahrzeugleben lang hält und zudem ein gutes Schaltgefühl vermittelt.

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Christoph Müller

Carsten Thumulla schrieb:

Die Hersteller zahlen aber zum Teil sehr viel. Vernünftige QM-bewußte lernen und akzeptieren sehr schnell das das sparen am Anfang - im Produktionsprozeß - am Ende bei der Schadensbehebung oftmals um mehrere Größenordnungen übertroffen wird.

Ich zitiere auch mal aus dem von Dir verlinkten Beitrag: "Wir müssen aufhören, Mängel am Ende des Produktionsprozesses zu beseitigen. Stattdessen darf es gar keine Mängel geben."

Bezogen auf die im OP erwähnte Automobilindustrie bringst Du als Händler auch nicht gerade mehr einen weiteren PKW an den Mann wenn Du gerade mal vor 1 bis 5 Jahren den schadhaften verkauft hast. Zmindest nicht bei Ott-Normalverbraucher mit kargem Sparbuch. Einen neuen Satz Fußmatten wirst Du so auch nicht verkaufen können - evtl. darfst Du ihn aber einem entrüstetem Kunden als Trostpflaster beilegen und hoffen das er in ein paar Jahren nochmal als Käufer wieder kommt.

Als Kunde kenne ich z.B. die Situation: Ein schlecht entwickeltes Teil hat in der Produktion vermutlich nur wenige Euro Kosten vermieden. Als der kapitale Motorschaden dann nach fast 6 Jahren kam waren es tausende. Das ganze war ein bekanntes Serienproblem (jedoch keine offizielle Rü-Aktion). Wo hat der Hersteller/Händler jetzt die Möglichkeit bei mir Werbung zu platzieren? Hätte er mich mit Gewalt aus der Reparaturannahme in die Ausstellungsräume zerren sollen? Wo lag der Vorteil des Herstellers wenn er für tausende Euro Ersatzteile herankarren muß und ein Großteil der Arbeitskosten (im Vergleich zum normalem Arbeitsstundenpreis) auf dem Händler sitzen bleiben? Welchen Vorteil hatte der Händler der eigentlich Wochen später eine reguläre Inspektion hätte abrechnen können und nun ein Großteil selbiger im Kulanz unterging?

Es gibt schöne Grundsätze im QM-Wesen wie: "Qualität ist wenn der Kunde zurück kommt, nicht das Produkt"

Wenn das, was Du oben schreibst funktionieren und sich rechnen soll, wäre ich für ein konkretes Beispiel dankbar. (Sowas wie innerhalb von 2 Minuten direkt an der Ladentheke das Frontcover eines 2 Jahre alten Handys austauschen zähle ich nicht dazu)

Reply to
Bodo Mysliwietz

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