Richtwerte Anzugsmoment von Hand (ohne Drehmomentschlüssel)

Ein 17er-Schlüssel hat einen Hebelweg von etwa 0,12m, und durch Hebeversuche (Wieviel wiegt eine Bierkiste? *G*) oder mit der Badezimmerwage kommt man auf eine durchschnittliche Kraft von 80N, mit viel Aufwand vielleicht 150-200N.

M = F * s, durchschnittlich also ca. 10 Nm, bei hoher Anstrengung 30 Nm.

HC

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Hans-Christian Grosz
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Hallo NG,

Hintergrund: Auf einem Rütteltisch wird eine Platte aufgespannt, auf der ein Reifen gepreßt wird. Der Reifen soll quasi dynamisch ausgelenkt werden (Reifensteifigkeitsuntersuchung).

Nun zum eigentlichen. Ich will die Platte mit dem Rütteltisch mittels Schrauben verspannen und dann die eigentliche Kraft über die Reibpaarung Tisch - Platte übertragen. Also daß die Schrauben nicht auf Scherrung sondern nur Auf Zug belastet werden. Nun kann ich ja berechnen, welches Anzugsmoment ich für die Schrauben zum Erreichen der Vorspannkraft benötige. Die Platte soll aber des öfteren gewechselt werden und ich bin mir recht sicher, dass dazu nicht immer ein Drehmomentschlüssel verwendet wird.

Gibt es für das Anziehen von Hand Richtwerte für die erreichbaren Anzugsmomente? Damit könnte ich ja zum Bsp. festlegen, dass die Schraube mit einem Handelsüblichen gekröpften Ringschlüssel der bekannten Länge X >handfest< angezogen werden soll.

Schöne Ostern,

Michael Roth

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Michael Roth

Michael Roth verlautbarte zum Themenkomplex Richtwerte Anzugsmoment von Hand (ohne Drehmomentschlüssel):

Das Ergebnis dürfte gewaltig auf die Hand ankommen.

Michael Kauffmann

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Michael Kauffmann

Hallo Michael,

"Michael Roth" writes:

Schrauben sollte man übrigens *immer* (von der Befestigung des Badezimmerschranks vielleicht abgesehen) so auslegen, dass sie auf Zug und nicht auf Scherung belastet werden. Für einen Rütteltisch --und damit wechselnder Belastung der Schrauben-- gilt das ganz besonders. Es gab da mal von Textron ein kleines Heft mit dem Titel "Einführung in die neuzeitliche Schraubenberechnung". Das hat das ganz brauchbar dargestellt, wenn mal kein Buch über Maschinenelemente zur Hand war. Ich weiß allerdings nicht, ob es das noch gibt.

Gruß

Manuel

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Manuel Graune

das würde ich mir gern von dir erklären lassen, denn das habe ich noch nie gehört oder schnell vergessen, da es in praxi im Bauingenieurwesen Milliarden von auf Abscheren beanspruchten Schraubverbindungen allein in Deutschland geben müsste.

Georg

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Georg Matejko

Georg Matejko schrieb:

Ich will in unser aller Interesse schwer hoffen, dass das nicht wahr ist.

Schrauben sind kraftschluessige und keine formschluessige Verbindungen. Natuerlich kann eine Schraubverbindung auch Querkraefte uebertragen; die Schraube allerdings wird dabei nicht auf Scheren beansprucht. So sie richtig ausgelegt wurde.

Google mal nach "Schraubenvademecum", da steht IMHO alles Wissenswerte ueber Schraubenverbindungen drin.

MfG

Stephan

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Stephan Lange

Stephan Lange schrieb:

Also mir wurde beigebracht das eine Schraube eine Formschlüssige verbindung ist.

Da muss man aber nicht nur die Schraube richtig auslegen und anziehen, sondern auch die Oberflächenbeschaffenheit der zu verschraubenden Materialien sicherstellen. Sofern ich hinundwieder in die Gelegenheit komme einen Nachweis zu einer Schraubverbindung einzusehen (meistens bekomm ich nur die Werkstattzeichnung) ist nirgends die Rede von der Reibung, nur vom Schraubenquerschnitt und der Blechdicke undso.

Da kann ich überall ein Buch kaufen.

Insgesammt besteht natürlich kein Zweifel daran das man eine auf Scherung beanspruchte Schraubverbindung auch auf Kraftschluss auslegen kann, wird je nach Anforderung sicherlich auch gemacht, aber IMHO nicht meistens.

bye uwe

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Uwe 'hammernocker' Roßberg

"Uwe 'hammernocker' Roßberg" schrieb

Bitte, was? Also, bei uns in der Elektroecke gilt eine Schraubverbindung IMMER als kraftschlüssig. Die beiden Gewinde verspannen sich miteinander (laienhaft ausgedrückt) und sorgen so für eine kraftschlüssige Verbindung durch Reibung. Beispiel: Anbau eines Mannlockdeckels an einem Kessel. Die Löcher in dem Mannlochdeckel sind größer als die Schraubendurchmesser. Jetzt wird z.B. der Deckel durch ein Hebezeug vor den Kessel gebracht, die Schrauben durch die Löcher gesteckt und angezogen. Im Idealfall liegt der Deckel exakt vor dem Flansch, so dass die Schrauben die Löcher radial nicht berühren. Absolut keine Formschlüssigkeit erkennbar.

MfG Gerd

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Gerd Kohl

Stephan Lange schrieb:

Ich besitze leider das "Schraubenvadecum" nicht, kann mir aber nicht vorstellen das dort so etwas explizit drinsteht. Ohne Querkraftübertragung und damit Scherbeanspruchung von Schrauben würde der gesamte Stahlbau, vom Geländerpfosten über Kräne bis zu Hochhäusern, nicht existieren. Auch vorgespannte Schrauben übertragen Querkräfte sofern die Reibflächen nicht entsprechend bearbeitet werden. Im Stahlbau gibt es rohe Schrauben, Lochspiel < 2.0 mm,

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Jürgen Brandt

ich finde leider auf die Schnelle kein "schönes" Zitat. Deshalb einfach mal aus dem Dubbel¹(G47): "Es ist auf jeden Fall anzustreben, dass die häufig aufretenden Betriebslasten quer zur Schraubenachse reibschlüssig übertragen werden -- Zur Übertragung von selten auftretenden hohen Sonderlasten lönnen eventuell zusätzliche Formschlusselemente (Stifte) eingesetzt werden."

Ich habe auch in keinem der mir gerade vorliegenden Bücher eine Berechnungsvorschrift für eine formschlüssige "Nutzung" (vielleicht ist "Missbrauch" passender) von Schrauben gefunden. Ganz abgesehen davon, dass Festigkeitsklassen von Schrauben die zulässigen Zugbelastungen angeben. Von Scherung ist da nichts zu finden.

Gruß

Manuel

¹19. Auflage
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Manuel Graune

In meinem Skript "Konstruktionslehre" der TU Wien steht die Schraube als form- oder kraftschlüssig, und obwohl nicht explizit auf eine Variante eingegangen wird, deutet die Auslegung der Schraube bezüglich Lochleibung im Blech und Scherbeanspruchung der Schraube darauf hin, dass Formschlüssigkeit durchaus gängig ist. Die verschiedenen Kapitel zu form- und kraftschüssiger Verbindungsauslegung sind in dem Skript gleichwertig behandelt.

HC

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Hans-Christian Grosz

Manuel Graune schrieb:

Einen Abriss über Schraubenverbindungen, im Stahlbau ab M12, findest Du z.B. dort:

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=> Schriftenverzeichnis

=> Merkblätter

=> Seite 3

=> MB322

Jürgen

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Jürgen Brandt

Das ist ein Trugschluß. Querkraftübertragung ist nicht automatisch Scherbeanspruchung.

Wenn ich zwei Streben mit 10-mm-Bohrungen mit einem M-9-Bolzen fest verschraube, dann wird die Querkraft über die Reibung der Streben aufeinander übertragen -> die Schraube sieht die Querkraft nicht, sie sieht nur ihre Vorspannkraft (=Zugbelastung), mit der sie die Oberflächen der Streben so aufeinanderpreßt, daß die Reibung zwischen ihnen höher ist als die Querkraft. Die Verbindung ist kraftschlüssig, denn die Querkraft wird übertragen, ohne daß dass Gewinde an den Bohrungen an- und damit Formschluß vorliegt. Theoretisch täte es auch eine M-2,5-Schraube mit großen Scheiben, wenn sie die Vorspannkraft aufbrächte.

Eine Scherbelastung der Schraube selbst würde voraussetzen, daß die Querkräfte über Bohrung und Gewinde teilweise oder vollständig direkt seitlich auf die Schraube wirken, also das Gewinde plattdrücken. Dazu kann die Vorspannkraft Null sein oder die Verschraubung gar Spiel haben. So geht man mit Schrauben aber nicht um.

vG

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Volker Gringmuth

Hallo Georg,

"Georg Matejko" schrieb im Newsbeitrag news:c587nh$2oqs2s$ snipped-for-privacy@ID-147719.news.uni-berlin.de...

Befestigung des

dass sie auf Zug

habe ich noch

Bauingenieurwesen

Schraubverbindungen

Auch mir fällt nun der Unterkiefer auf die Brust. Jede Schraube im Stahlbau hat doch unter Schnittgrößen zu leiden. Und Querkraft ist doch noch eine - oder hat das jemand per Umweltverordnung abgeschafft? Mir scheint hier eine weit verbreitete Schwäche zutage zutreten: Wie auch im Normenwerk DIN sind Formulierungen in anerkannten Regeln der Technik oft unverbindlich.

Aber vielleicht gelten bei Uhrmachern andere Regeln?

Freundliche Grüße,

Alfred Flaßhaar

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Alfred Flaßhaar

Volker Gringmuth schrieb:

Gilt dieses z.B. auch für verzinkte oder "absolut ebene" Oberflächen? Wie groß ist dort der Reibbeiwert? Wie ich schon früher erwähnt habe sind zur Querkraftübertragung durch Reibung der Bauteile besonders bearbeitete Oberflächen erforderlich.

Schau Dir mal den Unterschied zwischen SL, SLV und GV Verbindungen oder SLP, SLVP und GVP Verbindungen an! (DIN 18800)

Wie Alfred Flaßhaar bereits geschrieben hat spreche ich nicht von Uhrmacherverbindungen sondern von Schrauben bis M36.

Jürgen

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Jürgen Brandt

Ich glaube, die Maschinenbauer hier wissen nicht, wie Schrauben im Bauwesen oft/überwiegend? verwendet werden.

Bei uns gibt´s selten eine Bohrung in Vollmaterial, sondern eher dünnwandige Bauteile im Stahlbau. Und Schrauben, deren Schaftlänge größer als die Gewindelänge ist. Und Muttern.

Frohe Ostern Georg

-- snipped-for-privacy@matejko.de

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Georg Matejko

Ich glaube, manche Maschinenbauer hier wissen nicht, wie Schrauben im Bauwesen oft/überwiegend? verwendet werden.

Bei uns gibt´s selten eine Bohrung in Vollmaterial, sondern eher dünnwandige Bauteile im Stahlbau. Und Schrauben, deren Schaftlänge größer als die Gewindelänge ist. Und Muttern.

Ferner: Ist es moralisch besser, die armen Gewindeflanken senkrecht zu ihrer Oberfläche zu pressen?

Lochleibungsdruck ist nichts Verwerfliches. ;)

Frohe Ostern Georg

-- snipped-for-privacy@matejko.de

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Georg Matejko

Jürgen Brandt schrieb:

Sehr interessant. Es ist offensichtlich richtig, dass im Stahlbau Schrauben nicht als Schrauben, sondern als Bolzen eingesetzt werden, die durch Gewinde und Mutter mehr oder weniger nur am Herausfallen gehindert werden.

Stephan

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Stephan Lange

Gerd Kohl schrieb:

Ist nicht der Schraubenkopf und die Mutter dicker als das Loch sodas die Beiden einfach auf Grund ihrer Form nicht hindurchpassen? Kraftschlüssig wäre doch wenn man den Mannlochdeckel mit Schraubzwingen anbringt (z.B. vorübergehend). Oder wenn man irgendwas mit einer Schelle befestigt.

Wenn du die Mutter mit einem Stift sicherst ist ja im Endeffekt der Ganze Kraftschluss (der ja nur das Sichern im Gewindegang ansich betrifft) hinüber. Mannlochdeckel ist sicherlich eine Besonderheit weil man ja Dichtungen anbringt, und damit eine nachvollziehbare Oberflächenbeschaffenheit erreicht.

Ich will auf was ganz anderes hinaus: Gegeben sind 2 Säulen zwischen die ein Stirnplattenträger eingehangen und verschraubt wird. Eine Tonne Last inklusive Träger, 2 Schrauben pro Platte . Welche Schraube kommt in frage? (im Prinzip reicht ja eine 6-er ;o)) Die einzige Kraft die hier ne Rolle spielt ist die, die die Schrauben abschert oder die Löcher ausnuddelt (wenn das Blech zu dünn ist).

Im Zweifelsfall hat der Zulieferer den Träger 2mm zu kurz gemacht, und ich mach halt ein Beilageblech rein damit es passt. Das Blech ist gefettet damit es nicht Rostet (Freut sich der Maler ;o)))

Also nix Kraftschluss.

Wenn ich mir so unsere beiden Erklärungen angucke würde ich sagen das es eine Betrachtungsfrage ist, entweder Klemmt die Schraube irgendwas fest, oder steckt die einfach drinnen. Insofern ist das mit dem Mannloch einsehbar, die Schrauben sollen das Ding ja wirklich primär zuklemmen damit es dicht wird.

bye uwe

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Uwe 'hammernocker' Roßberg

Manuel Graune schrieb:

Klar, sonst würde man die Schrauben ja nur Handfest anziehen ;o)) Erechnet wird die Reibung aber nicht, es wird einfach nur Festgebrummt. Siehe mein anders Posting mit dem Gefetteten Beilageblech.

Maximale Scherspannung ist maximale Zugspannung mal 0.8. Kannst du die Berechnungsvorschrift für die Kraftschlüssige Nutzung mal in Stichpunkten aufschreiben? Damit wie auch alle vom Selben Thema reden.

bye uwe

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Uwe 'hammernocker' Roßberg

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