Hallo.
Ich habe nun schon Wochen an einem alternativen Thermo-Solarkollektor (primär zur Heizungsunterstützung von Haushalten) herumgerechnet. Vielleicht interessiert's hier ja wen, in meinem Bekanntenkreis ist das zur Diskussion nötige Grundwissen dazu nicht ausgeprägt genug.
Hintergrund ist der, daß man von den marktüblichen, hochwertigen Vakuumröhrenkollektoren zwar anscheinend immerhin schonmal sagen kann, daß sie auch im Winter, sprich: während der Heizperiode funktionieren (was auf Flachkollektoren nur bedingt zutrifft), aber ein grösserer Wirkungsgrad bzw. eine bessere Flächenausnutzung wünschenswert wäre. Ein weiterer Punkt ist, daß die so verbaute Dachfläche im Sommer ziemlich nutzlos verbaut ist (wenn man annimmt, daß weit mehr Thermokollektorfläche verbaut ist, als für den sommerlichen Warmwasserbedarf nutzbar). Einer sommerlichen Nutzung der Wärme in Wärmekraftmaschinen steht entgegen, daß höher temperierte Wärme (>100°C) bzw. deren Transport nur schwer mit den Gegebenheiten von Wohnhäusern zu vereinbaren ist. Hochdruckrohre mit wahlweise enormer potentieller Dampfentwicklung oder mit ungesundem, brennbarem Inhalt weit über dem Flammpunkt beschwören ja bei flächendeckendem Ausbau nun doch irgendwie Feuerwehreinsätze usw. herbei.
Die "Idee" ist nun, einen Thermokollektor so zu gestalten, daß er im Winter besonders Flächeneffizient arbeitet, und zusätzlich ein wenig Strom liefert (meine Einschätzung geht in die Richtung, daß ein Quadratmeter etwa 1.5 m^2 Vakuumröhrenkollektor plus etwa
0.2 m^2 marktübliche PV-Zelle ersetzen könnte). Natürlich um irgendeinen Preis...Nun denn: Also das Sonnenlicht gelangt auf eine Glasplatte, in die einseitig ein Linsenarray eingeprägt ist (bspw. ein 1cm Quadratraster mit Schnitten aus 5cm Kugeln). Es entstehen dann ebensoviele Brennflecken, wie Linsen im Array vorhanden sind. Diese liegen (etwas idealisiert) allesamt in einer Ebene, und haben dort weiterhin genau den Rasterabstand des Linsenarrays, und zwar unabhängig vom Sonnenstand.
Das Sonnenlicht gelangt sodann durch eine in dieser Brennebene befindliche, metallische ("verspiegelte") Lochmaske, die natürlich durch 2D Parallelverschiebung dem Sonnenstand nachzuführen ist.
Und hinterher dann in wieder weitgehend unkonzentrieter Form auf einen Absorber, an den Aufgrund dieses Aufbaus keinerlei besondere Anforderungen zu stellen sind (sei er ideal schwarz).
So errechnen sich leicht recht hohe, theoretische Stagnations- temperaturen (bspw. grobe Richtung 450°C mit goldener Lochmaske mit 0.04 Lochanteil), was natürlich sehr direkt einen hohen Wirkungsgrad bei schwierigen Verhältnissen (geringe Einstrahlung, hohe Temperaturdifferenz zwischen Warmwasser und Umgebung) bewirkt. Zudem ist der optische Wirkungsgrad vergleichsweise hoch, da nur eine einzelne Normalglasplatte mit frei wählbarer Beschichtung im Lichtweg.
Einige Details, über die man nachdenken kann:
- Reicht einlinsige, sphärische Optik? Das hängt sicher mit dem gewünschten "Konzentraionsgrad" bzw. Lochanteil der Lochmaske zusammen, der allerdings in Ermangelung idealer Verspiegelung der Lochmaske ohnehin nicht sinnvoll sonderlich extrem gewählt gewählt werden kann. Fragen zum Einfallswinkel kann man sich zu diesem Thema auch ganz gut stellen. [2][3]
- Temperaturbedingte Längenausdehnung erschwert den Aufbau erheblich! Das Raster von Lochmaske und Linsenarray muss schliesslich über die gesamte Fläche genauer als einen Bohrdurchmesser passen.
- Selbst bei Nichtnachführung der Lochmaske absorbiert die Gesamtkonstruktion noch einen grossen Anteil der Einstrahlung, wovon etwa die Hälfte ins "Kühlwasser" geht. Somit ist das Problem hoher Stagnationstemperaturen (bei ausbleibender Kühlung) nicht vollständig gelöst [1]
- Stromerzeugung: Wahlweise Absorber=PV (teuer, problematisch, aber auch effizient, trotz Temperatur) oder eben Thermoelement (billiger, unproblematisch, weniger Effizient, kostet auch etwas thermischen Wirkungsgrad) [1]
- Wie (hinreichend präzise) die Linsen ins Glas prägen?
- Oberflächenmaterial der Lochmaske? Es soll im Bereich der Wärmestrahlung (ferneres IR) gut spiegeln, dauerhaft
- Gasfüllung? Vakuum wird mit so einem Aufbau nicht gehen, Konvektion ist schwer abzuschätzen.
- Wie sieht das Winterszenario überhaupt aus? Der niedrige Sonnenstand bewirkt ja neben schrägen Einfallswinkeln auch längere Wege durch die Atmosphäre [4]
- Wie schwer, dick, teuer darf so ein Kollektor auf dem Dach werden? Eigentlich nicht.
Ich jedenfalls bin jetzt erstmal an einem Punkt, wo ich nichts weiter machen kann. Basteln kann ich ein solches Ding nicht, noch genauer durchrechnen ist noch mehr theoretische Rechnerei an einer Sache, die man viel leichter ausprobiert (ausser jemand von euch hat vielleicht ein CAD, das mal die Konvektionsgeschichte rechnen könnte), und investieren kann ich sowieso überhaupt nix.
Gruss
Jan Bruns
Anhang:
[1] Berechnungsscript:Ich bin nicht völlig sicher, ob das Thermoelement korrekt beschrieben ist, da Datenblattangaben unklar, s. dazu die Diskussion
[2]Zugrundegelegtes Modell atmosphärischer Abschwächung:
AM(beta) = 1/cos(beta) // beta der Zenitwinkel der Sonne am Ort Flächenleistungsdichte(beta) = 1200*0.78^AM(beta) //in Watt pro m^2
[4]