Hat jemand eine Quelle, wo man sich vernünftig über die Zustände in
Japan informieren kann? Das ahnungslose Gestammel deutscher
Tageszeitungen sagt mir fast gar nichts.
Wieso bekommen die dort die Notkühlung nicht hin? Sie hatten ein immer
noch halbwegs funktionierendes Kühlsystem und mehrere Stunden Zeit, bis
die Batterien leer sind. Was ist das Problem, rechtzeitig per
Hubschrauber ein paar passende Stromaggregate abzusetzen und
anzuschließen? Bessere Voraussetzungen als in Japan für die ortsnahe
Verfügbarkeit von allem nötigen gibt es weltweit nicht.
Wünsche ich mir auch, hab aber auch keine vernünftigen Quellen gefunden.
Im TV sieht man ab und an "Experten" die aber schon deutlich mehr ins
Detail gehen als die normalen Journalisten. Da aber vermutlich auch
denen der Informationsfluss fehlt, ist das meiste wohl doch Spekulation
Ob man da einfach ein 400V Drehstromaggregat verwenden kann? Es ist ja
bisher völlig unbekannt, warum die die Notstromaggregate nicht zum
Laufen bekommen. Springen die wirklich nicht an oder gibts auf der
elektrischen Seite Probleme? Wollen vielleicht auch die Pumpen einfach
nicht oder gibts kaputte Ventile, Lecks in den Leitungen?
Aus den Infos der normalen Medien bekommt man das nicht raus.
Ich denke, die kämpfen mit vielen einzelnen Defekten und Problemen. Ich
drücke die Daumen, dass der Reaktor dicht bleibt.
Wie war das noch? Tschernobyl war so katastrophal, weil es eine
Knallgasexplosion gab, die die ganze Sauerei nach außen geschleudert
hat. Wann entsteht Knallgas? Wenn eine bestimmte Temperatur im Reaktor
überschritten wird?
Ist eine Kernschmelze wirklich fatal und führt zu einer Exposition von
Radioaktivität oder muss da noch mehr her. Kann dieser Reaktortyp bei
einer Kernschmelze dicht bleiben?
Die Stromversorgung wird das kleinere Problem sein. Der
Kühlmittelverlust muß Gründe haben. Pumpen und Rohre müssen in Ordnung
sein. Die Abfuhr der Wärme muß gewährleistet sein.
Carsten
Am Sat, 12 Mar 2011 07:06:00 +0100 schrieb Axel Berger:
http://www.youtube.com/watch?v=bMbwTZED2f4
Genauer: 0'47"
Ein direkter Link auf eine der Kameras, die auf die Anlage gerichtet sind,
würde schon viel weiter helfen. Andere Quellen sind wahrscheinlich zu sehr
auf Verharmlosung getrimmt oder sind zwar seriös, halten sich aber auf
Grund der schwachen Primärinformation zurück.
O.g. Video deutet für mich auf eine Explosion hin, die von der Wucht her
ähnlich der in Tschernobyl sein müsste. Kann natürlich sein, dass nur das
Reaktorgebäude mit Knallgas voll war und der Kern weiterhin ein, wenn auch
instabiles, Stück ist.
Jetzt bräuchte man einen Spreng-Ing, der ungefähr die Energiemenge
abschätzen kann. Ich denke, die Abluft-Schlote haben rund 150m Höhe, die
Geäude ungefähr 50m. Die 100m nach oben macht die Druckwelle in wenigen
Bildern (hat dafür einer ein Video-Tool zu zählen?). Also knapp 1000m/s
Austrittsgeschwindigkeit bei einer Fläche von 1000m². Wow! Auf mich macht
das den Eindruck eines mächtigen Rums. Habe aber davon keine Ahnung.
Oder ist das nur ein optischer Effekt, eine Reflektion der eigentlichen
Explosion? Macht für mich nicht den Eindruck.
Hallo,
On Sat, 12 Mar 2011 10:35:58 +0100, Carsten Thumulla wrote:
Ich sehe nur diese Meldung hier:
Dieses Video wurde entfernt, weil es gegen die YouTube-Richtlinie zu Spam,
Betrug und irreführender Werbung verstöÃt.
Das tut uns leid.
Das ist seltsam.
Frank
Am Sat, 12 Mar 2011 10:57:37 +0100 schrieb Frank Graf:
http://www.focus.de/panorama/videos/japan-explosion-im-kraftwerk-fukushima-daiichi_vid_23618.html
Ja, stammt offenbar von der gleichen Kamera. Auf Youtube werden offenbar
ständig vom Monitor abgefilmte Videos des Japanischen Fernsehens
hochgeladen und wg. Urheberrecht wieder gelöscht, die die gleiche
Kameraeinstellung zeigen.
Hier ein Screenshot davon:
http://www.mathias-boelckow.de/debx/bilder/fukushima1.png
Die Großaufnahme bei Focus scheint mir aber gegenüber der abgefilmten
Videos um ca. den Faktor 2 bis 3 verlangsamt.
Am Sat, 12 Mar 2011 10:35:58 +0100 schrieb Carsten Thumulla:
Gleicher Anlass, gleiche Überschrift, anderes Thema:
Lässt sich daraus, dass die Japanische Regierung jetzt die Kernschmelze
zugibt schließen, dass das erwartete Material und die personelle
Unterstützung an der Anlage eingetroffen ist?
Vermute mal, als Katatstrophenschutz-Verantwortlicher in Japan war oder ist
jetzt der Punkt, wo man einfach nur nach hause möchte...
Es kann durchaus sein, daß das Druckgefäß noch im wesentlichen intakt
ist, vom Kühlmittelverlust mal abgesehen. Nach einem Tag Kühlung müßte
aber bald Ruhe einkehren. Die Explosion war im Nebengebäude und etwas
Cäsium kann ausgetreten sein beim Dampf ablassen. Ich würde noch nicht
unterstellen, daß sie die Unwahrheit sagen.
Wenn sie das knapp schaffen ist es bemerkenswert, zumal die
Erdbebenenergie vermutlich fünfmal so hoch war, wie bei der Auslegung
des Kraftwerkes angenommen. Nur daß die Diesel so aufgestellt sind, daß
sie absaufen ist ein Foul, An der Küste gehört ein Tsunami zum Erdbeben.
Carsten
Am Sat, 12 Mar 2011 17:42:14 +0100 schrieb Carsten Thumulla:
Ja. Das hat nichts mit der Explosion zu tun, die wohl inzwischen alle als
Knallgasexplosion werten. Auch die TAZ:
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/geflutete-stromaggregate /
Bemerkenswert ist, dass nach dem Rumms das Reaktordruckgefäß noch in Takt
zu sein scheint. Hätte ich nicht gedacht.
Unabhängig davon kann es zur Kernschmelze gekommen sein, die im
Anfangsstadium noch nicht das Druckgefäß zerstört. Wenn es dann immer noch
nicht gelingt, die Wärme abzuführen und die Kernspaltung weit genug zu
reduzieren, so frisst sich der heiße Kern nach unten durch.
Wikipedia leitet dazu ein:
"Als Kernschmelze bezeichnet man einen schweren Unfall in einem
Kernreaktor, bei dem sich die Brennstäbe im Reaktorkern übermäßig erhitzen,
schmelzen und gegebenenfalls ineinanderlaufen."
Naja, sie stellen die Dramatik aber auch nicht objektiv angemessen dar. In
diesem speziellen Fall halte ich das sogar für angemessen. Es ist ja nicht
nur der eine Reaktor, sondern eine ganze Reihe von Reaktoren können in
einem instabilen Zustand sein. Ganz offensichtlich werden bzw. wurden
Dieselgeneratoren und Kabel benötigt. So etwas lässt sich in Tokyo
auftreiben und unter normalen Bedingungen vermutlich in gut 2h liefern,
wenn es wirklich dringend ist. Nur sind dort alles andere als normale
Bedingungen. Offenbar sind sogar die Mobilfunknetze ausgefallen. Und bei
den Straßen muss man wohl erst einmal herausfinden, welche sich davon
überhaupt befahren lassen - zumal mit einem -zig Tonnen schweren
Dieselgenerator der ganz ganz dringend gebraucht wird. Wenn jetzt panische
Flucht der Bevölkerung einsetzt, wird man es mit dem Material kaum in
nützlicher Zeit zum Reaktor schaffen. Da macht es schon Sinn die
Öffentlichkeit hinters Licht zu führen um eben zu verhindern, dass das
Druckgefäß platzt.
Dieselgeneratoren scheinen i.A. unzuverlässig zu sein, wenn sie nur selten
genutzt werden. Bei Schiffen lässt man deshalb die sogenannten
Hilfsaggregate durchgänig laufen. Das Bunkeröl C für die Hauptmaschine
kostet zwar nur die Hälfte von dem Dieselöl für die Stromgeneratoren, aber
wenn die Hauptmaschine ausfällt und der Hilfdiesel nicht anspringt, ist
Schiffsuntergang. Kein Ruder, keine Navigation, keine Winde.
Die Dinger nicht absolut Flutsicher zu stellen, ist natürlich auch eine
blöde Idee. Bin mir aber nicht sicher, ob die Notstromaggregate in
Brunsbüttel, Brockdorf, Geesthacht, Unterweser, Lingen und was noch alles
niedrig liegt, einer extremen Sturmflut trotzen.
Hallo,
Am Sat, 12 Mar 2011 20:39:18 +0100 schrieb Mathias Bölckow:
Hier:
http://en.wikipedia.org/wiki /
Fukushima_I_nuclear_incident#2011_earthquake_events
steht u. a.:
At 21:00 JST (12:00 GMT) TEPCO announced that they planned to cool the
leaking reactor with sea water (which started at 8:20pm local time), then
using boric acid to act as a neutron absorber to prevent a criticality
accident.[47][48] The sea water would take five to ten hours to fill the
reactor core, after which it would require seawater cooling for around
ten days.[39] At 23:00 JST (14:00 GMT) TEPCO announced that due to the
quake at 22:15[49] the filling of the reactor with sea water and boric
acid had been stopped.[50]
At 01:17 JST on Sunday 13th March (16:17 GMT), the Japan Atomic Energy
Agency announced that it was rating the Fukushima accident at 4 (accident
with local consequences) on the 0â7 International Nuclear Event Scale
(INES), below the Three Mile Island accident in seriousness.[51]
Hier:
http://www3.nhk.or.jp/daily/english/13_01.html
steht folgendes:
Sea water used for cooling down the reactor
The Tokyo Electric Power Company is using sea water as an emergency
coolant in its quake-damaged reactor at Fukushima Number One Power Plant.
The massive earthquake on Friday caused a breakdown of cooling systems
that could cause temperatures in the reactor to rise to uncontrollable
levels.
Chief Cabinet Secretary Yukio Edano disclosed on Saturday that the
company is pouring sea water into the containment vessel of the reactor.
Sea water is readily available as the plant is close to the sea.
Edano said the company is mixing boric acid with the water to help absorb
neutrons to slow nuclear fission.
Edano added that government's Nuclear and Industrial Safety Agency has
endorsed the procedure.
Self-Defense Force troops, who are actually in charge of the cooling
process, are using pump trucks and other methods to inject the sea water.
They say the work started on Saturday evening will be completed on early
Sunday.
Sunday, March 13, 2011 01:03 +0900 (JST)
Man kann nur hoffen daà die Bemühungen zur Kühlung (und Stoppen der
Kernspaltung mit Bor) erfolgreich sein werden.
Frank
Hi,
das ist im wesentlichen ein heftiger Stahlkochpott, auf betonierten Stützen
vermutlich leicht stoßgedämpft gelagert. Solange da nicht etwa der Kran von
obenh ein Loch reindengelt, ist das durch simples Geschaukel nicht
kaputtzukriegen...sofern die Rohranschlüsse intelligent gemacht sind.
Hat eigentlich kein Mensch bemerkt, daß Fukushima am Meer liegt? Warum nicht
einen Militärpott hinschicken, der seine überdimensionierte Elektrick für
den Staat dieseln läßt...diese Aegis-Zerstörer haben affig Strom an Bord.
Nö, man kann die warmhalten und alle Systeme auf Schnellanlauf bauen. Viele
Notstromdiesel funzen seit Jahren zuverlässig...problematisch wirds, wenn
die Einheiten größer werden, der Standby-Energieverbrauch ist dann erheblich
und die Wartungskosten auch...das spart sich der Betreiber "gern", denk an
Vattenfall. Solange der Diesel nicht mit der Ansaugluft Wasser kriegt, kann
der auch halbgetaucht laufen. Und preßluftgestartet werden. Und für extreme
Notfälle wäre eine Gasturbine auch kein Fehler. Die startet zwar erheblich
weniger "gerne" als ein Diesel, aber kann erstaunliche Leistungen abgeben
für ihre Größe...und frißt den schlimmsten Drecksdiesel.
Die müssen eben wasserdicht verbaut sein...was eine externe Kühlung und
eigene Kühlwasserkreisläufe erfordert. So wie Fuku aus der Luft aussieht,
hat man dort eher "redundant" geplant, das 1.Kraftwerk wird vom 2. gestützt,
das wiederum seinen Reservestrom vom 3. bekam, welches das 4. en reserve
hatte...die Bauweise wie in Tschernobyl, keine Anzeichen völliger Autarkie.
So kann ein Ei den ganzen Korb platzen lassen. Wenigstens wagte man das
Spiel nicht mit mehr als 4 Blöcken zugleich. Aber dafür mit "gemischten"
Herstellern.
Ja, so eine Knallgasexplosion wird ja von Industriesprechern sonst gern
als Verpuffung bezeichnet, obwohl da schonmal ein Haus bei weggeblasen
wird. Den Reaktor juckt das nicht, wenn das außen stattfindet.
Warum so kompliziert, und die Ladungen dann löffeln? Kabel?
Ein paar kleine Aggregate auf die Dächer und in die Batterien einspeisen.
Warum? Ein Tsunami nach Erdbeben ist dort normal. Zur Erdbebensicherheit
gehört die Sicherheit gegen Wasser. Ein Teil der Aggregate nach oben
setzen und gut.
Da ist grundsätzlich was schiefgegangen! Erdbeben bedeutet dort auch
Tsunami. Das Beben hat die Auslegung des Kraftwerkes wesentlich
überschritten.
Ja, die könnte man sogar per Hubschrauber hinbringen.
Nö, nur oben stehen.
In der Industrie stehen massenhaft große Aggregate auf Dächern, da ist
für ein paar Notstromer auch noch Platz.
Carsten
--
Da ißt eine Fliege
http://stefan-wirkus.de/Cartoon_Wirkus69.html
Hierzu mal ein geschichtlicher Einwurf: Soweit ich mich erinnere, war
doch vor 2004 ein Tsunami zumindest in der Öffentlichkeit eher etwas
mythisches, man sprach von grossen Flutwellen, denen wohl kaum die
notwendige Aufmerksamkeit geboten wurde.
Das AKW wurde 1966 gebaut, könnte es sein, dass man damals schlichtweg
nicht das notwendige Bewusstsein für die Gefährlichkeit eines Tsunami
hatte?
Weiters gab es lt. Wikipedia bis 1966 nur drei historisch erfasste
Erdbeben weltweit - bzw. bis 2011 vier historisch erfasste, die das
Sendai-Erdbeben auf der Momenten-Magnituden-Skala übertrafen und in
der Region selbst gilt das Sendai-Erdbeben überhaupt als das stärkste
jemals erfasste.
Als Vergleich: "Sturmsichere" Bauten werden häufig auf 130km/h
ausgelgt. Ein ordentlicher Hurrikan erreicht jedoch Spitzen bei 250
bis 300km/h, das ist doch etwas stärker...
HC
Hi,
und damit bei jedem Gewitter das gesamte Notstromgrid riskiert durch Blitze.
Und beim ersten kleineren Erdbeben durch Erdspaltenbildung. Dagegen hätten
die Großdiesel eigentlich anlaufen müssen, da liegt der eigentliche Hase in
der Sauce. Erinnert mich an Forsmark-Vattenfall.
Bei Gebäuden ist der Unterschied gering, es geht ja nur um Luft. Man
verzichtet einfach auf Fenster und scharfe Gebäudekanten...danach wäre sogar
eine Flutwelle kein Problem mehr. Sofern nicht gerade ein Supertanker
hergeschwemmt wird...
Am Sun, 13 Mar 2011 08:42:06 +0100 schrieb Hans-Christian Grosz:
Tsunami kommt aus dem japanischen. Der Begiff wurde in viele Spachen
übernommen, weil diese aus Regionen ohne einen solchen Effekt stammen und
entsprechende keinen Begriff dafür hatten. In Japan ist ein Tsunami eine
seit längerem bekannte Katastrophen-Form.
Hi,
ein 100MegaWatt-Kabel von einem "schwimmenden" Seeschiff an Land zu klemmen
ist nicht ganz ohne...und in etwa diese leistung wird man da wohl brauchen,
für alle Meiler insgesamt.
Spritversorgung, Kühlung, Aufsicht...ich habe den Eindruck, Du vergißt immer
noch, daß es da ein Erdbeben gab. Alle längeren Rohre sind geknickt,
gerissen oder undicht. Weshalb jawohl auch die Notstromer versagten, die
Spritleitungen zum Dieseltank waren wohl gebrochen. Um die Feuersgefahr zu
minimieren, stellt man sowas nicht direkt neben den Reaktor, aber dann hat
man eben die Verbindungen und deren Stabilität...meiner Ansicht nach wäre
wichtiger, die Notstromer anzulassen. Die sind vermutlich nicht defekt, nur
ohne Steuerstrom und Sprit.
Nach einen Erdbeben hat man wenig stabile "Dächer" übrig. Und auch so wäre
das Problem der Spannungen und der Kabel immer noch da.
Solche Gebäude liegen jetzt flach. Oder sind nicht standsicher. Du verkennst
wohl die Größe dieser Maschinensätze. Das sind keine
Kofferraum-Rangeextender für Golfkarren, sondern haushohe Metallbrocken mit
vielen Nebenaggregaten, etwa auch Luftfiltern, Ölwannen und Pumpen. Und
Luftschlitzen...etwa gebaut wie ein Großschiffsdiesel plus ein
Wasserkraftwerksdynamo. in einer Kiste. Sowas stellt niemand ohne Grund auf
Stelzen, lieber wird es als Uboot gebaut. Das ist auch kein Problem, es muß
ja nicht schwimmen...
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