Nachdem dieses Thema (auch in meiner Meinung nach romantischer
Verklärung) immer wieder auftaucht mal ein kleiner historisch-
technischer Abriß...
Ursrpünglich gab es in GB und seinen Kolonien das Steckersystem nach BS 546. Bauformen: 2A ohne PE, 5 A ohne PE, 5A mit PE und 15A mit PE. 2 bzw. 3 runde Stifte, bei 5A mit und ohne PE sind die Stiftabstände unterschiedlich, so daß die beiden Versionen komplett inkompatibel sind. Die 15A-Version ist noch größer als die aktuellen britischen Stecker und wird noch heute in Südafrika usw. verwendet. Die 2A- Version entspricht fast unseren Eurosteckern, der Stiftabstand ist aber etwas kleiner und die Stifte sind dicker. Mit etwas Gewalt passen Eurostecker. Üblich sind diese Dinger bis heute für Rasierer und sonstiges im Bad zu verwendendes Gerät, denn auf der Insel gilt noch heute: "Im Bad nur Rasiersteckdosen mit Trenntrafo".
Das führte selbstverständlich zur Verwendung unzähliger Adapter in allen Bereichen.
Irland war noch besser unterwegs, dort hatte man einen Mix aus BS 546, Schuko und den bei uns damals üblichen Lichtstromsteckdosen.
Sodann entschloß man sich, ein komplett neues Steckersystem auf dem Reißbrett zu erfinden, das natürlich völlig inkompatibel zu allem anderem sein sollte um die Weiterverwendung alter "gefährlicher" Geräte zu verhindern. Das Resultat war BS1363, mit seinen 13A noch wilder überdimensioniert als die BS546 15A und als absolutes Novum mit einer internen Sicherung im Stecker.
Diese resultiert aus der Überlegung der 50erjahre, es wäre doch wunderschön effizient in der Wand nur wenige Stromkreise verlegen zu müssen, diese aber mit 30A absichern zu können. Das reicht natürlich in keinster Weise für den Schutz angeschlossener Betriebsmittel, also wird dieser Schutz in den Stecker verlagert. Sicherungen mit 2 und 5A gibt es auch und manche Briten halten die sogar für essentiell notwendig, im europäischen Kontext halte ich sie allerdings für überflüssig, da Geräte heutzutage im allgemeinen für einen mitteleuropäischen Steckdosenstromkreis mit 16A ausgelegt werden. Einige ganz antike britische Geräte hatten allerdings Anschlußleitungen, die an hiesigen Klingeldraht erinnern (ich glaube das waren umgerechnet ca. 0,35mm2), da mag solch eine Sicherung sinnvoll sein, gesetzt den Fall sie löst denn auch aus. Im Kurzschlußfall löst aber meistens erfahrungsgemäß eher der 32A-LSS im Verteiler, die 30A-Sicherung oder (im Falle von Irland) die 20A Diazed gL aus als die 2A-Sicherung im Stecker.
Prinzipiell sind diese Steckersicherungen zwar in jeder Tankstelle und in jedem Supermarkt erhältlich, praktisch hat man sie aber wenn sie jemals doch durchbrennen nicht zur Hand, also werden sie mit Alufolie etc. geflickt. Aus dem Irak habe ich ein Foto gesehen, wo jemand in den offenen Stecker statt der Sicherung einen 5mm-Bohrer eingesetzt hat.
Verschärft wird das Ganze dadurch, daß für diese 32A-Stromkreise nicht 4mm2 verlegt werden, sondern 2 zu einem Ring parallelgeschaltete 2,5mm2. Unterbrechungen dieses Rings sind fatal, auch ungesicherte Zweigleitungen mit 2,5mm2 (typische Heimwerkerleistung) alles andere als ungefährlich (Regel: ein solcher Abzweig darf nur eine einzige BS1363-Steckdose enthalten, da dann die Steckersicherung den Strom im Abzweig auf 13A begrenzen sollte). MEistens wurde dann pro Wohnung oder Stockwerk nur ein einziger 30A- Ring verlegt, heute ist man meist "großzügig" und legt dazu noch einen eigenen Küchenring.
Aufgrund der eminenten Gefährlichkeit der recht flachen Winkelstecker mit leicht berührbaren Stiften wurde erheblich später hektisch eine Umhüllung der Stifte wie bei unseren Eurosteckern im Vergleich zu den alten Lichtstromsteckern nachgeschoben.
Kurz zusammengefaßt: die einzigen Vorteile der Stecker bestehen in ihrer geradezu ungeheuren mechanischen Stabilität und in der Unvertauschbarkeit von L und N.
Die Nachteile: extreme Baugröße, unsicheres Vertrauen auf Steckersicherungen, Gefahr für die Füße im Dunkeln (die angespitzten Stifte dieser Winkelstecker sind seeeeehr schmerzhaft!), bei älteren (und zahlreich vorhandenen) Steckern Gefahr der Berührung unter Spannung stehender Stifte in halb gestecktem Zustand, Inkompatibilität zu den extrem weit verbreiteten und praktischen Eurosteckern mit allen daraus resultierenden "Heimwerkerlösungen".
Die Unvertauschbarkeit von L und N ist eigentlich bei den meisten Geräten relativ belanglos, wirklich interessant ist sie bei den auf den Inseln ohnehin kaum vorhandenen Tisch- und Stehleuchten mit Edisonfassung, allerdings scheint es mir da als "mit Kanonen auf Spatzen zu schießen", für diesen Spezialfall gleich ein inkompatibles und sehr sperriges Steckersystem einzuführen, anstatt Bewußtseinsbildung in der Bevölkerung zu betreiben und die klare Regel zu propagieren: "Vor Lampenwechsel etc. Stecker raus!".
Für die Elektrotechniker: die Stecker sind auch noch lästigstens zu verdrahten, die Schraubklemmen sind anscheinend für mindestens 4mm2 ausgelegt, feindrähtige Adern ohne Aderendhülesen lassen sich mit Mühe klemmen, wenn man sie umschlägt halbwegs, mit Aderendhülsen geht fast nicht.
Das sei allen Verfechtern des BS1363-Systems ins Stammbuch geschrieben (und ja, ich kenne dieses System aus eigener Erfahrung und kenne Briten, die es zutiefst kritisieren).
sg Ragnar
Ursrpünglich gab es in GB und seinen Kolonien das Steckersystem nach BS 546. Bauformen: 2A ohne PE, 5 A ohne PE, 5A mit PE und 15A mit PE. 2 bzw. 3 runde Stifte, bei 5A mit und ohne PE sind die Stiftabstände unterschiedlich, so daß die beiden Versionen komplett inkompatibel sind. Die 15A-Version ist noch größer als die aktuellen britischen Stecker und wird noch heute in Südafrika usw. verwendet. Die 2A- Version entspricht fast unseren Eurosteckern, der Stiftabstand ist aber etwas kleiner und die Stifte sind dicker. Mit etwas Gewalt passen Eurostecker. Üblich sind diese Dinger bis heute für Rasierer und sonstiges im Bad zu verwendendes Gerät, denn auf der Insel gilt noch heute: "Im Bad nur Rasiersteckdosen mit Trenntrafo".
Das führte selbstverständlich zur Verwendung unzähliger Adapter in allen Bereichen.
Irland war noch besser unterwegs, dort hatte man einen Mix aus BS 546, Schuko und den bei uns damals üblichen Lichtstromsteckdosen.
Sodann entschloß man sich, ein komplett neues Steckersystem auf dem Reißbrett zu erfinden, das natürlich völlig inkompatibel zu allem anderem sein sollte um die Weiterverwendung alter "gefährlicher" Geräte zu verhindern. Das Resultat war BS1363, mit seinen 13A noch wilder überdimensioniert als die BS546 15A und als absolutes Novum mit einer internen Sicherung im Stecker.
Diese resultiert aus der Überlegung der 50erjahre, es wäre doch wunderschön effizient in der Wand nur wenige Stromkreise verlegen zu müssen, diese aber mit 30A absichern zu können. Das reicht natürlich in keinster Weise für den Schutz angeschlossener Betriebsmittel, also wird dieser Schutz in den Stecker verlagert. Sicherungen mit 2 und 5A gibt es auch und manche Briten halten die sogar für essentiell notwendig, im europäischen Kontext halte ich sie allerdings für überflüssig, da Geräte heutzutage im allgemeinen für einen mitteleuropäischen Steckdosenstromkreis mit 16A ausgelegt werden. Einige ganz antike britische Geräte hatten allerdings Anschlußleitungen, die an hiesigen Klingeldraht erinnern (ich glaube das waren umgerechnet ca. 0,35mm2), da mag solch eine Sicherung sinnvoll sein, gesetzt den Fall sie löst denn auch aus. Im Kurzschlußfall löst aber meistens erfahrungsgemäß eher der 32A-LSS im Verteiler, die 30A-Sicherung oder (im Falle von Irland) die 20A Diazed gL aus als die 2A-Sicherung im Stecker.
Prinzipiell sind diese Steckersicherungen zwar in jeder Tankstelle und in jedem Supermarkt erhältlich, praktisch hat man sie aber wenn sie jemals doch durchbrennen nicht zur Hand, also werden sie mit Alufolie etc. geflickt. Aus dem Irak habe ich ein Foto gesehen, wo jemand in den offenen Stecker statt der Sicherung einen 5mm-Bohrer eingesetzt hat.
Verschärft wird das Ganze dadurch, daß für diese 32A-Stromkreise nicht 4mm2 verlegt werden, sondern 2 zu einem Ring parallelgeschaltete 2,5mm2. Unterbrechungen dieses Rings sind fatal, auch ungesicherte Zweigleitungen mit 2,5mm2 (typische Heimwerkerleistung) alles andere als ungefährlich (Regel: ein solcher Abzweig darf nur eine einzige BS1363-Steckdose enthalten, da dann die Steckersicherung den Strom im Abzweig auf 13A begrenzen sollte). MEistens wurde dann pro Wohnung oder Stockwerk nur ein einziger 30A- Ring verlegt, heute ist man meist "großzügig" und legt dazu noch einen eigenen Küchenring.
Aufgrund der eminenten Gefährlichkeit der recht flachen Winkelstecker mit leicht berührbaren Stiften wurde erheblich später hektisch eine Umhüllung der Stifte wie bei unseren Eurosteckern im Vergleich zu den alten Lichtstromsteckern nachgeschoben.
Kurz zusammengefaßt: die einzigen Vorteile der Stecker bestehen in ihrer geradezu ungeheuren mechanischen Stabilität und in der Unvertauschbarkeit von L und N.
Die Nachteile: extreme Baugröße, unsicheres Vertrauen auf Steckersicherungen, Gefahr für die Füße im Dunkeln (die angespitzten Stifte dieser Winkelstecker sind seeeeehr schmerzhaft!), bei älteren (und zahlreich vorhandenen) Steckern Gefahr der Berührung unter Spannung stehender Stifte in halb gestecktem Zustand, Inkompatibilität zu den extrem weit verbreiteten und praktischen Eurosteckern mit allen daraus resultierenden "Heimwerkerlösungen".
Die Unvertauschbarkeit von L und N ist eigentlich bei den meisten Geräten relativ belanglos, wirklich interessant ist sie bei den auf den Inseln ohnehin kaum vorhandenen Tisch- und Stehleuchten mit Edisonfassung, allerdings scheint es mir da als "mit Kanonen auf Spatzen zu schießen", für diesen Spezialfall gleich ein inkompatibles und sehr sperriges Steckersystem einzuführen, anstatt Bewußtseinsbildung in der Bevölkerung zu betreiben und die klare Regel zu propagieren: "Vor Lampenwechsel etc. Stecker raus!".
Für die Elektrotechniker: die Stecker sind auch noch lästigstens zu verdrahten, die Schraubklemmen sind anscheinend für mindestens 4mm2 ausgelegt, feindrähtige Adern ohne Aderendhülesen lassen sich mit Mühe klemmen, wenn man sie umschlägt halbwegs, mit Aderendhülsen geht fast nicht.
Das sei allen Verfechtern des BS1363-Systems ins Stammbuch geschrieben (und ja, ich kenne dieses System aus eigener Erfahrung und kenne Briten, die es zutiefst kritisieren).
sg Ragnar