Konstruktionschwäche am T-SINUS 411

Vermutlich, nachdem ein Blitz in 2km Entfernung einen Baum traf, hatte mein schnurloses Telefon einen Fehler: Bei einem Anruf klingelte es nur einmal oder gar nicht.

Da ich Elektronik-Ingenieur (in Rente) bin und auch noch sehr alte Kenntnisse in Telefontechnik habe, habe ich (spaßeshalber) die Basisstation geöffnet - bevor ich mir ein neues Schnurlos-Telefon anschaffe.

Mehr instinktiv habe ich mir die beiden großen Kondensatoren und deren schaltungsmäßige Umgebung näher betrachtet, weil die - wie ich vermutete aufgrund meiner Telefonkenntnisse - mit dem Klingeln zu tun haben.

Bei einem winzigen SMD-Widerstand in Reihe mit einem dieser Kondensatoren, der mit 682 beschriftet war (was 6,8kOhm heißen soll) und der ein klein wenig "mitgenommen" aussah, habe ich aber 14.8kOhm gemessen. Der zweite derartige Widerstand in Reihe mit dem anderen Kondensator hatte sogar

45,8kOhm.

Ich habe diese winzigen SMD-Widerstände durch normale ersetzt - und nun ist der Fehler beseitigt.

So ein Blitz kann auf ziemlich weite Entfernung recht hohe Spannungen in Leitungen induzieren, wobei der gar nicht die Leitung treffen muss. Und diese Spannungsspitzen und damit Energiespitzen waren offensichtlich für die Widerstandswinzlinge zu groß, sodass die ihren Wert drastisch änderten.

Auf jener Platine sind nicht nur SMD-Widerstände, sondern auch normale. Und jene Winzlinge waren also - an jener schaltungsmäßigen Stelle - konstruktiv zu schwach ausgelegt und hätten normale sein müssen.

Was meinen die "Experten" dazu?

Gruß Manfred

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Manfred Ullrich
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Normale Härte.

Wobei zu klären wäre, ob die im vorliegenden Fall aufgetretenen Spannungen überhaupt noch im Bereich der durch das Gerät abgedeckten Störfestigkeit lagen oder deutlich darüber. In letzterem Fall hätte die Schaltung das ausgehalten, was sie soll, und alles weitere ist höhere Gewalt oder unsachgemäße Verwendung.

Marcel

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Marcel Müller

"Marcel Müller" schrieb im Newsbeitrag news:4a6050a9$0$31875$ snipped-for-privacy@newsspool3.arcor-online.net...

überhaupt noch im Bereich der durch das Gerät

hätte die Schaltung das ausgehalten, was sie soll, und

Soso, Du meinst also, es ist zweifelhaft, ob so ein Gerät die Auswirkungen eines Blitzes in 2km Entfernung aushalten muss, bzw. ob eine sachgemäße Verwendung vorliegt, wenn so ein Gerät dieser Beanspruchung ausgesetzt ist.

Vor allem, wo es - für Fachleute mit Sachverstand(!) - so naheliegend wäre, statt der SMD-Winzlinge normale Widerstände einzusetzen.

Kopfschüttelnd Manfred

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Manfred Ullrich

im Einzelfall: ja. Wenn es in 2km Entfernung mit in die Telefonleitung rein bügelt, liegen die Spitzen schnell mal bei einigen kV. Dafür ist kein Gerät ausgelegt. Wer kann im nachhinein schon sagen, was zum Zeitpunkt des Blitzes wirklich passiert ist.

Naja, dann geht halt beim nächsten mal etwas anderes kaputt. Und SMD gibt es auch in unterschiedlichen Qualitäten. 1206 ist auch nicht so pienzig wie 0603. Aber üblicherweise entledigt man sich der Spannungsspitzen mehrstufig, denn wenn der Widerstand jetzt mehr aushält, heißt das noch lange nicht, dass beim nächsten mal nichts kaputt geht. Möglicherweise ist sonst einfach nur ein anderes Bauteil das schwächste Glied der Kette. Also einen VDR am Eingang und dann Widerstände, die das, was der VDR durchlässt, kurzzeitig aushalten. Und für's Grobe ein Schutz außerhalb des Gerätes bzw. sogar außerhalb des Hauses. Das ist aber auch keineswegs selbstverständlich. Sprich, wenn man schon keinen Mittelschutz hat, sich zu beschweren, dass der Feinschutz im Gerät alleine den Blitz nicht aufhält, greift auch etwas kurz.

Eine andere Realität ist aber auch durchaus gang und gäbe. Etliche Geräte kommen schon bei vergleichsweise kleinen Spannungsspitzen uns Straucheln, was von temporären Funktionsstörungen bis zum technischen KO reichen kann. Nur ob nun das eine oder das andere der Fall war, vermag ich aufgrund der geschilderten Ereignisse auch nicht zu unterscheiden. Hinzu kommt, das viele Nutzer durch die Topologie ihrer Verkabelung mit riesigen Masseschleifen die Installationen auch sehr anfällig gegenüber Common-Mode Störungen machen, die sich deutlich schwerer aufhalten lassen. Gängige Schleifen führen über die Brücken zwischen verschiedenen Technologien, wie z.B. Kabelfernsehen über Audiokabel oder Tunerkarte vs. PE oder Telefon über DSL und Netzwerkkabel vs. PE etc.

Marcel

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Marcel Müller

"Marcel Müller" schrieb im Newsbeitrag news:4a60926b$0$30234$ snipped-for-privacy@newsspool1.arcor-online.net...

Spitzen schnell mal bei einigen kV. Dafür ist kein

Ich habe ausdrücklich gesagt, dass der Blitz NICHT in die Leitung "reingebügelt" ist, sondern in einen Baum 2km enfernt. Insofern ist das eine fast alltägliche Beanspruchung. Und ich bin ganz sicher, wenn die Konstrukteure diese alltägliche Beanspruchung mit einkalkuliert und an jener Stelle nicht leichtfertigerweise die SMD-Winzlinge, sondern normale Widerstände verwendet hätten, wäre das Gerät nicht defekt geworden.

Das Geschilderte war ganz klar - mit Abstand! - die schwächste Stelle für diese relativ schwache Beanspruchung. Ganz unnötig schwach!

Gruß Manfred

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Manfred Ullrich

es kommt außerordentlich selten vor, dass ein Blitz ausschließlich an einer Stelle einschlägt. Fast immer gibt es kleinere Verästelungen, die auch andere Ziele treffen und dort auch Schaden anrichten. Deshalb kam meine Formulierung "mit in die Telefonleitung" zustande. Hätte der Blitz die Telefonleitung nicht erreicht, wäre das Gerät auch mit den SMD-Widerständen nicht gestorben. Ich halte die Behauptung, das dieser Blitz eine Spannung ausgerechnet im Bereich zwischen ca. 0,5-1kV, die zur Zündung der Funkenstrecke über die zwei Widerstände erforderlich war, und höchstens 4kV, was die maximale Surge-Auslegung eines normalen Gerätes ist, gelegen hat, für willkürlich.

Vielleicht. Gut möglich aber auch, dass die Spannung mangels Überschlag über die SMDs deutlich höher geworden wäre und etwas anderes oder auch wesentlich mehr zerstört hätte. Das ist alles reine Spekulation.

Mag sein, aber woher kommt das Wissen um die "relativ schwache Beanspruchung"?

Wenn man etwas für den Überspannungsschutz tun möchte, dan MUSS man die daraus resultierenden Ströme ableiten. Das werden auch die bedrahteten Widerstände nicht vermögen. Kurzum, die größeren Widerstände ohne vorgelagerte Spannungsbegrenzung bringen praktisch gar nichts. Das bedeutet, es würde wieder passieren - es sei denn, das Gerät hätte eine Spannungsbegrenzung per Varistor o.ä., die nicht konsistent mit der Spannungsfestigkeit der dahinter liegenden SMDs ausgelegt ist. Das wäre tatsächlich ein Konstruktionsfehler. Ist das der Fall?

Marcel

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Marcel Müller

"Marcel Müller" schrieb im Newsbeitrag news:4a60af1c$0$32675$ snipped-for-privacy@newsspool2.arcor-online.net...

Stelle einschlägt. Fast immer gibt es kleinere

Deshalb kam meine Formulierung "mit in die

wäre das Gerät auch mit den SMD-Widerständen nicht

Hahaha, Du bist ein Dummschwätzer. Jetzt will ich Dir mal von einem Erlebnis berichten, dass ich vor vielen Jahren hatte - ein Schlüsselerlebnis:

Bei der Bundeswehr war ich Funker und hatte dem Funkraum zu betreuen, und hatte so Zutritt. Eines Mittags, als die Kameraden sich in der Pause in die Betten legten, zog ich mich in den Funkraum zurück, um zu lesen. In der Ferne sah ich aus den Augenwinkeln Blitze zucken, aber die waren so weit weg, dass keinerlei Donner zu hören war.

So allmählich drang in mein Bewusstsein, dass jedesmal, wenn ich einen Blitz sah, zur genau gleichen Zeit ein leises Geräusch zu vernehmen war. Das kam mir sonderbar vor und ich schaute nach, ob vielleicht irgendein Funkgerät eingeschaltet war - war nicht der Fall. Nun ging ich der rätselhaften Sache nach und stellte Folgendes fest:

Vom Fenster des Funkraums ging zu einem gegenüberliegenden Baum eine Drahtantenne von ca. 5 bis 7 Meter Länge. Dieser Draht ging durch Fenster und hing mit seinem einen Ende im Raum am Fensterbrett herunter und hatte dort einen Abstand zum Rohr der Heizung von ca. 2mm. Und jedesmal, wenn in der Ferne ein Blitz zuckte, sprang vom Draht zur Heizung ein deutlich sichtbarer und hörbarer Funke über. Man sagt, pro Millimeter sind ca.

1000 Volt nötig.

So ein Funke könnte - so meine ich - ohne weiteres so einen SMD-Winzling beschädigen, aber nicht einen normalen Widerstand!!!

Gruß Manfred

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Manfred Ullrich

Du meinst, wenn zwischen Draht und Rohr ein solcher Widerstand gesessen hätte, hätte es ihn gegrillt?

Das zweifle ich zu bewagen. Ein so starkes Feld konnte sich doch nur aufbauen, weil die Drahtantenne hochohmig gegenüber allem Geerdeten war. Gerade der Widerstand hätte das sich aufbauende Feld zwischen Draht und Rohr frühzeitig gebremst.

Oder an welches Szenario denkst Du bei "ohne weiteres beschädigen"? Mir ist noch kein SMD-bestücktes Gerät abgeraucht, wenn am Horizont Blitze zu sehen waren. Auch keins mit Langdrahtantennen dran.

vG

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Volker Gringmuth

Ohne Zweifel! Und doch wird kein Telefon dafür ausgelegt sein, solche Funken zu verdauen. (OK, die Feldtelefone für militärische Zwecke haben zweifelsfrei andere Auslegungen.)

Ferner ist eine solche Spannungsspitze "Common Mode". Mit einem Common-Mode Impuls schafft man erst einmal keinen SMD-Widerstand, da der Strom nur gegen eine andere Außenverbindung abfließen kann. Die ist beim Telefon üblicherweise die Netzstromversorgung. Diese wiederum haben meist Schutzklasse II, und somit ist die Isolation des Netzteils erstmal maßgeblich für die möglichen Ableitströme. Letztlich entscheiden Koppelkapazitäten und Anstiegszeiten über den erreichten Strom. Dieser fließt aber nicht unbedingt durch die empfindliche Elektronik, die ja im Ganzen in Ihrem Potential gehoben wird. Er fließt letztlich über die Gerätemasse. Nur wenn die Eingangsbeschaltung stark asymmetrisch ist, wird aus einem Common-Mode Impuls eine differentielle Spannung, die natürlich dann ins Kleinzeug eindringen kann. Ich weiß natürlich nicht, wie das Telefon innen beschaltet ist. Ich kenne es nur von ISDN-Equipment, und da sind die Anschlüsse üblicherweise weitgehend symmetrisch.

Naja, wenn der Widerstand nicht nachgibt, sucht sich der Strom halt einen anderen Weg. Fragt sich nur welchen. Mit einem geeignet platzierten Varistor hätten hingegen auch die SMDs überlebt.

Marcel

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Marcel Müller

Hallo,

ich hatte 3 Jahre den Typ T-Sinus in der Wohnung und unheimlich viel Ärgerr damit gehabt. Nicht nur, dass das Gerät ziemlich teuer war, damals, sondern auch mit den Akkus. Irgendwann habe ich mir dann eine DECT-Station von Philips zugelegt für 1/5 des Preises und etwa 5-facher Qualität. Jetzt ist schon jahrelang Ruhe mit dem Thema.

mfG Leo

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Leo Baumann

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