Stromspende eCar2eCar

Ich empfinde die deutsche Ladeinfrastruktur immer noch als lückenhaft, schlecht und die Apps zum rechtzeitigen Finden der nächsten Säule ist alles andere als zuverlässig. "Freie" Säulen sind plötzlich für geschlossene Nutzerkreise, defekt oder durch Baustellen blockiert.

Gibt es eigentlich schon Verbindungskabel und Technik für eine Stromspende unter eFahrern für den Fall, dass einem Auto unterwegs der Saft ausgeht?

Unsere KatS-Unimogs aus den 50ern hatten schon Steckdosen und Verbindungkabel für die Starthilfe.

Ich kann mir vorstellen, dass eine Fahrstromspende by call auch ein interessantes Geschäftsmodell für eTaxifahrer wäre.

Hat jmd. vielleicht schon gehört, ob es so etwas schon gibt? Euer aq

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Andreas Quast
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Am 14.03.2023 um 20:21 schrieb Andreas Quast:

Das gibts sogar schon recht lange. Aber da muss die Hardware des Spenders mitspielen. Der Ioniq 5 kann das z.B., der notwendige Adapter wird mitgeliefert, allerdings nur einphasig 230 Volt.

Greetz, MK

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Maik Koenig

Am 14.03.2023 um 20:21 schrieb Andreas Quast:

Das kommt auf die Ansprüche an.

Wenn sowas explizit als Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Laden vorgesehen ist, nennt sich das Vehicle-to-Vehicle-Laden, kurz V2V. Von dieser Funktion wird erwartet, dass dann auch nennenswert Leistung rüber kommt, also z.B.

20-40 kW. (ca. 25 km Reichweite rüber laden in 4-8 kWh in um 15 min)

Wenn ein E-Fahrzeug an sich kleine elektrische Lasten betreiben kann, nennt sich das Vehicle-to-Load, kurz V2L. Deren Leistung endet typisch so bei 1.5 kW, 2.5 kW, oder bis 3.5 kW. Einige wenige (z.B. Ford F-150 Lightning) auch bis ca. 10 kW, aber dann aus 5-8 AC-Sockets als Summe.

Für ganz einfache Ansprüche (Ladeleistung 1-3 kW AC) gibt es einiges. Aber eben aus V2L-Applikationen, die dann "fremdgenutzt werden als V2V-Anwendungen".

Für geringe Ansprüche (10-20 kW DC) gibt es Tendenzen. (Ford F-150 Lightning mit DC-Abgabe von so 10 kW, bisher aber in keiner V2V-Anwendung.)

Für mittlere Ansprüche (30-50 kW DC) gibt es noch nix, nur Pilotprojekte. Die aber seit etlichen Jahren.

Für recht hohe Ansprüche (auch mal so 100-150 kW DC im V2V) ist es noch fern.

Das ist ja ne ganz andere Nummer, weil nur ein wenig Energie gebraucht wird.

Kommt drauf an, was in welcher Zeit damit verdient werden kann.

Ja, das gibt es, aber in sehr unterschiedlicher Ladeleistung.

Beispiele EU-Markt:

-------------------- Explizite richtig sinnvolle und praxistaugliche V2V-Funktionen hat bisher kein Hersteller im Angebot.

Es gibt diverse Ankündigungen.

Aber eine ganze Menge an Fahrzeugen hat V2L-Fähigkeiten mit irgendwas von 1,5-3,5 kW, mal innen an einer Schukodose, mal außen aus dem Typ2-Inlet mittels Adapter:

Man braucht dann aber so 1,5-3 Stunden, um auch nur ca. 4 kWh für um

16-25 km zu übertragen.

BEV zu BEV in EU:

--------------------

BYD Atto3 (alle um 2,3 kW, mit externem Adapter an Typ2-Inlet) BYD Tang BYD Han

Genesis GV60 (JW) (alle um 3-3,5 kW mit externem Adapter Hyundai Kona (SX2) an Typ2-Inlet) ioniq 5 (NE) ioniq 6 (CE) Kia Niro EV (SG2) Kia EV6 (CV)

MG ZS EV (alle um 2,3-2,5 kW mit Adapter an Typ2-Inlet) MG 4 MG 5 MG Marvel R

Honda Honda-e (nur 1,5 kW von Innenschuko)

Skyworth EV6 3.1 kW am Typ2-Inlet mit Adapter (vertrieben als Elaris Beo in Deutschland)

Unklare Umsetzung: Sonomotors Sion => der sollte AC 11 kW bekommen für das V2V-Laden. Also schon deutlich brauchbarer.

Fisker Ocean Leistung mir nicht bekannt, vermutlich aber um 3 kW Funktion bisher nur angekündigt

PHEV zu BEV in EU:

------------------ Mazda CX-60 PHEV (1.5 kW Innenschuko im Kofferraum)

Mitsubishi Eclipse Cross PHEV (1.5 kW Innenschuko im Kofferraum) Mitsubishi Outlander (CW0) PHEV (1.5 kW Innenschuko im Kofferraum)

Beispiele aus China:

---------------------------- BYD e6 - der kann V2V auch bis so 40 kW AC. Und der konnte das schon seit 2012, aber nur mit anderen BYD e6. Es war genau der Taxi-zu-Taxi Einsatz. Der in die EU exportierte BYD e6 (Vertrieb über FENECON) konnte das eventuell auch, eventuell aber auch nicht.

Hycan 007 - V2V-Funktion, Ladeleistung unklar

Sicherlich noch viel, viel, viel mehr im chinesischen Markt, aber das ist von hier echt undurchsichtig.

Beispiele aus Japan:

----------------------------

Viele Autos mit CHAdeMO-Inlets (z.B. Leaf, iMiev, aber auch Mirai) können darüber auch die V2H-Bereitstellung (Vehicle to Home als Inselnetz) realisieren. Die versorgen damit so kleine abgelegene Wochenendhäuschen im Grünen in den Bergen.

Da kann man mit so einer Box rangehen:

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Die holt per DC den Strom aus der CHADEMO-Schnittstelle des Spenderautos, und gibt es als AC an Ty1 oder Typ2 wieder ab, wo man dann mit einem typsichen AC-Ladekabel drangeht. Ladeleistung: um 3 kW.

Also auch echt langsam.

Beispiele USA:

------------------------------

  • Ford F150 Lightning - V2L bis 10 kW AC, aber verteilt auf mehrere Sockets, das V2H mit bis 10 kW (an CCS als Outlet am Fahrzeug) ist bisher noch nicht so recht dafür nutzbar
  • versprochen ist V2V DC für Lucid Air, aber nur zu anderen Lucid Air; bisher ist es meines Wissens nicht realisiert, erstmal dann: CCS1 zu CCS1
  • versprochen ist V2V DC für Rivian R1S/R1T, aber nur zu anderen Rivian; bisher ist es meines Wissens nicht realisiert, erstmal dann: CCS1 zu CCS1

-------------------

Die folgenden Lösungen sind nicht mehr "E-Car" zu "E-Car", sondern eher mobile Powerstation zu E-Car:

Die praxistauglichste (aber auch teure!) Option bisher: im eigenen Auto eine Powerstation mit Akku und einiger Leistung, sowie eine mobile Wallbox mit rumfahren. Z.B. Ecoflow Delta Pro (plus Zusatzakkus) und JuiceBooster (wegen Umschaltung der Erdung).

Dann braucht man nicht mal ein Spenderauto, aber hat halt den Zusatzbrocken im Auto. Langsam ist das aber immer noch.

Teure High-Tech-Lösung:

------------------------

fetter Powerstation-Akku mit so 20-80 kW Leistung und 50 kWh

dazu designwerk mobiler CCS-Schnelllader

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Sowas kann man höchstens in Transporter reinbauen, die dann explizit für die Notstrom-Ladung vorgehalten werden.

Sag Bescheid, wenn du Video-Beispiele haben willst. Es gibt an sich immer was an kurzen Filmchen, wo man das dann auch mal sieht.

Grüße, Ralf

PS: X-Post: de.etc.fahrzeug.auto, de.sci.ing.elektrotechnik Follow-Up To: de.etc.fahrzeug.auto

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Ralf Koenig

Maik Koenig schrieb:

und das gibt dann 10 km pro Stunde? Sowas hatte ich einmal bei einem Leihwagen.

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Gerd Schweizer

Am 14.03.2023 um 20:21 schrieb Andreas Quast:

Der SION sollte so etwas können.

FW

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F. W.

Am 16.03.2023 um 09:31 schrieb F. W.:

Die Firma hat beschlossen, dieses Fahrzeug NICHT zu bauen.

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Christoph Müller

Am 16.03.2023 um 12:31 schrieb Christoph Müller:

Trotzdem sollte er das können.

FW

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F. W.

Christoph Müller, 2023-03-16 12:31:

Ja, weil sie es verkaufen wollen, damit es jemand anders baut:

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Arno Welzel

F. W., 2023-03-20 10:09:

Was aber nichts bringt, wenn man das Ding nicht kaufen kann.

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Arno Welzel

Am 22.03.2023 um 09:09 schrieb Arno Welzel:

Wünsche viel Glück für das interessante Projekt!

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Christoph Müller

Am 22.03.2023 um 09:10 schrieb Arno Welzel:

Nein, bringen tut das nichts. Ich hoffe, dass das Konzept eine Firma übernimmt.

Vielleicht darf ich mal was erzählen. Ich lernte mal einen Herrn kennen, der bei Wiesmann ein großes Tier war. Der erklärte, die Wiesmänner hätten ihre Autos BMW vorgeführt, als sie schon auf dem Markt waren.

BMW war begeister, sagte aber, die wären besser früher gekommen. Jetzt könne man das Auto nicht mehr integrieren.

Ich denke, das gilt für SION auch. Wären sie mal zu Ford oder Renault gegangen.

FW

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F. W.

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