Stromerzeugung in Flusskraftwerken

Hallo!

Ich bin Elektrotechnik-Laie und habe eine prinzipielle Frage: Was passiert mit der erzeugten (elektrischen?) Energie, wenn einmal weniger Energie benötigt wird, als erzeugt wird. Wo "verschwindet" diese Energie hin?

Bin schon neugierig auf eure Antworten ....

Julia

PS: Die Lösung des Verwendens von Pumpspeicherkraftwerken möchte ich exkludieren, die ist mir nämlich bekannt.

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Julia A.
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Julia A. verlautbarte zum Themenkomplex Stromerzeugung in Flusskraftwerken:

Die kann nirgendshin. Der Energieerhaltungssatz verbietet nicht nur die Erschaffung, sondern auch= die Vernichtung von Energie. =20 Erstmal steigt die Netzfrequenz geringf=FCgig an, die =FCbersch=FCssige Ene= rgie wird als kinetische Energie in der Rotation der Maschinens=E4tze gespe= ichert. Dann sollten die Kraftwerke aber schleunigst die Einspeisung von mechanisch= er Energie drosseln.

Andere L=F6sungen gibt es nicht. Der pl=F6tzliche Ausfall einbes Gro=DFverbrauchers ist f=FCr das Stromnetz = genauso schwierig zu verkraften wie der Ausfall eines gro=DFen Ereugers.

Michael Kauffmann

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Michael Kauffmann

"Julia A." schrieb:

Es kann immer nur so viel elektrische Energie erzeugt werden, wie benötigt wird. Ist ein Kraftwerk nicht ausgelastet, muss es herunter gefahren werden. Bei Wasserkraftwerken bedeutet das einen geringeren Wasserdurchfluss durch die Turbinen. Flusskraftwerke (sog. Laufwasserkraftwerke) können dies nur kurzzeitig auffangen, weil sie ja keine großen Stauseen haben. Man muss dann das Stauwehr öffnen und das überschüssige Wasser ungenutzt ablassen. Aus diesem Grunde werden solche Kraftwerke für den Grundlastbetrieb eingesetzt, d.h. möglichst ständig laufen gelassen, während andere Kraftwerke die Lastspitzen abfangen.

Joachim

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Joachim Schmid

snipped-for-privacy@gmx.at (Julia A.) wrote in news: snipped-for-privacy@posting.google.com:

Es wird nur soviel Elektroenergie erzeugt, wie auch verbraucht wird. Die Energieabgabe der Kraftwerke wird bedarfsgerecht geregelt. Es ist nur eine Frage, wie schnell man die Kraftwerke regeln kann. Es dauert z.B. mehrere Stunden, um einen großen Generator in einem Atomkraftwerk hochzufahren.

Zweck der Pumpspeicherkraftwerke ist es, kurzzeitige Schwankungen auszugleichen. Andere Möglichkeiten wäre z.B. Einschalten von Elektrospeicherheizungen vom Energieerzeuger aus usw. Sehr kurzfristig (und auch in sehr geringem Maße) kann ein Generator durch Änderung seiner Drehzahl mehr oder weniger Leistung abgeben. Und nicht zuletzt sorgt ein grosses Verbundnetz dafür, das der Energieverbrauch möglichst gleichmässig ist. Sollte da irgend etwas größeres schiefgehen (z.B. Ausfall eine Kraftwerks oder Ausfall eine Großverbrauchers), was nicht mehr durch das Netz ausgeglichen werden kann, dann kommt es automatisch zu Notabschaltungen (siehe letztens in den USA). Ein Elektroverbundnetz befindet sich also immer in einem (empfindlichen) Gleichgewicht.

M.

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Matthias Weingart

Beim reinen Flußkraftwerk passiert (fast) gar nix.

Zuerst einmal wird durch den Generator weniger Stromstärke fließen.

Dadurch wird der Generator weniger Drehmoment (Kraft) brauchen, um sich zu drehen. Das ist so, glaub es, das ist ein magnetisches Geheimnis :-)

Das wird dazu führen, daß bei gleichem Wasserdruck die Turbine immer schneller würde.

Wenn die Turbine und der Generator allein wären im Stromnetz, dann würde dadurch die Netzfrequenz steigen, aus 50Hz würden mehr. Das schafft die Turbine aber nicht gegen die vielen Kollegenturbinen im Verbundnetz.

In Wirklichkeit wird der Wasserzufluß abgedreht und damit die Drehzahl konstant gehalten.

Das ist bei den Gebirgskraftwerken nicht anders und bei den Dampfkraftwerken auch. Das Problem ist bei den Dampfkraftwerken bloß: wohin mit dem Dampf, wenn das Kesselfeuer brennt.

Das europäische Verbundnetz erkennt an den 50Hz, ob gerade zu wenig oder zu viel Strom erzeugt wird. Im Tagesmittel regeln die in Luxemburg das so hin, daß genau 50.000xxx herauskommt. Naja, ungefähr so ist das :-)

Zurück zu deiner Frage: der Generator ERZEUGT die Energie nicht, wenn sie nicht verbraucht wird. Im Stromkreis rinnt der Strom immer im Kreis herum. An der Welle wird die Leistung nicht angefordert.

Das Problem ist die Energie an den Turbinenschaufeln, vor den Staudämmen und in den Kesseln. Wohin damit?

MfG

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Franz Glaser (Lx)

"Franz Glaser (Lx)" schrieb:

Doch: Ohne Öffnen der Hochwasserschützen wird nach einiger Zeit der Staudamm überlaufen.

  1. Kessel abregeln. Die reagieren relativ flott, sind ja schließlich Wasserrohrkessel und keine Kochtöpfe.
  2. Dennoch überschüssigen Dampf per Überdruckventil direkt durch die (Dampf-)Kondensatoren jagen.

Joachim

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Joachim Schmid

Das ist das unangenehme an der elektrischen Energie. Grosstrafos sollen noch ein gewisses Eigenleben haben, aber mehr als ein paar Halbwellen hilft das nicht, allerdings hab ich davon kaum Ahnung. BTW, "Energieerzeugung" ist eh kein physikalischer, sondern ein technischer Begriff und bezeichnet die Umwandlung von Primärenergie in Nutzenergie. Das führt dann zu den merkwürdigen Statistiken, dass die Elektrizitätswirtschaft der grösste Verbraucher von Wasserkraft ist.

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Rolf Bombach

Der Generator hängt ja aber nun am Verbundnetz, wie soll sich da die Drehzahl ändern?

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Rolf Bombach

Rolf Bombach schrieb:

Das Verbundnetz bewirkt nicht das sich die Drehzahl gar nicht verändern kann. Eine Änderung der Drehzahl ist bloß schwerer möglich. Alle Generatoren im Verbundnetz drehen entweder langsamer oder schneller je nachdem in ob zuviel oder zuwenig Last da ist. Natürlich handelt es sich üblicherweise nicht um sehr große Abweichung zur Nenndrehzahl. Aber sie sind vorhanden.

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Martin Wodrich

Ahhhhh :-)

Schlingel!

MfG

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Franz Glaser (Lx)

Bei ansprechen der lastabschaltung? War doch neulich sowas in USA.

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Horst-D. Winzler

Rolf Bombach schrieb:

Indem die andern Generatoren folgen würden, da sie die Lastverminderung auch erfahren würden. Das Verbundnetz, bzw. seine Frequenz, hält sich nicht von alleine stabil. Es sind nicht "die Andern", die für die Netzfrequenz verantwortlich sind sondern alle.

Wenn in einem Teilnetz Last abgeworfen wird und sich die Phasenlage zum Restnetz deswegen verschiebt, wer sollte die andern Generatoren daran hindern, mir der Phasenlage kontinuierlich nachzurücken wenn nicht die eigenen Turbinenregler durch schliessen der Leiteinrichtung oder Eingriffe der Netzführung, die durch Zuschalten von Last oder Abschalten von Kraftwerken, bis die Balance von Produktion und Bedarf wieder herstellt ist?

Wie "weich" das Verbundnetz wirklich ist und wie weit sich Phasenlagen verschiedener Regelzonen im _geschlossenen_ Netz voneinander entfernen können, hat AFAIK auch die Experten nach Anlyse des Blackouts von Italien überrascht.

Ciao Walter

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Walter Saner

Das sind doch genau die "Experten", über die ich mich seit Monaten lustig mache. Und wobei mich keiner versteht. Die "Experten" denken in Kriterien wie Strompreis und Wirtschaftlichkeit der einzelnen Kraftwerkstypen und daß sich damit die Energiezufuhr ins Netz regeln würde. So'n Quatsch. BWL halt, was denn sonst. :-(

Hier war eine einfache Frage von einem Nichtfachmann gestellt und ich habe mich bemüht, die Frage angepaßt zu beantworten. Diese Details gehen weit über die Fragestellung hinaus.

Es ging um eine Energie, die erzeugt wird und im Nirwana verschwinden soll. Und DAS habe ich zurechtgerückt.

Die Luxemburger 50Hz-Reglerei ist doch bereits vor Monaten hier durchgekaut worden.

MfG

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Franz Glaser (Lx)

Julia A. wrote: : Hallo!

: Ich bin Elektrotechnik-Laie und habe eine prinzipielle Frage: Was : passiert mit der erzeugten (elektrischen?) Energie, wenn einmal : weniger Energie benötigt wird, als erzeugt wird. Wo "verschwindet" : diese Energie hin?

: Bin schon neugierig auf eure Antworten ....

Wenn man in einem Flusskraftwerk die Energie der Turbinen nicht abnimmt, dann laesst man weniger Wasser durch die Turbinen laufen, und entweder steigt der Pegel vor dem Kraftwerk, oder Wasser laeuft ueber das Wehr..

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Uwe Bonnes

Hallo, Uwe,

Du (bon) meintest am 13.12.03:

Es gibt Kraftwerksbetreiber, die schon beim Bau verlangen, dass auch dann ein sicherer Betrieb zu gewährleisten ist, wenn kein Strom abgenommen wird. Eine der Schutzmassnahmen heisst "Überlauf". Elektroniker kennen so etwas als "Kapp-Diode".

Viele Grüße! Helmut

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Helmut Hullen

Julia A. schrieb:

Es ist wie beim Dynamo am Fahrrad.

Wenn du das Licht ausschaltest (ein Großverbraucher wegfällt), wirst du entweder schneller oder du trittst weniger in die Pedale (wendest weniger Energie auf).

Beim Kraftwerk heißt das auch, dass der Generator schneller wird. Daran merkt man überhaupt, dass Verbraucher weggefallen sind. Dann regelt man die Energiezufuhr (Wasserfluss, Kohlezufluss im Kohlekraftwerk) zurück.

Gruß

Marc

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Marc Fehrenbacher

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