Fracking und was es für Folgen hat!

Leutz,

wenn ihr gestern Abend auf Arte den Film 'Gasland' nicht gesehen habt, er wird Fr. den 12.07. von 8:55 Uhr bis 10:40 auf Arte wiederholt, danach kommt noch 25 Minuten X:enius zum Thema Fracking. Zur Zeit sind die Bestrebungen der Industrie in Deutschland gestoppt weil die Politiker die Wahl vor Augen haben, aber Fipsi Rösler und vor allem Günther Oettinger arbeiten daran das uns das Fracking über die EU 'beschert' wird. Es kann nicht angehen das es erlaubt wird dermassen massiv Giftstoffe in den Boden, also auch in unser Grundwasser zu bringen! MfG theo

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Theodor.Hellwald
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Am Thu, 11 Jul 2013 08:07:31 +0200 schrieb Theodor.Hellwald:

Das Grundwasser ist durch Fracking eigentlich nicht gefährdet. "Eigentlich" deshalb, weil halt unter trotz Beherrschbarkeit der Technik doch mal was passieren kann, was das Grundwasser belastet. Aber selbst dann sind die zu befürchtenden Schäden im Grundwasser weitaus geringer als die, die schon heute durch Oberflächenverunreinigung (Gülle usw) geschehen. Mögliche Schäden sind außerdem für Großunternehmen mit vertretbarem Aufwand reparabel, durch Haftpflichtversicherung kann man auch kleine Unternehmen in die Lage versetzen, für Schäden aufzukommen und diese zu beseitigen.

Insgesamt ist da derzeit sehr viel Panikmache im Spiel. Alle Argumente gegen diese Technologie können entkräftet werden.

Interessanter ist eine ganz andere Überlegung: warum sollen ausgerechnet wir in einer dichbesiedelten Region unsere ohnehin nicht allzu üppigen fossilen Energieressourcen plündern, wo doch schon die halbe Welt dabei ist, Gas und Öl zu suchen, zu fördern, und für aberwitzig billiges Geld an uns zu verkaufen? Das Erdgas in unseren Böden ist auch noch in ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten da, und es wird dann sehr viel wertvoller sein als heute. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde die Rendite, die wir aus den heute erzielbaren Einnahmen aus der Gasföderung erzielen können, bei weitem geringer sein, als der Wertzuwachs des Gases, das wir im Boden lassen.

In den USA haben sich viele kleine Unternehmen hoch verschuldet, um in die Förderung von Schiefergas einzusteigen. Dieser Verschuldung standen kalkulierte Einnahmen gegenüber, die auf einem drei bis viermal so hohen Gaspreis beruhten wie dem, der dort derzeit erzielbar ist. Die einzige Möglichkeit für diese Firmen, dem Bankrott zu entgehen, ist ganz simpel: noch mehr fördern. Und dadurch sinkt der Gaspreis noch weiter. Und dann wird halt geschludert, wird kaputtgespart, wird die Umwelt zerstört.

Warum sollen wir denn unser Gas fördern, obwohl die US-Amerikaner bei Gaspreisen von derzeit um 1 Ct/kWh gewaltige Überkapazitäten aufgebaut haben? Wir sollten dringend in Flüssiggas-Terminals investieren, anstatt in die unwirtschaftliche Förderung von Schiefergas.

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Tom Berger

Am 12.07.2013 20:06, schrieb Tom Berger:

Wieviel kWh muss man eigentlich aufwendenum 1m^3 Flüddigggas von den USA nach D zu transportieren und wieviel um 1l Diesel von Saudi-Arabien nach D?

MfG Matthias

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Matthias Frank

Am Sat, 13 Jul 2013 17:18:53 +0200 schrieb Matthias Frank:

Wir importieren keinen Dieselkraftstoff aus Saudi Arabien, und mW exportiert Saudi Arabien solchen auch nicht. Würden wir das tun, so wäre der Energieaufwand für den Transport gegenüber dem Energíegehalt der Ladung vollkommen vernachlässigbar.

Da man Erdöl vollständig verwendet, würde auch eine Angabe des für die Herstellung von Dieselkraftstoff aus Erdöl notwendigen Energieaufwands nichts aussagen, weil dabei gleichzeitig auch viele andere Erdölfraktionen als Endprodukte produziert werden.

Hingegen wird auch heute noch Erdgas, das beispielsweise bei der Ölförderung immer anfällt, oft ungenutzt abgefackelt. Dauerhaft niedrige Gaspreise, wie sie durch massenhafte Förderung von Schiefergas abzusehen sind, machen die mögliche Nutzung des abgefackelten Gases völlig unwirtschaftlich. Das gleiche gilt für die Nutzung anderer unkonventioneller Gasressourcen, die erst bei deutlich höheren Gaspreisen wirtschaftlich wären. Manche dieser Gasressourcen wie z.B. Methanhydrat sind fragil und durch die Klimaerwärmung gefährdet.

Für die Verflüssigung von Erdgas werden etwa 10 bis 25% des Energiegehalts des Erdgases verbraucht. Der Energieverbrauch für den Transport mit speziellen Tankschiffen ist dagegen vernachlässigbar. Bei Entfernungen bis

2000 km ist der Transport via Pipeline wirtschaftlicher. (Quelle:
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Tom Berger

Am 13.07.2013 20:26, schrieb Tom Berger:

durchaus nicht. Sonst hätten Raffinerien weder eine Fackel noch hätten sie Kühltürme. Sie haben aber beides in Betrieb. Folglich muss eine ganze Menge davon weggeworfen werden.

Das mit den vielen Erdölfraktionen stimmt schon. Allerdings muss man feststellen, dass die Erdöllieferungen immer dickflüssiger werden; dass also die Ketten immer länger werden. Die Zeiten der von selbst sprudelnden Ölquellen sind längst vorbei. Weil der Bedarf an kurzkettigen Fraktionen insbesondere für Fahrzeugtreibstoffe sehr hoch ist, muss immer mehr auf das Cracken zurückgegriffen werden. Das ist ein sehr energieintensiver und verlustbehafteter Prozess. Auch die Ölexploration und -förderung selbst wird eher schwieriger als einfacher. Deshalb kann man durchaus von einer Größenordnung ausgehen, die besagt, dass man für einen Liter Fahrzeugtreibstoff noch einen zusätzlichen Liter Rohöl braucht. Tendenz steigend, weil die Lagerstätten mit immer größerem Aufwand auszubeuten sind.

Was in Sachen Klimaerwärmung einen fatalen Teufelskreis in Gang setzen könnte, weil Methan ein hoch wirksames Klimagas ist...

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Christoph Müller

Am Sun, 14 Jul 2013 20:28:58 +0200 schrieb Christoph Müller:

Kennst Du noch Raffinerien, die nicht verwertbare Kohlenwasserstoffe abfackeln? Ich hab' seit 30 Jahren keine solche mehr gesehen.

Warum glaubst Du, dass Kühltürme auf "Wegwerfen" von Kohlenwasserstoffen hindeuten?

Naja, Teersande werden üblicherweise nicht gehandelt. Streng genommen aber hast Du recht, wenn Du die Erdölgewinnung aus Teersanden als Teil des Raffinierungsprozesses betrachtest. Aber auch da wird letztlich so ziemlich alles verwendet, auch das Bitumen.

Nun, man kann da eben keine allgemeinen Zahlen angeben. Man benötigt sicherlich ganz deutlich mehr als zwei Liter Teersand, um einen Liter Dieselkraftstoff zu gewinnen.

AUs

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"Der Anteil der reinen Kohlenwasserstoffe variiert erheblich. Der Anteil reicht von 97 % bis zu nur 50 % bei Schwerölen und Bitumen. Der Kohlenstoffanteil liegt zwischen 83 und 87 %, der Wasserstoffanteil zwischen 10 und 14 %. Andere Hauptgruppenelemente liegen zwischen 0,1 und

1,5 %, der Gehalt an Metallverbindungen beträgt weniger als 1000 ppm.["

Eben. Und deshalb sollte man diese Ressourcen als erste verbrauchen, denn der Klimawandel ist nur zum Teil Menschenwerk, und die Methanhydrate werden selbst dann in die Atmosphäre gelangen, wenn wir unsere Energieversorgung vollständig auf nachhaltige Ressourcen umstellen. Billiges Erdgas wie derzeit in den USA aber verhindert die Nutzung dieser Ressourcen, weshalb sie ungenutzt verschwinden werden ...

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Tom Berger

Am 14.07.2013 21:18, schrieb Tom Berger:

Habe in letzter Zeit nicht mehr danach geschaut. Aber hier in Ingolstadt ist der Himmel nachts öfters rot vom Fackelschein.

Da wird jedenfalls ziemlich viel Energie raus geblasen, die ja irgendwo her kommen muss. Woher soll sie kommen, wenn nicht von Kohlenwasserstoffen?

Das Öl muss dem Sand mit großem Energieaufwand entrissen werden.

Muss man aber auch erst mal vom Sand getrennt haben. Das erfordert erkleckliche Energiemengen.

Aber zumindest mal eine grobe Richtung. Wenn nicht, dann werden nicht wenige Politiker und Lobbyisten auf die Idee verfallen, dass die Energie erst ab Tankinhalt gezählt werden muss.

Gibt ja auch noch andere Quellen ;-)

Entspricht auch meinem Wissenstand. Ist allerdings - gerade wegen der Fragilität - ziemlich riskant. Kommt da mal ein größerer Hang ins Rutschen, werden gigantische Methanmengen unkontrolliert in die Atmosphäre gelangen. Gründe für Hangrutschungen gibt's da leider mehr als genug. Fehlt der Gebirgsdruck wegen des Abbaus, kann es sein, dass auf einmal größere Mengen mit Ausgasen anfangen und so eine hervorragende Schmierschicht für Rutschungen bilden. Wenn's dumm läuft, könnte so ein entlasteter Berg auch regelrecht "explodieren". Mit dem Abbau reitet man also eine ziemlich heiße Kiste. Es fehlt schlicht an Erfahrung. Man kann der Bergleuten nur ein glückliches Händchen wünschen.

Kein Problem, wenn sich das über lange Zeiträume erstreckt. SCHNELLES Freisetzen (in geologischen Zeiträumen gedacht) ist das Problem.

Das ist durchaus ein Risiko. Der Abbau selbst aber auch. Die Klimaerwärmung nötigt uns aber nun, das Problem auch wirklich in Angriff zu nehmen. Trotz des hohen Risikos. Tun wir nichts, sorgt die Erderwärmung dafür, dass das Zeug unkontrolliert schnell in großer Menge einfach hoch kommt und die Klimaproblematik damit potenziert wird. Das Zeug vorher abzufangen, senkt zumindest dieses Risiko. Wir haben uns also aufgrund der Gewinnsucht einiger Weniger in eine saublöde und sehr gefährliche Situation manövriert.

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Christoph Müller

als ich dort ein praktikum machte, hatte die Raffinerie Gelsenkirchen noch eine staendig betriebene sog. 'Produktfackel'.

zwanzig jahre spaeter gibt es dort nur noch eine Notfackel, die nur bei grossen stoerungen in betrieb geht.

ueberschussgas wird in der regel zur prozessdampferzeugung verwendet, aber durch aenderungen der prozesse sind die substanzverluste auch

*deutlich* geringer geworden. in den zwei jahrzehnten hat sich doch erstaunlich viel geandert.

ach ja, eine ganze batterie von nasskuehltuermen ist mitlerweile auch verschwunden, die verlustwaerme ist so deutlich geringer geworden, dass relativ kleine trockenkuehler ausreichen. insbesondere waermerueck- gewinnung traegt dazu bei, dass deutsche raffinerien ueberhaupt noch konkurrenzfaehig sind.

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frank paulsen

Oder wenn irgendwas gereinigt wird.

In in Ingolstadt reicht die Abwärme der letzten Raffinerie auf Stadtgelände jedenfalls für den Betrieb eines ganzes Fernwärmenetzes mit Audi und dem zugehörigen GVZ. Die Wärme reicht auch noch aus, um damit jede Menge Zeug via Absorbertechnik zu kühlen.

Was in den Raffinerien eingespart wird, scheint gleich mehrfach in die Förderung der Rohstoffe gesteckt werden zu müssen.

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Christoph Müller

Am Mon, 15 Jul 2013 09:14:31 +0200 schrieb Christoph Müller:

Da ich in der Oberpfalz aufgewachsen bin, dachte ich bei meinem Beitrag auch an die Raffinerie in Ingolstadt.

Wenn Du da nachts Fackelschein siehst, solltest Du Strafanzeige erstatten. Das Abfackeln von Raffineriegas ist in DE verboten. Es kommt nur noch bei Havarien vor.

KLar, zum Raffinieren von Erdöl braucht man Energie. Erdöl wird erhitzt, und die verschiedenen Fraktionen kondensieren bei unterschiedlichen Temperaturen aus. Diese Kühlung erlaubt keinerlei Rückschlüsse auf eine möglicherweise unvollständige Verwertung des Erdöls, wie Du sie angestellt hast.

Ja und?

Nein, noch nicht mal das.

Ist aber eben wegen der Fragilität in Bezug auf die ohnehin stattfindende Klimaerwärmung unausweichlich.

Auch geologische Aktivitäten finden in Schüben statt. Die Freisetzung des Methans aus Methanhydrat gehört dazu. Das würde auch bei der normalen, nicht durch Menschen beeinflussten Klimaerwärmung binnen weniger Jahrzehnte geschehen.

Trotzdem gab's an anderer Front erst vor wenigen Wochen eine Entwarnung: aus den jetzt auftauenden Permafrostböden Sibiriens entweicht wesentlich weniger Methan, als bisher befürchtet wurde.

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Tom Berger

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