Frage zu gestoßener Steinkohle

Hallo allerseits,

in Greifswald hatte man in der Biedermeierzeit ein neues Stadttor gebaut. Vermutlich ist es eine Art verkleinerte ausgabe des Brandenburger Tores. =DCber den Durchfahrten mit den S=E4ulen hatte man jedoch in Greiswald ein Holzger=FCst aufgebaut, das mit Brettern vernagelt und auf dem aufgebrachten Putztr=E4ger verputzt wurde. Man w=E4hlte wegen der Haltbarkeit einen Putz, der so zusammengemischt wurde:

"Gew=F6hnlicher Kalkputz w=FCrde nicht wohl gehalten ha- ben, es wurde de=DFhalb dazu eine Mischung von 24 Thei- len Gipsmehl, 14 Theilen Sand, 5 Theilen gesto=DFener und gesiebter Steinkohle verwendet, welche Mischung zu =E4hnlichen Zwecken bei dem Marienburger Schlosse gebraucht worden war."

Erw=E4hnt wird hier als Vorbild das Marienburger Schlo=DF. Wei=DF jemand, wo dort ein solcher Putz aufgebracht wurde?

Wieso wurde gesto=DFene Steinkohle in den Kalkputz gegeben? Kann jemand diese Mischung n=E4her er- l=E4utern?

K.L.

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Karl-Ludwig Diehl
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Karl-Ludwig Diehl schrieb:

Hallo,

ein Kalkputz der keinerlei Kalk enthält? Gips in einem Putz der an Aussenwänden verwendet wird ist doch eigentlich unzweckmässig, Gips ist dafür zu hygroskopisch. Die Steinkohle kann auch nur als schwarzes Pigment benutzt worden sein um einen grauen Putz zu erhalten.

Bye

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Uwe Hercksen

Also Du meinst, die Steinkohle sollte nur die Farbe beeinflussen und sie ins Steingraue f=E4rben. Das kann sein.

Diese vorgenannte Rezeptur hatte nicht funktioniert, da der Sand, der in Greifswald zur Verwendung anstand, zu salpeterhaltig gewesen sei. Er wurde mehrfach gewaschen. Aber es half nichts. Dann ging man in Greifswald so vor:

"Es wurden 12 Theile Gipsmehl, 8 Thei- le ungel=F6schter, zersto=DFener und m=F6glichst fein geriebe- ner, gesiebter Kalk, und 11 Theile gesto=DFene, gesiebte Steinkohle vermischt, welches sich bei darauf gegosse- nem Flu=DFwasser und bei Abl=F6schen der Kalktheile auf das innigste vereinigte und in kurzer Zeit steinhart wurde."

Das soll dann wirklich steinhart geworden sein. Allerdings wurde der Putz sehr rasch hart. Man durfte beim Anmischen nur geringe Mengen herstellen.

K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

"Karl-Ludwig Diehl" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@59g2000hsb.googlegroups.com... ..

Hi, die Dichte der Steinkohle ist geringer als die von Sand, aber die "gesiebte, gestoßene" ergibt scharfkantige Splitter ziemlich gleicher Größe, das ist ein Zuschlag, der mehr Elastizität in den Putz bringt. Nach außen wird das also nicht grau, sondern weiß "mit Tupfen", wo immer soein Kohlesplitter freiliegt. Die schlechte Benetzung solcher Kohlenstücke erlaubt eine "Blasenbildung", unvermeidliche Schwindungen des Putzes und daraus resultierende Rißbildungen werden vermieden oder vermindert. Heutzutage nimmt man auch gerne luftgefüllte Glaskügelchen...

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gUnther nanonüm

snipped-for-privacy@59g2000hsb.googlegroups.com...

Scharfkantige Splitter liest sich interessant. Da auf einem Putztr=E4ger aus Holz verputzt werden mu=DFte, k=F6nnte das, so wie Du schilderst, der Rissebildung entgegengewirkt haben. Recht interessant zu lesen. Danke.

K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

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