schiefe Mauer

Hallo, ich habe mal 'ne Frage:

Unser Garten ist vom Nachbargrundstück durch eine Mauer getrennt. Zuerst ist Mitte der 50ger ein Stück errichtet worden; dieser Teil steht heute noch exakt gerade. Ein weiterer Teil der Mauer ist Mitte der 60ger angefügt worden. Dieser Teil hat schon kurz danach angefangen sich allmählich zu neigen. Inzwischen befürchte ich, daß dieser Abschnitt innerhalb der nächsten Jahrzehnte umkippt und überlege, wie man die weitere Neigung stoppen und die Mauer wieder gerade rücken kann.

Die Mauer ist 2 m hoch und ½Stein dick. Alle 5 Steine - also alle 125 cm - ist die Mauer für 39 cm auf eine Dicke von 1 Stein, also 12 cm, verstärkt. Die eine Seite der Mauer ist glatt, die andere enthält demzufolge Vorsprünge. Die Mauer neigt sich nach der Seite, die glatt ist. Ich vermute deshalb, daß das Fundament für die Verstärkungen etwas überdiemensioniert worden ist, so daß diese weniger einsinkt als der restliche Teil der Mauer.

Ich überleg nun, ob man auf der glatten Seite der Mauer Stützen anbringen kann. Vieleicht kann man auch Stellschrauben vorsehen, die man allmählich (über Jahre hinweg) anzieht und damit die Mauer wieder aufrichtet. Mir ist dabei klar, daß - wenn man das nicht richtig macht - auch bewirken kann, daß die Mauer Risse bekommt.

Kann mir jemand bitte einen Tip geben, wie die Mauer abzustützen ist?

Grüße, Martin Schade

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Martin Schade
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"Martin Schade" schrieb im Newsbeitrag news:ca97nh$tup$ snipped-for-privacy@server05.mvnet.de...

Hallo,

angefügt

Offensichtlich kann das neue Stück Mauer den Erddruck (horizontale Belastung) nicht aufnehmen, deshalb neigt sie sich. Das heißt die Standsicherheit der Mauer kann nicht nachgewiesen werden bzw. ist nicht gewährleistet.

Ist im Fundamentbereich ein Sporn?

Die Mauer neigt sich nach der Seite, die glatt ist. Ich vermute

überdiemensioniert

Ich dachte die Mauer kippt und sinkt nicht ein?

allmählich

Du könntest Anker setzen und so die Standsicherheit der Mauer herstellen, aber gerade wird die Mauer davon nicht mehr. Das einfachste und preisgünstigste dürfte sein die Mauer abzureißen und durch eine neue Stützmauer (z.B. Winkelstützmauer) zu ersetzen. Die Kosten dürften bei etwa Eur 1000,--/m zzgl Mwst. Mauer liegen. Eine andere Möglichkeit wäre hinter der bestehenden Mauer keilförmig auszuheben und den Keil mit (Einkorn-) Beton zu verfüllen (Schwergewichtsmauer). Dann trägt der Keil den Erddruck ab und deine jetzige Mauer ist nur noch Verblendung mit der du machen kannst was du willst. Kostenmäßig dürfte sich auch diese Sanierungsvariante um die Eur 1000,--/ m zzgl. Mwst Wand belaufen.

Egal was du machst, du brauchst einen Fachmann (Bauing. nicht Arch., da statisches Problem) der sich die Mauer anschaut, die Standsicherheit einschätzt und dann ein Sanierungskonzept plant, auschreibt und überwacht.

Axel

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Axel Kuenzinger

Axel Kuenzinger schrieb:

Ich habe Martin so verstanden, daß es eine freistehende Wand zwischen

2 Grundstücken oberhalb des Erdreiches ist, d.h. Belastung durch Eigengewicht und Wind.

Ich vermute mal das 1/2 Stein hochkant gemauert wurde (NF 7.1 cm dick) und im Pfeilerbereich 1/2 Stein normal gemauert ist (11.5 cm dick)

Jürgen

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Jürgen Brandt

"Martin Schade" schrieb im Newsbeitrag news:ca97nh$tup$ snipped-for-privacy@server05.mvnet.de...

Aus Deiner Beschreibung geht nicht klar hervor, welche genauen Querschnitts-Abmessungen die Wand hat. Wenn Du schreuibst _ 1 Stein, also 12 cm_ bedeutet das, dass der Rest der Wand nur 6 cm dick ist, das kann doch nicht sein!?

So wie es sich anhört ist die Wand in jedem Fall zu schwach. Also abreissen und mit vernünftigen Abmessungen neu herstellen. Prüfe vor allem auch die Einbindetiefe beim Fundament, normalerweise brauchst Du eine frostfreie Tiefe (vielleicht ist das sogar die Schadensursache).

Wenn Du einen Bauing. beauftragst, für die Wand eine kleine statische Berechnung aufzustellen, dann wirst Du Dich wundern, welche erforderlichen Wand- und Fundamentabmessungen dabei herauskommen.

Wählst Du geringere Abmessungen, dann mußt Du das Sicherheitsrisiko auf Die eigen Kappe nehmen.

Wenn ich Deine Ausführungen richtig verstanden habe, dann musst Du die ganze Wand abreissen und neu errichten lassen.

Mit Gruß Ernst Sauer

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Ernst Sauer

"Martin Schade" posted:

So wie du das beschreibst ist das eine ziemliche Billigkonstruktion. Da ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch das Fundament nicht frosttief gegründet wurde und sich die Mauer deshalb schiefstellt.

Gruss, Werner

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Werner Jakobi

Vergiss es!

Nach DIN 1053 (Mauerwerksbau) kriegt man so ziemlich jede real existierende (auch die robustesten) Gartenmauer kaputtgerechnet.

Das ist wie mit dem Nachweis der Aerodynamiker, dass Hummeln unmöglich fliegen können. Das verwendete Modell passt einfach nicht.

Dass freistehende Mauern auch halten, wenn sie nicht nach der Mauerwerks-DIN gebaut sind, ist bekannt und daher will normalerweise (in bewährten Höhen und Dicken) auch niemand einen Nachweis dafür sehen.

Frag einen erfahrenen Maurer, der versteht davon allemal mehr als die (meisten) Bauingenieure!

Zu Martins konkretem Problem: Da ist wohl wirklich beim Fundament zu viel gepfuscht worden. Gegenstützen, unterfangen, rückverformen ist alles ein Aufwand, der in keinem Verhätltnis dazu steht, die Mauer (wie hoch ist die eigentlich?) abzureisen, neues Fundament zu gießen und frisch drauf zu mauern.

Gruß, Michi (Zimmmerer und Bauingenieur)

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Michael Nahrath

wundern,

unmöglich

Also im Mauerwerks- und Stahlbetonbau passen die verwendeten Rechenmodelle sehr gut, da steckt schon viel Gehirnschmals dahinter.

Natürlich "halten" viele Konstruktionen, die nicht den Normen entsprechen. Das liegt aber nicht daran, dass die Modelle nicht passen, sondern dass die Normen zum Glück Sicherheiten und für viele Fälle (aber nicht für alle) konservative Lastannahmen eingeführt haben.

Man kann auch mit abgefahrenen Reifen, kaputten Stoßdämpfern und gesprungenen Windschutzscheiben fahren, jedenfalls solange es nicht regnet und kein Wind weht.

Und das Sicherheitsniveau in den Normen orientiert sich auch an der Streitsucht der Bürger.

Was dazu führt, dass es in einigen Fällen gut geht und in anderen nicht (siehe oben).

Solange die Windlasten nicht vorhanden sind, kein Frost vorhanden ist, nichts an die Wand angedübelt wird, nichts angelehnt wird, nichts dagegen fällt usw. usw. bleibt auch eine schlecht gegründete 11,5 cm dicke Gartenmauer stehen.

Es gibt gute und schlechte Maurer, gute und schlechte Bauingenieure. Der Fragesteller hat wohl einen schlechten Maurer erwischt (oder einen Bauingenieur der in der Statik-Vorlesung geschlafen hat).

Gruß Ernst Sauer

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Ernst Sauer

Kein Zweifel daran! Dort geht es ja auch vorwiegend um 3- und 4-seitig gehaltene Wände, meist noch mit vertikaler Auflast.

Daher auch das Hummel-Problem der Aerodynamiker. Sie sind mit ihren Modellen ausgesprochen erfolgreich, vom Paraglider bis zum Eurofighter exakte Vorhersagen zu machen, und können auch die Mechanismen der meisten fliegenden Lebewesen gut nachvollziehen, nur eben nicht die Hummel ...

... und normalerweise trifft man z.B. im Holzbau auch wirklich keine noch bestehende historisch Konstruktion, die um mehr als 1,7 überlastet ist. Wenn doch, lohnt es sich, nochmal genau das angesetzte Tragsystem zu hinterfragen.

Wenn ich dagegen in einer Gegend massenhaft eine Konstruktion vorfinde, die seit über hundert Jahren hält (z.B. Gartenmäuerchen mit weich gemauerten Pfeilern ohne Einspannung und Bewehrung) und die Norm-Berechnung weist mir nach, dass die beim ersten mittleren Wind alle schon umgefallen sind, dann werden diese Konstruktionen wohl von etwas zusammengehalten, das die Norm nicht berücksichtigt ...

Dass das Qualitätsniveau im Bauhandwerk sich von den 50iger-Jahren bis Ende der 70iger dramatisch verschlechtert hat, erleben wir ja leider immer wieder ...

Die Warnung davor, Gartenmäuerchen nachweisen zu wollen, hab ich mir übrigens ziemlich wörtlich von unserem Statik-Prof (der im Nebenberuf auch noch als Prüfstatiker aktiv war) gemerkt :-)

Gruß, Michi

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Michael Nahrath

Die Norm weist Dir gar nichts nach, die Norm liefert Dir Grundlagen für Nachweise, die Du führen und verantworten willst oder mußt. Nirgendwo steht, dass Normen stumpfsinnig anzuwenden sind.

Im vielen Fällen haben die Lagerfugen im Mauerwerk auch eine gesisse Zugfestigkeit, die rechnerisch nicht berücksichtigt wird. Sie wird nicht berücksichtigt, weil man sich darauf nicht 100%-ig verlassen kann. Das zeigt einfach die Beobachtung.

Da hat er Dir aber nicht die richtigen Antworten gegeben. An dem kleinen Beispiel hätte er Dir z.B. den komplexen Sachverhalt der geforderten/gefühlten Sicherheiten und Risiken in Verbindung mit den Kosten und den Nachhaltigkeiten erläutern können.

Solange jemand sich nur auf seinem Grundstück bewegt, kann er mit plattgefahrenen Reifen fahren und kann sich Gartenmauern von Schustern herstellenen lassen.

Wenn die Wand aber neben einem Kindergarten steht, sieht es schon ganz anders aus. Steht die Wand auf der Grundstücksgrenze und ein Nachbar ist Lehrer oder Rechtsverdreher, dann ist man gut beraten, die Wand exakt nach Norm zu berechnen.

Mit Gruß Ernst Sauer

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Ernst Sauer

Am Thu, 10 Jun 2004 10:47:11 +0200 schrieb Martin Schade:

Hallo,

es würde mich mal interessieren,

a) auf welche Länge die Wand sich neigt b) wie hoch die Kopfauslenkung ist c) wie die Gründung aussieht d) ob sich bereichsweise Mauerwerksrisse zeigen e) wie der Wandkopf ausgebildet ist

Es muss erstmal die Ursache gefunden werden. Wenn sich nur einzelne Bereiche verdrehen, dann wäre zu klären wie der Fundamentstreifen sich verhält. Ist er quer gerissen im Übergangsbereich

Lässt sich das Teil rechnerisch noch irgendwie fangen oder hält das nur noch per Farbe und Gottvertrauen?

Steckt in den Verstärkungen (Lysenen) eventuell je eine kleine einbetonierte Stahlstütze, welche ummauert wurde?

Ist das Streifenfundament ausreichend tief gegründet oder hebt der Frost das raus?

Eigentlich müsste die Witterung ein solches Mäuerchen eh schon zerlegt haben. Ein dünnes Mauerwerk im Wetter ohne Last auf dem Kopf ist ziemlich arm dran. Da toben sich Sonne und Frost schön aus.

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Olaf Deters

"Ernst Sauer" schrieb im Newsbeitrag news:ca9n0s$rqp$ snipped-for-privacy@rzsun03.rrz.uni-hamburg.de...

überdiemensioniert

ich meine, daß die Steine normal längs vermauert sind, also ist die Mauer 12 cm dick. Die Verstärkungspfeiler sind quer vermauert, dort ist die Mauer 24 cm dick. Der Boden ist auf beiden Seiten etwa gleich hoch, so daß dort kein besonderer Erddruck auftritt. Der vordere Abschnitt, der 10 Jahre älter ist, steht auch noch einwandfrei gerade.

Es könnte durchaus sein, daß das Fundament nicht tief genug ist.

zu berechnen ist doch eigentlich nichts, da die Mauer nichts zu tragen hat. Höchstens der Wind, aber die Mauer neigt sich nach Westen. Also kann der Wind es nicht sein.

Grüße, Martin Schade

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Martin Schade

Hallo Martin,

mit den Maßangaben, die Du oben angegeben hast (ich vermute nicht, dass der Pfeiler einen Stahlbetonkern hat, an dem Mauerwerksverband des Pfeilers könnte man das erkennen) ist die Wand für Windlast rechnerisch zwar nicht ausreichend dimensioniert, aber das kann nicht die Ursache für den Schaden sein (die Wand steht ja noch).

Also liegt es am Fundament (genauer: am Pfeilerfundament).

Prüfe deshalb zunächst ob ein Wurzelwerk am arbeiten ist.

Dann prüfe mal die Fundamentabmessungen im Wand- und Pfeilerbereich; prüfe vor allem die Fundamenttiefe.

Wenn Du die Abmessungen hast, dann kannst Du Dich noch mal melden.

Mit Gruß Ernst Sauer

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Ernst Sauer

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