Instandhaltung in der Automatisierungstechnik

Sehr geehrte Leser,

ich studiere Elektrotechnik mit Schwerpunkt Automatisierungstechnik und habe ein paar Fragen zu der Vorlesung "Informationstechnik in der Automatisierungstechnik". Leider geht unser Prof. sehr wenig auf die Praxis ein, daher h=E4tte ich ein paar Fragen zu dem Thema Instandhaltung. Ich hoffe mir kann jemand mit Praxiserfahrung weiterhelfen.

Besonders interresiert mich, was der Betriebsingenieur und der Betriebsleiter f=FCr Anforderungen an das IH-System stellt. Welche Instandhaltungsstrategien bei einer petrochemischen Anlage sinnvoll w=E4ren (z.B. Risk based maintenance, ...). Was k=F6nnte als hilfreiche Informationsquelle f=FCr das IH-System verwendet werden (Selbstdiagnose von z.B. Profibus Ger=E4ten oder Informationssammlung des IH Teams via PDA).

F=FCr Erfahrungen, Anregungen oder Beispiele aus der Praxis sehr dankbar.

Viele Gr=FC=DFe Philipp Mahler

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Philipp
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Hallo!

Philipp schrieb:

Du wirst wahrscheinlich nicht hören wollen das der Vorarbeiter der Instandhaltung und sein Team meist eher gar nichts von Schlagworten und sich dahinter verbergenden "Systemen" hält. Praxiserfahrung wird sein das man je nach Modetrend in regelmässigen Abständen tolle neue Strategien verordnet bekommt, der alter Wein in neuen Schläuchen ist und auf der Instandhaltungsebene nach kräften im besten Fall ignoriert wird wobei die zugehörigen Dokumentationsschritte selbstverständlich vorgenommen werden.

Gib mal einen Tip was Du mit diesen Daten anfangen möchtest, und in wie fern die die Erfahrung der Praktiker übertreffen (das ist eine ernsthafte Frage).

Dein Beitrag klingt so als ob man mit Dokumentation und Systemen jeden beliebigen Fachmann in jeder beliebig komplexen Anlage mit Instandhaltung und vorbeugenden Arbeiten beschäftigen kann - was ich bezweifle.

gruss Markus

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Markus Philippi

Hallo, danke f=FCr die Antwort. Mir kam das auch schon so vor, als w=E4r das ein wenig =FCberbewertet. Zu deiner Frage: Mit den Daten will ich statistisch erfassen wie lange Ger=E4te in etwa halten um dementsprechend Ersatzteile anzuschaffen (z.B. Badewannenkurve erkennen). Dass die Erfahrung eines Praktikers wahrscheinlich genauso gut ist, will ich nicht bezweifeln. Aber ab einer gewissen Gr=F6=DFe kann man als Mensch das doch alles nicht =FCberblicken. Einfach um nachtr=E4glich das ganze nachweisen zu k=F6nnen, halte ich so ein IH- System schon f=FCr sinnvoll. Nat=FCrlich kenne ich das ganze Thema nur aus einer Vorlesung, daher meine Frage...

Gru=DF Philipp

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Philipp

Am 30.01.2009, 13:29 Uhr, schrieb Philipp :

Jaja, "dappig g'studiert" würde man bei uns[tm] sagen.

Für wirklich kritische Teile gibt es vorgeschriebene Wartungsintervalle durch den Hersteller. Dazu TÜV-Prüfungen und ähnliche Dinge. Und da den Betriebsmannschaften ihr Leben, ihre Gesundheit und ihr Job in der Regel ziemlich lieb sind, wird in so gefährlichen Bereichen wie etwa Raffinerien (u.a.) die regelmäßige und auch vorbeugende Wartung meiner Erfahrung nach durchaus ernst genommen. Lieber eine Pumpe mal ein halbes Jahr zu früh ausgewechselt als einen halben Tag zu spät, wenn sie sich schon gefressen hat und man dafür einen Tag Produktionsausfall (oder Schlimmeres) kassiert... bildlich gesprochen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung - ich habe vor Jahren nämlich Service für Gaswarnsensorik gemacht. Wäre reichlich blöd, wenn irgendwo in der Anlage ein Leck ist, und man merkt es wegen nicht funktionierender Sensorik erst am großen Feuerball danach... =:-O Natürlich sind die Jungs und Mädels dort bestrebt, Lecks gar nicht erst entstehen zu lassen. Aber man kann halt nunmal nicht in jede Schraube und jeden Flansch reinschauen. Das wäre völlig unwirtschaftlich.

Ist halt -wie immer- eine Aufwand/Nutzen-Abwägung, von extern auferlegten Pflichten und Randbedingungen (Sicherheit, Umwelt) beeinflusst.

Ansgar

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Ansgar Strickerschmidt

Philipp schrieb:

Der Ansatz ist gut.

Jein. "Hier" gibt es ein IPS-System (Instandhaltungs-Planungs-System). Im Prinzip ist das genau was Du andeutest - erfassen der erneuerten Bauteile runtergebrochen auf die einzelen Anlagenteile. Eigentlich sind die statistischen Daten gut, aber bei Ersatzteilen die über "Schüttgut" hinausgehen (Initiatoren, TFT-Displays, Buskarten) ist das System nicht treffsicher genug, zugegebenerweise oft weil man die Nebenbedingungen nicht abbilden kann (Einbauqualität, Produktmix...)

Regelmässige "in augenschein nahme" - soweit möglich - ist zur Beschaffung am wirkungsvollsten.

Standardproblem Was willst Du warum nachweisen? Und welche Folgen soll das für den Betriebserfolg haben. Was kann man mit dem Nachweis verbessern?

gruss Markus

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Markus Philippi

Am 30.01.2009, 14:09 Uhr, schrieb Markus Philippi :

Oder, wie mein Chef in Anlehnung an seinen Vater -der war Arzt- immer sagt: "Keine Diagnose ohne Therapie"...

Ansgar

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Ansgar Strickerschmidt

Ansgar Strickerschmidt schrieb:

Es gibt nicht nur Raffinerien. Es gibt auch Betriebe, ohne dass ich jetzt hier ein Beispiel nennen möchte, da wurde verordnet, dass erst was getan werden darf, wenn etwas wirklich kaputt gegangen ist. Also etwa alle vier Lampen in der Leuchte.

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Rolf_Bombach

Wir hatten mal eine Katheterproduktion kraeftig automatisiert und da lief das weniger nach irgendwelchen Theorien ab. Nix PDA, und Profibus gibt's hier eh kaum. Mittleres Unternehmen, etwas ueber 300 Mitarbeiter, lief so:

Es wurde aufgelistet, was so alles kaputtgeht oder gehen koennte. Verschleissteile, Kompressorschmierung, Entoeler, Laseroptiken usw. Dann haben wir fuer alle Stationen die Standard Operating Procedures (SOP) neu geschrieben und die Wartungs- und Kalibrationsintervalle festgelegt. Im Prinzip so wie die Wartungshefte in Autos, natuerlich haeufiger und EDV-basiert. Diese wurden in die Schichtzeiten eingearbeitet, sodass sich moeglichst wenig Unterbrechung im Arbeitsfluss ergab. Ausser den SOP fuer Notfaelle und Unfaelle war's das dann auch schon.

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Joerg

Rolf_Bombach schrieb:

"Wir machen ereignisorientierte Wartung"

"Aha, das Ereignis ist soeben eingetreten, bitte begeben sie sich in die Schutzräume!"

Butzo

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Klaus Butzmann

Rolf_Bombach schrieb:

Kommunale Büros mit Bürgerkontakt?

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horst-d.winzler

Philipp schrieb:

Hallo,

bei etwas langlebigeren Geräten hat man aber das Problem das man erst am Ende der Badewannenkurve weiß wieviele Ersatzteile man gebraucht hätte. Nur ist inzwischen dieses Gerät völlig überholt und am Markt nicht mehr erhältlich, ebenso die Ersatzteile dafür.

Bye

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Uwe Hercksen

Ansgar Strickerschmidt schrieb:

Hallo,

und die diagnoseresistenten Patienten sind dann unheilbar gesund. ;-) Aber gesunde Patienten sind ja nur unzureichend durchuntersucht...

Bye

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Uwe Hercksen

Am 02.02.2009, 17:13 Uhr, schrieb Uwe Hercksen :

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Rate mal, wen ich damals[tm] gespielt habe...

Ansgar

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Ansgar Strickerschmidt

Das kommt auf das Geraet an. Mich hat es erstaunt, als ein DC-3 Pilot sagte, es sei kein grosses Problem Ersatzteile fuer Wright Cyclone oder Wasp Sternmotoren zu bekommen. Mit sowas ist damals Charles Lindbergh ueber den Ozean geflogen.

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Joerg

Joerg schrieb:

Hallo,

schon, aber Sternmotoren wurden ja nicht nur bei der ersten Atlantik Überquerung benutzt, sondern auch in den vierziger und fünziger Jahren noch.

Bye

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Uwe Hercksen

Uwe Hercksen schrieb:

Für den erste Non-Stop Transatlantikflug, 1919 übrigens, wurden V12 Reihenmotoren verwendet.

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1927 kam Lindbergh auf die IMHO völlig idiotische Idee, einen Alleinflug zu unternehmen. Über 33 Stunden am Steuer, ein Wunder, dass er nicht noch die Balkanesische Trucker- medallie gekriegt hat.
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Rolf_Bombach

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