Folgend meinem letzten Thread hat das Verschweissen im Test einen zu grossen Verzug bei der Scheibe gezeigt.
Ist es vielleicht möglich, die Scheibe (DM100, t=3mm) auf eine Welle (DM30) aufzupressen? Im späteren Betrieb ist die Scheibe schlimmstenfalls leichten Hammerschlägen ausgesetzt, mit denen Betreiber anheftende Klebstoffe ablöst.
Kann in so einem Fall eine Presspassung zur Fixierung der Scheibe auf der Welle ausreichend sein?
Grundsätzlich ja. Ich weiß nicht, welches Material du verwenden möchtest. Die Theorie würde ungefähr so aussehen: Scheibe erwärmen, aufziehen und abkühlen lassen. Hierfür müsste zusätzlich, je nach gewünschtem Sitz, der Innendurchmesser der Scheibe gewählt werden. Zur Verstärkung könntest du die Scheibe noch zusätzlich verkleben.
Wie sieht denn anschließend der genaue Einsatz aus? Wieso Hammerschläge?
Material ist 1.4301. Die Scheiben werden an der Aussenkante mit Klebstoff belegt, der gelegentlich nach dem Aushärten mit einem Hammer "abgeschlagen" wird.
Alternativ Welle in fluessigem Stickstoff abkuehlen, Ringe aufziehen, stehenlassen. Dieses Verfahren wurde erfolgreich im Werkzeugmaschinenbau angewendet (Spindeltrommel auf Welle bei Mehrspindeldrehmaschinen).
"Gunter Herrmann" schrieb im Newsbeitrag news:4245dc5f$0$11476$ snipped-for-privacy@newsread2.arcor-online.net...
Solche Tieftemperaturen sind tödlich für Stahl. Presspassungen werden eigentlich berechnet. Sollte für jeden Maschinenbauing zum Standard gehören. Die im WZM-Bau üblichen -Bereiche liegen maximal bei -40 Grad. Bei dir könnte eine Kombination aus Anwärmen der Scheibe und Abkühlen der Welle im Gefrierschrank möglich sein. Aber Durchmesser und Lambda Fe und Tempdifferenz zu bemühen ist schon richtiger. Gruß Jochen
Das sind Ringe aus gewellten Federstahl, die in einen relativ grob tolerierten Spalt zwischen Bohrung und Welle kommen. Die Dadurch entstehende Verbindung ist (angeblich, habs nicht gemacht) berechenbar und scheint Deinen Anforderungen zu genügen. Einziges für mich erkennbares Problem ist die sehr schmale Scheibe, aber dass kann man sicher abklären. Toleranzringe gibt es (u.a.) bei Mädler.
Eine anderer Ansatz wäre, den Durchmesser der vermutlich vorgeschliffenen Welle mit Hilfe eines (gedrückten und nicht gefrästen) Rändels um ein paar Zehntel auufzuweiten und Nuten für zwei ganz normale Sprengringe aus Runddraht einzudrehen. Die Scheibe bekommt an der Bohrung links und rechts eine kleine Fase, so dass die Sprengringe darin fast verschwinden. Erst einen Sprengring setzen, dann Scheibe aufpressen (schlagen ?) bis die Scheibe schön auf dem Sprengring aufsitzt, danach den zweiten Ring einsetzen. Fertig. Wenn Du mehrere Scheiben zu befestigen hast, kannst Du jeweils die Hälfte von einem Ende und die andere vom anderen Ende aufpressen. Die Durchmesservergrößerung durch Rändeln kann man durch nochmaliges überdrehen gut steuern, so dass Du an den inneren Scheiben größere Durchmesser, wie an den äußeren Scheiben verwenden kannst. IMHO genügen Durchmesserstufungen von 5/100. Dadurch kannst Du sie alle der Reihe nach auffädeln.
Ich hoffe das sind zwei Denkansätze, die Dir bei der Lösung deines Problems helfen.
Unter Last, ja, da Versproedung. Nur zum Fuegen aber kein Problem (Gefuegeumwandlung findet dabei nicht statt).
Ich hatte vor laengerer Zeit auch mal das Vergnuegen, so etwas durchzurechnen. Das ist recht simpel: Nimm Groesst- und Kleinstmass fuer die zu paarenden Elemente einer Presspassung, berechne das Uebermass, berechne daraus die Spannungen (jeweils min. und max.).
Die im WZM-Bau üblichen -Bereiche
Im von mir beschriebenen Verfahren wurden hunderte von Mehrspindeldrehmaschinen hergestellt. Als Alternative wurde bei einem anderen Typ verklebt.
Hans-Christian Grosz verfasste am 26.03.2005 14:39:
Das wäre möglich, evtl. sogar ohne Temperatureinwirkung. Hilfreich wäre ein Absatz in der Welle, um den Fügeweg auf ein Minimum zu reduzieren. Aufpressen mit einer Hülse. Ich fürchte aber, dass eine so dünne Scheibe nicht kippstabil sitzt.
"Hans-Christian Grosz" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@4ax.com...
Ich denke es ist einfacher auf die Welle dickere Ringe mit Gewindebohrungen aufzuschweissen und die Scheiben an diese anzuschrauben oder alternativ dazu anzuheften. Eine Verschraubung liesse sich im Reparaturfall auch wieder lösen. Gruss Roland
Wie genau funktioniert Gefügeumwandlung bei Kälte eigentlich? Da alle chemischen Reaktionen mit sinkender Temperatur drastisch langsamer werden, kann ich mir eigentlich nur vorstellen, daß es im Gefüge mikroskopische Eigenspannungen gibt, die sich aufgrund unterschiedlicher Wärmeausdehnungskoeffizienten der Gefügebestandteile bei der Abkühlung über einen kritischen Wert erhöhen und dadurch eine Umwandlung eingeleitet wird. Dazu müßten die Eigenspannungen 3. Art aber in die Größenordnung der Fließspannung (fast 1GPa) kommen.
Die Kaltsprödigkeit kann man dagegen dadurch erklären, daß bei niedrigeren Temperaturen die Versetzungsbewegungsgeschwindigkeit herabgesetzt wird und sich daher Spannungen nicht in plastischen Deformationen (Versetzungen) "entladen", sondern "aufstauen" bis zur Rißbildung.
Die martensitische Umwandlung ist diffusionslos. Sie entspricht am ehesten einer Zwillingsbildung. Bestimmte Ebenen und Richtungen des kfz-Gitters werden zu analogen Ebenen des krz-Gitters umgedeutet. Jedes Atom bewegt sich nur einen Bruchteil eines Atomabstandes. Die Bildung einer Martensitplatte ist mit dem Ankippen einer Dominosteinmauer zu vergleichen.
Dazu kommt aber auch noch Versetzungsbewegung, um benachbarete Martensitplatten aneinander anzupassen.
Treibende Kraft für die Martensitbildung ist die Differenz der freien Enthalpien. Hindernde Kraft steckt in allem, was Mischkristallverfestigung erzeugt (deswegen sinkt M_s mit steigendem Kohlenstoffgehalt) und in der elastischen Verzerrungsenergie, die aus der Volumenänderung bei der Umwandlung resultiert. Letzteres bedeutet, daß die Umwandlung durch das Umwandlungsprodukt behindert wird. Deswegen gibt es immer eine Martensit-Start- und eine deutlich tiefere Martensit-Finish-Temperatur.
M_s von 1.4301 kenne ich nicht, ich weiß aber, daß der Austenit hier metastabil ist, denn man kann leicht Verformungsmartensit erzeugen.
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