Verschlechtern gemischtsprachige Teams das Arbeitsergebnis

Hallo, wollte man ein interessantes Thema diskutieren. In einer Sendung über deutsche Sprache sagte einer dieser selbsternannten Schützer der deutschen Sprache:

In gemischtsprachigen Teams, in denen viele letztlich schlechtes Englisch sprechen, sind die Ergebnisse schlechter als in Teams in denen alle gutes Deutsch sprechen. Er nannten hierbei insbesondere Porsche, wo man angeblich darauf Wert legt, dass zumindest die Teams hier in D alle gut Deutsch sprechen.

Welche Erfahrung habt ihr damit? Würdet ihr dem zustimmen?

MfG Matthias

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Matthias Frank
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Matthias Frank schrieb:

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da wird man mit der Sprache mehr zu kämpfen haben als mit dem eigentlichen Thema.

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klar geht's da besser voran, weil man sich um die Sprache nicht mehr zu kümmern braucht. Da kann man sich voll auf das Thema konzentrieren.

Aber sicher doch.

Beherrscht man eine Sprache gut, kann man mit ihr spielen und braucht nicht damit zu kämpfen. Spielerisch kommt man eh' viel besser voran. Bewusst eingestreute Zweideutigkeiten oder Assoziationen, die so manchen Lacher mit sich bringen, bringen das Hirn auf neue Zusammenhänge und somit auch zu viel breiten Lösungsansätzen.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Christoph Müller schrieb:

[...]

Ich kann Christoph da aus praktischer Erfahrung zustimmen. Ich arbeite zwar nicht direkt _in_ gemischsprachigen Teams, aber ich organisiere zum Teil zum Teil die Zusammenarbeit mit Entwicklungsteams bei ausländischen Töchtern und da ist oft sehr viel Krampf und Frust dabei.

Steffen

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Steffen Stein

Es ist ein ungleicher Vergleich: Ein Team in dem die Sprache schlecht beherrscht wird, ist meistens schlechter als ein Team welches die Sprache gut beherrscht, egal um was für eine Sprache es sich handelt.

Obwohl das unter Umstände auch stark von der Branche abhängt. Im künstlerischen oder sozialwissenschaftlichen Umfeld kann Vielsprachigkeit ein großer Vorteil sein. Im juristischen Umfeld ist eine perfekte Beherrschung der Sprache unabdingbar.

Ich vermute, du meinst aber Ingenieurwissenschaften. Hier ist es wichtig, dass die Sprache soweit beherrscht wird, dass technische, konkrete Information sicher zwischen den Team- mitgliedern kommuniziert wird. Ein weiterer (vielleicht wichtigerer) Punkt ist aber die Arbeitskultur und -stil der einzelnen Teammitglieder, die das Arbeitsklima und den Informationsaustausch stark beeinflussen kann.

bye, Dan

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Dan O.

Matthias Frank schrieb:

Das kommt auf die Aufgabe des Teams an. Ein gemischtsprachiges Team entsteht kaum bei einer Firma, die nur in ihrem eigenen Sprachraum tätig ist.

Aber in einem international tätigen Konzern hat man nun mal mit Kunden, Lieferanten und Kollegen mit anderer Muttersprache und Kultur zu tun.

Wenn ich einen Japaner im Team habe und in meinem Projekt die Kollegen in Japan eine wichtige Rolle spielen oder wenn ich einen Franzosen im Team habe und mit französichen Kunden Informationen und Ergebnisse im Laufe des Projekts austauschen muss, gibt es kaum eine bessere Hilfe, als einen Muttersprachler der mit seinen Kenntnissen der Kultur und Gepflogenheiten die Informationen aus den Entwicklungspartnern tauscht.

Das größte Problem im Projekt ist nicht die Sprache, sondern dass auch bei gleicher Sprache zu wenig geredet, zu viel angenommen und einfach so gemacht wird, weil man nicht ausreichend untersucht und abgestimmt hat, was der andere / Kunde wirklich will.

Gruß, Ralf.

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Ralf Teschenbaum

Als Physiker unter Ingenieuren kenne ich das Problem indirekt: Wir sprechen unterschiedliche Sprachen, haben unterschiedliche Bildungsstände und machen andere Witze. Selbst wenn ich mit Techniker rede, merke ich, daß mir einfach die händische Erfahrung fehlt und wir teilweise aneinander vorbeireden.

Dieses Problem existiert also auf vielen Ebene und ist nicht nur auf sprachliche Kompetenzen konzentriert.

Eine deutsche Firma wird es schwer haben, in China Fuß zu fassen, wenn in ihrem Team kein Chinese vertreten ist, der die kulturellen Unterschiede begreifbar machen kann. Insofern sind multinationale Teams in einigen Bereich sinnvoll.

Was die Ergebnisse betrifft, sehe ich dies von einem anderen Standpunkt: Ein multinationales Team mag, bedingt durch Sprachprobleme, langsamer vorankommen; aber durch die kulturelle und bildungstypische Vielfalt verhält es sich fast wie genetische Algorithmen und eine fast optimale Lösung wird schneller erreicht als in uninationales Teams, die vielleicht nur ein lokales Maximum erklimmen.

Viele Grüße Andreas Demant

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Andreas Demant

Dan O. schrieb:

Stimmt. Vielleicht hab ich mich auch, trotz deutscher Sprache nicht ganz deutlich ausgedrückt. ;-)

Natürlich ist es klar, wenn man global arbeitet kann man von Mitarbeitern im Ausland natürlich nicht verlangen, dass die Deutsch sprechen man wird also zwangsläufig in Englisch kommunizieren.

Ich stelle die Frage mal anders: Ist es für eine Firma die in D sitzt und hier auch die meisten Mitarbeiter hat, Entwicklungs- abteilung usw, sinnvoll als Konzernsprache Deutsch zu haben oder sollte man Englisch als Konzernsprache einführen, was dazu führen würde, dass z.b. auch Deutsche auf Englisch kommuniziern (und sich u.U. nicht so richtig verstehen)?

MfG Matthias

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Matthias Frank

Matthias Frank schrieb:

So lange die Deutschsprachler in der Minderheit sind, kann man das ja mal andenken. Dürfte in D selbst aber eher selten der Fall sein. Dann würde ich die Finger davon lassen und nur das übersetzen, was wirklich über die Sprachgrenzen muss. Sieht man sich mal alleine die Betriebsanleitungen an, die durch Zwangsfremdsprachen verbrochen werden, dann müsstem einem die Bedenken eigentlich schlagartig klar werden. Und auf diesem Niveau dann wichtige Dinge diskutieren? Da braucht man schon ziemlich viel Mut und noch sehr viel mehr Glück, wenn's gut gehen soll.

Was ist der Unterschied zwischen "schlagen" und "prügeln"? Keiner? OK. Dann wird übersetzt: "Es hat soeben 12:00 Uhr geprügelt"...

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Matthias Frank schrieb:

Im Prinzip finden die Firmen die Lösung als Optimum von Nutzen zu Aufwand selbst. In meiner Abteilung sitzen nur Deutsche und man tut sich mit einer externen Hilfskraft, die nur englisch spricht, sehr schwer.

Trotzdem könnte es sein, dass man Dokumente und Ergebnisse für das nächste Projekt übernehmen muss. Darum werden die internen Dokumente meist in Englisch erstellt. Einer der Kunden bevorzugt für die Dokumente, die man mit ihm austauscht, die deutsche Sprache, aber auch da ist man nicht immer vollständig kooperativ.

In einem der nächsten Projekte zahlt sich der Aufwand für die englsich erstellten Dokumente sicher aus.

Gruß, Ralf.

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Ralf Teschenbaum

Ralf Teschenbaum schrieb:

Prinzipiell sollten die Dokumente jeweils in der Muttersprache verfasst werden, weil man da mit der geringsten Fehlerquote rechnen kann.

Wird eine gemeinsame Sprache benötigt, müssen die Dokumente halt in diese gemeinsame Sprache übersetzt werden. Von FACHLEUTEN! Andernfalls ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass solche Dokumente zur Lachnummer mit nicht unbedingt großem fachlichen Wert werden. "... es hat 12:00 Uhr geprügelt..."

Klar kostet das. Aber so ist das nun mal mit der Qualität.

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

"Christoph Müller" schrieb:

Ich glaube das ist schön aber illusorisch. Wichtige Dokumente (z.B. Lastenhefte oder Manuals) die sich nicht jede Woche ändern kann man extern Übersetzten lassen. Aber in der tagtäglichen Arbeit ensteht eine ganze Menge von Dokumentation, welche für die Entwicklung von Bedeutung ist: Sourcecode-Kommentare, Powerpoint-Präsentationen, Read-me Dateien, Kurzanleitungen oder - beschreibungen, präliminäre Spec-Sheets usw. Und wenn es mal heisst, einen neuen Kollegen aus der USA in deinem Thema einzuarbeiten wirst du dich freuen alles auf (D)Englisch notiert zu haben.

Naja, die meisten Dokus sind kurzgefasste, sachliche Specs, da muss ein Fachmann die englischen Begriffe auch beherrschen. Im Zweifelsfall kann man mit Schönheitsfehler leben, wenn die Info rüberkommt.

Und Zeit. Oft ruft der Kollege/Kunde aus Japan an und will bis morgen eine kurze Erklärung haben. Dann ist keine Zeit für einen Übersetzter. Ausserdem zweifele ich die Qualität einer externen technischen Übersetzung an, weil oft firmeninterne/fachspezifische Begriffe und Bedeutungen geprägt werden.

bye, Dan.

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Dan O.

Dan O. schrieb:

Das ist halt letztlich die Frage. ;-)

MFG Matthias

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Matthias Frank

Wenn ich von Dokumenten schreibe, dann meine ich auch richtige Dokumente. Klar sind - streng genommen - auch Notizen Dokumente. Aber eher weniger mit offiziellem Charakter. Du beschreibst die Dinge, die live passieren. Die kann man auch live wieder hin biegen, wenn was schief gelaufen ist. Mit richtigen Dokumenten geht das nicht mehr. Die sind bis auf Weiteres fix und oft die Arbeitsgrundlage für jede Menge weiteres Zeug. Da sparen zu wollen, halte ich für höchst riskant. Irgendwas nicht ganz klar ausgedrückt und schon sind wieder ein paar Mannwochen in den Wind geschossen. Nur, wenn das Ganze live abläuft, lässt sich so etwas eingrenzen. Dann würde ich aber nicht von "Dokumenten" reden. Ist aber am Ende dann nur Geschmackssache...

Servus Christoph Müller

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Christoph Müller

Die sind bis

sparen zu

und schon

Jede Firma die was von sich Hält wird wichtige Dokumente erst einmal von Fachleuten korrekturlesen und/oder übersetzen. In diesem Sinne hat jede größere Firma auch eine Pressestelle, eine Rechtsabteilung, einen PR-Manager. Es sind aber die tagtäglichen Notizen, Telefonate, Faxe, Slides und Besprechungsprotokolle die den Hauptteil der Kommunikation in einem (mehrsprachigen oder nicht) Team ausmachen.

bye, Dan

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Dan O.

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