Waermekraftmaschinen fuer niedrige Temperaturen

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Moin!

Gibt es eigentlich, speziell im Zusammenhang mit der Nutzung von Solarwärme bei kleinen Leistungen, Wärmekraftmaschinen, die ökonomisch und effizient geringe Temperaturunterschiede nutzen können?

Mir ist aufgefallen, daß man bei einer Temperaturspreizung von 30° C/80° C einen Carnotwirkungsgrad von 14 % hätte - das wäre ein typischer Temperaturbereich, wie man ihn mit Solarkollektoren nutzen könnte, und der Wirkungsgrad bzezogen auf die Einstrahlung wäre auch nicht schlechter als der von PV-Modulen.

Es gäbe sogar zwei gewaltige Vorteile:

Erstens stünde Niedertemperaturwärme auf dem 30° C-Niveau zur Verfügung, mit der beispielsweise Brauchwasser vorgewärmt werden könnte, und zweitens ist Wärme deutlich leichter als Strom zu speichern. Damit könnte man mit relativ einfachen Speichern die Stromerzeugung zeitlich von der Einstrahlung entkoppeln und somit Lastspitzen abdecken - genau das, was den Regenerativen vorgeworfen wird, daß sie es nicht könnten.

Da der Carnotwirkungsgrad von beiden Temperaturniveaus abhängt, würden die im Winter niedrigeren Außentemperaturen sogar die verminderte Einstrahlung teilweise ausgleichen (die obere Temperatur der Solarwärme ergibt sich aus den mit steigender Temperatur zunehmenden Rückstrahlungsverlusten, so daß bei nichtkonzentrierenden Systemen Temperaturrekorde nicht unbegrenzt sinnvoll sind, auch steigt der Hardwareaufwand mit der Temperatur deutlich an).

Da ich vermutlich nicht der erste bin, der auf diese Idee gekommen ist: Was gibt es denn da so von Seiten der Maschinenbauer?

Unsereiner würde ja denken, daß man eine ganz normale Dampfturbine auch einfach runterskalieren und mit einer niederigsiedenden Flüssigkeit (z. B. n-Pentan) betreiben könnte - wichtig ist wohl vor allem, daß die Flüssigkeit bei den höchsten Kaltseitentemperaturen noch kondensiert (wobei ein erhöhter Systemdruck behilflich sein könnte, aber man möchte normalerweise eine Kondensation ins Vakuum hinein erreichen können - warum eigentlich?).

Die Maschine wird ein wenig größer als "normale" Kleinmotoren, weil die Größe durch den Wärmedurchsatz definiert wird und nicht durch die Wellenleistung, aber dafür dürfte sie bei den niedrigeren Systemtemperaturen auch werkstoffseitig weniger anspruchsvoll sein.

Die Frage ist halt, wie gut man veränderlicher Temperaturen ausnutzen kann: Einerseits sollte der "Normalbereich" 30/80° C vernünftig ausgenutzt werden (eta-Carnot 14,2 %), andererseits hätte man an heißen Sommertagen vielleicht auch mal 40/110° C (18,3 %) oder im Winter -20/50° C (21,7 %) vorliegen. Die andere Idee ist, im Winter mit einer Wärmepumpe elektrisch zu heizen und die nur mit Solarmodulen zu unterstützen, oder man hat eben eine Zufeuerung und legt deswegen den Generator gleich - und das geht dann auch mit einem konventionellen Dampfprozeß - auf hohe obere Temperaturen aus; es ist eben die Frage, ob man die Maschinenabwärme auf noch realtiv hohem Temperaturniveau zum Heizen benutzen will oder lieber den höheren Carnotwirkungsgrad bei Kalttemperaturen am Gefrierpunkt für die Stromerzeugung verwenden. Elektroheizung und Stromerzeugung müssen sich nicht ausschließen: Man kann in Schwachlastzeiten Heizstrom aus dem Netz beziehen und Spitzenlasten mit eigener Erzeugung abdecken. Die Maschine, die überwiegend im Sommer Strom erzeugen soll, ist doch "eh schon da" und verursacht insoweit keine Zusatzkosten.

(Die Leistungsmodulation ist eher unwesentlich bzw. nicht erforderlich: Man läßt erst den Speicher vollaufen und fährt ihn dann in einem Rutsch leer. Im Sommer reicht das dann vielleicht für 2 h Maschinennennleistung, im Winter eben nur für eine halbe Stunde.)

Was gibt es denn da Schönes?

(Irgendwie würde ich denken, daß so ein kleines Dampfturbinchen mit einem Kleingenerator dran (so in der Größe 1-10 kW, also nicht viel mehr als ein Staubsaugermotor) für ein paar hundert Euro zu kriegen sein sollte - ist nicht mehr Technik als ein Kühlschrank und dürfte deswegen auch kaum mehr kosten. Und der sauteure Solarwechselrichter wird nicht benötigt, die PV-Module auch nicht.)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z
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Am 16.04.2012 17:36, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

Ivo Kolin hat schon vor vielen Jahren einen "Laubsägemotor" vorgestellt, der mit direkter Sonnenstrahlung arbeitet. Das ist ein Stirlingmotor, dessen Verdränger gleichzeitig als Erhitzer und Sonnenkollektor dient. Wird z.B. aus "Styropor" (allerdings mit etwas höherer möglicher Betriebstemperatur) hergestellt. Der Motor ist flach aufgebaut und kann z.B. als Laubsägearbeit von jedem halbwegs geschickten Bastler hergestellt werden. Bei Bedarf lässt sich daraus bestimmt auch ein Industrieprodukt draus machen. Etwaiger Patentschutz könnte schon abgelaufen sein.

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Christoph Müller

Ralf . K u s m i e r z wrote on Mon, 12-04-16 17:36:

Carnot ist eine hohe Hürde. 60 % von Carnot ist generell ein guter Wert (den erreichen Siedewasserreaktoren nicht) und je kleiner der Gesamthub ist, desto mehr fallen die Temperaturdifferenzen aller Wärmeübergänge ins Gewicht. Wenn von 14 % Carnot 4 % technisch überbleiben, wäre das schon ein Erfolg.

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Axel Berger

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begin quoting, Axel Berger schrieb:

???

Doch?

Hast Du das mit dem Wirkungsgrad verwechselt? Moderne SWR liegen bei

40 %; Carnot ist, äh, also Temperaturspreizung 50° C/286° C ergibt 42,2 %, also technisch so gut wie vollständig, wenn man an die Erreger- und Trafo-Verluste denkt. Moderne Turbinenwirkungsgrad sind jenseits von 99 %, also praktisch keine Verluste - geht alles auf die Welle.

Das ist mir deutlich zu pessimistisch. Bei einem modernen SWR der

1,4-GW-Klasse muß man 3,5 GW Wärme durch die Tauscherflächen (bzw. beim SWR nur durch den Kondensator bzw. den Rückkühler - d. h. dort im Normalbetrieb nur 2,2 GW) schaffen (das sind 1 t Dampf/s), aber bei so kleinen 1-10-kW-Dingern kann man sich "riesengroße" billige und verlustarme WT leisten.

Warum so pessimistisch?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

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begin quoting, "Ralf . K u s m i e r z" schrieb:

Das ist offensichtlich trivial: Das Funktionsprinzip der WKM ist adiabatische Expansion, und die Temperaturänderung ist umgekehrt proportional zur Volumenänderung hoch kappa-1 bzw. zur Druckänderung hoch 1-1/kappa. Für kappa = 4/3 bringt also jede Druckhalbierung einen Rückgang der absoluten(!) Temperatur um 16 % - das bringt ganz deutlich was (und macht die Niederdruckstufen ziemlich groß, denn das Volumen ist reziprok zum Druck ;(der so ähnlich - ist ja nicht isotherm) bzw. spart entsprechend höhere Drucke auf der Druckseite ein.

Außerdem kann man mit Expansion ins (relative) Vakuum den Siedepunkt des Arbeitsmediums bei Normaldruck deutlich unterschreiten.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Ralf . K u s m i e r z wrote on Mon, 12-04-16 22:38:

Nein, aber andere Zahlen angesetzt. Für Kernkraftwerke erinnere ich mich an 30 %, eventuell 33 %, keine 40. Die Temperaturen sind 330 und

20 Cel, das sind 51 % für Carnot. 33/51 sind 64 %.

Wessen Zahlen besser passen kann man nachschlagen, mein Punkt über die wachsende Bedeutung aller Wärmeübergänge und kleinen Differenzen im System je gerimger der Gesamthub wird bleibt aber. Mehr als ein Drittel Carnot ist bei 80/30 kaum drin.

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Axel Berger

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begin quoting, Axel Berger schrieb:

Das wäre rund ein Drittel Verlust. (Ich glaube nicht, daß der so hoch ist. Du hast einfach falsche Zahlen. KKW sind nicht deswegen so "mies", weil sie hohe Übergangsverluste haben, sondern, weil sie tatsächlich vergleichsweise niedrige Dampftemperaturen gegenüber Kohlekraftwerken verwenden - die wurden eben nicht auf Effizienz ausgelegt, weil die Wärmequelle quasi "nichts" kostet. Ist auch die Frage, wie man es rechnet: Technisch nimmt man Frischdampftemperatur/Kondensattemperatur. Nähme man die Temperatur des Kernbrennstoffs (ca. 500° C) und die Temperatur des Flußwassers (10° C - eta_Carnot = 63 %), dann sähen die KKW aber so richtig alt aus. Letztlich ist der KKW-Wirkungsgrad deswegen so niedrig, weil man wegen der hohen Brennstabtemperaturen die Primärkühlmitteltemperatur lieber ziemlich niedrig hält, damit die empfindliche Brennstabhülle bei einer Kühlmittelstörung nicht gleich hopsgeht. Für Hochtemperaturreaktoren braucht man andere Konzepte (Graphitkugeln wie beim THTR).)

Und das wären zwei Drittel Verlust. Und auch hier sehe ich dafür keinen Grund. Es gibt drei Wärmeübergänge:

  1. vom Medium des Kollektors auf den Speicher
  2. vom Medium des Speichers auf das Arbeitsmedium der Maschine
  3. vom Arbeitsmedium auf das Kühlmittel (Kaltwasser oder Luft)

Um zwei Drittel des Carnotwirkungsgrades "wegzuschmeißen", müßte man die Spreizung von 30/80 auf (z. B.) effektiv 47/63 reduzieren, also ingesamt 34 K an den Übergängen verlieren (100 % Turbinenwirkungsgrad vorausgesetzt - praktisch werden von der theoretischen Wellenleistung bis zu den Generatorklemmen schon noch 10 % verlorengehen, was dann den Wärmeübergang auf 32 K reduziert (Spreizung 46/64)).

Ich zweifle, daß Maschinenbauteile so mies sind. Warum sollten denn bei so kleinen Leistungen (höchstens einige 10 kW) an jedem Übergang rund 10 K verlorengehen? Das sollte sich doch wohl auf 2 K pro Übergang senken lassen. Dann hätte man eine effektive Spreizung 32/76 (12,6 %), dann noch 10 % Verlust in der Maschine, macht insgesamt 11,3 %. Das wären dann 80 % des Carnotwirkungsgrads - sowas würde ich eher für realistisch bzw. realisierbar halten.

Die Frage ist halt, warum es entsprechende Maschinen (offenbar) nicht gibt (abgesehen von Spielzeug). Vermutlich hat dafür bisher niemand einen Bedarf bzw. einen Markt gesehen...

(Gerade nachgesehen: Die Geothermiekraftwerke von Larderello, die die ganze Gegend mit Schwefeldampf vollstänkern, haben eine Dammpftemperatur von 220° C - das ist eine andere Größenklasse.)

Gibt es für die Wärmeübergänge Zahlen? Nehmen wir mal ein Blech aus Edelstahl, 2 mm dick, auf beiden Seiten strömt Wasser in entgegengesetzte Richtungen mit jeweils 0,1 m/s. Welche Wärmeübergangszahlen erwartet man denn dafür? Dann könnte man mal abschätzen, welche Wärmetauscherfläche man braucht, um bei 20 kW den Temperaturunterschied auf 2 K zu begrenzen.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Nimm als erste Hausnummer 1kW/(m2K) als Wärmedurchgangskoeffizienten an. In der Praxis wird es bis zum Faktor 5 besser oder auch schlechter werden können.

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Heiner Veelken

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begin quoting, Heiner Veelken schrieb:

Ist das jetzt nur der Werkstoff, oder einschl. Randschichteffekte in den Medien?

Das wären dann 5 m^2 für 10 kW - doch ein bißchen unhandlich. (Und "trickreiche" Wärmetauscher - Cu-Lamellen und sowas - werden dann wahrscheinlich gleich wieder "richtig teuer".)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

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begin quoting, Axel Berger schrieb:

Dann nehmen die aber jede Leistungsexkursion gleich nachhaltig übel. (Dieses Keramikzeugs ist wahrscheinlich ziemlich schlecht wärmeleitend. Einfache Überschlagsrechnung bei angenommen temperaturunabhängiger Wärmeleitung und konstanter Energieproduktion im Volumen liefert quadratische Abhängigkeit der Temperatur vom Radius, also maximale Temperatur T_max im Zentrum und einen Verlauf

T(r) = T_max - c*r^2

Der höchste Temperaturgradient tritt also am Umfang der Brennstofftablette auf, und die hat die Zugspannungen aufgrund der Wärmeausdehnung des Kerns sicher auch "ganz besonders gern".

Aber wer weiß: Vielleicht zieht sich das beim Anschmelzen wieder "glatt" - nach dem ABkühlen hat man dann Zugspannungen im Kern und Druckspannungen am Rand.)

Die glaube ich zwar für die Frischdampftemperatur immer noch nicht ...

(vielleicht Primärkühlmittel bei DWR - hinter dem WT ist es dann gleich ein Eckchen kühler)

Jedenfalls kommen die schon ganz gut an den theoretischen Wirkungsgrad ran.

(Interessante Frage wäre, warum Kohlekraftwerke auch so mies sind. Die können offenbar keine 500+° C Dampftemperatur, obwohl die Feuerung das hergeben würde. Wahrscheinlich Materialproblem.)

Ja nun, der Preisrahmen liegt bei den 2000 E, den ein kW_Peak solar aus PV kostet. Ein Kühlschrank kostet 200-300 E, und da ist nun auch nicht so viel weniger dran. Und für 10000 für 5 kW sollte sich doch schon was Ordentliches machen lassen - man muß wirklich genau hinschauen, was warum teuer ist, und dafür ggf. Lösungen entwickeln.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Am 18.04.2012 19:13, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

Ja, selbst modernste Kesselbaustähle sind nur bis ~580°C Wandtemperatur ausreichend kriechbeständig. In Walsum hatte man zuletzt versucht, mit 7CrMoVTiB10-10 ein Großkraftwerk zu bauen. Hat aber nicht geklappt, das Zeug ist anscheinend nicht so einfach zu schweißen ;-)

Bei erprobten Materialien wie zB. 13 CrMo4-5 bist Du tatsächlich so bei ~500°C.

O.J.

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Ole Jansen

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begin quoting, Ole Jansen schrieb:

In gewisser Weise ähnliches Problem wie diese Niedertemperaturdinger: Wenn das Problem so eindeutig und klar identifiziert ist, dann sollte man doch mal was dagegen erfinden.

Was mir so auf Anhieb einfiele: Gekühlte bzw. wärmeisolierte Kesselwände. Der "Kessel" besteht aus Stahlbeton, also im wesentlichen keramischen Werkstoff, und ist auf der Innenseite mit Stahlblech belegt, der lediglich eine Dichtungsschicht darstellt, also die außenliegende Isolierschicht vor der direkten Dampfeinwirkung schützt, aber selbst keine (Zug-)Spannungen aufnimmt und also keine besondere Festigkeit braucht. Außen rum um die Betonpackung kommt dann eine solide Stahlhülle, die die Packung mechanisch zusammenhält, aber keine Festigkeitsprobleme hat, weil sie (relativ) kalt bleibt.

Bleibt dann natürlich das Problem, wie man die Feuerungshitze in den Kessel reinkriegt, und das der Rohre und Turbinen, die dann mit dem Hochtemperaturdampf auch noch was anfangen können.

Aber ich frage mich schon, warum es sowas nicht gibt - geht nicht, oder Folge von Denkverboten?

Nehmen wir mal an, der Kessel hätte 600° C Frischdampftemperatur, und hinter der Turbine hätte man eine Kondensation bei 40° C, dann wäre der Carnotwirkungsgrad 64 %. Gegenüber derzeit gängigen 45 % würde das

30 % Brennstoff und Emissionen einsparen - das könnte man sich ruhig etwas kosten lassen. (Man baut natürlich noch eine Gasturbinenstufe davor, wodurch sich die Kesseltemperaturfrage auch wieder relativiert.)

(Ich sehe das doch richtig, daß ein modernen (Hochleistungs-)"Kessel" im wesentlichen ein Wärmetauscher ist, der die Aufgabe hat, die Wärme des Rauchs auf das Arbeitsmedium zu übertragen? Bei den hohen Temperaturen geschieht das wohl maßgeblich über Strahlung.)

Es müßte natürlich auf jeden Fall mehrstufig laufen: Wenn der Hochtemperaturkessel eine Frischdampftemperatur von 600° C hätte, hätte man anschließend 600+° C heiße Rauchgase mit jeder Menge Energieinhalt. Ok, kann man im Gegenstrom dem Speisewasser entgegenlaufen lassen, dann könnte man im Prinzip sogar "Brennwertkessel" realisieren, also Rauchgase auf Kondensattemperatur herunterkühlen.

Aber wenn ich was von Thermodramatik verstünde, dann würde mir wohl irgendwas sagen, daß man dabei Entropieveluste produziert. Oder doch nicht? Immerhin sind das Rauchgas und der Dampf an jeder Stelle des Wärmetauschers annähernd im thrmischen Gleichgewicht, da werden also gar keine hohen Temperaturdifferenzen durch Wärmeleitung überwunden.

Wie geht das überhaupt? Wahrscheinlich im Prinzip über Rauchrohre, die durch den Kessel laufen - der Rauch ist (fast) drucklos, also werden die Rauchrohre nur mit Außendruck vom Arbeitsmedium beaufschlagt, was sie wohl ganz gut abkönnen - Zugspannungen ergeben sich nur in der äußeren Kesselwand. Filmsieden oder sowas ist nicht: Der Dampf ist sowieso überkritisch und kann gar keine Blasen bilden.

Ich könnte mir dafür auch Sandwich-Materialien vorstellen: Das Rauchrohr ist im wesentlich ein Cu-Rohr für gute Wärmeleitung, innen und außen konzentrisch mit einem Stahlrohr eingeschlossen. Stabiler könnte man das machen, indem man "Rippen" aus Stahl einbaut.

Wie würde ich das machen?

Man nehme: Zwei konzentrische Stahlrohre, zwischen denen eine Art "Schnecke" aus Stahl angeordnet ist - der Leerraum zwischen den Schneckengängen wird mit Cu ausgegossen.

Habe ich was gewonnen?

Die Rauchrohre treten wahrscheinlich als dicke Bündel aus ganz vielen auf. Da wäre es eigentlich nicht so blöd, die einzeln oder in Gruppen mit separat absperrbaren Dampfleitungen zu umgeben. Wenn dann nämlich mal ein Rauchrohr durchbrennen sollte, dann fällt nicht gleich der ganze Kessel aus, sondern nur ein paar Prozent der Kesselleistung - die kaputten Rohrabschnitte werden abgesperrt und im laufenden Betrieb gezogen und ausgewechselt.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Am 20.04.2012 01:21, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

Wenn Du das hinbekommst bist Du ein gemachter Mann.

Bei Wasser als Arbeitsmedium ist der notwendige Kesseldruck direkt mit der Temperatur gekoppelt. Stimmt das Verhältnis nicht, verschlechtert sich der Wirkungsgrad. Um einen guten Wirkungsgrad zu bekommen, brauchst Du bei hohen Temperaturen auch einen hohen Speisedruck, also auch hochtemperaturkriechbeständige Rohre usw.

Genau das ist das Problem. Deine folgenden Ausführungen lassen vermuten, daß Du überwiegend an Großwasserraumkessel denkst, diese sind aber für überkritische Drücke und Temperaturen sehr unpraktisch. Großkraftwerke sind üblicherweise als Wasserrohrkessel ausgeführt.

Der obere Zipfel des TS-Diagrams ist durch Werkstoffeigenschaften begrenzt. ->Entwicklung neuer Werkstoffe, geht manchmal in die Hose wie man sieht.

Die Fläche des Kreisprozesses vergößern -> Zwischenüberhitzung und Speisewasservorwärmung mit Zapfdampf, wird praktiziert

Ich sehe keine Denkverbote.

Ein Dampfkraftwerk ist ein Clausius-Rankine Prozess. Wie willst Du einen Carnotprozess technisch verwirklichen?

Ja

Die Abgasverluste sind bei Großkraftwerken erstaunlich gering im Vergleich zu anderen Verlusten. Da zu optimieren lohnt nicht.

Die letzte Stufe ist üblicherweise der Wärmetauscher zur Luftvorwärmung für die Feuerung. Danach hast Du ca. 70°C.

Man muss ja heutzutage auch an die Umwelt denken und die Abgase filtern. Eine gewisse Resttemperatur ist anschließend nötig, damit der Qualm nach dem Schonstein nicht gleich wieder zu Boden sinkt. Es gibt sogar Kraftwerke, die nutzen bei zu kalten Abgasen den Zug vom Kühlturm um die Abgase zu "entsogen".

Das Problem ist eher, daß ein richtiger Carnotprozess in der Praxis nicht umsetzbar ist. Es gibt schlichtweg keine Maschine, die das kann.

Du sollst Großwasserraumkessel nicht überhitzen. Das knallt ganz gewaltig ;-)

O.J.

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Ole Jansen

Am 16.04.2012 17:36, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

ja

Vor einigen(!) Jahren wollte ich sowas mal mal "erfinden", für die Abwärme eines Heizkessels.(Schornstein) Das kann aber ein Stirlingmotor schon.

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Nicht, daß Du auch noch die Welt retten willst!

Carsten

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Carsten Thumulla

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begin quoting, Ole Jansen schrieb:

Du verwechselst da was: Der Carnotwirkungsgrad gilt universell, d. h. er stellt die theoretische Grenze des Wirkungsgrads einer (periodisch arbeitenden) WKM dar. Das ist von dem konkreten Prozeß völlig unabhängig. Eine Steigerung des Wirkungsgrads ist nur über höhere Temperaturen möglich; umgekehrt erlaubt die Kenntnis der Prozeßtemperaturen direkt die Abschätzung des höchstmöglichen Wirkungsgrads.

Den Kessel nicht, nur den Dampf...

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

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begin quoting, Carsten Thumulla schrieb:

Spielzeug

Spielzeug

Filme von Spielzeug

Leugnest Du nicht, daß es eine Welt gibt?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Am 20.04.2012 10:30, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

Du fragtest nach niedrigen Temperaturdifferenzen. Alles hat mal klein angefangen. Ich finde 5Grad Differenz bemerkenswert. Daß sich da noch was dreht ist schon toll.

Carsten

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Carsten Thumulla

Am 20.04.2012 10:25, schrieb Ralf . K u s m i e r z:

Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch schon.

Willst Du über praktische oder theoretische Prozesse diskutieren?

Theorretisch ja...

Doch nur die Kenntnis des realen Prozesses erlaubt die konkrete Abschätzung, wie nahe der Reale Prozess dem Carnotwirkungsgrad kommen könnte.

zB. realer Joule Kreisprozess (Gasturbine) : Isotherme Druckerhöhung für Gase ist praktisch unmöglich, hier weicht der Prozess vom Carnotprozess ab und der Wirkungsgrad ist im Vergleich dazu schlechter. Bei 1600°C max. Temperatur können 40% der eingesetzten Wärme praktisch in mech. Arbeit verwandelt werden.

Der Clausius Rankine Prozess umgeht das Problem der isothermen Druckerhöhung durch die Änderung des Aggregatzustandes des Arbeitsmediums und kommt dem Carnotprozess in dieser Hinsicht näher. Bei "nur" 580°C Dampftemperatur können praktisch bis zu 45% der eingesetzten Wärme in mech. Arbeit verwandelt werden (mit zusätzlichen Tricks wie mehrfacher Zwischenüberhitzung usw.)

Beide Prozesse hintereinander geschaltet ergibt dann ein GUD Kraftwerk.

O.J.

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Ole Jansen

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begin quoting, Ole Jansen schrieb:

Ich habe Deine Behauptung, daß der Carnotwirkungsgrad für den Clausius-Rankine-Prozeß keine Rolle spiele, zurückgewiesen.

Na eben.

Ändert aber nichts daran, daß bei jeden Prozeß für einen höheren Wirkungsgrad eine höhere Temperaturspreizung erforderlich ist - was halt nur bis an die technisch möglichen Grenzen geht. Und die sind halt nicht in Stein gemeißelt, sondern Gegenstand von steter Forschung und Entwicklung.

Das ist ein schiefer Vergleich. Der Carnotwirkungsgrad gilt für beliebige ideale Prozesse. Man beweist das, indem man in die Fläche des Arbeitsdiagramms ganz viele Carnotprozesse einpaßt. Relevant ist im wesentlichen nur, ob im T-s-Diagramm der Abwärts-Ast vertikal (verlustfrei) oder geneigt (verlustbehaftet) verläuft. (Das ist dann einer der Fälle, wo der Prozeß eben nicht ideal ist, und das Dreieck kann man auch nicht mit Carnot-Prozessen füllen.)

Ohne die Angabe der unteren Temperatur sagt das nicht viel aus.

580° C und 45 % sind ja schon gar nicht schlecht.

Ist vielleicht wirklich sinnvoller als den Dampf heißer machen zu wollen.

Spielt aber alles keine große Rolle: Praktisch ist man eben doch ein Stück vom Carnotwirkungsgrad weg. Na jut, dann ist das eben so.

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf . K u s m i e r z

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begin quoting, Carsten Thumulla schrieb:

Ähm - nein.

Mansches ist aber auch groß geworden.

Eine Lichtmühle wolltest Du mir aber jetzt anschnacken? (Dreht sich auch.)

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf . K u s m i e r z

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