Hallo !
wie muss ich mir das elektrische feld einer hochspannungleitung
vorstellen ? Wenn man eine Punktladung gegeben hat, kann man ihr feld
ja mit 1/(4*pi*eps0)*Q/(r^2) berechnen, wenn ich nun aber eine Leitung
habe, habe ich ja irgenwie keine Ladung, sondern nur den Spannungswert
der Leitung. Oder nehmen wir an, man lässt eine Phase einfach irgendwo
enden und senkrecht nach unten baumeln. Wie berechnet sich dann die
Feldstärke abhängig vom abstand ? Ich könnte mir gut vorstellen, dass
die Feldstärke Quadratisch abnimmt, aber ich wäre dankbar, wenn mich
da mal jemand aufklären könnte.
danke im Vorraus,
MfG
Jörg Kaiser
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Claudius Zingerli schrieb:
Fast richtig.
Alles reziprok, bitte.
Die Realität ist schon ein wenig komplizierter. Sinnvoll ist es
natürlich schon, eine Leitung als zweidimensionales zylindrisches
Problem anzusehen, dann kommt man in der Tat auf das logarithmische
Potential mit der 1/r-Feldstärke. Nur hängen geladene Leitungen nicht
einsam im Weltraum herum, sondern treten gewöhnlich in Systemen auf,
die nicht nur nach außen hin in größerer Entfernung elektrisch neutral
und damit feldfrei sind, sondern sind zudem noch zwischen Erdseilen
und leitfähigem Erdboden eingesperrt, in denen sie jeweils
Spiegelladungen influenzieren.
Und die unbelehrbaren Elektrosmog-Angsthasen betrachten dann nicht nur
das elektrische Feld der 50-Hz-Grundwelle, sondern zusätzlich:
- das Magnetfeld aus dem Stromfluß
- Oberwellen aus Schalthandlungen und Blitzstoßspannungen
- hochfrequente Felder aus Teilentladungen
Und damit wird das alles schon wieder noch unübersichtlicher.
Und was sind eigentlich Hochspannungsleitungen? Nur die "großen" mit
U_N>0kV, oder auch mit halbstarr geerdeten Sternpunkten
(Petersenspulen) betriebene Mittelspannungsleitungen der
Überlandverteilung? Die haben nämlich gar kein Erdseil, außerdem
können sie schon einmal mit einem Erdschluß weiterbetrieben werden
(dafür ist die Löschspule ja da), und dann sind sie nach außen hin gar
nicht mehr neutral.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Hallo !
Danke schonmal für die Antworten, ich hab jetzt aber immer noch nicht ganz
verstanden, wie sich das jetzt berechnen lässt. Ich gehe einfach mal vom
einfachsten Fall aus, also keine Einflüsse von anderen Leitungen oder sonst
irgend welchen Sachen. Dass die Feldstärke mit 1/r bei einem unendlich
langen Leiter abnimmt scheint mir noch verständlich. Doch wie spielt da die
Spannung(beispielsweise 380kV) mit rein ? Ich muss doch etwas in der Form
E=X*1/r haben, wobei U ja wohl irgendwie X beeinflussen muss. Meine Fragen
kommen daher, dass wir ein Messgerät entwerfen wollen, dass einen vor hohen
Spannungen warnt. Wir wollen das über eine Feldstärkemessung realisieren, so
dass wir im prinzip sagen : Bei dieser Feldstärke wird Alarm ausgelöst. Oder
kann das schon von der Theorie her garnicht funktionieren ?
Nun aber wieder zu der Hochspannungsleitung (ich denke da an Spannungen ab
10kV bis 380kV). Ändert sich die Elektrische Feldstärke, wenn mehr Strom
fließt etwa ? Nein, oder ?
Und wie sieht es jetzt mit der Punktförmigen Spannungsquelle aus ? Wie im
vorherigen Fall habe ich dort wieder das Problem mit der Spannung und
zusätzlich noch mit der Abnahme. Ist die nun Quadratisch ?
danke,
MfG
Jörg
Warum darfst du dir die Hochspannungsleitung nicht als das
vorstellen, was sie ist, nämlich die eine Platte des Konden-
sators, von dem die andere die Erde oder das Häuschen drauf
oder der Swimmingpool ist?
Oder darfst du das eh?
Bei einem Kondensator kannst eine dritte Platte dazwischen
halten und dann ist das Ding ein Spannungsteiler. Fahr ins
Deutsche Museum in München auf der Isarinsel, dort zeigen die
dir das, ohne groß Formeln.
Etwas Geometrie für die Feldlinien zwischen einem Draht und
einer Platte, das schaffst du mit links.
Das zweite Thema ist: es gibt sehr wohl auch eine Induktions-
schleife zur Erde. Nicht bei Hochsspannungsleitungen, weil da
die Drähte den Strom hin- und wieder zurück führen aber bei
der Bahn, bei der die Oberleitung zusammen mit den Schienen,
der Einspeisung und der Lokomotive eine riesige Spule mit 1
Windung bildet, die sehr weit ins Grün (oder in die Stadt)
hinein streut.
Und jetzt wieder zurück zur Hochspannungsleitung: die 3 Drähte
führen Drehstrom, alle 3 Phasen zueinander ergeben null Volt
gegen "Erde". Es bleibt nicht recht viel Feldstärke übrig. Da
knistert es zwar aber die Spannung der Leitungen ist gegenein-
ander, nicht gegen Erde, Häuschen, Swimmingpool.
Bei der Oberleitung der Bahn dagegen ist kein zweiter Draht
oben, der gegenphasig mit Spannung belegt ist. Das elektrische
Feld ist stark, trotz der niedrigen Spannung. Außerdem ist die
Oberleitung nicht hoch oben.
Hoffentlich ist das etwas HTH für dich?
Servas!
--
Ein Physiker ist jemand, der jeden technischen Defekt erklären,
aber nicht reparieren kann.
Polytechforum.com is a website by engineers for engineers. It is not affiliated with any of manufacturers or vendors discussed here.
All logos and trade names are the property of their respective owners.