Auswertung der Aufsätze zu den im 19.Jahrhundert er richteten Bauwerken: der Bau einer Zuckerraffinerie im Wien der Biedermeierzeit

Auswertung der Aufs=E4tze zu den im 19.Jahrhundert errichteten Bauwerken: der Bau einer Zuckerraffinerie im Wien der Biedermeierzeit

Die industrielle Entwicklung hatte sehr fr=FCh gro=DFen Einflu=DF auf das Bauwesen ausge=FCbt, das andererseits neuartige Bauanlagen zum Aufbau brachte, die wiederum der Ent- wicklung der Industrie sehr f=F6rderlich waren. Damit einher ging eine Sinngebung in der Baukunst, die R=FCcksicht auf den neuen m=E4chtigen Wirtschaftszweig der Industrie nahm und "prototype Formen" nicht nur f=FCr Industriebauten, son- dern auch f=FCr die Produkte der industriellen Produktions- weise entwickelte. Man war auch darauf aus, der Fachwelt nahezulegen, sich mit den Themen Industriebau und Indu- strieprodukt zu besch=E4ftigen, da die Industrie immer gr=F6s- sere Bedeutung annahm.

"De=DFwegen darf es dem Baubeflissenen nicht entgehen, da=DF es lohnend und ehrend f=FCr ihn sei, auf Alles zu achten, was die Zeit im Industriellen zu Tage gef=F6rdert hat und t=E4g- lich erzeugt, weil er daraus kennen lernen wird, ob ein Be- triebszweig seiner Ausbildung nahe oder ferne liegt, ob demnach auf die Ver=E4nderlichkeit der Disposizionen im In- neren eines Geb=E4udes R=FCcksicht genommen werden m=FCs- se, und welche Oekonomie in Verwendung der Geldmittel f=FCr den Bau des Hauses, im Vergleiche zu den Einrich- tungs- und Betriebskosten des anzulegenden Gesch=E4ftes und zu dem wahrscheinlichen Ertr=E4gnisse desselben, zu beobachten sei." (1)

Die offene Frage war damals, wieviel Geld f=FCr die Gestal- tung der Architektur des Geb=E4udes bleibt, wenn gleichzei- tig sehr hohe Finanzmittel in die Ausstattung des Indu- striegeb=E4udes mit Maschinen zu stecken waren. Denn in diesem Spannungsfeld zwischen der Idee vom reinen Zweckbau f=FCr die Industrie und der offenen Frage, welche Architektur f=FCr solche Geb=E4ude zu w=E4hlen war, ging es darum, was der architektonische Ausdruck eines Indu- striegeb=E4udes zu sein habe. Dem Architekten ist somit die Aufgabe gegeben,

"in jenen Betriebszweig speziell einzugehen, wof=FCr er bau- en soll, um das Programm zu seinem Entwurfe selbst zu bilden, oder wenn ihm solches vorgelegt wird, es geh=F6rig zu beleuchten und zu erg=E4nzen." (2)

F=FCr eine Zuckerfabrik in Wien hatte Ludwig F=F6rster den Planungs- und Bauauftrag erhalten, die so gro=DF war, da=DF "darin j=E4hrlich mindestens 30,000 Zentner Raffinade oder

300,000 Zuckerbrode" hergestellt werden konnten. Au=DFer- dem sollten "im Inneren stets jene Ver=E4nderungen" m=F6g- lich sein, die f=FCr eine Optimierung und Steigerung der Pro- duktion notwendig sind. Au=DFerdem m=FCsse die M=F6glich- keit einer Umnutzung des Geb=E4udes vorgesehen sein, falls sich das Raffinieren von Zucker nicht mehr rentiere. Zur Gr=F6=DFe des Fabrikgeb=E4udes wird gesagt, das Geb=E4u- de sei

"auf einen Platz von 24 Klafter Breite und 40 Klafter L=E4nge so zu stellen, da=DF es ringsherum von den benachbarten Gr=FCnden und Geb=E4uden hinl=E4nglich entfernt sei, um mit Wagen herbeifahren zu k=F6nnen, und da=DF dem Geb=E4ude Licht und freie Luft f=FCr alle F=E4lle gesichert bleibe" (3)

Zur Gestaltung der Architektur hatte der Auftraggeber vor- gegeben, da=DF

"das Aeu=DFere blo=DF aus den nothwendigen Mauermassen und den Fenster- und Th=FCr=F6ffnungen ohne Verblendung ent- wickelt und dennoch architektonisch so ausgestattet wer- de, um gegen die benachbarten st=E4dtischen und freundli- chen Wohnh=E4user keinen unangenehmen Kontrast zu bil- den." (4)

Die Gr=F6=DFe des Geb=E4udes war also vorgegeben. Die Archi- tekturgestalt sollte einerseits funktional gehalten sein, aber zur Nachbarschaft hin einen halbwegs freundlichen Eindruck erwecken. Der Architekt selbst sah sich dazu aufgefordert, die Ausdrucksform zu finden, die einem In- dustriegeb=E4ude zusteht. An Vorbildern k=F6nnte es noch gemangelt haben.

Aus dem Lageplan geht hervor, da=DF das "Raffinerie Geb=E4u- de" am Ende eines schmalen und tiefen Grundst=FCckes ge- baut wurde. Eingangs auf das Betriebsgel=E4nde lag links und rechts ein Wohnhaus, symmetrisch angeordnet. Da- zwischen war ein hoher Zaun mit einem Tor. Den tiefen Hof begleiteten links und rechts vermutlich baugleiche Schuppen. Am Ende dieses Hofes erhob sich in der Mitte das riesige Fabrikgeb=E4ude. Es wurde mit der Schmalseite zum Hof ausgerichtet und reichte in die Tiefe des Grund- st=FCckes hinein. Es stand als Geb=E4ude rundum frei mit ei- nem gr=F6=DFeren Abstand zur Grundst=FCcksgrenze, der etwas geringer war als das Ausma=DF der Schmalseite des Ge- b=E4udes.

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Zwischen den beiderseits liegenden Enden der Schuppen und der Schmalseite des Fabrikgeb=E4udes war jeweils ein breiter Durchla=DF. Rechts kam man zu einer breiten Ram- pe, die bis vor die Mitte des Untergescho=DFes der Raffinerie hinabf=FChrte und danach als Rampe wieder anstieg, was es erlaubte, mit Fahrzeugen bis vor ein gro=DFes Tor zu fah- ren, um danach wieder auf das Erdgescho=DFniveau hinauf- fahren und um das Fabrikgeb=E4ude herumfahren zu k=F6nnen.

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mit Rampe, usw.)

Durch dieses mittig liegende Tor und die Rampe ergab sich f=FCr die Seitenansicht die M=F6glichkeit der Gestaltung einer monumentalen Fassade, die sehr symmetrisch an- gelegt wurde. Zwischen zwei Seitenrisaliten, deren Ecken von hohen Wandpfeilern hervorgehoben sind, die sich auf einem hohen Sockelgescho=DF erheben, ist der Mitteltrakt des Fabrikgeb=E4udes eingespannt. Er ist durch sechs mo- numentale Wandpfeiler, die =FCber vier Fabrikgescho=DFe rei- chen in f=FCnf vertikale Fassadenabschnitte gegliedert. Durch das mittig liegende Tor im Untergescho=DF, zu dem hin die beiden Rampen von links und rechts abfallen, er- gibt sich eine Betonung des mittleren Abschnittes der Fassade dieses Geb=E4udetraktes. Dieses Tor ist zusam- men mit dem gro=DFen Segmentbogenfenster dar=FCber zu einem monumentalen Bogenelement zusammengefa=DFt worden, das zwischen den Postamenten der Wandpfei- ler eingelagert ist. Diese Sockel der Wandpfeiler ziehen sich hier =FCber zwei Geschosse, das Untergescho=DF und das Erdgescho=DF. Die benachbarten beiden Wandfl=E4chen zwischen den Postamenten der Wandpfeiler sind =E4hnlich gehalten, nur da=DF kein Tor in die unteren Wandfl=E4chen eingelassen ist. Die ansteigenden Rampen schneiden jeweils ein St=FCck Wandfl=E4che des Untergescho=DFes ab. Jedoch haben alle diese eingestellten Bogenelemente gro=DFe Bogenfenster in der Erdgescho=DFzone erhalten. Die Wandfl=E4chen der Seitenrisalite sind jedoch wie hohe und geschlossene Sockel des Geb=E4udes aufgefa=DFt. Das Abschlu=DFgesims dieser Sockel der Seitenrisalite zieht sich um das gesamte Fabrikgeb=E4ude herum. Da- durch kommt auch ein Abschlu=DF der Wandfl=E4che von Untergescho=DF und Erdgescho=DF des Mitteltraktes zustan- de, der es zul=E4=DFt, diesen unteren Wandfl=E4chenbereich als Sockelgescho=DF zu lesen, =FCber dem sich die hohen ein- gebauten Wandpfeiler des Mitteltraktes erheben.

Da die Wandfl=E4chen der Obergescho=DFe der Seitenrisalite bis unter das Dach zwischen den hohen Wandpfeilern ge- schlossen sind, ist der Mitteltrakt mit seinen von drei Fenstern pro Gescho=DF durchbrochenen Backsteinfl=E4chen zwischen den monumentalen Wandpfeilern imposant ge- rahmt. Als Architrav liegt ein sehr breites Gesimsband =FCber den monumentalen Wandpfeilern und zieht sich um das ganze Geb=E4ude herum. In einem ausgewogenen Rhythmus sind quadratische Fenster zwischen schma- len senkrechten B=E4ndern in dieses Band eingelassen. Sie liegen zu Dreiergruppen geordnet =FCber den Wand- fl=E4chen des Mitteltraktes, zum Paar geordnet mittig =FCber den Wandfl=E4chen der Seitenrisalite. Dazwischengeschal- tet wurden quadratische Fl=E4chen, die als geschlossene Fl=E4chen durch senkrechte B=E4nder von den Fensterfl=E4chen abgetrennt wurden, aber den Gliederungsrhythmus in die- sem Architrav weiterf=FChren sollen. =DCber diesem Wandab- schlu=DFgesims oder Architrav erhebt sich das riesige Walm- dach der Fabrik, das am First zu den Schmalseiten hin durch ein Wandst=FCck angeschnitten ist. Der Sinn ergibt sich erst bei Betrachtung der schmaleren Fassaden des Fabrikgeb=E4udes und bei Auswertung der Grundrisse. Hier wurden L=FCftungssch=E4chte =FCber das Dach der Fabrik ge- f=FChrt.

Die schmalen Seitenfassaden der Fabrik, also die breiten Fassadenfl=E4chen der Seitenrisalite, sind =E4hnlich gehalten wie die Fassaden des Mitteltraktes. Durch die monumen- talen vier Wandpfeiler entsteht eine vertikale Dreigliede- rung der Fassade. Die =E4u=DFeren Wandpfeiler wurden etwas breiter gehalten. =DCber dem Ergescho=DF zieht sich das Sockelabschlu=DFgesims, soda=DF sich die Backsteinwand- fl=E4chen zwischen den Postamenten der Wandpfeiler mit ihren gro=DFen Segmentbogenfenstern als Sockelgescho=DF lesen lassen. Dar=FCber erheben sich die Backsteinfassa- den zwischen den Wandpfeilern mit ihren drei nebenein- ander liegenden Fenster=F6ffnungen, die als horizontales Band =FCber jedes der vier Obergescho=DFe der Fabrik gezo- gen sind. Auch hier=FCber liegt als Architrav =FCber den Wand- pfeilern ein breites Band, das in quadratische Felder un- terteilt ist, die von schmalen vertikalen Streifen getrennt sind. In diese quadratischen Wandfl=E4chen sind hier jeweils drei Fenster so angeordnet, da=DF sie =FCber den Fenstern der Gescho=DFe darunter liegen. Die hohen Wandpfeiler er- hielten Basis und Kapitell. Sie erzeugen zusammen mit den monumentalen Sockeln den Eindruck einer Fassade, die deutlichen Bezug zur Antike und zur Renaissance nehmen soll. Der Fabrikbau ist also als eine Variante klas- sizistischer Architektur anzusehen.

Die schmale Seite des Satteldaches ist angeschnitten. Hier liegt breit gelagert eine Mauer, die in ihrer Breite und H=F6he Bezug nimmt zu den mittleren Wandpfeilern und der H=F6he des Architravbandes =FCber den Wandpfei- lern.

An die linke lange Fassade ist ein Schornstein, mittig ge- stellt, so angebaut, da=DF er =FCber dem Dampfkesselhaus steht, welches vor die Fassade gestellt wurde.

Vom Hof kommend erlebt man als Hauptfassade die eine Schmalseite der Fabrik mit ihrer vertikal dreigeteilten Fassade. Mittig ist in der Sockelzone der Fassadenarchi- tektur eine gro=DFe Bogen=F6ffnung eingelassen, die als Ein- gangstor mit Oberlicht in Segmentbogenform gehalten ist. Linkerhand sieht man den hohen Schornstein, der zu einer Fabrik des 19.Jahrhunderts geh=F6rt. Der ruhige und ausgewogene Gesamteindruck der Architektur des Fabrikgeb=E4udes d=FCrfte Ausdruck der Biedermeierzeit sein. Die kleinen Fenster in den Backsteinfl=E4che der Fas- sade zwischen den riesigen Wandpfeilern haben Seg- mentb=F6gen mit sehr geringer Stichh=F6he erhalten, soda=DF sie fast f=FCr scheitrechte B=F6gen gehalten werden k=F6nnen. das macht sie unauff=E4llig und gliedert sie harmonisch in die Fassadenfl=E4chen ein.

Anhand der Grundrisse lassen sich die Arbeitsabl=E4ufe in der Fabrik erl=E4utern.

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Schnitt)

In F=E4ssern kam der Rohzucker aus Kolonialgebieten nach Wien. Es war damals =FCblich, aus den Magazinen "des Mauthamtes" nur so viel Rohzucker zu holen, wie zur Ver- arbeitung gebraucht wurde. Man hatte dadurch keine La- gerpl=E4tze in der Raffinerie zu schaffen. Neben dem "Kolo- nial-Rohzucker" brachte man "Runkelr=FCben-Rohzucker" in die Fabrik. Der Kolonial-Rohzucker wurde mit einem Auf- zug ins f=FCnfte Gescho=DF der Fabrik gebracht, gem=E4=DF Vor- schrift, getrennt vom Runkelr=FCben-Rohzucker gelagert, "dort aus den F=E4ssern ausgeleert und von den Zollbeam- ten mit Kohle vermengt". Warum er mit Kohle vermengt wurde, ist nicht erkl=E4rt. Beide Zuckerarten lie=DF man "durch Oeffnungen im Fu=DFboden" in das Gescho=DF darunter ab, wo sich "Kl=E4rpfannen" befanden:

"Der Zweck der Kl=E4rpfannen ist, den Farbestoff und die Schleimtheile, so wie die S=E4uren und den Ueberschu=DF an Kalk, aus dem Rohzucker, durch Aufl=F6sung desselben in Wasser und durch Kochen, zu entfernen, indem man sich dabei bisweilen eines Zusatzes von Kalkmilch bedient, auch Ochsenblut und Knochenkohle, oder andere Surro- gate f=FCr diese Materien zusetzt." (5)

Die "Kochapparate", also die Kl=E4rpfannen, bekamen hei=DFe D=E4mpfe =FCber Dampfleitungsrohre zugef=FChrt, die das Was- ser zu erhitzen hatten, in dem der Rohzucker aufgearbei- tet wurde. Wasser und hei=DFer Dampf war also in reichli- chen Mengen in dieses Gescho=DF zu bringen. Auch die Kalkmilch, usw. war nach oben zu schaffen. Nach diesem Arbeitsvorgang im vierten Gescho=DF kam der in den Kl=E4r- pfannen aufgel=F6ste Zucker in das Gescho=DF darunter, eben- falls "durch Oeffnungen im Fu=DFboden". Er kam dann im dritten Gescho=DF in die "Filtrirk=E4sten",

"welche zum Zwecke haben, das Kl=E4rsel oder den zu rei- nigenden, im Wasser aufgel=F6sten Zucker so lange durch- zulassen, bis er ganz klar abl=E4uft." (6)

Der kohlige Schlamm, der beim Filtrieren anf=E4llt, wurde ge- sammelt, in einem Gef=E4=DF ausgekocht und in einen Filtrier- kasten gegeben, durch den eine Fl=FCssigkeit gewonnen wur- de, mit der sich Rohzucker aufl=F6sen lie=DF. War die bei die- sem Filtervorgang =FCbrig gebliebene Kohle nicht mehr brauchbar zum Filtern des aufgel=F6sten Zuckers in der dritten Etage, wurde er fortgeschafft und war noch als D=FCn- ger auf den Feldern brauchbar. Diesen Abfallstoff lagerte man im Hof, bis er zu den Bauern kam. Das Reinigen des kohligen Schlammes wurde nicht in der dritten Etage vor- genommen, sondern in einem anderen Geb=E4ude.

Das in der dritten Etage gewonnene "Kl=E4rsel" des Roh- zuckers gelangte durch die Filter "in Vorrathsbeh=E4lter", aus denen es in "Abdampfapparate" abflo=DF. Diese Appara- te standen im zweiten Gescho=DF.

"Der Abdampfapparat erfordert /.../ einen abgeschlossenen Raum, welcher sich in der N=E4he der Dampferzeuger befin- den mu=DF, weil dieser Apparat sehr viele D=E4mpfe konsu- mirt. Es soll n=E4mlich in dieser Raffinerie das Abdampfen des Kl=E4rsels im luftleeren Raume vorgenommen werden, da in solchem das Abdampfen am schnellsten von Stat- ten geht, und andere =F6konomische und technische Vor- theile damit erzielt werden." (7)

Man erzeugte durch Kondensieren der D=E4mpfe ein Vaku- um. Dazu war ein "Kondensazions-Apparat" erforderlich, der au=DFerhalb des Geb=E4udes aufgestellt war. Auch die Dampferzeugung wurde au=DFerhalb des Raffinerie-Geb=E4u- des in zwei Dampfkesseln vorgenommen. Durch das Ab- dampfen im "Abdampfapparat" entstand ein eingedicktes Kl=E4rsel, das noch warm in K=FChlpfannen kam, aus denen es im "F=FCllhaus" in die Formen gegossen wird.

"Zum F=FCllen der Formen ist ein eigener Raum, das F=FCll- haus genannt, erforderlich, in welchem eine Temperatur von circa 30=B0 R. festgehalten werden mu=DF, damit der Zucker in den Formen nicht zu schnell abk=FChle und die Formazion der Krystalle nicht gest=F6rt werde." (8)

Ist der Zucker in den Formen kristallisiert, was am Einsin- ken der Kruste erkennbar ist, wurde er auf Trockenb=F6den gebracht.

"Die=DF soll in diesem Geb=E4ude mittelst eines Paternoster- Aufzuges bewirkt werden" (9)

Zu den Trockenb=F6den wird gesagt:

"Die Luft in den Trockenb=F6den mu=DF im Winter auf eine ununterbrochene W=E4rme von 16 bis 20=B0 R. gebracht wer- den, an hei=DFen Sommertagen aber mu=DF, wenn sich diese W=E4rme erh=F6ht, die n=F6thige Abk=FChlung durch Oeffnen der Fenster bei Nacht bewirkt werden." (10)

Es gibt auch Angaben zur Bauh=F6he der Trockenb=F6den:

"Die Etagenh=F6he der Trockenb=F6den soll 8 Fu=DF nicht =FCber- schreiten." (11)

Die Zuckerformen stellte man auf Gestelle aus Holz, und zwar so, da=DF der "abtr=E4ufelnde Syrup in Rinnen f=E4llt", =FCber die er in Auffangbeh=E4ltern zusammenl=E4uft. Nach dem Ab- tr=E4ufeln des Syrups wird der Zucker mit Ton "abgedeckt", was einen Reinigungsproze=DF ausl=F6st.

"F=FCr den zum Decken bestimmten Zuckersyrub m=FCssen auf jedem Boden eigene Gef=E4=DFe aufgestellt werden, und der Inhalt derselben soll jene Temperatur erhalten k=F6nnen, welche die Zuckerbrode selbst haben, daher auf Dampf- leitung zu diesen Gef=E4=DFen R=FCcksicht genommen werden mu=DF. Der Thon wird vor dem Gebrauche in einem Trog aus Bohlen gereinigt /.../, was so oft wiederholt wird, bis das Wasser ohne erdigen Geruch und rein abflie=DFt." (12)

Das Decken des Zuckers geschieht so:

"man gie=DFt, wenn der Syrub gr=F6=DFtentheils abgelaufen ist, entweder konzentrirten Zuckersyrub in die Formen, oder man bedeckt dieselben mit Thon." (13)

In dieser Fabrik wurde offensichtlich mit gereinigtem Ton der Zucker gedeckt. Der Reinigungsproze=DF des Tones fand im Keller statt. Von dort kam er nach oben. Nach seiner Verwendung kam er zur=FCck in den Keller. Dorthin kamen auch die Formen, wenn der Zucker darin zu Broten geformt worden war und aus ihnen entnommen wurde. Nach der Entnahme wurden die Brote zum Trocknen auf Matten aufgestellt. So vorgetrocknet kamen die Zucker- brote schlie=DFlich in die Darre:

"Die Darre soll mit s=E4mmtlichen Trockenb=F6den in Verbin- dung stehen, damit die Brode ohne Umweg hineingetra- gen und auf die in diesem thurmartigen Gemache aufge- stellt werden k=F6nnen." (14)

In der Darre trockneten die Brote bei 30-40=B0 =FCber einen Zeitraum von etwa acht Tagen. Es wurden in der Wiener Zuckerraffinerie zwei Trockenkammer ben=F6tigt, um die gro=DFe Produktionsmenge unterbringen zu k=F6nnen. Da- nach gelangten die Zuckerbrote in einen gesonderten Raum, wo sie auf mit T=FCchern bedeckten Tischen abge- stellt und in Papier eingepackt wurden.

Auch Kandiszucker konnte in der Fabrik hergestellt wer- den, wozu es Schaukelpfannen im Erdgescho=DF des Fa- brikgeb=E4udes gab.

Eine genaue Auswertung der Grundrisse ist nicht m=F6glich, da die Buchstaben in den abgedruckten Pl=E4nen kaum les- bar sind, die mit den Angaben im beschreibenden Text im Zusammenhang stehen. Man scheint jedoch haupts=E4ch- lich von oben nach unten produziert zu haben, da immer Fl=FCssigkeiten aus einem Gescho=DF in das darunter befind- liche abzuflie=DFen hatten, bis daraus Zuckerbrote wurden. Die Darren f=FCr die Brote befanden sich im Erdgescho=DF. Transporte in der Vertikalen wurden mit Aufz=FCgen und Paternostern gemacht. Durch Dampfleitungen transpor- tierte man Dampf, =FCber Wasserleitungen kam das Was- ser. Fl=FCssigkeiten wurden durch R=F6hren abgelassen. Man m=FC=DFte die Originalpl=E4ne auswerten, um die weiteren Einzelheiten verstehen zu k=F6nnen. Zu den Grundrissen ist formuliert:

"Aus s=E4mmtlichen Grundrissen geht hervor, da=DF das gan- ze Geb=E4ude regelm=E4=DFig in 21 Quadratfelder, jedes von 9 Quadratklafter Fl=E4chenraum eingetheilt wurde, um eine Menge von R=E4umen zu erhalten, die sich nach Willk=FCr ver- einen und abtheilen lassen" (15)

Es war also alles darauf abgestellt, je nach Bedarf die R=E4ume leicht umnutzen zu k=F6nnen. Zur Baukonstruktion finden sich Hinweise:

"Aus den Grundrissen und Fasaden wird ersichtlich, da=DF f=FCr die Hauptmauern ein Pfeilersystem entwickelt wurde, welches der Oekonomie und Solidit=E4t entspricht, zugleich aber auch die haupts=E4chlichste Dekorazion des Aeu=DFeren ausmacht. Die W=E4nde zwischen den Pfeilern wurden nur einen Stein stark aufgemauert, damit, im Falle das Ge- b=E4ude mit der Zeit eine andere Bestimmung erhalten soll- te, diese W=E4nde aufgel=F6st, und durch anderen Zwecken entsprechende Mauern und Fenster=F6ffnungen ersetzt wer- den k=F6nnten." (16)

Man war also auf alle Eventualit=E4ten gefa=DFt und sah da- rauf, da=DF dieses Geb=E4ude auch in Zukunft vielen Zwecken dienen konnte. Unter den Grundrissen findet sich nur ei- ner der identischen Obergeschosse abgedruckt. Aus den Schnitten wird erkenntlich, da=DF es neben den eingew=F6lb- ten R=E4umen des Unter- und Erdgescho=DFes f=FCnf Oberge- scho=DFe gab, =FCber dem sich noch das Dachgescho=DF be- fand. Die Obergescho=DFe hatten Balkendecken erhalten, die l=E4ngs gerichtet auf dicken Quertr=E4gerbalken auflagen. Mit den Backsteinen, die beim Bau der Fabrik verwendet werden mu=DFten, war der Architekt sehr unzufrieden. Ihr Aussehen und ihre Druckfestigkeit liessen zu w=FCnschen =FCbrig, was dazu f=FChrte, die Fabrikmauern mit etwas gr=F6=DFe- rer Dicke aufmauern zu m=FCssen. Voller Neid verglich der Architekt deshalb seinen Bau mit den Fabrikbauten in anderen L=E4ndern und Regionen, wo mit besseren Back- steinen schlankere W=E4nde aufgemauert werden konnten.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Anmerkungen: (1) zitiert aus: o.A.: Ueber den Bau der Zuckerraffinerie des Herrn D.Zinner in Wien; entworfen und ausgef=FChrt von Ludwig F=F6rster. S.3-9 und Zeichnungen auf CCLIV-CCLVIII in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1839. S.3 (2)-(4) siehe Zitate im gr=F6=DFeren Zusammenhang in: o.A., wie vor, S.3 (5)-(6) zitiert aus: o.A., wie vor, S.4 (7)-(11) zitiert aus: o.A., wie vor, S.5 (12) zitiert aus: o.A., wie vor, S.5f. (13) zitiert aus: o.A., wie vor, S.4 (14)-(15) zitiert aus: o.A., wie vor, S.6 (16) zitiert aus: o.A., wie vor, S.9

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Karl-Ludwig Diehl
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