Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert: die Holzge wölbe über dem k.k.polytechnischen Institut in Wien

Das Deutsche Gew=F6lbemuseum recherchiert: die Holzgew=F6lbe =FCber dem k.k.polytechnischen Institut in Wien

Auf das Jahr 1810 geht der Vorschlag zur=FCck, in Wien ein polytechnisches Institut zu errichten. Vorbild dieser Ein- richtung waren technische Bildungsanstalten, die in Paris geschaffen worden waren. Das Kaiserhaus von =D6sterreich hatte den "Regierungsrath" Prechtl mit der Schaffung der Ausbildungsst=E4tte in Wien beauftragt, nachdem der Kaiser im Jahre 1815 selbst in Paris gewesen war, um sich eine solche Einrichtung anzuschauen. Die friedliche Zeit nach den Kriegen zur Niederschlagung Napoleons erlaubte den Wienern, an den Bau der polytechnischen Schule zu den- ken. Es wurde zun=E4chst ein gro=DFes Geb=E4udeareal von pri- vater Hand erworben, um diese Schule darin unterzubrin- gen. Gleichzeitig fa=DFte man die Pl=E4ne f=FCr einen modernen Neubau. Doch blieb man drei Jahre ausschlie=DFlich im an- gekauften Altbauareal:

"Bis im November 1818 wurden daselbst die Vorlesungen gehalten, w=E4hrend inzwischen das neue Institutsgeb=E4ude, ein Meisterwerk klassischer Architektur /.../ beendet wor- den war." (1)

Die Ausbildungsst=E4tte diente dem Handel und Gewerbe und erwarb sich rasch einen guten Ruf. Es ist interessant zu lesen, wer sich dort ausbilden lie=DF oder sich weiterbil- dete:

"Bald zog der Ruf des Institutes aus allen Theilen der Mo- narchie, ja selbst vom Auslande, Wi=DFbegierige herbei, und der Raum reichte nicht mehr hin, sie alle aufzuneh- men. Die Mehrzahl der Zuh=F6rer bestand aus denen, wel- che sich zu Fabriksbeamten, entweder f=FCr =F6ffentliche oder Privatdienste, auszubilden gedachten. Viele unter ihnen hatten bereits in Werkst=E4tten praktizirt und diese verlas- sen, um die n=F6thigen wissenschaftlichen Kenntnisse nach- zuholen. Besitzer von Fabriken und solche, welche erst Fabriksgesch=E4fte zu etabliren Willens waren, Milit=E4rs, Ge- lehrte, selbst h=F6here Staatsbeamte u. besuchten die Vor- lesungen des Institutes, und Jeder w=E4hlte nach seinem Bed=FCrfnisse unter den einzelnen Lehrgegenst=E4nden belie- big aus." (2)

Zu den vielen Ausbildungsabteilungen, in denen techni- sche Berufe erlernt werden konnten, geh=F6rte auch eine Ab- teilung Bauwesen. Zu ihr geh=F6rte eine gro=DFe Modellbau- sammlung. Immer neue Einrichtungen kamen hinzu, so- da=DF recht bald Erweiterungen der polytechnischen Schule anstanden. Der Kaiser entschlo=DF sich im Jahre 1836 die Erweiterungsbauten zu genehmigen.

"Mit dem Entwurfe der neu zu erbauenden Lokalit=E4ten wur- de der Professor der Baukunst am k.k.polytechnischen Insitute, Herr Stummer, beauftragt, und demselben auch, nach erfolgter allerh=F6chster Genehmigung der Pl=E4ne, die Ausf=FChrung des Baues =FCbertragen." (3)

Der Bauplatz der neuen Schule ist beschrieben:

"Der Standpunkt des ganzen Bauwerkes an einem sch=F6- nen ger=E4umigen Platze, unmittelbar vor den Thoren Wiens und neben der imposanten, von Kaiser Karl VI. erbauten Karlskirche, bedingte eine reiche Fasade des Institutge- b=E4udes, und so entstand die /.../, mit einem Hauptrisalit und zwei weniger vorspringenden Nebenrisaliten ge- schm=FCckte vordere Fronte." (4)

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Neubau)

Es soll nun nicht auf alle Einzelheiten dieses riesigen Neu- baues, der an bestehende Altbauten angef=FCgt wurde, einge- gangen werden. Es wird nur auf Gew=F6lbe Bezug genom- men. So mu=DFte zum Beispiel das Erdgescho=DF eingew=F6lbt werden, was "ein System von schmalen Pfeilern" notwen- dig machte, zwischen denen gro=DFe Fenster zur Belich- tung der R=E4umlichkeiten unterzubringen waren:

"Eine solche Konstrukzion mu=DFte nothwendig, um so mehr, da das Erdgescho=DF, den bestehenden Baugesetzen zu Folge, durchg=E4ngig gew=F6lbt werden sollte, der Festigkeit des Geb=E4udes Eintrag thun" (5)

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=FCber dem Erdgescho=DF)

Aber es wurden auch Verankerungen in die Pfeiler einge- lassen, die so angeordnet wurden, da=DF sie "die beiden Frontw=E4nde mit einander in Verbindung" brachten, was "die Widerlagen der W=F6lbungen verst=E4rkte". Demselben Zweck dienten weitere Verankerungen anderswo.

=DCber diesem Neubau waren gro=DFe Speicherr=E4ume unter dem Dach zu schaffen, in denen viel unterzubringen war:

"Da es /.../ darauf ankam, zur Aufbewahrung verschieden- artiger Gegenst=E4nde auf allen Theilen des Geb=E4udekom- plexes ger=E4umige B=F6den zu erlangen, so wurde das Dach ziemlich hoch gehalten (wozu auch schon die Mansarde des =E4lteren Geb=E4udes die Richtschnur gab) und die Wur- zel der Dachfl=E4chen hinter eine hohe Attike gelegt. Zur Dachkonstrukzion w=E4hlte man, um den Raum m=F6glichst wenig zu beschr=E4nken, Bohlenb=F6gen, und ordnete diesel- ben so an, wie die=DF die Durchschnitte /.../ zeigen. Die Spannung betr=E4gt f=FCr den Mitteltrakt 56 Fu=DF; die nach ei- nem Kreissegmente geformten Bundgesp=E4rre liegen von

12 zu 12 Fu=DF und sind so berechnet, da=DF sie au=DFer der Kupferbedachung, wie solche f=FCr die ganze Anlage ange- wendet ist, auch noch die gr=F6=DFte Schneelast zu tragen im Stande sind." (6)

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Holzgew=F6lbe =FCber dem Neubau)

Die auffindbaren Zeichnungen geben einen halben Binder wieder, zeigen die Verbindung zwischen Riegel und B=F6- gen und erkl=E4ren ein Zugband, soda=DF die Holzgew=F6lbekon- struktionen =FCber dem Neubau des polytechnischen Institu- tes in Wien anschaulicher werden.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Diskussion gestellt. Der Autor ist =FCber folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen: (1) zitiert aus: o.A.: Notizen =FCber das kais.k=F6nigl.polytech- nische Institut zu Wien und =FCber die daf=FCr errichteten Ge- b=E4ude. S.197-208 und Zeichnungen auf Blatt CCCIII bis CCCV in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1839. S.197 (2) zitiert aus: o.A., wie vor, S.198 (3)-(4) zitiert aus: o.A., wie vor, S.205 (5) zitiert aus: o.A., wie vor, S.207

86) zitiert aus: o.A., wie vor, S.208
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Karl-Ludwig Diehl
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