Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert: ganz aus B eton gegossene Wohnhäuser im württembergischen Oberschwaben aus der Zeit des Historismus

Das Deutsche Gew=F6lbemuseum recherchiert: ganz aus Beton gegossene Wohnh=E4user im w=FCrttembergischen Oberschwaben aus der Zeit des Historismus

In Gegenden, in denen Mangel an Natursteinen herrschte, wurde =FCber Bauweisen nachgedacht, f=FCr die kein Natur- stein zu nehmen war. Dazu wurde im Jahre 1870 geschrie- ben:

"In Norddeutschland und Frankreich wurde fr=FCher der Erd- Pis=E9-Bau; in Schweden, Pommern und in den preussi- schen Marken der Kalk-Pis=E9-Bau in =E4hnlichen F=E4llen ein- gef=FChrt." (1)

Diese Bauweisen dienten dazu, kosteng=FCnstige Bauten zu errichten. Im w=FCrttembergischen Oberschwaben gab es Gegenden, "die arm an nat=FCrlichen Bausteinen sind". Es wird von J.Schlierholz dazu gesagt:

"Solche Verh=E4ltnisse weisen in den meisten F=E4llen auf k=FCnstliche Baumaterialien hin, unter denen bis jetzt die ge- brannten Steine vorzugsweise f=FCr Wohngeb=E4ude und W=F6l- bungen ihre Anwendung finden. Letztere Steine k=F6nnen jedoch nicht immer in guter Qualit=E4t und in der n=F6thigen Quantit=E4t, insbesondere bei den kurzen Bauperioden f=FCr Eisenbahnbauten, beschafft werden, und war es daher w=E4hrend der j=FCngsten Bahnbauten in Oberschwaben ange- zeigt, eine andere Bauweise zu versuchen." (2)

Mit diesen Worten begr=FCndete Schlierholz die aus Beton gegossenen Wohnh=E4user f=FCr Bahnbedienstete in Ober- schwaben, die entlang der Bahnlinie der "W=FCrttemb.All- g=E4u- u. Donau-Bahn" entstanden. Es handelt sich um Bau- versuche, die f=FCr die Geschichte des Betonbaus sicherlich nicht ohne Bedeutung sind. Man nahm Beton zun=E4chst nur, um Fundamente zu giessen. Dann weitete man den Betonbau auf den Hochbau aus. Es entstanden mit der Zeit Versuchsbauten. An diese Vorbilder kn=FCpfte Schlier- holz an:

"Wenn nun auch die /.../ Bauweise an und f=FCr sich durch- aus nichts Neues ist, indem seit Decennien schon bei Land- und Wasserbauten eine Reihe von Betonbauten mit Erfolg und in kurzer Zeit ausgef=FChrt wurden, wie z.B. in England und Frankreich vorzugsweise Wohnungen f=FCr Offi- ziere und Soldaten, Pferdest=E4lle, Schulh=E4user und derglei- chen, so geschah dies doch nur mit geringer Ausnahme ohne Bedachung aus Beton, und mit dieser nur in einigen F=E4llen mit Erfolg, wie z.B. von Aug.Lebrun zu Massac in der N=E4he von Albi an einem Wohngeb=E4ude; von Kreisbau- rath Ruland in M=FCnchen an einem im Jahr 1858/59 ausge- f=FChrten W=E4rterh=E4uschen an der Isar daselbst; an einem Geb=E4ude der Maschinenfabrik von Haenkel & Komp. in Kassel, an verschiedenen kleinen Zierbauten von Landbau- meister Becker in Berlin; dazu w=E4re noch zu rechnen ein Modell von einem vollst=E4ndigen Betonh=E4uschen auf der j=FCngsten Pariser Ausstellung, von Coignet." (3)

Diese Hinweise sind =E4u=DFerst wichtig, da sie auf Hochbau- ten aus gegossenem Beton verweisen, die zuvor entstan- den waren. Nur ganz wenige Bauten erhielten auch eine =DCberdachung aus Beton. Wo dies geschah, ist an Beton- gew=F6lbebau zu denken. Man mu=DF den einzelnen Hinwei- sen sehr genau nachgehen.

Schlierholz, der in Oberschwaben zu bauen hatte, begr=FCn- dete seine Betonbauten auch damit, da=DF Kies und Sand in der Region reichlich vorhanden waren und sich im Um- kreis zu den vorgesehenen Baustellen Zementfabriken be- fanden:

Es "musste /.../ die Aufmerksamkeit auf die schnell bin- denden und erh=E4rtenden Cemente hingelenkt werden, zu denen an vielen Stellen der Diluvialbildung Oberschwa- bens sowohl Sand als Kies von bester Beschaffenheit reichlich gewonnen werden kann." (4)

Um sich Zement zu besorgen, kamen diese Zementfabri- ken in Betracht, die:

"Roman-Cement-Fabriken von Gebr=FCder Leube, Schwenk von Ulm, Siegloch zu Blaubeuren, Pr=E4g zu Eh- nigen, denen sich in anderen Landestheilen ebeneb=FCrtig die von Chailly, Herrmann in Kirchheim u. Teck, Jakob Rilling in Dusslingen O/A. T=FCbingen, Burkhard in Hausen bei Burladingen, von Anton G=E4ng in Waizen bei Engen, sowie die Portland-Cementfabriken von Dyckerhoff & S=F6h- ne. Espenschied zu Mannheim, von der Bergwerks- und H=FCttenwerksgesellschaft zu Bonn, von Lothary zu Mainz, als im Auslande zun=E4chst liegend, anreihen." (5)

Schlierholz meinte, wo solche Erreichbarkeiten von Sand, Kies und Zement vorliegen, kann "Beton dort (und wo im- mer Gleiches der Fall ist) als ein provinzielles Baumateri- al bezeichnet werden". Er entschied sich also, da er "mit der Oberleitung der oberschw=E4bischen Bahnbauten be- traut" war, zu Bauversuchen mit Beton, um Erfahrungen

"hiemit bei ganzen Geb=E4uden, zun=E4chst bei Errichtung von Bahnwarth=E4uschen machen zu sollen und zwar im Hinblick auf die nach Jahrtausenden auf uns gekomme- nen r=F6mischen Bauwerke mit ihren unverw=FCstlichen Guss- mauerwerken und Gew=F6lben, nicht nur mit der Erstellung einzelner Mauern, sondern der ganzen Umh=FCllung vom Fundamente an bis zur Dachspitze inclus. der Souter- raine, Gew=F6lbe und der Bedachung, der Kellertritte, der Fussb=F6den etc., so dass hieran in allen Haupttheilen kei- nerlei Holz- oder anderes Material zur Verwendung kom- men soll; es schwebte mir dabei vor, dass im Verfolge diese Bauweise durch Betonausf=FCllung zwischen eisernen Balken f=FCr die Horizontal-Abtheilungen der Stockwerke, f=FCr Treppen und dergleichen noch weiter vervollst=E4ndigt werden k=F6nnte." (6)

Um seine Idee bei der "k=F6nigl.Eisenbahnverwaltung" durch- zusetzen, verwies er auf die Vorteile der Betonbauweise. Es k=F6nne "in den meisten F=E4llen" mit einer "verh=E4ltniss- m=E4ssig billigen Ausf=FChrung" gerechnet werden. Man er- halte stabile und feuersichere Bauten mit gutem Schutz "gegen die Einfl=FCsse der Witterung", und d=FCrfe mit "der Ersparniss f=FCr Unterhaltung nebst /.../ der Steigerung in der Produktion und reicheren Absatzes unserer Cemente" rechnen. Am 27.April 1867 kam vom "k=F6nigl.Ministerium der ausw=E4rtigen Angelegenheiten, Abtheilung f=FCr Verkehrs- anstalten" der Beschlu=DF:

"Es sollen zun=E4chst 3 Probeh=E4uschen nach dem anlie- genden Entwurfe an der Bahn zwischen Ulm und Blau- beuren ausgef=FChrt werden, und zwar: sollte bei s=E4mmtli- chen 3 H=E4uschen Alles unter dem Terrain und im Innern Befindliche und nach Aussen Sichtbare a) an einem derselben aus Roman-Cement, b) am 2. aus einem Gemisch von 75% Roman- und 25% Portland-Cement c) am 3. vollst=E4ndig aus Portland-Cement bestehen." (7)

Man hat also drei Versuchsbauten errichtet, bei denen unterschiedlich vorgegangen wurde. Nur eines bestand vollst=E4ndig aus einem Beton, dem das Bindemittel "Port- land-Cement" beigegeben war. Damit auch kein Mi=DFver- st=E4ndnis aufkam, formulierte Schlierholz ausdr=FCcklich:

"Diese Geb=E4ude sollten nicht etwa aus einzelnen Beton- quadern, mit Cementm=F6rtel verbunden, zusammengef=FCgt, sondern in K=E4sten und Formen gleich wie beim Pis=E9- Bau und die Gew=F6lbe =FCber Einschalung in niederen 5 bis

8'' starken Schichten nach und nach als aus einem Gus- se bestehend erstellt werden." (8)

Zu den Mauerwerksw=E4nden wird gesagt:

"Die Umfassungsw=E4nde des unteren Stockes 12" stark, am Beginn des Dachgew=F6lbes 1' starkt und das Dachge- w=F6lbe an der schw=E4chsten Stelle stark". (9)

Das Dachgew=F6lbe, da, wo es ausgef=FChrt wurde, ist

"gegen Innen nach einem Spitzbogen geformt, nach Aus- sen abgedacht, und zwar so, dass die obere Gew=F6lbe- h=E4lfte ganz, die =E4usserste Decke der unteren H=E4lfte

1 1/2" stark aus Portland-Cement hergestellt werden." (10)

Auch die Gew=F6lbe =FCber dem Untergescho=DF sind ange- f=FChrt:

"Die St=E4rke der Souterraingew=F6lbe betr=E4gt am Scheitel

8''." (11)

Es gab vor dem Bau ganz bestimmte =C4ngste, da keine Er- fahrung mit Bauten bestand, die ganz aus Beton gegos- sen wurden. Man hatte zum Beispiel Angst, der gegosse- ne Beton werde entweder schwinden oder eine Volumen- vergr=F6=DFerung annehmen. In beiden F=E4llen wurden Risse bef=FCrchtet. Man wu=DFte auch nicht, wie sich Trockenheit, N=E4sse, Sonnenhitze und K=E4lte auf den Aush=E4rtungsvor- gang des Betons auswirken werden. War der Beton ab- gebunden, wu=DFte man nicht, wie sich das Mauerwerk ver- hielt, da zur W=E4rmeleitung des Betons keine Erfahrungen bestanden. Die Bef=FCrchtung ging dahin, da=DF bei gro=DFer K=E4lte im Inneren der Bauten ein "N=E4ssen oder Schwitzen der W=E4nde" auftreten k=F6nnte. Nicht zuletzt hatte man Angst, da=DF die vorbeifahrenden Z=FCge so gro=DFe Ersch=FCt- terungen verursachen, da=DF w=E4hrend des Abbindevor- gangs des Betons oder danach Risse im Beton eintreten werden. Alle diese Bef=FCrchtungen traten jedoch nicht ein. Man machte nur positive Erfahrungen und war sehr zufrie- den mit diesen Versuchsbauten. Es empfiehlt sich, die dazu gegebenen Einzelheiten im Aufsatz vom Jahre 1870 genauer nachzulesen. (12) Zur Bauzeit wird gesagt:

"Die Erstellung eines solchen Geb=E4udes kann im Mittel bei dem Vorhandensein der n=F6thigen Formen, Ger=FCstma- terialien und erfahrener Arbeiter in ca. 3 1/2 bis 4 Wochen geschehen." (13)

Die zum Gu=DF des Betons verwendeten Schalungen sind so beschrieben:

"Die Formen waren, wie beim Pis=E9bau =FCblich, von Holz mit Schraubenverbindung konstruirt (bei einem der H=E4us- chen von Eisenblech an eisernen senkrechten Leitstangen verschieb- und stellbar). Die Licht=F6ffnungen waren den Leibungsformen entsprechend gefasst." (14)

Zum Gu=DFvorgang selbst wird ausformuliert:

"Der Beton wurde in Schichten von ca. 6 (bis) 8 Zoll H=F6he, die einzelnen Strecken mit abgeschr=E4gten Fugen einge- bracht und festgestampft, oder gedr=FCckt (und wenn sie zu stark angezogen hatten, vor dem Aufbringen einer weite- ren Schichte aufgesch=E4rft), die Gew=F6lbe auf die Einscha- lungen aufgebracht, das Dachgew=F6lbe mit Portland=FCber- zug versehen und abgegl=E4ttet, die Dachgesimse gezogen, das Kamin um eine Holzwalze und einen Mantel gefertigt, der Kopf aufgesetzt und nur die Fensterb=E4nke, die Gurten (aus d=FCnnen Platten bestehend) und die Tragsteine f=FCr die Plattform (ebenfalls von Cement gefertigt) wurden beson- ders eingesetzt." (15)

Zwei der Bauten entsprechen genau der zur Baugenehmi- gung eingereichten Zeichnung. Das Geb=E4ude, das ganz aus "Portland-Cement-Beton" gegossen wurde, geriet in Terminschwierigkeiten durch den Bauunternehmer, soda=DF es kurz vor Er=F6ffnung der Bahnlinie rasch mit einem =FCbli- chen Dach mit einer Ziegeldeckung ausgestattet wurde.

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Es erwies sich, da=DF das Arbeiten mit Portland-Zement Vorteile brachte, da er mehr Haltbarkeit ergibt, ihm au=DFer- dem gr=F6=DFere Zus=E4tze aus Sand und Kies beigegeben werden konnten, wobei au=DFerdem noch damit sehr halt- bare und tragf=E4hige d=FCnnere W=E4nde erstellt werden konn- ten, wie sich bei Belastungen von Probew=FCrfeln ergab. Die gewonnenen positiven Erfahrungen f=FChrten zu weite- ren Bauten:

"Nach diesen eigens gemachten Erfahrungen wurde die Ausf=FChrung weiterer Bahnwarth=E4user, sowie ganzer Sta- tionsgeb=E4ude, einzelner Mauertheile, Grund-Souterrain- Mauern, Sockel, Gew=F6lbe, Dohlen, Futternmauern, Per- ronfassungen und Estriche, einzelner Quader und der- gleichen mehr, und zwar zugleich zum Zwecke der Ver- breitung dieser n=FCtzlichen Bauart in den verschiedenen Gegenden Oberschwabens angeordnet und sind bis jetzt bereits wiederum zehn solcher Geb=E4ude theils mit, theils ohne Dachgew=F6lbe, theils in Regie, theils im Akkorde ausgef=FChrt, die sich ebenfalls gut bew=E4hrt und dem wirk- lichen Beton-Wohnhausbau in W=FCrtemberg bereits in al- len Landestheilen reichlich Eingang verschafft haben." (16)

Das spricht daf=FCr, da=DF es in Oberschwaben sehr viele Be- tonbauten, ganz aus Beton gegossen, als Wohnh=E4user gegeben haben mu=DF. Die Frage ist, welche dieser Bauten, auch der Bauten, die nicht den Wohnzwecken dienten, noch erhalten blieben. Man darf sie zu den fr=FChen Gu=DFbe- tonbauten z=E4hlen, die im deutschsprachigen Kulturraum errichtet wurden. Sie verdienen das Interesse der Bauge- schichte, auch wegen der gegossenen Gew=F6lbe =FCber dem obersten Gescho=DF, das nach au=DFen zur Dachschr=E4ge ausgebildet worden war. Solche Bauten aus einem Gu=DF sind wirkliche Rarit=E4ten.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Diskussion gestellt. Der Autor ist =FCber folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen: (1)-(2) zitiert aus: J.Schlierholz: Ueber Beton-Verwendung zu Hochbauzwecken, haupts=E4chlich zu ganzen Geb=E4uden. S.260-265 u.1 Blatt mit Zeichnungen in: Allgemeine Bau- zeitung. Wien, 1870. S.260 (3) zitiert aus: J.Schlierholz, wie vor, S.264 (4)-(5) zitiert aus: J.Schlierholz, wie vor, S.260 (6) zitiert aus: J.Schlierholz, wie vor, S.260f. (7)-(11) zitiert aus: J.Schlierholz, wie vor, S.261 (12) siehe dazu: J.Schlierholz, wie vor, S.261ff. (13)-(16) zitiert aus: J.Schlierholz, wie vor, S.263

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Karl-Ludwig Diehl
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Karl-Ludwig Diehl schrieb:

Hallo,

zwar war 1870 der Stahlbeton schon erfunden und patentiert:

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diese Bauten waren vermutlich noch ohne Moniereisen gebaut worden. Wenn da wirklich Beton ohne Armierung verbaut wurde, hat man auch dann Zugspannungen im Beton konsequent genug vermieden sodaß diese Gebäude auch lange erhalten bleiben konnten?

Bye

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Uwe Hercksen

Uwe Hercksen schrieb:

wäre dass dann als "Stahlbeton" bezeichnet worden?

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Robert Pflüger

Robert Pflüger schrieb:

Hallo,

der OP schrieb nur von aus Beton gegossenen Gebäuden, als Stahlbeton bezeichnet hat er es nicht. Damals hätte man Eisenbeton geschrieben. Aber ich frage mich ob diese Gebäude aus Beton ohne Armierung einigermassen dauerhaft waren.

Bye

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Uwe Hercksen

Vorher war von Uwe Hercksen geschrieben worden: "zwar war 1870 der Stahlbeton schon erfunden und patentiert:

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diese Bauten waren vermutlich noch ohne Moniereisen gebaut worden. Wenn da wirklich Beton ohne Armierung verbaut wurde, hat man auch dann Zugspannungen im Beton konsequent genug vermieden soda=DF diese Geb=E4ude auch lange erhalten bleiben konnten?"

Diese Gussbetonh=E4user wurden ohne Baustahl errichtet. Es ist deutlich erkennbar, da=DF die Gu=DFbetonbauweise vom Stampflehmbau und vom Kalk-Pis=E9-Bau (der wiederum vom Stampflehmbau herkommt) abgeleitet wurde. An ein- gelegte Moniereisen wurde nicht gedacht. Beim Bauver- such stand das Schwindungsverhalten oder Ausdehnungs- verhalten des Gu=DFbetons im Blickpunkt der Aufmerk- samkeit. Auch war man darauf aus, m=F6glichst preiswert aus einem Gu=DF zu bauen. =DCbrigens hat man nach dem Ausschalen der Gu=DFbetonmauern 4 Wochen die Oberfl=E4chen der W=E4nde befeuchtet, um ein Gleichma=DF des Austrock- nens zu gestalten. Man hatte Angst, die W=E4nde k=F6nnten durch Sonneneinstrahlung und Tageshitze Schaden neh- men. Mit gemischten Gef=FChlen wurden die Zugfahrtvibra- tionen erlebt. Man hatte tagt=E4glich Angst vor Rissen.

Da die Einw=F6lbung f=FCr den Dachabschlu=DF Spitzbogenform er- hielt, w=E4re es denkbar, da=DF durch die Formgebung eine lange Lebensdauer des kompletten Gu=DFbetonhauses gew=E4hrleistet war. Es w=E4re gut zu wissen, ob solche H=E4user =FCberdauerten. Ich k=F6nnte mir vorstellen, da=DF sie den Modernisierungen der Bahnlinie selbst zum Opfer fielen, wenn ein neuer, breiterer Gleisk=F6rper zum Aufbau kam. Andererseits wurde im Text eine Empfehlung gegeben, solche Gu=DFbetonh=E4user in einem bestimmten Abstand von den Geleisen zu bauen, um Sch=E4digungen durch Vibrationen des Bahnbetriebs gegen Null zu re- duzieren.

Ich werde in der NG der Leute fragen, die sich mit dem Bahnbetrieb besch=E4ftigen.

Was den Hinweis auf das Moniereisen und den Stahlbe- tonbau betrifft, so begegneten mir bis jetzt in der Aufeinanderfolge der Jahrg=E4nge dieser Fachzeitung noch keine Belege daf=FCr. Ich gehe diesbez=FCglich noch- mals alle Jahrg=E4nge durch, um alle Angaben zum Beton- bau kritischer zu pr=FCfen.

Bisher ergab sich aber schon eine interessante Ent- wicklung, sehr sch=F6n Schritt f=FCr Schritt nachvollzieh- bar nach Auswertung der Texte.

Dies als Anregung: Es w=E4re gut, wenn sich bei dsa eine Initiative bilden w=FCrde, die den deutsch- sprachigen Bibliotheksbetrieb dazu auffordert, m=F6glichst alle verschiedenen historischen Fachzeitungen des Bauwesens online zu stellen. Es gab im gesamten Gebiet des Deutschen Bundes und davor neben der Allgemeinen Bauzeitung andere Fachzeitschriften, die jedoch online noch nicht zug=E4nglich sind, um sie auswerten zu k=F6nnen. Ebenso zug=E4nglich m=FC=DFten die historischen Fachzeit- schriften aus dem nahen europ=E4ischen Ausland sein. Es m=FC=DFte einmal durchgepr=FCft werden, was es bis zum Jahr 1918 schon gab, parallel dazu in anderssprachigen L=E4ndern, und was davon lediglich online gestellt ist. K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

HAllo,

Uwe Hercksen schrieb:

:-) ich bezog mich schon auf den Beitrag auf den ich geantwortet habe.

Wenn Stahlbeton 1870 erfunden und patentiert war, aber "vermutlich" keine Moniereisen enthalten hat ... ;-)

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Robert Pflüger

Sehr kryptische Antwort... K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

Karl-Ludwig Diehl schrieb:

Keineswegs, denn: "Wenn Stahlbeton 1870 erfunden ... aber keine Moniereisen enthalten hat", war er logischerweise auch kein bewehrter Beton und damit auch kein _Stahl_beton.

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Rolf Sonofthies

Karl-Ludwig Diehl schrieb:

Keineswegs, denn: "Wenn Stahlbeton 1870 erfunden ... aber keine Moniereisen enthalten hat", war er logischerweise auch kein bewehrter Beton und damit auch kein _Stahl_beton.

Reply to
Rolf Sonofthies

Rolf Sonofthies schrieb:

Hallo,

ist Mitdenken denn so schwer? Gemeint war natürlich das der erfundene Stahlbeton selbstverständlich Moniereisen enthielt, die vom OP genannten aus Beton gegossenen Wohnhäuser aber offenbar nicht. Wenn sie aber keine Bewehrung enthielten war ihnen wohl auch wegen Rißbildung kein langes Leben beschieden.

Bye

Reply to
Uwe Hercksen

On 18 Jul., 09:37, Uwe Hercksen wrote:

Hm, ich vermute, das Strittige sind die Begriffe Eisen und Stahl, und was sie meinen k=F6nnten. Bei Moniereisen mu=DF nicht unbedingt an Stahl gedacht werden. Es wird dabei nur an Eisen gedacht, aber nicht an Gu=DFeisen. So wird z.B. diferenziert:

"Im Kontext der industriellen Fertigung versteht man unter Eisen den Werkstoff Gusseisen, wohingegen der Werkstoff Stahl gew=F6hnlich nicht als Eisen bezeichnet wird." (1)

"Eisen ist der Hauptbestandteil von Stahl. St=E4hle sind Legierungen des Eisens, die beim Vermischen (Legieren) mit anderen Metallen und auch Nichtmetallen (insbesondere Kohlenstoff) entstehen."

Beim Moniereisen wird man wohl zun=E4chst an schmiede- eiserne Dr=E4hte zu denken haben. Da sich die Herstellungs- verfahren von Eisen erheblich entwickelten, darf man sich durchaus fragen, welche Eiseneinlagen vor 1870 einge- legt h=E4tten werden k=F6nnen. Dazu las ich eben:

"Das Puddelverfahren ist ein Verfahren zur Herstellung von Stahl aus Roheisen. Im Puddelverfahren erzeugtes schmiedbares Eisen hei=DFt auch Schmiedeeisen, wenn dieses Material h=E4rtbar ist, hei=DFt es auch Schmiedestahl. Erfunden hat das Puddelverfahren 1784 der Engl=E4nder Henry Cort. Er hatte bemerkt, dass der in hei=DFem Roheisen enthaltene Kohlenstoff verpufft, wenn Luft dar=FCber streift." (3)

Solche Herstellungsverfahren kamen als Neuheit in der Zeit des Herzogtums Nassau, also nach 1803, auch im deutschen Eisenerz- und Verh=FCttungsgebiet an der Lahn zum Einsatz. Diese Puddel=F6fen waren lange Zeit sehr selten in deutschen Gebieten.

Monier wiederum verwendete anfangs Drahtgewebe. Da es sich nur um Blument=F6pfe handelte, waren diese Dr=E4hte wohl eher sehr d=FCnn:

"Monier goss zun=E4chst T=F6pfe aus reinem Zement, die jedoch nicht stabil genug waren. Danach f=FCgte er eine Einlage aus Draht hinzu, wodurch sich die Haltbarkeit deutlich verbesserte. 1867 meldete er dieses Prinzip als Patent an. Monier experimentierte weiter und 1877 folgten weitere Patente =FCber St=FCtzen und Balken mit Eiseneinlage." (4)

Das sagt eigentlich, da=DF erst ab 1877 St=FCtzen und Balken mit Eiseneinlagen bei ihm eine Rolle spielten.

Erhebliche Eiseneinlagen gab es schon bei den Stahlsteindecken in Frankreich, die mit Hohlziegel vermauert waren. Ich hatte dar=FCber berichtet. (5) Diese Decken mit "eisernen Tragr=F6sten" waren schon in den 1830er Jahren in Paris =FCblich. Es h=E4tte also nahegelegen, sie auch im Betonbau auszuprobieren. Dieser Vorgang fand erst sp=E4ter statt.

Zur Entwicklung des Stahlbetons ist zu lesen:

"Grundlage der Entwicklung waren die Erfindung des Romanzement im Jahre 1798 durch den Engl=E4nder J. Parker und des Portlandzement durch den Engl=E4nder J. Aspdin im Jahre 1824. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erstmals in Frankreich Betonbauteile durch Stahleinlagen verst=E4rkt. 1855 baute J. L. Lambot ein Boot aus eisenverst=E4rktem Zementm=F6rtel, seit 1861 stellte der G=E4rtner Joseph Monier Pflanzk=FCbel aus Zementm=F6rtel her, die er mit einem Eisengeflecht verst=E4rkte, damit sie nicht so leicht zerbrachen.

1867 erhielt er darauf ein Patent. Bis heute hei=DFen die verwendeten Rundeisen Moniereisen. =C4ltere Bezeichnungen f=FCr Stahlbeton sind Eisenbeton und Monierbeton. Bereits 1861 ver=F6ffentlichte F. Coignet Grunds=E4tze f=FCr die Verwendung von bewehrtem Beton und stellte 1867 auf der Weltausstellung in Paris Tr=E4ger und R=F6hren aus bewehrtem Beton aus. Der Gutsp=E4chter Joseph Louis Lambot meldete 1855 ein Patent f=FCr einen neuen "Holzbauwerkstoff" an, der er "Ferciment" nannte. Seiner Patentschrift kann folgendes entnommen werden: "Meine Erfindung hat ein neues Erzeugnis zum Gegenstand, das dazu dient, das Holz im Schiffbau und =FCberall dort zu ersetzen, wo es feuchtigkeitsgef=E4hrdet ist, .. Ich gebe diesem Netz (aus Draht und St=E4ben) eine Form, die im bestm=F6glichen Ma=DFe dem Gegenstand angepasst ist, den ich herstellen will und bette es anschlie=DFend in hydraulischen Cement oder =E4hnliches wie Bitumen, Teer oder ihren Gemischen ..." Dieses Patent wurde dann von Coignet erweitert. Parallel zu den franz=F6sischen Ingenieuren f=FChrte der amerikanische Rechtsanwalt Thadeus Hyatt seit 1855 Versuche =FCber die Verwendung von Stahleinlagen in Beton durch. In seinem Grundpatent von 1878 schrieb er: " ... Hydraulic cements and concretes are combined with metal bars and rods, so as to form slabs, beams and arches. The tensible strength of the metal is only utilized by the position, in which it is placed in slabs, beams etc. ...". Hyatt hatte die Tragwirkung erkannt." (6)

Nach Durcharbeitung ergibt sich ein diferenzierteres Bild vom "Stahlbeton". Auch ist darin zu lesen: "=C4ltere Bezeichnungen f=FCr Stahlbeton sind Eisenbeton und Monierbeton." W=E4ren also die Gu=DFbetonbauten in Oberschwaben mit Armierung versehen worden, w=FCrde der damalige Beton vielleicht Eisenbeton oder Monierbeton genannt worden sein. Es ist jedoch bei den Bauten kein Eisen in den Beton eingelegt worden. Es handelte sich au=DFerdem um eine Sparbauweise. Die Bauten sollten m=F6glichst wenig kosten. Eiseneinlagen h=E4tten die Bauten verteuert. Da viel Angst bestand, die monolithischen Gu=DFbetonbauten k=F6nnten Risse bekommen, wenn Vibrationen durch den Bahnbetrieb auftreten, spricht das auch eher gegen den Einsatz von Eisenein- lagen, durch welche diese Grundangst h=E4tte beseitigt werden k=F6nnen.

K.L.

Anmerkungen: (1)-(2) zitiert aus:

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zitiert aus:
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zitiert aus:
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siehe: Karl-Ludwig Diehl: Das Deutsche Gew=F6lbemuseum recherchiert: eiserne gew=F6lbte Tragroste als Grundelement sehr tragf=E4higer Gescho=DFdecken im Paris der Biedermeierzeit. Eingestellt in: de.sci.architektur (6) zitiert aus:
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Karl-Ludwig Diehl

Karl-Ludwig Diehl schrieb:

Hier steht es klarer:

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"Als Stahl werden alle metallischen Legierungen bezeichnet, deren Hauptbestandteil Eisen ist und deren Kohlenstoffgehalt zwischen 0,002% und 2,06% liegt." Früher wurde alles als Eisen bezeichnet, die Unterscheidung zwischen Eisen und Stahl wurde erst wichtig als man den Kohlenstoff im Puddelofen oder mit anderen Verfahren reduzieren konnte.
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Eiffelturm wurde bereits mit Stahl aus dem Puddelofen gebaut, mit dem spröden Gußeisen wäre diese Konstruktion nicht möglich gewesen.

Bye

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Uwe Hercksen

Tja, schwierig zu wissen, ab wann mit Eisen im Beton zu rechnen ist und von welcher Sorte sie waren. Die Erzf=F6rderung war vor 1850 in deutschen Gebieten wohl auf das Lahntalgebiet und den Siegener Raum konzentriert. Erst um die Mitte des 19.Jahrhunderts spielte das Ruhrgebiet eine gr=F6=DFere Rolle. Sehr viele Erze kamen aber von au=DFerhalb auf dem Schiffsweg. Dazu las ich hier:

"1852 z=E4hlte man im Bergamtsbezirk Bochum nur 80 Bergleute auf acht Gruben, die in diesem Jahre 15 400 Tonnen Eisenerz f=F6rderten. Die Grafen Stolberg-Wernigerode mu=DFten daher Harzer Knappen auf Musen einsetzen. Als die Henrichsh=FCtte den ersten Hochofen anblies, f=F6rderte man im Bezirk Bochum schon 266 248 Tonnen Erz. Um Hattingen herum nahmen folgende Zechen die Eisensteinf=F6rderung auf: Friederika und Musen, Neu-Hiddinghausen, Union 1 bei Obersprockh=F6vel, Neu-Herzkamp und Gibraltar. Mit ihnen entstanden Hoch=F6fen bei Hiddinghausen, die Kupferdreher H=FCtte von "Ph=F6nix" und die Hoch=F6fen von "Neu Schottland" bei Steele-Horst. Kurz nachdem man den zweiten Hochofen angebla=ADsen hatte, z=E4hlte man an der Ruhr 33 Hoch=F6fen, von denen der auf der Henrichsh=FCtte mit 25 Tonnen in 24 Stunden der leistungsf=E4higste war. Die Ruhr galt 1857 als der meist befahrenste Flu=DF Mitteleuropas. W=E4hrend man 1852 an der Ruhr 15 400 Tonnen Erz f=F6rderte, stiegen die Zahlen 1854 auf 64 000 Tonnen, 1857 auf 169 000 Tonnen und 1862 auf die gr=F6=DFte F=F6rderung von 307 000 Tonnen. 1855 durchf=FChren die Schleusen am Kliff bei Hattingen 1841 G=FCterk=E4hne.

W=E4hrend andere H=FCtten einen vertikalen Aufbau, also Hoch=F6fen, Stahlwerke usw. bevorzugten, konnte die Henrichsh=FCtte nicht Schritt halten, weil die Verwaltung von Wernigerode aus Schwierigkeiten machte. So entschlo=DF man sich, das Werk am 28. Februar 1857 an die Diskonto-Gesellschaft in Berlin f=FCr 2 Mil=ADlionen Taler zu verkaufen. Graf Botho schrieb dazu: "Das Werk hat an sich ein gutes Fundament, es =FCbersteigt aber unsere Kr=E4fte". W=E4hrend 1849 in der gesamten Eisenindustrie an der Ruhr nur 2 700 Arbeiter besch=E4ftigt waren, hatten jetzt (1858) einzelne Werke, wie der H=F6rder Verein, =FCber 3 000 Arbeiter. Die Henrichsh=FCtte kam aber unter Stolbergs Besitz nur auf

800 Mann.

Nachdem die neuen Herren auf Haus Bruch eingezogen waren, nahm die industrielle Entwicklung noch ihren Fortgang. Um 1860 war das Ruhrgebiet mit der Ennepestra=DFe das gr=F6=DFte Industriegebiet Preu=DFens= . Haus Bruch lag mitten darin. Es besch=E4ftigte jetzt allein auf Musen

589 Bergknappen. Die Zahl der Puddel=F6fen stieg bis auf 36 St=FCck, die Zahl der Hoch=F6fen auf 4. Die Lage im ganzen Ruhrgebiet =E4nder=ADte sich schlagartig, als Krupp im Jahre 1861 das erste Besserner Werk auf deutschem Boden errichtete. Aus dem Stahl wurde Eisenbahnmaterial f=FCr die sich immer mehr ausbreitenden Bahnlinien geschaffen. Das Verfahren erlaubte einerseits eine sprunghafte vermehrte Stahlherstellung, andererseits konnten aber die Ruhrerze wegen ihres Schwefel- und Phosphorgehaltes nicht gebraucht werden." aus:
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Die Frage ist, ab wann man mit Moniereisen und bewehrtem Beton in deutschen Gebieten rechnen mu=DF. Anfangs werden ja nur hier und da Eisen eingelegt worden sein. Bei anf=E4nglichen Gu=DFbeton- bauten k=F6nnte ich mir Ankereisen f=FCr Eisentr=E4ger, die f=FCr die Zwischendecken eingebaut wurden, vor- stellen. Auch Ringanker halte ich eher f=FCr m=F6glich, bevor richtiggehend bewehrter Beton einsetzt.

Viele offene Fragen also. K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

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