Das Deutsche Gewölbemuseum recherchiert zur Archäo logie der Schubkarre: sie war unvollkommenerdacht und mußte immer neu erfunden werden

Das Deutsche Gew=F6lbemuseum recherchiert zur Arch=E4ologie der Schubkarre: sie war unvollkommen erdacht und mu=DFte immer neu erfunden werden

Die Schubkarre ist uns sehr vertraut, aber zu ihrer ge- schichtlichen Entwicklung wissen wir sehr wenig. Dazu las ich eine interessante Anmerkung aus dem Jahre 1860:

"Die Schubkarre ist eine Erfindung des h=F6chsten Alter- thums. Hyginus, welchen C=E4sar, wie man sagt, von Alex- andrien nach Rom brachte, spricht von einem kleinen Wa- gen mit einem einzigen Rade (curriculus una rota), was sich nur auf die Karre anwenden l=E4=DFt." (1)

Aber die Erfindung der Schubkarre scheint unabh=E4ngig voneinander an verschiedenen Stellen der Erde stattge- funden zu haben.

"Seit undenklichen Zeiten machen die Chinesen Gebrauch davon: sie vervollkommneten sie selbst bis zu einem sol- chen Grade, da=DF sie sie in Gegenden, wo best=E4ndige Win- de herrschen, mit einem kleinen Segel versehen, das ihre Bewegung bef=F6rdert." (2)

Siehe dazu auch:

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Wenn der Schubkarre ein solches Alter nachgesagt wird, dann d=FCrfte es interessant sein, die gesamte Entwicklung dieses Fahrzeuges aufzuarbeiten. Wo l=E4=DFt sich dazu wohl Schrifttum und Bildgut finden? Wo haben sich historische Fahrzeuge solchen Typs erhalten? Die Suche ist aufzu- nehmen. Der Grund, warum man diesem Gegenstand im Jahre 1860 sehr viel Aufmerksamkeit schenkte, hatte mit der Errichtung von Eisenbahnen zu tun:

"Seit der Errichtung von Eisenbahnen haben die Erdarbei- ten eine gro=DFartige Entwicklung erhalten und nehmen so bedeutende Kapitalien in Anspruch, da=DF man die Summen derselben recht gut mit einem Viertel der Gesammtkosten der Bahnen annehmen kann." (3)

Man brauchte sehr viele Schubkarren f=FCr die Erdarbeiten. Da sie unvollkommen erdacht waren, warf man Fragen auf:

"Die jetzige Schubkarre, in dem unvollkommenen Zustan- de, in welchem man sie gelassen hat, f=F6rdert wenig und erm=FCdet den Arbeiter, weil beinahe die ganze Last auf seinen Armen ruht. Es ist daher die Aufgabe, den Men- schen von einer Beschwerde zu befreien und die Leistungs- f=E4higkeit des Vehikels zu vermehren." (4)

Die ganze Last ruhte also v=F6llig unn=F6tig auf den Armen des Arbeiters. Das lie=DF sich ver=E4ndern. Doch wie sollte das am sinnvollsten geschehen?

Wenn sie nur in Bezug auf Erdarbeiten durchdacht wird, lie=DF sie sich daf=FCr optimieren. Zuvor mu=DFte aber bekannt sein, wie bei Erdarbeiten die Schubkarre eingesetzt wird. Dieses hatte man dazu herausgefunden:

"Die durchschnittliche Ladung dieser Karre betr=E4gt jetzt

0,033 Kubikmeter, welche ein Mann bei fortgesetzter Ar- beit ohne anzuhalten nur 30m0 weit schieben kann; =FCber eine Entfernung von 100m0 hinaus wird der Gebrauch der Karre bei etwas bedeutender Erdbewegung beschwer- lich. Man gibt sie dann auf, nimmt seine Zuflucht zu gr=F6s- sern Fahrzeugen und wendet sogar Lokomotiven an, die auf provisorischen Eisenbahnen rollen." (5)

Schubkarren lohnten also nur den Einsatz auf relativ kur- zen Strecken. Es gab jedoch auch unterschiedliche An- forderungen bei Erdarbeiten. Ein Stra=DFenbauarbeiter be- n=F6tigte eine andere Karre als ein Arbeiter auf einer engen Baustelle f=FCr ein Geb=E4ude. Auf Baustellen wurden als We- ge f=FCr die Schubkarre Bohlen ausgelegt, auf denen durch weiches Erdreich leichter gefahren werden konnte. Bei diesen Arbeiten bildeten die Schubkarre und die ausgeleg- ten Holzbohlen eine Arbeitseinheit, die nicht aufzuheben war. Die Schubkarre mu=DFte darauf abgestimmt sein. Man schenkte deshalb den Bohlen dieselbe Aufmerksamkeit wie den Schubkarren.

"Wie es jetzt bei Erdarbeiten von gewisser Bedeutung ge- br=E4uchlich ist, rollt die Karre auf einigen rohen Brettern, die auf den Boden gelegt sind und wohl oder =FCbel zusam- mensto=DFen." (6)

Diese Formulierung "wohl oder =FCbel" deutet daraufhin, da=DF die Bohlen ohne viel Nachdenken ausgelegt werden und gut oder nicht so gut aneinandergef=FCgt sind. Hier sah man eine Verbesserungsm=F6glichkeit:

"Die Bretter, aus denen unsere Bahn besteht, sind ganz geh=F6rig abgerichtet, damit die Bewegung auf derselben leicht sei /.../. Man sieht, da=DF jedes Brett abgerundet und auf der andern Seite ebenfalls kreisrund, eingeschnitten ist, so da=DF die Bretter ineinander greifen; erforderlichen Falles kann man sie auch durch h=F6lzerne Bolzen noch fe- ster miteinander verbinden." (7)

Man hatte sich noch weitere Verbesserungen ausgemalt:

"Wenn die Bretter nicht breiter als 0m25 bis 0m26 sind, so w=E4re es zweckm=E4=DFig, wenn sie mit R=E4ndern versehen werden /.../; die Karre geht dann sicher auf der Bahn, oh- ne da=DF sich der Arbeiter mit dieser Sorge zu besch=E4fti- gen hat. Haben aber diese Bretter eine Breite von 0m30 und mehr, so fallen die R=E4nder weg." (8)

Bei etwas schmaleren Bohlen glaubt man eine F=FChrung f=FCr das Rad der Karre wie bei Eisenbahnschienen her- stellen zu m=FCssen. Sind die Bohlen breiter, sieht man sie =E4hnlich wie einen Weg an, von dem nicht so leicht abge- wichen werden kann.

"Die L=E4nge eines jeden Brettes betr=E4gt 2 bis 4 Meter." (9)

Da=DF die Fahrbahnen aus Holzbohlen sehr von dem Schie- nenweg f=FCr die Dampfwagen beeinflu=DFt wurden, (zuvor wird es umgekehrt gewesen sein) l=E4=DFt sich noch deutli- cher erkennen, wenn man sich das Bohlenelement in der Zeichnung ansieht:

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Fig.4)

"Die punktirten Linien in Fig.4 deuten an, da=DF die Bretter etwas nach rechts oder links gedreht werden k=F6nnen und da=DF man folglich, wenn es nothwendig ist, eine krumme Bahn anlegen kann." (9)

Als Gedankenspiel wirken solche Fahrbahnen sinnvoll. Ob sie das auf einer Baustelle unter den rauhen Bedin- gungen waren, falls sie zum Einsatz kamen, w=E4re nach- zuweisen.

Die Schubkarren, die auf solchen vorgerichteten Bohlen- wegen fahren sollten, sind so beschrieben:

"Die neue Schubkarre ist auf Seite 133 Fig.1 dargestellt. Man sieht, da=DF sie ihrer Konstrukzion nach der gew=F6hnli- chen Erdkarre, mit Ausnahme des einzigen vorn ange- brachten Rades gleich ist; es wird daselbe durch zwei R=E4- der ersetzt, die unter dem Kasten etwas vor dem Schwer- punkt der Ladung ihren Platz haben, so da=DF, wenn die Tragb=E4ume gehoben werden, sich diese Last im Gleichge- wicht befindet und nicht mehr auf dem Arm des Karrenf=FCh- rers liegt. Darin besteht die ganze Anordnung der neuen Schubkarre." (10)

Wie eine solche Schubkarre aussieht, l=E4=DFt sich hier ein- sehen:

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Fig.1u.2)

Das doppelte Rad verbl=FCfft etwas. Zur Begr=FCndung wurde ausformuliert:

"Man bemerkt /.../, da=DF das doppelte Rad, welches Fig.2 von vorn gesehen dargestellt ist, aus zwei von einander un- abh=E4ngigen R=E4dern besteht, die aber eine gemeinschaft- liche Achse haben. Sie haben den Zweck, die Stabilit=E4t der Ladung zu sichern, was nicht m=F6glich w=E4re, wenn man das einzige Rad beibehalten h=E4tte" (11)

Da bei einer Schubkarre f=FCr Erdarbeiten das Ausladen des Erdaushubs leicht erfolgen mu=DF, hat man lange dar=FCber nachgedacht und eine Umarbeitung vorgenommen:

"Die beiden Vorspr=FCnge der Tragb=E4ume A A' in Fig.1 (der Zeichnung), welche beibehalten wurden, sind sowohl als St=FCtzpunkt wie auch zum Abladen nach vorn und nach der Seite =E4u=DFerst bequem." (12)

Durch l=E4ngere Arbeitsvorg=E4nge, bei denen man diese neue Schubkarre im Vergleich zum vormaligen Bautypus aus- testete, glaubte man in Erfahrung gebracht zu haben, da=DF die neue Schubkarre wirklich eine Verbesserung darstellt. Man hatte auch ber=FCcksichtigt, da=DF die alte Bauart vom Unternehmer, der bereits =FCber viele Schubkarren f=FCr Erd- arbeiten verf=FCgte, leicht umgebaut werden kann, soda=DF mit geringem finanziellen Einsatz die modifizierte Form auf den Baustellen zur Verf=FCgung stand. Die neue Art der Schubkarre soll die Arbeit erheblich erleichtert haben:

"Noch einige Worte =FCber die vergleichenden Versuche, die mit der alten und der neuen Schubkarre gemacht worden sind. Wenn man bei der alten Karre voraussetzt, da=DF das Gewicht der Ladung mit Einschlu=DF desjenigen der Karre

100 Kilogr. betr=E4gt, so wird der Kraftaufwand bei einer Bahn von horizontal gelegten Brettern dargestellt durch 50+1=3D51; bei der neuen Karre ist der Kraftaufwand 0+2=3D2, welcher ungeheure Unterschied aber abnimmt, wenn die Bahn geneigt ist; immerhin aber wird er sehr merklich sein. Hat man z.B. eine Steigung von 15 Procent, so be- tr=E4gt der Kraftaufwand bei der alten Karre 50+16=3D66, bei der modificirten Karre aber 0+17=3D17, folglich immer noch dreimal weniger." (13)

Es ergab sich also f=FCr den Erdarbeiter eine erhebliche Ar- beitsentlastung.

"Man kann also ohne Uebertreibung behaupten, da=DF bei dem neuen Verfahren ein Erdarbeiter wenigstens so viel werth ist als deren zwei." (14)

Da ein Stra=DFenarbeiter nicht in der Enge hantieren mu=DF, wie der Arbeiter auf engen Baustellen, sah man dieselbe Schubkarre mit einem breiteren Radabstand auf der ei- nen Achse der Schubkarre f=FCr die Strassenarbeiten als g=FCnstiger an. Diese Anordnung sollte das Umkippen des Fahrzeug erschweren, was vor allen Dingen beim Bela- den einer Schubkarre und beim Fahren auf unebenen B=F6- den h=E4tte geschehen k=F6nnen. Es wurden im Jahre 1860 zus=E4tzlich andere modifizierte Schubkarren vorgestellt. Sie sollten als Gep=E4ckkarren auf Eisenbahnstationen ihren Dienst tun, aber genauso als Holzkarren f=FCr Brennholz- scheiter eine Verbesserung darstellen. Auch an eine Ver- besserung der Schubkarren f=FCr die Bauern hatte man ge- dacht.

Schubkarren sind also Fahrzeuge, die als Bautyp schon sehr lange bestehen. Sie entstanden in ganz verschiede- nen Kulturr=E4umen f=FCr unterschiedliche Anforderungen. Vermutlich ist =FCber ihre historische Entwicklung wenig be- kannt. Noch weniger wird davon bekannt sein, nach wel- chen Ideen genau sie gebaut wurden und wie durch Modi- fikationen des jeweiligen Bautyps Optimierungen eintra- ten. Es bestehen also viele offene Fragen, denen nachzu- gehen ist. Eine Zusammenschau all dieser Karren, die im Laufe der Jahrhunderte irgendwo gebaut wurden, zur Verf=FCgung zu haben, durch die auch ins Verst=E4ndnis ge- hoben wird, wie sich der jeweilige Bautypus erkl=E4rt, d=FCrfte sehr hilfreich sein. Nach Archivalien, Literatur, Abbildungen und noch erhaltenen historischen Schubkarren ist Aus- schau zu halten. Auch danach, auf welchen Bahnen sie bewegt wurden, falls solche in Form von Bohlen, oder so, ausgelegt wurden. Was die Arch=E4ologie zum Thema bei- trug, w=E4re zusammenzustellen.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Diskussion gestellt. Der Autor ist =FCber folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen: (1)-(2) zitiert aus einer Anmerkung auf S.129 in: o.A.: Notiz =FCber Schubkarren. S.129-132; Zeichnungen auf S.133, in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1860. (3)-(5) zitiert aus: o.A., wie vor, S.129 (6)-(9) zitiert aus: o.A., wie vor, S.131 (10)-(12) zitiert aus: o.A., wie vor, S.130 (13)-(14) zitiert aus: o.A., wie vor, S.131

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Karl-Ludwig Diehl
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Das Deutsche Gew=F6lbemuseum recherchiert zur Arch=E4ologie der Schubkarre: sie war unvollkommen erdacht und mu=DFte immer neu erfunden werden

Die Schubkarre ist uns sehr vertraut, aber zu ihrer ge- schichtlichen Entwicklung wissen wir sehr wenig. Dazu las ich eine interessante Anmerkung aus dem Jahre 1860:

"Die Schubkarre ist eine Erfindung des h=F6chsten Alter- thums. Hyginus, welchen C=E4sar, wie man sagt, von Alex- andrien nach Rom brachte, spricht von einem kleinen Wa- gen mit einem einzigen Rade (curriculus una rota), was sich nur auf die Karre anwenden l=E4=DFt." (1)

Aber die Erfindung der Schubkarre scheint unabh=E4ngig voneinander an verschiedenen Stellen der Erde stattge- funden zu haben.

"Seit undenklichen Zeiten machen die Chinesen Gebrauch davon: sie vervollkommneten sie selbst bis zu einem sol- chen Grade, da=DF sie sie in Gegenden, wo best=E4ndige Win- de herrschen, mit einem kleinen Segel versehen, das ihre Bewegung bef=F6rdert." (2)

Siehe dazu auch:

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Wenn der Schubkarre ein solches Alter nachgesagt wird, dann d=FCrfte es interessant sein, die gesamte Entwicklung dieses Fahrzeuges aufzuarbeiten. Wo l=E4=DFt sich dazu wohl Schrifttum und Bildgut finden? Wo haben sich historische Fahrzeuge solchen Typs erhalten? Die Suche ist aufzu- nehmen. Der Grund, warum man diesem Gegenstand im Jahre 1860 sehr viel Aufmerksamkeit schenkte, hatte mit der Errichtung von Eisenbahnen zu tun:

"Seit der Errichtung von Eisenbahnen haben die Erdarbei- ten eine gro=DFartige Entwicklung erhalten und nehmen so bedeutende Kapitalien in Anspruch, da=DF man die Summen derselben recht gut mit einem Viertel der Gesammtkosten der Bahnen annehmen kann." (3)

Man brauchte sehr viele Schubkarren f=FCr die Erdarbeiten. Da sie unvollkommen erdacht waren, warf man Fragen auf:

"Die jetzige Schubkarre, in dem unvollkommenen Zustan- de, in welchem man sie gelassen hat, f=F6rdert wenig und erm=FCdet den Arbeiter, weil beinahe die ganze Last auf seinen Armen ruht. Es ist daher die Aufgabe, den Men- schen von einer Beschwerde zu befreien und die Leistungs- f=E4higkeit des Vehikels zu vermehren." (4)

Die ganze Last ruhte also v=F6llig unn=F6tig auf den Armen des Arbeiters. Das lie=DF sich ver=E4ndern. Doch wie sollte das am sinnvollsten geschehen?

Wenn sie nur in Bezug auf Erdarbeiten durchdacht wird, lie=DF sie sich daf=FCr optimieren. Zuvor mu=DFte aber bekannt sein, wie bei Erdarbeiten die Schubkarre eingesetzt wird. Dieses hatte man dazu herausgefunden:

"Die durchschnittliche Ladung dieser Karre betr=E4gt jetzt

0,033 Kubikmeter, welche ein Mann bei fortgesetzter Ar- beit ohne anzuhalten nur 30m0 weit schieben kann; =FCber eine Entfernung von 100m0 hinaus wird der Gebrauch der Karre bei etwas bedeutender Erdbewegung beschwer- lich. Man gibt sie dann auf, nimmt seine Zuflucht zu gr=F6s- sern Fahrzeugen und wendet sogar Lokomotiven an, die auf provisorischen Eisenbahnen rollen." (5)

Schubkarren lohnten also nur den Einsatz auf relativ kur- zen Strecken. Es gab jedoch auch unterschiedliche An- forderungen bei Erdarbeiten. Ein Stra=DFenbauarbeiter be- n=F6tigte eine andere Karre als ein Arbeiter auf einer engen Baustelle f=FCr ein Geb=E4ude. Auf Baustellen wurden als We- ge f=FCr die Schubkarre Bohlen ausgelegt, auf denen durch weiches Erdreich leichter gefahren werden konnte. Bei diesen Arbeiten bildeten die Schubkarre und die ausgeleg- ten Holzbohlen eine Arbeitseinheit, die nicht aufzuheben war. Die Schubkarre mu=DFte darauf abgestimmt sein. Man schenkte deshalb den Bohlen dieselbe Aufmerksamkeit wie den Schubkarren.

"Wie es jetzt bei Erdarbeiten von gewisser Bedeutung ge- br=E4uchlich ist, rollt die Karre auf einigen rohen Brettern, die auf den Boden gelegt sind und wohl oder =FCbel zusam- mensto=DFen." (6)

Diese Formulierung "wohl oder =FCbel" deutet daraufhin, da=DF die Bohlen ohne viel Nachdenken ausgelegt werden und gut oder nicht so gut aneinandergef=FCgt sind. Hier sah man eine Verbesserungsm=F6glichkeit:

"Die Bretter, aus denen unsere Bahn besteht, sind ganz geh=F6rig abgerichtet, damit die Bewegung auf derselben leicht sei /.../. Man sieht, da=DF jedes Brett abgerundet und auf der andern Seite ebenfalls kreisrund, eingeschnitten ist, so da=DF die Bretter ineinander greifen; erforderlichen Falles kann man sie auch durch h=F6lzerne Bolzen noch fe- ster miteinander verbinden." (7)

Man hatte sich noch weitere Verbesserungen ausgemalt:

"Wenn die Bretter nicht breiter als 0m25 bis 0m26 sind, so w=E4re es zweckm=E4=DFig, wenn sie mit R=E4ndern versehen werden /.../; die Karre geht dann sicher auf der Bahn, oh- ne da=DF sich der Arbeiter mit dieser Sorge zu besch=E4fti- gen hat. Haben aber diese Bretter eine Breite von 0m30 und mehr, so fallen die R=E4nder weg." (8)

Bei etwas schmaleren Bohlen glaubt man eine F=FChrung f=FCr das Rad der Karre wie bei Eisenbahnschienen her- stellen zu m=FCssen. Sind die Bohlen breiter, sieht man sie =E4hnlich wie einen Weg an, von dem nicht so leicht abge- wichen werden kann.

"Die L=E4nge eines jeden Brettes betr=E4gt 2 bis 4 Meter." (9)

Da=DF die Fahrbahnen aus Holzbohlen sehr von dem Schie- nenweg f=FCr die Dampfwagen beeinflu=DFt wurden, (zuvor wird es umgekehrt gewesen sein) l=E4=DFt sich noch deutli- cher erkennen, wenn man sich das Bohlenelement in der Zeichnung ansieht:

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Fig.4)

"Die punktirten Linien in Fig.4 deuten an, da=DF die Bretter etwas nach rechts oder links gedreht werden k=F6nnen und da=DF man folglich, wenn es nothwendig ist, eine krumme Bahn anlegen kann." (9)

Als Gedankenspiel wirken solche Fahrbahnen sinnvoll. Ob sie das auf einer Baustelle unter den rauhen Bedin- gungen waren, falls sie zum Einsatz kamen, w=E4re nach- zuweisen.

Die Schubkarren, die auf solchen vorgerichteten Bohlen- wegen fahren sollten, sind so beschrieben:

"Die neue Schubkarre ist auf Seite 133 Fig.1 dargestellt. Man sieht, da=DF sie ihrer Konstrukzion nach der gew=F6hnli- chen Erdkarre, mit Ausnahme des einzigen vorn ange- brachten Rades gleich ist; es wird daselbe durch zwei R=E4- der ersetzt, die unter dem Kasten etwas vor dem Schwer- punkt der Ladung ihren Platz haben, so da=DF, wenn die Tragb=E4ume gehoben werden, sich diese Last im Gleichge- wicht befindet und nicht mehr auf dem Arm des Karrenf=FCh- rers liegt. Darin besteht die ganze Anordnung der neuen Schubkarre." (10)

Wie eine solche Schubkarre aussieht, l=E4=DFt sich hier ein- sehen:

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Fig.1u.2)

Das doppelte Rad verbl=FCfft etwas. Zur Begr=FCndung wurde ausformuliert:

"Man bemerkt /.../, da=DF das doppelte Rad, welches Fig.2 von vorn gesehen dargestellt ist, aus zwei von einander un- abh=E4ngigen R=E4dern besteht, die aber eine gemeinschaft- liche Achse haben. Sie haben den Zweck, die Stabilit=E4t der Ladung zu sichern, was nicht m=F6glich w=E4re, wenn man das einzige Rad beibehalten h=E4tte" (11)

Da bei einer Schubkarre f=FCr Erdarbeiten das Ausladen des Erdaushubs leicht erfolgen mu=DF, hat man lange dar=FCber nachgedacht und eine Umarbeitung vorgenommen:

"Die beiden Vorspr=FCnge der Tragb=E4ume A A' in Fig.1 (der Zeichnung), welche beibehalten wurden, sind sowohl als St=FCtzpunkt wie auch zum Abladen nach vorn und nach der Seite =E4u=DFerst bequem." (12)

Durch l=E4ngere Arbeitsvorg=E4nge, bei denen man diese neue Schubkarre im Vergleich zum vormaligen Bautypus aus- testete, glaubte man in Erfahrung gebracht zu haben, da=DF die neue Schubkarre wirklich eine Verbesserung darstellt. Man hatte auch ber=FCcksichtigt, da=DF die alte Bauart vom Unternehmer, der bereits =FCber viele Schubkarren f=FCr Erd- arbeiten verf=FCgte, leicht umgebaut werden kann, soda=DF mit geringem finanziellen Einsatz die modifizierte Form auf den Baustellen zur Verf=FCgung stand. Die neue Art der Schubkarre soll die Arbeit erheblich erleichtert haben:

"Noch einige Worte =FCber die vergleichenden Versuche, die mit der alten und der neuen Schubkarre gemacht worden sind. Wenn man bei der alten Karre voraussetzt, da=DF das Gewicht der Ladung mit Einschlu=DF desjenigen der Karre

100 Kilogr. betr=E4gt, so wird der Kraftaufwand bei einer Bahn von horizontal gelegten Brettern dargestellt durch 50+1=3D51; bei der neuen Karre ist der Kraftaufwand 0+2=3D2, welcher ungeheure Unterschied aber abnimmt, wenn die Bahn geneigt ist; immerhin aber wird er sehr merklich sein. Hat man z.B. eine Steigung von 15 Procent, so be- tr=E4gt der Kraftaufwand bei der alten Karre 50+16=3D66, bei der modificirten Karre aber 0+17=3D17, folglich immer noch dreimal weniger." (13)

Es ergab sich also f=FCr den Erdarbeiter eine erhebliche Ar- beitsentlastung.

"Man kann also ohne Uebertreibung behaupten, da=DF bei dem neuen Verfahren ein Erdarbeiter wenigstens so viel werth ist als deren zwei." (14)

Da ein Stra=DFenarbeiter nicht in der Enge hantieren mu=DF, wie der Arbeiter auf engen Baustellen, sah man dieselbe Schubkarre mit einem breiteren Radabstand auf der ei- nen Achse der Schubkarre f=FCr die Strassenarbeiten als g=FCnstiger an. Diese Anordnung sollte das Umkippen des Fahrzeug erschweren, was vor allen Dingen beim Bela- den einer Schubkarre und beim Fahren auf unebenen B=F6- den h=E4tte geschehen k=F6nnen. Es wurden im Jahre 1860 zus=E4tzlich andere modifizierte Schubkarren vorgestellt. Sie sollten als Gep=E4ckkarren auf Eisenbahnstationen ihren Dienst tun, aber genauso als Holzkarren f=FCr Brennholz- scheiter eine Verbesserung darstellen. Auch an eine Ver- besserung der Schubkarren f=FCr die Bauern hatte man ge- dacht.

Schubkarren sind also Fahrzeuge, die als Bautyp schon sehr lange bestehen. Sie entstanden in ganz verschiede- nen Kulturr=E4umen f=FCr unterschiedliche Anforderungen. Vermutlich ist =FCber ihre historische Entwicklung wenig be- kannt. Noch weniger wird davon bekannt sein, nach wel- chen Ideen genau sie gebaut wurden und wie durch Modi- fikationen des jeweiligen Bautyps Optimierungen eintra- ten. Es bestehen also viele offene Fragen, denen nachzu- gehen ist. Eine Zusammenschau all dieser Karren, die im Laufe der Jahrhunderte irgendwo gebaut wurden, zur Verf=FCgung zu haben, durch die auch ins Verst=E4ndnis ge- hoben wird, wie sich der jeweilige Bautypus erkl=E4rt, d=FCrfte sehr hilfreich sein. Nach Archivalien, Literatur, Abbildungen und noch erhaltenen historischen Schubkarren ist Aus- schau zu halten. Auch danach, auf welchen Bahnen sie bewegt wurden, falls solche in Form von Bohlen, oder so, ausgelegt wurden. Was die Arch=E4ologie zum Thema bei- trug, w=E4re zusammenzustellen.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Anmerkungen: (1)-(2) zitiert aus einer Anmerkung auf S.129 in: o.A.: Notiz =FCber Schubkarren. S.129-132; Zeichnungen auf S.133, in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1860. (3)-(5) zitiert aus: o.A., wie vor, S.129 (6)-(9) zitiert aus: o.A., wie vor, S.131 (10)-(12) zitiert aus: o.A., wie vor, S.130 (13)-(14) zitiert aus: o.A., wie vor, S.131

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