Regierungen Europas vereinigt euch: im 19.Jahrhunder t soll elektrisches Licht überall leuchten

Regierungen Europas vereinigt euch: im 19.Jahrhundert soll elektrisches Licht =FCberall leuchten

Im Jahre 1859 wird =FCber Versuche berichtet, von Leuchtt=FCr- men aus elektrisches Licht auszustrahlen. Der Ingenieur Degrand, der die Leitung des Leuchtturmdienstes im "Centraletablissement von Chaillot" innehatte, wagte sich an den Einsatz von elektrischem Licht. (1) Das Beleuch- tungssystem, das er einsetzte, bekam Strom "durch eine Maschine der Gesellschaft Alliance". Sie wurde von einer "Dampfmaschine von zwei Pferdekr=E4ften" betrieben.

"Der elektrische Stern, welcher dieses wunderbare Licht erzeugt, das man nur mit dem Sonnenlicht vergleichen kann" (2)

erregte Aufsehen in der Fachwelt. Diejenigen, die dem Ver- such zusahen, waren begeistert.

"Die Herren Jacobi und Komaroff, welche einem der sch=F6n- sten Versuche in Chaillot beiwohnten, waren wahrhaft er- staunt =FCber das, was sich ihrem Blicke darbot, und es er- schien ihnen wie Jedermann unm=F6glich, da=DF sich nicht alle Regierungen Europa's vereinigen sollten, um im gro=DFartig- sten Ma=DFstabe das elektrische Licht sowohl zur Beleuch- tung der Leuchtth=FCrme als auch der gro=DFen Dampfschiffe zu verwenden, um das Meer auf gro=DFe Entfernungen zu erhellen und dadurch Kollissionen zu vermeiden, welche schon so schreckliche Katastrophen herbeigef=FChrt haben." (3)

Anderswo, gemeint ist England, war man ebenfalls dabei, elektrisches Licht auf einem Leuchtturm in Anwendung zu bringen. Es war wohl ein konkurrierendes Beleuch- tungssystem mit elektrischem Licht:

"Auf dem s=FCdlichen Leuchtthurm von Dover hat man die Dochtlampen durch elektrische Lampen ersetzt; es werden die Versuche unter der Leitung des Herrn Holmes unauf- h=F6rlich fortgesetzt, und die Resultate davon sind =E4u=DFerst g=FCnstig" (4)

Herr Holmes scheint einen "Erzeugungsapparat" f=FCr elek- trischen Strom entwickelt zu haben, der jedoch nicht die Leistung einer Maschine erbrachte, die in Paris im Ein- satz war, denn er ben=F6tigte "eine mehr als doppelt so kr=E4f- tige Dampfmaschine". (5) Der elektrische Strom war also in Dover nur erheblich teurer zu haben, was die Franzosen sicher mit gro=DFer Freude zur Kenntnis nahmen.

Wenn man diesen Bericht vom Jahre 1859 mit dem aus dem Jahre 1857 vergleicht, der schildert, wie in Paris ver- sucht wurde, vier elektrische Stra=DFenlampen in Betrieb zu nehmen, so mu=DFte eine enorme Entwicklung im Elek- trizit=E4tswesen stattgefunden haben, wenn bereits ausge- sagt werden konnte, da=DF "dieses wunderbare Licht" auf einem Leuchtturm des "Centraletablissement von Chaillot" solcher Art ist, da=DF man es nur "mit dem Sonnenlicht ver- gleichen kann".

=DCber elektrischen Strom und seine Herstellung wird ge- schrieben:

"Die bedeutendste Vervollkommnung, deren man sich in letzter Zeit erfreute, ist das Resultat einer v=F6llig unerwar- teten und gegen die Theorie laufenden Thatsache. Es ist bekannt, da=DF die elektromagnetischen Maschinen ab- wechselnd Str=F6me in entgegengesetzten Richtungen her- vorbringen; einen Strom in einer Richtung, wenn die In- dukzionsrollen sich den Magneten n=E4hern, und einen Strom in der anderen Richtung, wenn sie sich davon ent- fernen." (6)

Das irritierte offensichtlich. Denn es wird formuliert:

"Man stand in dem Glauben, da=DF es bei dem elektri- schen Licht wie bei den chemischen Zersetzungen und der Galvanoplastik durchaus nothwendig w=E4re, die Str=F6- mungen so wiederherzustellen, da=DF der zur Lampe ge- sandte definitive Strom best=E4ndig dieselbe Richtung ha- ben m=FCsse." (7)

Man gab sich also M=FChe, diesen Flu=DF in dieselbe Rich- tung herbeizuf=FChren, bis man darauf kam, da=DF ein Wechselstrom kein Nachteil sein mu=DF.

"Nun hat die Erfahrung bewiesen, da=DF man durch eine geringe Modifikazion ohne irgend einen Nachtheil die abwechselnden Str=F6mungen anwenden kann, und da=DF es keiner Wiederherstellung bedarf." (8)

Zuvor gab es viele zerst=F6rende Funken. Man lese:

"Die Wiederherstellung der Str=F6mungen ist nichts Leichtes, denn sie setzt Unterbrechungen in den Leitern voraus, und diese Unterbrechungen sind die Veranlas- sung zur Entstehung von starken und f=FCr alle Metallfl=E4- chen sehr zerst=F6renden Funken, wenn, wie bei der Er- zeugung eines intensiven Lichtes, der entwickelte Strom kr=E4ftig ist." (9)

Es gab jedoch keinen Funken und keine Ger=E4usche mehr, weil dies gelang:

"Sobald man nicht mehr gen=F6thigt ist, den Strom umzu- kehren, kann man die Indukzionsstr=F6mungen durch Fl=E4- chen ohne Kontinuit=E4tstrennung auffangen und fortpflan- zen" (10)

Und au=DFerdem:

"es finden weder Brandmale noch Ber=FChrungszerst=F6run- gen statt, und die Erzeugung eines Lichtes, das den mehrerer hunderten Argant'scher Flammen gleichkommt, ist nur noch Kinderspiel, das eine sehr geringe Ausgabe erfordert." (11)

Man war also im Jahre 1859 davon begeistert, wie weit sich die M=F6glichkeit, durch elektrischen Strom Licht zu erzeugen, entwickelt hat und w=FCnschte sich, alle Regie- rungen Europas sollten m=F6glichst rasch diese Beleuch- tungsart f=FCr all die sinnvollen Zwecke einf=FChren, an die man dachte. Man vergleiche damit, was inzwischen mit der Gasbeleuchtung in Paris zustande gekommen war:

"Die =F6ffentlichen Stra=DFen dieser Hauptstadt werden ge- genw=E4rtig durch 108733, Privath=E4user von 2 Millionen Gas- flammen beleuchtet. Die L=E4nge der R=F6hren, welche das Gas durch die verschiedenen Theile der Stadt f=FChren, be- tr=E4gt 195 Lieues (117 geogr.Meilen). Das alte Beleuch- tungssystem mit Reverberen, das noch in gewissen Stras- sen, kleinen Gassen und wenig frequentirten Passagen besteht, z=E4hlt nur 2608 solcher Apparate mit 5880 Oel- lampen. Man hat berechnet, da=DF die Intensit=E4t dieser ver- schiedenen Gasflammen, wenn sie sich in einem einzi- gen Punkt in einer H=F6he von 2500m0 =FCber Paris bef=E4nden, das ganze Departement der Seine so beleuchten w=FCr- den, wie an einem Tage, an welchem der Himmel mit Wolken bedeckt ist." (12)

Die Gasbeleuchtung hatte also schon weitr=E4umig Fu=DF gefa=DFt. Man m=FC=DFte Paris mit anderen St=E4dten verglei- chen, um das Ausma=DF dieser Infrastruktur ermessen zu k=F6nnen. Zu dieser Zeit begann sich also das Elektrizit=E4ts- wesen rasch zu entwickeln, stand aber noch sehr in den Anf=E4ngen. Seit den Beleuchtungsversuchen durch elektri- sches Licht in einem Wintergarten in Lyon im Jahre 1856 durch Lacassague und Thiers (13) hatte sich dieses Licht und die Stromerzeugung sehr verbessert. Noch war das elektrische Licht kein Konkurrent zur Gasbeleuchtung. Aber irgendwann gewann es eine Bedeutung, welche die der Gasbeleuchtung =FCberstieg. Der Einsatz des elektri- schen Lichtes auf Leuchtt=FCrmen, von denen es weit aus- strahlte, l=E4=DFt schon erkennen, welche Vorteile dem elek- trisches Licht innewohnen. Es war so hell, da=DF es mit dem Sonnenlicht verglichen wurde.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Anmerkungen: (1) o.A.: Beleuchtung durch elektrisches Licht. S.357-358 in: Notizblatt der Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1858 (2) zitiert aus: o.A.: Beleuchtung..., wie vor, S.357 (3)-(4) zitiert aus: o.A.: Beleuchtung..., wie vor, S.358 (5) siehe: o.A.: Beleuchtung..., wie vor, S. 358 (6)-(10) zitiert aus: o.A.: Beleuchtung..., wie vor, S.357 (11) zitiert aus: o.A.: Beleuchtung..., wie vor, S.357f. (12) zitiert aus: o.A.: Gasbeleuchtung in Paris. S.195 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1858 (13) siehe: o.A.: Die neuesten Versuche, das elektrische Licht zur Beleuchtung zu verwenden. S.65-66 in: Notiz- blatt der Allgemeinen Bauzeitung. Wien, 1857. S.65

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Karl-Ludwig Diehl
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