Der Beginn des Aufbaus moderner Verkehrsdrehscheiben im 19.Jahrhundert: Straßenwalzen in allen Variationen schaf fen bessere Verkehrswege zwischen Städten und Regionen

Der Beginn des Aufbaus moderner Verkehrsdrehscheiben im 19.Jahrhundert: Stra=DFenwalzen in allen Variationen schaffen bessere Verkehrswege zwischen St=E4dten und Regionen

Die erste Stra=DFenwalze soll im 18.Jahrhundert aufgekom- men sein. Der Grund war die Erkenntnis, da=DF der Stra=DFen- unterbau komprimiert werden mu=DF, damit sich eine Stra=DFe l=E4nger h=E4lt. Im Jahre 1857 ist zu lesen:

"schon 1786 schlug de Cessart die Anwendung derselben zu diesem Zwecke vor; man fing jedoch erst 1829 und

1830 ernstlich an, sich der Walzen zu bedienen, deren Ge- brauch jetzt ein fast allgemeiner ist." (1)

In einem anderen Aufsatz, der im Jahre 1849 erschien, ist dies so ausgedr=FCckt:

"Die Idee, Walzen zum Festdr=FCcken der Stra=DFen und zur Unterhaltung derselben anzuwenden, ist schon alt; schon im Jahr 1787 schlug de Cessart eine gu=DFeiserne Walze zum Einebnen und zusammendr=FCcken frisch be- sch=FCtteter Stra=DFen vor; er w=E4hlte dieselbe 8 Fu=DF lang,

36 Zoll im Durchmesser und 2 Zoll Eisendicke; ihr Ge- wicht belief sich auf 7000 Pf.; die Kosten derselben be- liefen sich damals auf 5454 Livres." (2)

Bei den Walzen, die im Jahre 1857 vorgestellt werden, was einen gewissen =DCberblick geben soll, wird es sich um Stra=DFenwalzen handeln, welche seit 1829 in Ge- brauch kamen. Davon die fr=FCheste war die von Polon- ceau:

"Die Stra=DFenwalze des Herrn Polonceau, welche in Frankreich zuerst in Gebrauch kam, war au=DFen mit h=F6l- zernen Dauben bekleidet und der innere Raum dersel- ben ausgef=FCllt, um die geh=F6rige Schwere hervorzubrin- gen." (3)

Es ist jedoch nicht sicher, ob mit dieser Stra=DFenwalze, die im Jahre 1849 in der Allgemeinen Bauzeitung als die Stra=DFenwalze des Herrn Polonceau beschrieben wird, die folgende Stra=DFenwalze gemeint ist, die im Jahre 1857 angef=FChrt ist, von der es Zeichnungen gibt und die so be- schrieben wird:

"Die anf=E4nglich benutzte Walze /.../ besteht aus einem hohlen Cylinder /.../ von 2m00 Durchmesser und 1m50 L=E4nge. Die Achse dieses Cylinders durchdringt die denselben einschlie=DFenden und sich zu einer Gabel vereinigenden Stangen, an deren l=E4ngeren Armen die Zugthiere ange- spannt werden. Die k=FCrzeren Arme tragen Massen von Gu=DFeisen, um durch dieselben im Gleichgewichte mit den l=E4ngeren gehalten zu werden. Dicke, fest aneinander sto=DFende und durch 3 breite Ei- senreifen zusammengehaltene Eichenbretter bilden den Umfang des Cylinders und ruhen mit ihren Enden auf den Kr=E4nzen von 2 R=E4dern mit starken Felgen, die nach innen verschalt sind und den zum Anf=FCllen mit Sand be- stimmten Raum vollst=E4ndig abgrenzen. In den beiden senkrechten W=E4nden sind verschlie=DFbare Oeffnungen zum Eintragen des zum Beschweren des Cylinders dienenden Materials angebracht." (4)

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125, fig.1-3)

Sie hat zwar Eichenbretter, die =E4hnlich bei F=E4ssern mit Eisenreifen zusammengehalten werden, aber es werden im Text bereits Ab=E4nderungen genannt:

"Zwei wesentliche Verbesserungen, die diese Walze in der Folge erlitt, bestehen: 1. in der Abtheilung des hohlen Raumes in 3 Kam- mern; 2. in einer Vorrichtung, welche ein bequemeres F=FCllen des Cylinders gestattet." (5)

Es k=F6nnte sich also um eine Weiterentwicklung der Stra=DFenwalze von Polonceau handeln. Wie dem auch sei, wichtig ist zu wissen, wie diese zuvor genannten Ver- besserungen aussahen:

"Der hohle Raum der Walze wird durch 2 parallel zu den =E4u=DFeren R=E4dern gestellten W=E4nde in 3 nahezu gleiche Kammern abgetheilt; eine Einrichtung, welche die F=FCllung des ganzen Cylinders oder nur eines der drei Theile des- selben, mithin eine gr=F6=DFere oder kleinere Pressung des Stra=DFenmateriales gestattet." (6)

Man hatte also drei Kammern geschaffen, welche gef=FCllt unterschiedliche Gewichte der Walze erzeugen liessen. Wie man vorging, ist so beschrieben:

"Will man nur mit 1/3 des gr=F6=DFten Gewichtes der Walze arbeiten, so f=FCllt man die mittlere Kammer; um 2/3 des- selben zu ben=FCtzen, f=FCllt man die beiden =E4u=DFeren; - je- doch ist sehr darauf zu achten, da=DF die Kammern voll- kommen genau angef=FCllt seien, um das Ziehen der inne- ren Belastung nicht zu erschweren, deren Schwerpunkt sich bei der unvollst=E4ndigen F=FCllung stets ver=E4ndern w=FCr- de." (7)

Das System, um unterschiedliche Gewichte der Walzen zu erzeugen, war also denkbar einfach aber klug. Es funktionierte aber nur dann gut, wenn die Kammern sehr exakt aufgef=FCllt wurden. Aber auch dazu hatte man sich etwas ausgedacht, um Probleme zu vermeiden:

"Die Vorrichtung, welche ein bequemes F=FCllen der Walze gestattet, besteht einfach darin, da=DF zwei von den den Umfang bildenden Dielen entfernt werden und da=DF man durch die so entstehende Oeffnung den Sand in die Kam- mern sch=FCttet; sind diese gef=FCllt, so schiebt man die Dielen wieder ein, l=E4=DFt die Walze einige Umdrehungen machen und hebt neuerdings die zwei Breter aus, um die durch die Bewegung entstandenen leeren R=E4ume auszu- f=FCllen; ein Vorgang, der wenig Zeit zur Ausf=FChrung bedarf." (8)

Um die F=FCllung nach dem Einsatz der Walze zu entleeren, brauchte man nur die Eichenh=F6lzer zur Seite schieben und den Inhalt durch einige Drehungen der Walze heraus- lassen, was sehr einfach ging. Man vermied =FCbrigens eine F=FClle von der Seite der Walze, weil dabei eine vollst=E4ndige F=FCllung sehr schwierig war und das Ablassen der F=FCllung viele Umst=E4nde mit sich gebracht h=E4tte. Zudem lagen die Kammern horizontal aneinander gereiht, soda=DF dies nicht ging. Da diese Holzwalzen sich mit der Zeit selbst zer- st=F6rten, weil Sand zwischen die Eisenreifen und das Holz drang, umgab man sie sp=E4ter vollst=E4ndig mit Eisen. Da- durch d=FCrfte der Zwang entstanden sein, sich ein anderes F=FCllungssystem auszudenken, um das Gewicht der Wal- ze zu regulieren. Vollst=E4ndig gef=FCllte Walzen waren sehr schwer. Um sie zu ziehen, waren viele Zugtiere n=F6tig:

"Eine vollst=E4ndig gef=FCllte Walze der erw=E4hnten Art ben=F6- thigt eine Zugkraft von 8 Pferden in der Ebene; f=FCr die Steigung von 0m03 auf den Meter braucht man deren

10 - 12, wenn man die Walze an dem Gipfel der Steigung f=FCllt und sorgf=E4ltig im Hinansteigen dem im Herabfahren zusammengedr=FCckten folgt." (9)

Die aufzubringende Zugkraft hing nat=FCrlich von dem aufge- brachten Stra=DFenbaumaterial ab, ob es schon verdichtet war oder nicht, und in welcher Menge es aufgebracht war, wenn zu verdichten war.

Die damals in Preu=DFen zur Verwendung gebrachte Stras- senwalze sah etwas anders aus. Man konnte sie in beide Richtungen ziehen, ohne die Walze drehen zu m=FCssen. Das brachte erhebliche Vorteile. Nur die Zugtiere waren umzuspannen. Nach beiden Seiten gab es zum Anspan- nen eine Deichsel, die von der Mitte ausging und mit dem Holzrahmen zusammengef=FChrt war, der um die Walze he- rumgef=FChrt war, um die Achse der Walze daran befestigen zu k=F6nnen. Die Walze war aus Gu=DFeisen hergestellt wor- den und wurde nicht gef=FCllt. Man legte ihr Gewichte auf.

"Diese Achse dient dem den Cylinder einschlie=DFenden Rahmen (Gestell) zur St=FCtze, auf welchen 1 oder 2 Ka- sten aus Holz zur Aufnahme des zur Belastung dienen- den Materials gestellt werden." (10)

Leider sind diese K=E4sten in der Zeichnung der preussi- schen Stra=DFenwalze nicht dargestellt. Man sieht jedoch andere Einzelheiten:

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125, fig.8-10)

=C4hnliche gu=DFeiserne Walzen waren in Frankreich =FCblich geworden. Im Aufsatz vom Jahre 1857 wird eine Stra=DFen- walze aufgezeigt, die im Departement du Bas-Rhin in Verwendung war.

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125, fig.5-7)

=C4hnlich wie bei der preussischen Stra=DFenwalze befinden sich mittig Deichseln vorne und hinten an dem Rahmen der Stra=DFenwalze angebracht. Man mu=DFte nur die Zug- tieren ausspannen und konnte sie dann auf der anderen Seite wieder einspannen, um in die andere Richtung zu ziehen. Die Zeichnung zeigt sehr sch=F6n den Kasten =FCber der Walze, der vollgef=FCllt wurde, damit die Walze mit gro=DFem Gewicht =FCber das Stra=DFenbaumaterial fuhr, um es zu verfestigen.

Im vorgenannten Aufsatz wird es als Fortschritt angese- hen, wenn die Zugtiere nicht mehr umgespannt werden m=FCssen, um die Fahrrichtung der Stra=DFenwalze zu =E4ndern.

"Wir finden diesen Uebelstand beseitigt in der Hou- yau'schen (Fig.4) wie in der 11 u. 12 angegebenen, von Bouillant in Paris konstruirten Walze. Beide k=F6nnen auf der Stelle gewendet werden und die letzte besitzt eine Einrichtung, welche gestattet, den gu=DFeisernen Cylinder zu senken oder zu heben" (11)

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von Houyau (Blatt 125, fig.4)

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von Bouillant (Blatt 125, fig.11-12)

Die Stra=DFenwalze von Bouillant wurde weithin gepriesen und man verwendete sie bei renommierten Stra=DFenbau- projekten:

"Mit gutem Erfolge bediente man sich dieser Walze bei den Stra=DFenarbeiten, welche in Paris 1855 in der N=E4he des Ausstellungsgeb=E4udes ausgef=FChrt wurden, und eben so bedient man sich derselben in diesem Jahre bei den Arbeiten, welche durch die nothwendig gewordene He- bung der zu der Invalidenbr=FCcke, so wie zu der Alma- br=FCcke f=FChrenden Stra=DFen hervorgerufen worden sind." (12)

Man konnte die Walze mit einer Kurbel anheben, um sie bequem auf vier R=E4dern eines Wagens zum neuen Einsatzort zu bringen. Auf dem Wagen waren K=E4sten angebracht, die zur Beschwerung gef=FCllt werden konn- ten. Man lie=DF die Walze an der Baustelle ab und der Wagen mit seinen R=E4dern schwebte in der Luft und gab zus=E4tzliches Gewicht auf die Walze.

Es w=E4re nat=FCrlich interessant zu wissen, wie der Stras- senbau in der Biedermeierzeit und danach ablief. Man m=FC=DFte wissen, wie der Untergrund der Stra=DFen vorberei- tet und dann der Unterbau aus Kies und Sand aufgebaut wurde, um ihn zu walzen. Aus nahegelegenen Kies- und Sandgruben war das Material heranzufahren. F=FCr die Erdarbeiten und Bauarbeiten mu=DF es irgendwo Ger=E4t- schaften und Fahrzeuge gegeben haben, die zusammen mit den Stra=DFenwalzen auf einem Bauhof der Stra=DFen- bauverwaltung untergebracht waren. Diese Bauh=F6fe, von denen auch die Unterhaltung der Stra=DFen zu organisieren war, mu=DFten in einer sinnvollen Entfernung voneinander angelegt worden sein. Es ist anzunehmen, da=DF diese Bauh=F6fe auf den damaligen Karten, welche die Stra=DFen- bauverwaltung zur Verf=FCgung hatte, vermerkt sind. Denk- bar ist also, da=DF ab einer gewissen Zeit nachvollzieh- barer wird, wie der r=E4umliche Zusammenhang der Stra=DFenbauunternehmungen organisiert war, der am Be- ginn des Aufbaus der modernen Verkehrsdrehscheiben bestand.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Diskussion gestellt. Der Autor ist =FCber folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen: (1) zitiert aus: o.A.: Ueber Stra=DFenwalzen. S.209-211 u. Blatt 125 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1857. S.209 (2) zitiert aus: o.A.: Gu=DFeiserne Stra=DFenwalze. Von Bouillant. S.354-357 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien,

1849. S.357 (3) zitiert aus: o.A.: Gu=DFeiserne Stra=DFenwalze. Von Bouillant. S.354-357 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1849. S.354 (4)-(6) zitiert aus: o.A.: Ueber Stra=DFenwalzen. S.209-211 u.Blatt 125 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1857. S.209 (7)-(10) zitiert aus: o.A.: Ueber Stra=DFenwalzen..., wie vor, S.210 (11)-(12) zitiert aus: o.A.: Ueber Stra=DFenwalzen..., wie vor, S.211; siehe dazu auch: Karl-Ludwig Diehl: Der Be- ginn des Aufbaus moderner Verkehrsdrehscheiben im 19.Jahrhundert: moderne Stra=DFenwalzen ver=E4ndern den Stra=DFenbau und verbessern Verkehrsverbindungen. Als Aufsatz zur Diskussion gestellt am ...... in:
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Karl-Ludwig Diehl
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