Der Beginn des modernen Stra=DFenbaus in der Biedermeierzeit: Polonceau experimentiert im Frankreich der 1830er Jahre mit Asphalt
Die deutsche Fachwelt schaute in den 1830er Jah- ren nach Frankreich. Dort hatte man begonnen, die Trottoirs mit Asphaltplatten zu belegen. Da sie sich auf dem Boulevard des Italiens in Paris bew=E4hrt h=E4t- ten, seien sie auch auf andere Trottoirs gekommen. Selbst auf dem Platz de la Concorde sollte man sich in Zukunft an ihnen erfreuen k=F6nnen. Der deutsche Architekt Hittorf war dort mit gestalterischen Aufgaben betraut worden. Dieser Umstand d=FCrfte auch der An- la=DF gewesen sein, im deutschsprachigen Kulturraum in einer Fachzeitschrift diese Asphaltplatten und die neuen Stra=DFenbautechniken vorzustellen, bei denen Erdharz oder Erdkitt zum Einsatz kam.
Man verlegte Asphaltplatten zun=E4chst als Dachein- deckung. Danach wurden wohl Tennen damit ausge- legt. Schlie=DFlich wagte man sich daran, Trottoirs und Pl=E4tze damit aufzuwerten. Es handelt sich um Platten aus "Erdharz von Lobsann" o.a., der mit Sand vermischt ist. Sie erhielten f=FCr jeden Zweck die passende Form. Man bezeichnete diese As- phaltplatten f=FCr Bodenfl=E4chen auch als Pflaster. (1)
Was dieses "Erdharz aus Lobsann" ausmacht und welche anderen Erdharze zur Baustoffherstellung verwendet wurden, dem m=FC=DFte nachgegangen wer- den. Es d=FCrfte interessant sein zu erfahren, wie man darauf kam, was an Mischungen ausprobiert wurde, und wie die Haltbarkeit und Verwendungsm=F6glich- keit diskutiert worden waren. Denn im Heft 2 des Jahr- ganges 1837 hatte man bereits die Verwendung des "Erdharzes von Lobsann" zur Herstellung von Dachplatten besprochen. (2) Sp=E4ter erfolgten wei- tere Ver=F6ffentlichungen zum Thema.
Es scheint der Inspecteur divisionair Polonceau ge- wesen zu sein, der sich Gedanken dazu machte, wozu Erdharze dienen k=F6nnen. Es wird ausgesagt, er habe "die n=F6thigen Versuche schon vor l=E4ngerer Zeit gemacht". (3) Das wirft nat=FCrlich die Frage auf, seit wann er das tat, woher er seine Anregungen genommen hatte und zu was das alles gef=FChrt hat- te. Er meldete seine Ideen zum Patent an:
"Er hat f=FCr eine Art von Pflaster und eine neue Art von Chauss=E9en mit Erdharzen ein Patent genom- men, und f=FChrt von beiden Arten Strecken aus" (4)
Das sagt uns nun, da=DF er neben vergossenen Platten, um Fl=E4chen zu =FCberdecken, z.B. als Trot- toirpflaster, auch schon ganze Stra=DFenfl=E4chen as- phaltiert hat, um bessere Chauss=E9en herstellen zu k=F6nnen.
Was die Stra=DFen angeht, so kritisierte Polonceau die =FCblichen Techniken. Nach ihm war damals das =FCbliche Verfahren, Stra=DFen herzustellen, veraltet. Man w=FCrde den zu pflasternden Boden "mit einer
5 - 6 Zoll hohen Lage von Sand besch=FCtten", in ihn w=FCrden weitgehend quadratische Natursteine eingesenkt, dar=FCber Kies ausgebreitet, der ben=E4=DFt und festgerammt werde. Das Unsinnige an dem Ver- fahren sei bereits der Umstand, da=DF der Boden selbst, auf den man den Sand sch=FCtte und die wei- teren Lagen aufbringe, zuvor nicht gleichm=E4=DFig ver- festigt worden sei. Das f=FChre in der Folge dazu, weil dieser Boden ungleich fest ist, da=DF die aufge- brachten Lagen aus Sand, Steinen, Kies, etc. trotz Rammen bei Belastung durch Wagen sich ungleich verhalten. Da, wo darunter der Boden we- niger fest sei, sinke der Stra=DFenbelag bald ein. Da zudem Feuchtigkeit eindringe, beschleunige sich somit der ganze Vorgang auch noch. Durch diese dadurch eintretende ungleiche H=F6he der Stra=DFenfl=E4che w=FCrden die Wagenr=E4der St=F6=DFe er- leiden, die auf die Stra=DFenfl=E4che zur=FCckwirkten. So w=FCrden die Bodensteine zermahlen und viel Staub entstehe neben der Unebenheit. Polonceau suchte also nach einem Weg, diesen Mi=DFstand erheblich zu mildern. Er suchte nach dem besse- ren Verfahren, Stra=DFenbel=E4ge herzustellen. (5)Da=DF dies notwendig war, um einen moderneren Stra=DFenbau einzuleiten, geht aus Untersuchungen hervor, die lange Zeit zuvor stattgefunden hatten und sich nun auszuwirken begannen. Englische Ingenieure hatten wichtige Hinweise zu bieten:
"In einer Eingabe eines besondern Komit=E9s des Hauses der Gemeinen, welche im Jahre 1817 in Be- treff des schlechten Zustandes einer Stra=DFe einge- reicht wurde, sagt der englische Ingenieur Mac Neill, da=DF auf dieser Wegstrecke >wegen der feuchten und elastischen Beschaffenheit des Untergrundes, auch die h=E4rtesten Steine sehr bald durch die Fuhr- wege zermalmt w=FCrden, und zwar haupts=E4chlich durch die gegenseitige Reibung der Steine unter sich, indem ihm sehr h=E4ufig dergleichen Steine, selbst in den untersten Schichten, vorgekommen w=E4ren, welche so rund und polirt gewesen w=E4ren, wie Bachkiesel