Bei der Grundsteinlegung des Fortbaus am K=F6lner Dom kam es zu Aufbau: das Prachtzelt f=FCr den preu=DFischen Monarchen
Als in K=F6ln der Grundstein f=FCr die Wiederaufnahme der Bauarbeiten am K=F6lner Dom zu legen war, reiste der preu=DFische Monarch an, um dieser Grundsteinlegung bei- zuwohnen. Der vermeintlich altdeutsche Stil der Gotik soll- te neu entstehen. Man wollte an die gro=DFartigen Leistun- gen der alten Meister ankn=FCpfen und sah in der Fortf=FCh- rung des Dombaus in K=F6ln eine nationale Aufgabe, die da- bei helfen konnte, die deutschen Lande zu einen. Die preu=DFische Monarchie signalisierte mit dem Weiterbau des Doms den F=FChrungsanspruch =FCber die weitgehend zer- splitterte Welt deutscher Feudalgebiete. Man m=FC=DFte sich mehr damit auseinandersetzen. Die Grundsteinlegung wur- de im Jahr 1842 vorgenommen.
Bereits im Jahr zuvor hatte man dem preu=DFischen K=F6nig ein zerlegbares Prachtzelt gebaut, das erstmals bei den Man=F6vern der preu=DFischen Armee in Schlesien zur Auf- stellung kam. Es hatte eine stattliche Gr=F6=DFe:
"Der mittlere achteckige Raum hat oben 40' und unten 60' im Durchmesser; die beiden Seitenarme von oblonger Form haben jeder respektive 20' und 40' zur Breite und re- spektive 60' bis 70' zur L=E4nge. Die ganze L=E4nge des Zel- tes betr=E4gt daher resp. 160' und 180', alles im rheinl=E4ndi- schen Ma=DF verstanden." (1)
"Zuerst werden die eisernen Schuhe in den vorgeschriebe- nen Dimensionen aufgestellt und in die Erde eingegraben. Sodann werden die eisernen S=E4ulen in diese Schuhe ein- gesteckt, wodurch jene eine gro=DFe Stabilit=E4t erhalten. Auf den S=E4ulen werden die obern L=E4ngenverbindungen aufge- setzt und dann der Dachverband, welcher bereits unten so viel als m=F6glich zusammengesetzt ist, aufgebracht und die Sparrenverbindungen dazwischen gesetzt und alles mit Schrauben an einander befestigt. Wenn so der Ver- band zusammengestellt ist, wird die Dachleinwand =FCber- zogen, und zuletzt werden die Seitenw=E4nde aufgespannt." (2)
Das Zelt wog verpackt "119 Centner" und kam zum Trans- port auf einen Frachtwagen. Die Gestelle des Zeltes wa- ren aus Schmiedeeisen durch die k=F6niglich preu=DFische Eisengiesserei in Berlin hergestellt worden. Als Zeltplan f=FCr das Dach war ein Segeltuch gew=E4hlt worden, welches mit einem "gr=FCnen Oelfarben-Anstrich" versehen worden war. F=FCr die Seitenw=E4nde wurde "mit leinenem farbig gestreif- tem Drillich" verarbeitet. Man hatte "24 Fenster" in die Drillichw=E4nde eingelassen:
"Es sind /.../ auf jeder Oeffnung zwei auf eisernen starken Draht befestigte Klappen von gleicher Gr=F6=DFe angebracht. Eine dieser Klappen ist mit wei=DFem seidenem Zeuge, wel- ches mit durchsichtigem Lack =FCberzogen worden, be- spannt und dient als Fenster; die zweite Klappe ist aber mit demselben farbigen Drillich bespannt wie das Zelt." (3)
Im Innern des Zeltes hatte man unter die Schr=E4gen der =DCberdeckung die Wappen der preu=DFischen Provinzen geh=E4ngt, um den dauernden Anspruch auf diese Gebiete zu symbolisieren. =DCber der Spitze des mittleren Oktogons des Prachtzeltes war "das Nazional-Banner" aufgestellt. Da, wo die Zeltst=E4be die Zeltplan durchstie=DFen, waren ver- goldete Spitzen aufgesetzt, was dem Zelt zus=E4tzliche Pracht verlieh.
Man m=FC=DFte sich genauer mit dem Tag der Grundsteinle- gung zum Weiterbau des K=F6lner Doms besch=E4ftigen, um die genauere Funktion des Zeltes in Erfahrung zu bringen. Vielleicht wurden dort die Honoratioren um den preu=DFi- schen K=F6nig versammelt, bevor man zur Grundsteinlegung schritt. Es sollte jedenfalls Eindruck machen und deutlich auf den anwesenden Herrscher verweisen. Da das Ereignis der Grundsteinlegung sicherlich genau durchgeplant war, d=FCrfte der Wahl des Standortes dieses Prachtzeltes viel Bedeutung beigelegt worden sein. Es wird wohl im Ablauf des Zeremoniells so positioniert gewesen sein, da=DF im gemessenenen Schritt zur Grundsteinlegung gegangen werden konnte und diesen Bewegungsabl=E4ufen eine ge- stalterische Idee zugrunde lag.
K.L.
Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in
Anmerkungen: (1)-(3) zitiert aus: H.Hesse: Das von Eisen konstruirte und in Berlin ausgef=FChrte Zelt f=FCr seine Majest=E4t den K=F6nig von Preu=DFen. S.345, Zeichnungen auf Blatt CDLXXXIII, in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1842.
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