Das Bauwesen in der innovativen Biedermeierzeit: das Bauen mit Eisen wird zum Systembau weiterentwickelt

Das Bauwesen in der innovativen Biedermeierzeit: das Bauen mit Eisen wird zum Systembau weiterentwickelt

Im Jahre 1849 wird ein Satz in einer Fachzeitschrift formu- liert, der aufmerken l=E4=DFt:

"Die Verwendung des Eisens als Ersatz f=FCr das bei Hoch- bauten erforderliche Bauholz ist in Frankreich und beson- ders in Paris jetzt so allgemein geworden, da=DF sich f=FCr diesen Zweig des Bauwesens bei dem Schlosserhandwer- ke eine eigene Klasse gebildet hat, die unter dem Namen Serruriers-Constructeurs sich nur mit den Arbeiten zur Herstellung der Geb=E4lke, Dachst=FChle und zu anderen Ge- b=E4udetheilen befassen, zu welchen man fr=FCher den Zim- mermann in Anspruch nehmen mu=DFte." (1)

Das macht neugierig, denn, wenn ein solcher Umfang an Bauma=DFnahmen mit Eisenteilen abgewickelt wurde, wird das Bauen mit Eisen zum ausgereiften Systembau gestal- tet worden sein. W=E4hrend der Biedermeierzeit mu=DF also das Bauen mit Eisenger=FCsten, Eisenfertigteilen und Eisen- bausystemen immerzu neu durchdacht worden sein. Das spricht f=FCr eine sehr innovative Zeit.

"Besonders sind es Eisenbahnh=F6fe, Wagenschuppen, Nie- derlagen, Hallen und M=E4rkte, bei denen schmiedeeiserne und gu=DFeiserne Dachst=FChle gew=F6hnlich die Hauptrolle spie- len; und selbst ganze Geb=E4ude hat man bereits ausgef=FChrt, bei denen nur Eisen in Anwendung kam." (2)

Man hatte Schmiedeeisen, Gu=DFeisen und Bleche so kom- biniert, da=DF dadurch Baukonstruktionen m=F6glich waren, die nicht nur sehr filigran und haltbar sind, sondern auch nicht teurer als der Holzbau wurden. Unter den Konstrukteuren, die in der Biedermeierzeit in Frankreich besonders aufgefal- len waren, finden wir Leturc, Travers und Roussel. Ihr Ge- samtwerk im Eisenbau d=FCrfte eine Bearbeitung lohnen.

Im Jahre 1847 war in Paris die eiserne Konstruktion =FCber den Boutiquen der Galerie in der Passage Jouffroy fertigge- stellt worden. Sie stammt von dem Konstrukteur Roussel und verdient unsere Aufmerksamkeit.

"Die Spannweite dieses Dachstuhles betr=E4gt 7,10 M. und dessen H=F6he 1,27 Meter; jedes Bundgesp=E4rre desselben ruht auf gu=DFeisernen, einen Meter hohen Schuhen /.../, die unmittelbar auf der Mauer stehen und mit derselben durch Schienen und Schrauben fest verbunden sind." (3)

Die Verankerung der eisernen Schuhe reicht einen Meter in das Mauerwerk hinein:

"so ruhen diejenigen, welche =FCber den Fensterbogen zu stehen kommen, auf eisernen Entlastungsbogen /.../, mit denen sie durch zwei Schrauben in Verbindung stehen." (4)

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Verankerung mit Entlastungsbogen)

Bundgesp=E4rre, Schienen, gu=DFeiserne Schuhe, Schrauben, eiserne Entlastungsb=F6gen, kleine und gro=DFe H=E4ngeeisen, Strebeb=E4nder, B=FCgel, Flanschen, Sparren, Verbandst=FCcke, angegossene Lappen, Leergesp=E4rre, gu=DFeiserne mit Lap- pen versehene H=FClsen, Gratsparren, Firstsparren, Einlage- st=FCcke von vierkantigen Eisen, L=E4ngenschienen, B=FCnde, Spannriegel, Klammern und Stifte waren zum Gerippe der Dachkonstruktion zusammengef=FCgt worden. Auch die Ge- scho=DFdecken erhielten eiserne Roste, die mit eisernen An- kern im Mauerwerk befestigt wurden. Gu=DFeisenst=FCtzen wa- ren zur Aufnahme der Lasten der Decken und der Dach- konstruktion im Einsatz.

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Eine Zusammenstellung der in der Biedermeierzeit erfunde- nen Eisenbausysteme zu einem Gesamtkatalog k=F6nnte einen wertvollen Einblick in all das ergeben, was damals zur Anwendung kam. Man h=E4tte dann eine historisch ge- schichtete Gesamtdarstellung dessen vor sich, was der Ei- senbau in der Biedermeierzeit leistete.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Diskussion gestellt. Der Autor ist =FCber folgende Emailadresse erreichbar: baugeschichte (at) email.de

Anmerkungen: (1)-(4) zitiert aus: Gridl: Eisenkonstrukzionen an der Pas- sage Jouffroy zu Paris. Mitgetheilt von dem Schlosser- meister Hern.Gridl in Wien. S.5-6 und Zeichnungen auf dem Blatt S.233 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1849. S.5

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Karl-Ludwig Diehl
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