Vermutlich haben beide Instrumente die charakteristische Form, bei der
die höchste Schnittgeschwindigkeit, d.h. Halm/Zweig entlang der
Schnittkante erreicht wird.
Die Körperdrehung ist anders geartet als die Drehung um das Handgelenk.
Das ist allerdings nur eine Vermutung, vielleicht meldet sich ja noch
der letzte Sichelschmied aus dem Erzgebirge?
Gruss Udo
Nun ja, ich habe auch mal sowohl Sense als auch Sichel geschwungen.
Weiterhin waren die früheren Schneiden von Sichel und Sense
unterschiedlich. Eine Schneide, die geschwungen wird, ist grundsätzlich
glatt, während die Schneide einer Sichel zumindest früher gezahnt war.
Es gab ja eine Menge Varianten der Kornernte. Die ursprünglichste
dürfte das Abstreifen der Kornähre mit der Hand gewesen sein. Eine
andere Methode ist das Erntemesser, welches ein Messer mit sehr kurzer
Klinge (ca 5 cm) ist. Es wurde hauptsächlich in China, Indonesien,
Japan, aber auch in afrikanischen Regionen wie Senegal, Sahelzone, Nil
bis zum Sudan verwendet. Dabei wird die Kornähre
abgeschnitten/abgestreift, solange die andere Hand das Korn aufnehmen
kann, welches dann in einem Korb abgelegt wird. In Europa wurde diese
Methode nicht verwendet.
Ich habe nun hier etwas gefunden, was die Sache aufklärt:
"Zum Sicheln nach "Reallexikon der germanischen Altertumskunde" von
Johannes Hoops, Rosemarie Müller, Heinrich Beck, Herbert Jankuhn,
Dieter:
,----
| "Ein Charakteristikum dieser Technik ist, dass zunächst mehrere Halme
| mit der linken Hand gefasst werden, bevor sie mit dem Schneidgerät
| abgeschnitten werden, das, von der rechten Hand gehalten, zuerst nach
| hinten geführt wird (d.h., man zieht es zu sich heran). Dieses Gerät
| muss über eine ausreichende Länge verfügen, um auf einmal mehrere Halme
| schneiden zu können und muss zugleich gewölbt sein"
`----
Der Kornbüschel wurde dann meistens unmittelbar nach dem Abschneiden
durch eine Art Kamm geführt und damit das Korn in einem Korb
abgestreift.
Es gab zwei verschiedene Arten zu sicheln. In Eurasien (von Afghanistan
bis zum Atlantik) hatten die Sicheln eine ca 40 cm lange Klinge. In
Mittelasien/Asien von Pakistan bis zum Pazifik war die Klinge 10 bis
max 30/35 cm lang.
Im ersten Fall wurden zunächst durch den Bogen der Sichel die Halme
gesammelt, dann mit der linken Hand gefasst und dann abgeschnitten. Im
zweiten Fall werden die Halme gleich gefasst und abgeschnitten.
Wenn ich mir nun recht überlege: Ich selber hätte demnach wohl immer
falsch gesichelt, weil ich die Sichel quasi wie eine Sense aus dem
Handgelenk geschwungen habe. Und ich habe mir jedesmal dabei gedacht,
dass eine etwas weniger geschwungene Form von Vorteil wäre. Und aus
Unmut hierüber, stammt meine Frage.
Ich habe ehrlich gesagt auch noch nie eine Sichel gesehen, deren
Schneide gezahnt war.
Vielleicht liegt es daran, dass die heutigen Sicheln nicht mehr zum
Ernten von Korn dienen, sondern wie bei mir, zum Mähen z.B. eines
kleines schmalen Streifens Feldrains, wo man mit dem Mäher nicht
hinkommt und für die Sense zu klein ist. Außerdem sind Sensen sehr
teuer und nicht einfach zu handhaben.
Für diesen Zweck sind Sicheln jedoch eindeutig falsch geformt, weil sie
zu steil geschwungen sind. Ich vermute, dass die Änderung des Zweckes
zwar Ausdruck darin gefunden hat, dass die Schneide nun scharf und
glatt ist, aber man bei der Form schlicht nicht mitgedacht hat und sie
einfach aus tradierten Überlieferungen übernommen hat, ohne den
veränderten Zweck zu berücksichtigen. Es ist ja nicht wirklich
sinnvoll, beim Mähen die Grasbüschel mit der einen Hand zu fassen und
dann wie bei der Kornernte abzuraffen, da man ja kein Korn hinterher
irgendwie verarbeiten muss.
Sinnvoll beim Mähen ist imho hingegen eine kleine Krümmung mit vorne
spitz zulaufender Schneide, weil man praktisch "einfädeln" kann und
sehr exakt auch Ränder schneiden kann.
Kurzum: eine kleine Handsichel müsste heute imho von der Schneide her
gesehen mehr wie eine kleine Sense geformt sein, um damit ergonomisch
arbeiten zu können und dementsprechend dann "Handsense" genannt
werden;-) Und um ein wenig mehr Schwung aus dem Handgelenk holen zu
können, wäre es vermutlich von Vorteil wenn die Krümmung erst nach
einem etwa 10 cm langen geraden Schaft/Schneide erfolgen würde.
Erstens: Weil man so zumindest bei einer Sense erreichen kann,
dass man mit gemütlichem Körperschwung die Klinge streichend am
Gras/Getreide/wasauchimmer entlangführen kann. Weil so schneide
eine Klinge besser - kennt man vom Bot-Schneiden: Eine
Brotschenidemaschine dreht das Messer, wenn dieser ziehende
Schnitt nichts brächte, dann würde die Brotschneidemaschine
genau so gut schneiden, wenn sie abgeschaltet ist.
Zweitens: Tradition. Eine Sense sieht halt gefälligst so aus wie
eine Sense. In Europa trägt man Lasten auf dem Rücken in einem
Rucksack/Tragegestell. Oder auf einem Ast (=Knüppel ger auf der
Schulter). In Teilen Asiens trägt man Lasten aller Art nur mit
einem Stirnriemen gehalten auf dem Rücken. In Teilen Afrikas auf
dem Kopf balancierend. Glaubst du die Schwerkraft wäre in den
verschiedenen Kontinenten anders beschaffen, so das hier die
eine Methode, dort die andere Methode besser geeignet ist?
Da gibt's doch irgend so einen Autohersteller, der gerade in
seinem Werbespot die Frage stellt: 'Wieso müssen Parkuhren immer
wie Parkuhren aussehen? ... Auto neu erfinden....' und dann ein
Auto zeigt, welches vorne den Motor hat (da wo früher bei der
Kutsche auch der Antrieb saß), seitlich die Türen, hinten das
Gepäckabteil, die Breite so breit wie zwei Pferdeärsche (was
schon zur Römerzeit die Straßenbreite definerte),.... also ein
Auto welches exakt so aussieht, wie alle anderen Autos auch.
Warum nur? Weil es die Leute so wollen.
Mein persönliches Beispiel: Handy, üblicherweise heute sehr
klein, großer Bildschirm und ein paar Tasten braucht man auch.
Nun halte man mal so ein modernes Mini-Handy in der Hand,
versuche die Tasten zu tippen (mit dem Daumen) und gleichzeitig
den Bildschirm abzulesen und das Handy nicht fallen zu lassen.
Geht nicht sehr gut. Vorschlag: Handy umdrehen. Also der
Bildschirm nach unten. Dann kann man die Tasten viel besser
bedienen, das Handy immernoch festhalten und dennoch muss man
mit dem Handballen des Daumens nicht den Bildschirm verdecken.
Wieso gibt es solche Anders-herum-Handys nicht?
Antwort: Tradition. Telefone haben ihren Bildschirm nun mal oben
zu haben.
Und deswegen sehen Sensen wie Sensen aus und Sicheln wie Sicheln.
CU Rollo
Antwort2: Weil die Halbwertszeit der Handies oft bei <1 Jahr liegt und
man dann bei der Betätigung der Tasten die optische Rückmeldung braucht,
um zu wissen, welche Tasten härter zu bearbeiten sind.
Gruss Udo
Ich gebe dir absolut recht, dass so ein Gerät besser zu halten wäre. Das
Problem ist nur, dass es tatsächlich noch Menschen gibt, die ein Telefon
zum telefonieren benutzen. Die würden bei einem inversen Gerät ständig mit
dem Ohr auf den Tasten rumdrücken.
Tobi
Den ziehenden Schnitt erreiche ich auch, ohne dass die Schneide
besonders geschwungen ist. Und eine Sense ist tatsächlich praktisch
kaum geschwungen.
Gnrrr, Gerätschaften, die sich durchgesetzt haben, hatten seinerzeit
nie ohne Grund ein besondere Form. Allerdings möchte ich nicht
ausschließen, dass bei Veränderung des Zweckes die Form beibehalten
wird, wenn das Werkzeug nur mehr gelegentlich in Gebrauch ist und kein
lebensnotwendiger Bedarf an Änderung besteht (siehe mein obiges Posting
zu heutigen Sicheln in <
Man schwingt aber mit dem Oberkörper. Das ist vermutlich
bequemer, als die Klinge gerade zu ziehen.
Lebensnotwendig waren Brunnen schon immer überall. Komischerweise
baut man Brunnen nach der folgenden Art:
http://www.schwabenteuer.de/bilder/donau/brunnen.html
in manchen Gegenden, aber in Deutschland gibt es sowas garnicht.
Wieso? Ganz einfach: Weil Gebrauchsgegenstände nun mal oftmals
nicht nach funktioniellen Gesichtspunkten optimiert sind,
sondern einfach nur traditionell begründete Formen haben.
Siehe die vielen Varianten von Windmühlen an, die überall auf der
Welt entwickelt wurden. Sollten die etwa jedesmal optimal an die
örtlichen Bedingungen angepasst/optimiert sein? Oder wurden sie
einfach nur immer so gebaut wie die erste, die funktioniert hat?
Warum z.B. eine Sichel diese übliche Form hat, also der
180°-Bogen, erschließt sich mir nicht. Würde mich nicht wundern,
wenn die Form schon in der Steinzeit üblich war und damals
vielleicht sinnvoll war.
CU Rollo
Hallo,
da gibt es auch andere Gründe, die gezeigte Brunnenform eignet sich halt
nur für eine Brunnentiefe von wenigen Metern, aber innerhalb
Deutschlands braucht man an manchen Stellen halt auch Brunnen die
deutlich über 10 m tief sind. Ausserdem hat es auch Vorteile wenn bei
einem Brunnen auf einem Dorfplatz man nicht aufpassen muß das nicht
jemand von dem Hebelarm getroffen wird. Ausserdem spart man den für den
Hebelarm nötigen Platz.
Bye
Ein normales Messer ist gerade und die Schneide steht fast parallel zur
Zugrichtung. Eine Sense wird im Kreis um den Körper geschwungen und die
Schneide folgt diesem Bogen fast genau, natürlich hinten minimal weiter
innen als vorn.
Mein Vater, der das noch perfekt konnte und in der Jugend Getreide
gemäht hat, brachte mir bei, ich solle anstreben, immer mit dem letzten
Drittel der Schneide zu schneiden.
Mit der Sense zu hacken wie mit einer Machete versuchen alle Anfänger,
die es noch nie richtig gesehen haben. Ein einziges Mal sah ich einen,
bei dem es noch eleganter aussah als bei meinem Vater, ein uraltes
hutzeliges Bäuerlein in Bayern und das ist um die vierzig Jahre her.
Das kann ich gut nachempfinden.
Wenn ich meine Verwandten auf dem Land besuche,
dann mähe ich immer gerne das Futter für die Ziegen.
Die Leute sagen
"oh, der kann noch mähen und wie gut er das kann".
Wenn allerdings mein Onkel (91) vorbeikommt, dann
sagt er immer, Du machst es falsch, gib her, das
macht man so". In der Tat sieht es bei ihm sehr viel
eleganter aus, denn er mäht mit sehr geringem Kraftaufwand.
Das Wetzen und Dengeln der Sense ist auch so eine
Wissenschaft für sich. Manche lernen es nie.
Mit Gruß
Ernst Sauer
Hallo,
es könnte sein das man mit einer geraden Sense zuviele Halme
gleichzeitig abschneiden müsste, was zuviel Kraft benötigt und die Sense
ruckartig stoppen kann.
Die geschwungene Form gleitet wohl besser mit weniger Kraftaufwand und
gleichmässigerer Schnittkraft.
Bye
Das ist aus meiner Sicht ein guter Ansatz. Betrachtet man die
Entwicklung der Sensenform, dann liegt es nahe anzunehmen, daß die
jahrhundertelange praktische Erprobung im "Umweltlabor" zu einer
Optimierung zwischen Energieaufwand des Schnitters und Schnittleistung
führte. Dabei spielt auch das gezielte Ablegen des Schnittgutes für
den, der das Schnittgut aufzunehmen hat, eine Rolle. Offenbar erfordert
der Schnittvorgang, daß dem Schnitter nahe Halme mit größerem Winkel
getroffen werden als entferntere. Dies läßt vermuten, daß das Schneiden
ein Schubversagen des Halms an der getroffenen Stelle bedeutet. Hier
spielt die Schnittgeschwindigkeit eine Rolle.
Soviel zu den Erfahrungen, die ich von meinem Großvater gelernt habe.
Freundliche Grüße, Alfred Flaßhaar
Dann versuch ich mal mich an das zu erinnern was mir mien Oma und der
nette Bauer nebenan einst beigebracht haben:
Wenn mann Getreide mit der Sichel erntet handelte es sich fr�her bei
uns in der Gegend um
"Strumpfbaendel" schmale und kleine �ckerchen die den Einsatz der
Sense nicht lohnten (durch viele Generationen Erbteilung entsatnden)
Technisch ging das dann so:
Man f�hrt mit der Sichel ins Korn, nutzt sie Zun�chts als einen Haken,
greift mit der
Bosenschnur (etwa einen Meter Lang mit zwei Holzenden am Ende) die
Garbe, bindet sie zusammen (hab ich damals als 10 Jaehriger nie
geschaft mit einer Hand und noch dazu der Linken) und anschlie�end hat
man erst mit der Sichel geschnitten.
Am Ende hatte man sauber gebuendelte Garben auf dem Aeckerchen liegen
und konnte die einfach mit dem Leiterwagen einsammeln und zum Dreschen
bringen.
Die Sense dagegen diente nur zum eigentlichen M�hen, sp�ter konnte man
einen gro�en Wagen mit der Gabel laden.
Und der Bogen der Sense:
Idelerweise entspricht der dem Kreisbogen den der Maeher am Boden
zieht, eine gerade Klinge w�rde den Halm nicht schneiden sondern
abschlagen (aus dem selben Grunde sind viele S�bel gebogen)
und das ist dann auch der Grund warum sich heutige Wettkampfmaeher
massgeschniderte Sensen schmieden lassen...
Michael
Örks, Du meinst wirklich, der Sensenmann & Mitarbeiter haben
massgeschneiderte Sensen? Muss ich direkt bei Dead_like_me besser
aufpassen.
SCNR
Saludos Wolfgang
Polytechforum.com is a website by engineers for engineers. It is not affiliated with any of manufacturers or vendors discussed here.
All logos and trade names are the property of their respective owners.