Eine wichtige Überlandstraße in Frankreich erhält in der Biedermeierzeit eine Hängebrücke: die Brücke von C onflans-Sainte-Honorine mit ihren eigentümlichen Pfeilern

Eine wichtige =DCberlandstra=DFe in Frankreich erh=E4lt in der Biedermeierzeit eine H=E4ngebr=FCcke: die Br=FCcke von Conflans-Sainte-Honorine mit ihren eigent=FCmlichen Pfeilern

Wenn man dem kurzen Abri=DF in der Allgemeinen Bau- zeitung vom Jahre 1836 folgt, so gab es eine erste H=E4n- gebr=FCcke, allerdings mit Ketten aus Eisen, in England. Im Jahre 1741 hatte man in Winch eine Fu=DFg=E4nger- br=FCcke "von 60 Fu=DF Weite" gebaut. Es gab dann weiter- hin Kettenbr=FCcken. Der Kettenbr=FCckenbau wurde gut entwickelt. Man sollte diese Baugeschichte verfolgen. Besonders interessant ist eine andere Formulierung:

"Nachdem /.../ die gro=DFe Festigkeit, welche Eisendr=E4hte vor St=E4ben gr=F6=DFere Dicke haben, gepr=FCft war, wendete man zuerst in Amerika Eisendr=E4hte statt Eisenst=E4be bei H=E4ngbr=FCcken mit Erfolg an, worauf dann auch die Br=FCder Seguin von Annonay im Jahre 1821 dieses Prin- zip in Frankreich zur Anwendung brachten." (1)

Man habe also H=E4ngebr=FCcken seit 1741 gebaut, will der Hinweis vermitteln. Dazu verwendete man Eisen- ketten. Es w=E4re gut zu wissen, wie solche Ketten genau aussahen.

Desweiteren wird ausgesagt, man habe sowohl Eisen- st=E4be als auch Eisendr=E4hte auf Festigkeit gepr=FCft. Da- bei sei herausgekommen, da=DF Eisendrahtb=FCndel mit einer Addition der Querschnitte im Umfang eines Eisen- stabes erheblich belastbarer seien als ein Eisenstab.

Nun sagt das aus, es habe Festigkeitspr=FCfungen ge- geben. Leider wird nicht ausgesagt, wo man diese ge- macht hat und wer sie machte. Es liegt nahe, solche Forschungen in den USA zu vermuten, da andererseits ausgesagt wird, es seien aufgrund solcher Versuche die ersten Drahtseilbr=FCcken in Amerika gebaut worden.

Nun reicht Amerika von Feuerland bis Alaska. Anderer- seits ist man gewohnt, mit Amerika Nordamerika zu meinen. Dies k=F6nnte die Gebiete Kanadas und die der USA umfassen. Selbst wenn man nur annimmt, es seien die USA gemeint, fragt es sich doch sehr, wo diese ersten Drahtseilbr=FCcken dort gebaut worden sein sollen, und wer die Ingenieure waren. Der Exkurs von 1836 wird wohl auf einer Grundlage beruhen, die nicht aus der Luft gegriffen ist.

Die Gebr=FCder Seguin bauten 1821 ihre erste Draht- seilbr=FCcke. Es sollen daraufhin "mehr als 50 H=E4ng- br=FCcken von Eisendraht" von unterschiedlichen Inge- nieuren erbaut worden sein.

Da=DF man statt eisernen Kettenbr=FCcken inzwischen lieber auf Drahtseilbr=FCcken zur=FCckgriff, hatte Gr=FCnde:

"Die weit gr=F6=DFere Oekonomie, so wie die Leichtig- keit der Konstruktion f=FCr gr=F6=DFere Spannweiten, wel- che aus der Anwendung von Drahtseilen auf Br=FCcken selbst gegen die Kettenbr=FCcken hervorgeht, haben die Br=FCckenbauer der neuesten Zeit veranla=DFt, Draht- seile statt Ketten in Anwendung zu bringen..." (2)

Die H=E4ngebr=FCcke zu Conflans-Sainte-Honorine ist

"von au=DFerordentlich leichter Konstrukzion, hat je- doch der Lokalverh=E4ltnisse wegen zwei Flu=DFpfeiler erhalten m=FCssen, welche verschiedene Spannweiten zwischen den Pfeilern gaben; und da die Erbauer dieser Br=FCcke die bisher gebr=E4uchlichen, schwer aussehenden, gemauerten Pfeiler vermeiden wollten, welche =FCberdie=DF bei der Differenz der Spannungen, die bei ungleichen Belastungen der verschiedenen Br=FCckenfelder entstehen, nicht vollkommen entspre- chen konnten, so kamen sie auf die Anwendung eines eigenth=FCmlichen Pfeilersystems zur Aufstel- lung der Seile..." (3)

Es scheint sich also bei dieser Br=FCcke um die erste Drahtseilbr=FCcke mit einem Ersatz der schweren Steinpfeiler durch filigrane Gu=DFeisens=E4ulen zu han- deln. Die Frage ist, ob sie durch ihre Anordnung auf die Steinpfeiler zur=FCckverweisen wollen oder nicht. Sieht man sich die Zeichnungen zur Br=FCcke an, so erweckt es eher den Eindruck, sie stellen etwas Neues dar. Sie sind am Fu=DFpunkt beweglich gehal- ten und machen also die Bewegungen, die durch die Belastungen der Br=FCcke auftreten und welche =FCber die Drahtseile an die Spitze der Gu=DFeisens=E4u- len weitergegeben werden, mit.

Es stellt sich nun die Frage, wie das bei der Br=FCcke in Rouen gehalten ist, der man nachsagt, sie sei nach =E4hnlichem Prinzip gestaltet worden. Die Be- schreibung der angeordneten Gu=DFeisens=E4ulen lautet so:

"Die Drahttaue gehen auf jeder Seite der Br=FCcken- bahn =FCber vier hohle gu=DFeiserne S=E4ulen, welche nach der L=E4nge und Quere zwei Mal, n=E4mlich in der Mitte durch gu=DFeiserne Bogen, und oben durch ein, als Deckgesimse behandeltes Querst=FCck ver- einigt, und mit einer eleganten eisernen Gallerie be- kr=F6nt sind." (4)

Dazu schrieb ich in einer zusammenfassenden Darstellung:

"Das sagt, es waren vier gu=DFeiserne hohe S=E4ulen so auf den Ecken eines rechteckigen Grundrisses aufgestellt worden, da=DF sie einen schweren gemau- erten Pfeiler ersetzten konnten. Diese vier S=E4ulen wurden in der Mitte durch Querst=FCcke miteinander verbunden, und zwar "durch gu=DFeiserne Bogen". Ganz oben befand sich ein Deckgesims als Ab- schlu=DF, auf dem eine elegante eiserne Gallerie an- gebracht war." (5)

Eine solche Anordnung w=E4re jedoch verschieden von der Drahtseilbr=FCcke in Conflans-Sainte-Honorine, oder die Beschreibung in der Allgemeinen Bauzei- tung von 1837 ist unklar ausgedr=FCckt. Wie dem auch sei, es mu=DF sich irgendwann kl=E4ren. F=FCr die Draht- seilbr=FCcke von Conflans-Sainte-Honorine wird dazu gesagt:

"Die Taue werden da, wo sie =FCber die Pfeiler gehen /.../, mittelst gro=DFen S=E4ulen von ungef=E4hr 8 Meter H=F6e unterst=FCtzt, welche aus mehreren St=FCcken be- stehen. Diese St=FCcke sind: Erstens, ein schneidiges Unterlager /.../, welches unterw=E4rts aus einem kleinen St=FCcke einer Zylinder- fl=E4che mit sechs Centimeter Halbmesser besteht, und an einer einzigen Tangente auf einer breiten Schiene von Gu=DFeisen ruhet, die auf dem Unterthei- le des Pfeilers angebracht ist. Dieses Unterlager ist mittels Bolzen mit nachfolgenden Bestand- st=FCcken verbunden: n=E4mlich mit zwei St=FCcken zy- lindrischer Sch=E4fte, die mittelst eiserner B=E4nder im Innern mit den Bolzen zusammenhalten, und einer Walze /.../, welche den Obertheil der S=E4ule bildet, und sich mittelst solcher B=E4nder mit dem zweiten Schaftst=FCcke verbindet. - Oben endigt diese Walze in eine horizontale Ebene, worin sich vier L=F6cher befinden, welche dazu dienen, dieselbe mit dem Sattel f=FCr die Taue zu vereinen." (6)

Man hat diese S=E4ulen aus Gu=DFeisen also aus St=FCcken zusammengesetzt. Oben auf diese S=E4ulen kamen die S=E4ttel, zu welchen die Drahtseile ge- spannt wurden. Unten gab es eine Rundung, soda=DF die gu=DFeiserne S=E4ule in ein Lager eingesetzt werden konnte, das Bewegung der S=E4ulen erlaubte.

Es wurde leider nicht beschrieben, wie der Bauvorgang der Drahtseilbr=FCcke erfolgte. Es finden sich jedoch zahllose Hinweise auf weitere Details der Br=FCcke, denen man in dem Text der Allgemeinen Bauzeitung und anderswo nachgehen kann. Wo sich au=DFerdem Hinweise auf diese Br=FCcke auffinden lassen, w=E4re he- rauszufinden.

Die Br=FCcke hat Spannseile und H=E4ngetaue. Von den H=E4ngetauen gehen die Drahtseile zu der Fahrbahn- konstruktion hinab. Es lohnt sich, den weiteren Details nachzugehen. Sie lassen erkennen, da=DF daran ge- dacht wurde, Seile sp=E4ter auswechseln zu k=F6nnen. Dazu spannte man Taue, die im Doppel parallel lie- gen, soda=DF sie jederzeit ausgewechselt werden k=F6n- nen. Als die Seile gespannt waren, machte man ei- nen Belastungsversuch durch eine Kiesaufsch=FCttung. Dadurch geschah dies:

"Die S=E4ulen, welche vor dem Versuche senkrecht standen, neigten sich bei der Belastung der Seiten- felder allein um 25 Millimeter gegen die Landpfeiler. Als man das gro=DFe Mittelfeld allein belud, gingen sie um 25 Millimeter nach entgegengesetzter Richtung =FCber die Vertikale, so da=DF ihre ganze Bewegung

5 Centimeter betrug." (7)

Die Beweglichkeit der gu=DFeisernen S=E4ulen war also sehr angebracht.

Neben den H=E4ngetauen =FCber die gesamte Br=FCcke gehen au=DFerdem Spanntaue von den Gu=DFeisens=E4u- len hin zu den Verankerungen in den Landpfeilern. Sie gehen wie die H=E4ngetaue in die "Verankerungs- steine, an denen sie mittelst starker gu=DFeiserner Kloben befestigt sind." Es gibt "vier Verankerungs- kloben", die durch den Zug der Drahtseile auf vier "breite Eisenplatten" gedr=FCckt werden, die wiederum den Druck auf eine breitere Fl=E4che der gemauerten Verankerungssteine in den Landpfeilern dr=FCcken. Diese Verankerung hat sehr viel auszuhalten. (8)

Nach der Durcharbeitung des Textes von 1836 ergibt sich, es lohnt eine Besch=E4ftigung mit dieser Draht- seilbr=FCcke der Gebr=FCder Seguin. Es wird auch deut- lich, da=DF bei dieser Br=FCcke die Mauerwerkspfeiler durch eiserne Verklammerung der Steinbl=F6cke halt- barer gemacht wurden. Das Innere solcher Pfeiler wurde mit Beton aufgef=FCllt. Nat=FCrlich hatte man zuvor Pf=E4hle in das Erdreich gerammt, auf denen die Pfeiler zu stehen kamen. Auch die Konstruktion der Fahrbahn weist Neuigkeiten der Zeit auf, die im Text hervorgehoben sind. Nach detaillierteren Anga- ben zu dieser Br=FCcke ist in anderen Ver=F6ffentlichun- gen zu suchen, um sie auswerten zu k=F6nnen.

K.L.

Dieser Text von Karl-Ludwig Diehl wurde in

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Anmerkungen: (1)-(2) zitiert aus: o.A.: Ueber die H=E4ngebr=FCcke zu Conflans-Sainte-Honorine und ein dabei angewendetes Verfahren. S.321-337 (Abb.LXXI u. LXXII) in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1836. S.321 (3) zitiert aus: o.A., wie vor, S.322 (4) zitiert aus: o.A.: H=E4ngbr=FCcke =FCber die Seine. S.110 in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1837. (5) zitiert aus: K.L.Diehl: Eine H=E4ngebr=FCcke =FCber die Seine wird in der Biedermeierzeit gebaut: riesige gu=DFeiserne S=E4ulen, mit Beton ausgef=FCllt, dienen als Pylone f=FCr Drahtseile. In:

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19.-20.Mai 2008 (6) zitiert aus: o.A.: Ueber die H=E4ngebr=FCcke zu Conflans-Sainte-Honorine und ein dabei angewendetes Verfahren. S.321-337 (Abb.LXXI u. LXXII) in: Allgemeine Bauzeitung. Wien, 1836. S.336 (7) zitiert aus: o.A., wie vor, S.337 (8) siehe: o.A., wie vor, S.335ff.

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Karl-Ludwig Diehl
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