CCS-Technologie (unterirdische CO2-Speiche rung) gefährlich?

Hallo zusammen,

vor ein paar Wochen gab es nach meiner Erinnerung in einer Lackfabrik(?) einen Betriebsunfall, bei dem eine CO2-Löschanlage "durchgegangen" ist und eine gewisse Menge CO2 freigesetzt wurde. Diese Menge (bzw. die dadurch vorhandene bodennahe CO2-Mehr- bzw. Sauerstoffminderkonzentration) soll damals immerhin ausreichend gewesen sein, um Kraftfahrzeugmotoren in erheblicher Entfernung vom Unfallort absterben zu lassen und Bewußtseinsstörungen bei Menschen auszulösen. Wer's eine Nummer größer braucht, kann auch mal nach "Lake Nyos" googeln, da war es in einem See übersättigt gelöstes CO2, das, über einen kurzen Zeitraum freigesetzt, mal eben ein paar hundert Menschen umgebracht hat.

Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob nicht die Absicht, CO2 in viel größeren Mengen in Erdlager zu verpressen, um die Schadstoffbilanz fossiler Energieträger zu "verbessern", nicht zum Gefährlichsten gehört, was in den letzten Jahrzehnten auf dem Mist von Wissenschaftlern und Ingenieuren gewachsen ist.

Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, daß hier ein Riesenwahnsinn angeschoben wird, der nur dazu dient, die "Ökobilanz" fossiler Energieträger schönzurechnen, weil die Alternativen die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen oder politisch unkorrekt sind.

Was meint Ihr?

Gruß aus dem Norden, Ralf

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Ralf Schmode
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X-No-Archive: Yes

begin quoting, Ralf Schmode schrieb:

Ein paar Wochen mehr sind es schon: Am 16. 8. 2008 in Mönchengladbach-Güdderath war's.

Ich meine, daß das eine Schnapsidee zum Subventioenabgreifen ist: Eine realistische Mengenabschätzung zeigt, daß CCS nicht in einem Umfang funktionieren kann, der für ein modifiziertes "Weiter so" realistisch wäre: Die schiere Masse des zu deponierenden CO2 wäre etwa dreimal so hoch wie die der verfeuerten Kohle und müßte mit erheblichem Aufwand zu geeigneten Lagerstätten transportiert werden - wenn man sich dazu ansieht, daß Kraftwerke mitten in die Braunkohle gebaut werden, *weil* die Transportkosten sonst zu hoch werden, dann sieht man gleich, daß das nie wirtschaftlich oder auch überhaupt nur technisch durchführbar sein kann.

Über irgendwelche sinnlosen Forschungsvorhaben wird die Sache also sicher nicht hinausgelangen. (Und es wäre dringend an der Zeit, daß *jetzt* lauthals gegen derartig schwachsinnige Steuerverschwendung protestiert wird.)

Ob die Lager selbst eine Gefährdung darstellen, ist demgegenüber eher sekundär - es ist vorstellbar, daß sie einigermaßen sicher sind, weil CO2 unter hohem Druck eine Dichte größer als Wasser hat und deswegen von allein gar nicht explosiv aus dem Gebirge austreten könnte (es wird vom Grundwasser überschichtet), sondern höchstens allmählich ausgasen, was keine akute Bedrohung wäre, aber immerhin eine dann doch wieder auftretende CO2-Belastung der Atmosphäre - insofern also eine "Zeitbombe". Die CCS-Anlagen selbst sowie die Logistik hätten natürlich bei Leckagen schon ein erhebliches Gefährdungspotential, weil sich darin eben größere Gasmengen befinden würden, die oberirdisch auf einmal freigesetzt werden könnten.

CCS hat möglicherweise das politische Ziel, zu zeigen, daß es eben nicht funktioniert, um dadurch zu "beweisen", daß man "leider" doch auf Kernenergie zurückgreifen müsse.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Ralf . K u s m i e r z schrieb:

Ups, mein Zeitgefühl. Ich merke mal wieder, daß ich langsam alt werde :->

Schon, ja. Aber in D wird ja schon seit mehr als 150 Jahren alles mögliche im industriellen Maßstab gefördert, nicht nur Kohle. Es sollte also schon ein gewisser Grundstock an "Schwarzen Löchern" vorhanden sein, in die man rein massenmäßig das Kraftwerks-CO2 schon eine Zeitlang reinbekäme. Interessanter wären die Massen-/Volumen*ströme*, für die mir ein wenig das Gefühl fehlt, die ich aber im Bereich von mindestens einigen zehn Tonnen/10.000 m^3 pro Sekunde ansetzen würde (kurzes Nachschauen bei Wikipedia ergibt für 2006 einen Verbrauch in D von etwa

2,4E8 t Stein- und Braunkohle, was ca. 25 t/s CO2-Massenstrom entspräche). Da braucht man ordentlich grobtechnische Verrohrungen, die

- bei Lagerung des erzeugten CO2 in "Zentrallagern" statt in situ - sabotage- und terrorsicher ausgeführt sein müssen. Ach ja, wenn man nur CO2 transportieren/lagern will, dann muß man die Kraftwerke auf Kohle/Sauerstoff statt Kohle/Luft umstellen, was vermutlich die Verbrennungsführung völlig verändern würde. Alternativ müßte man das CO2 aus dem Rauchgas holen und separat entsorgen. Sonst kann man die in Rede stehenden Massen-/Volumenströme noch bummelig mal drei nehmen...

Man (nicht ich) könnte einwenden, daß das bei Gaspipelines ja auch funktioniert, und zwar über deutlich größere Entfernungen. Wobei es vermutlich eine andere Baustelle ist, fast reines Methan durch eine Rohrleitung zu schieben als ein Gemisch aus CO2, etwas Wasserdampf und Stickstoff, das man möglicherweise während des Transports auch noch über dem Taupunkt halten müßte, damit es im Rohr nicht regnet.

Vielleich ist der Zeitpunkt gut gewählt: Im Moment laufen derart viele schwachsinnige Steuerverschwendungen, daß es auf eine mehr oder weniger auch nicht ankommt :->

Es ist die Frage, ob da nennenswerte Mengen Grundwasser überhaupt vorhanden sind. Wenn, dann wären sie unter hohem Druck mit CO2 gesättigt. Von allein passiert da eher nichts, aber wenn jemand den Korken aus der Flasche zieht und ggf. einen Löffel Zucker reinkippt ;-), wären wir wieder beim Lake Nyos. Eine größere Sammelleitung (z. b. aus NRW kommend, mit wohl ein paar Tonnen Durchsatz pro Sekunde) zu sabotieren wäre natürlich auch ein apartes Szenario, zumal an eine Reparatur ohne Fremdluftversorgung schon mal gar nicht zu denken ist, es sei denn, man macht zu diesem Behufe erst mal ein paar Bundesländer stromlos, um den Quellterm abzustellen...

Ja, auch. Man müßte wohl alles, was mit dieser Technologie in Verbindung steht, mindestens wie ein Kernkraftwerk oder ein nukleares Endlager schützen.

Das hätte man aber auch ohne den Schlenker über CCS haben können. Ich befürchte eher, daß man vorhat, das bisher nicht mal virtuell existierende "CCS-CO2" aus der Bilanz der fossilen Energieerzeugung rauszurechnen, um mit "gutem Gewissen" die absehbaren Versorgungslöcher durch Zubau weiterer fossiler Kraftwerke stopfen zu können.

Gruß aus dem Norden, Ralf

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Ralf Schmode

Ralf Schmode schrieb:

Sicher nicht auf dem Mist von Ingenieuren. Die kennen den 2. Hauptsatz und wissen, wo die Sinnlosigkeit steckt. Darüber hinaus ist nach den Zahlen, die ich gehört habe, muss 1/3 der erzeugten Energie wieder zurückgeführt werden, um das CO2 abzutrennen und zu speichern. Der Disponent des Kraftwerks muss also bei gleichem Energiebedarf 50% mehr fossile Energieträger ordern.

Gruß, Ralf.

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Ralf Teschenbaum

Das ist mal wieder ein schönes Beispiel dafür, wo es hinführt, wenn der Staat versucht mit fiskalische Mittel politische Ziele zu erreichen.

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piddiw

Hallo,

Ralf Schmode schrieb:

=2E..

und BWL Kaufleuten Finanzheinies Manager...

Ja. ok vielleicht nicht das gef=E4hrlichste (wir haben ja noch Neutronenbombe, H2+Atombomben, biologische und chemische Waffen en gros) =

aber ziemlich =FCbel.

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Klaus-Holger Trappe

Klaus-Holger Trappe schrieb:

Moin, nochmal,

ja, klar, warum bin ich darauf nicht selbst gekommen?

Schlipsträger: "Die Ze-Oooooh-Zwei-Zertifikate brechen uns noch den Hals. Schafft mir das Zeug vom Hals, egal wie!"

Techniker: Und wie sollen wir das machen? Da geht's um riesige, ach, was sag' ich, riiiieeeeesige Mengen!

Schlipsträger: "Ich will keine Bedenken, ich will LÖSUNGEN! Macht halt ein großes Loch und versenkt das Zeug da drin, so tief, daß man es nie wiedersieht! Spurlos verschwinden lassen, das!"

Techniker: "Das ist UN-MÖG-LICH. Es gibt keine Technik, mit der man so etwas machen könnte!"

Schlipsträger: "Quatsch mit Soße. Ich war früher bei einer Bank und da haben wir mit den Kundengeldern genau dasselbe gemacht!"

So long, Ralf

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Ralf Schmode

Ralf Schmode schrieb:

Dir ist aber auch klar, dass es riesige Erdgasspeicher in D gibt. Man hat mit der Technik jahrzehntelange Erfahrung und da treten auch keine brennenden Gasfackeln aus. Ich denke diese Seite ist das kleinste Problem an der ganzen Geschichte.

Dass das Prinzip grundsätzlich Quatsch ist wurde ja schon gesagt aber nicht wg. der Gefahren eines Austritts.

MfG Matthias

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Matthias Frank

Matthias Frank schrieb:

Darüber habe ich auch nachgedacht. Der Vergleich hat allerdings einen entscheidenden Haken: Erdgas ist deutlich leichter als Luft, CO2 deutlich schwerer. Und wenn (z. B. nach einem Anschlag) Erdgas austräte, würde es "schlimmstenfalls" verbrennen. Was austretendes CO2 anrichten kann, habe ich geschildert.

Beim Lake Nyos waren es übrigens 80.000 Tonnen CO2. Wenn meine Überschlagsrechnung gestimmt hat und alles aus Kohle erzeugte CO2 in die CCS-Schiene ginge, wäre das das Äquivalent von einer Stunde(!) Kohlekraft in Deutschland.

Gruß, Ralf

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Ralf Schmode

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