Festigkeit Motorradlenkbuegel

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Moin,

ich hatte mich gerade mal darangemacht, auszurechnen, welche Kraft wohl zum Verbiegen eines Motorradlenkerbügels erforderlich sei, bzw. welche man wohl aufbringen müßte, um einen verbogenen wieder zu richten. Der Außendurchmesser beträgt ca. 22 mm und die Wandstärke ungefähr 2 mm - als Dehngrenze hatte ich mal 200 MPa angenommen und stellte dann mit Schrecken fest, daß er sich bereits bei ca. 130 Nm bleibend verformen müßte.

Das kann doch nicht sein, dachte ich mir - nun ja, die angenommene Dehngrenze ist wahrscheinlich viel zu niedrig, tatsächlich dürfte es sich wohl um ein kaltgezogenes Rohr mit einer Festigkeit in der Gegend von 1.000 MPa handeln, und dann kommt man wohl eher in den Bereich von

700 Nm. Trotzdem frage ich mich, wie so ein Bügel dann überhaupt verbiegen kann, ohne dabei gleich den ganzen Lenkkopf zu schrotten - der Hebelarm dürfte ca. 40 cm betragen, da muß man dann also schon ca. 2 kN Kraft aufwenden.

Habe ich jetzt irgendwo falsch gedacht, oder kommt das so in etwa hin?

(Werden Lenkerbügel eigentlich warm oder kalt gebogen? Ich vermute, kalt, aber stimmt das auch? Ich frage mich nämlich gerade, ob der das Richten (kalt) wohl übel nimmt - Lenkerende ist ca. 3 cm verlagert, leicht verbogen ist dabei, wie zu erwarten war (höchstes Moment), das Rohrstück unmittelbar neben der Klemmung, Anzeichen für Beulen oder Knicke sind nicht erkennbar (Lack ist natürlich abgeplatzt). Kaltverfestigung? Hm... Spröde Werkstoffe würde ich an so einem Bauteil eigentlich nicht erwarten. Und wie zum Kuckuck spannt man sowas? Am besten ein Stückchen Kupferrohr drum und dann außen ein Stück Winkeleisen als Schonbacken von jeder Seite dagegen, denke ich. An Einbetonieren hatte ich auch gedacht. Oder Sandbett - zwei etwas größere U-Eisen, Bügel dazwischen, Zwischenraum mit Sand füllen und zusammendrücken - noch schonender spannen geht wohl nicht.)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz
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Moin,

Ralf Kusmierz schrub:

Oh, war's glatt in Bremen?

Deine Rechnung wird wohl richtig sein, allerdings würde ich nicht erwarten, dass man für so ein Bauteil sonderlich feste Werkstoffe verwendet. Das wird wohl eher Baustahl sein. Also eher um die 300MPa Streckgrenze. Wieso sollte das Teil auch mehr vertragen können, als ein menschlicher Unterarmknochen vertragen kann.

Zum Biegen noch mal ein unnützer Kommentar: Bei Blasinstrumenten werden die Rohre gebogen, nachdem man sie mit Blei oder sowas leicht schmelzendem innen ausgegossen hat. Das ist zuverlässiger also die altertümliche Methode, das Rohr mit Sand zu füllen. Muss man dann nachher natürlich wieder ausschmelzen. Auf jeden Fall verhindert man so Knicke und bekommt fast von alleine schöne Rundungen.

Mit Wärme würde ich sicherheitshalber an das Rohr nicht drangehen (Wärme=sichtbares Glühen), weil vielleicht habe ich ja unrecht und das Material ist doch nicht nur weicher Baustahl.

CU Rollo

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Roland Damm

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begin quoting, Roland Damm schrieb:

Nasses Laub, doofer Fahrer -> Fuß verstaucht.

Nachgerechnet?

Gibt es dafür einen "Idiotentest" (Eindringkörper, Einpreßfläche messen)?

300 MPa gibt so ungefähr 200 Nm oder 500 N an 40 cm Hebelarm - bißchen mehr sollte der Lenker aber doch wohl eigentlich abkönnen, oder? Immerhin gibt es auch sowas wie Dauerfestigkeit, und da sollte man mit den Belastungen eigentlich hybsch von der Dehngrenze wegbleiben.

Ich hatte an Paraffin gedacht (kost' quasi nichts, Inhalt des Lenkers ca. 0,25 l). Blöderweise kriege ich die Gewindestücke für die Lenkergewichte in den Lenkerenden nicht raus. (Naja, notfalls kann man das Paraffin durchs Gewindeloch einfüllen - kriegt man hinterher schon wieder raus.)

Das Spannproblem bleibt aber trotzdem (wenn auch weniger kritisch, weil die "Füllung" Druck aufnehmen kann - vorausgesetzt, man hat keine Lunker oder Blasen, was bedeutet, daß man den gefüllten Lenker langsam von unten nach oben abkühlen muß).

Da eine höhere Festigkeit erforderlich ist (s. oben), würde ich auf jeden Fall von "kaltverformt" und mithin auch verfestigt ausgehen. Da ist Biegen dann auch so eine Sache...

Ich glaube aber nicht, daß es nach ein bißchen Biegen irgendwann knackt, und schon gar nicht "aus heiterem Himmel", da wäre dann der falsche Werkstoff gewählt worden. (Nein, bei Louis habe ich nichts Passendes gefunden, und das Original ist einfach zu teuer.)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Ralf Kusmierz schrieb:

Wie wär's mit Woodmetall?

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Gruß, Ralf

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Ralf Teschenbaum

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begin quoting, Ralf Teschenbaum schrieb:

Zu teuer, giftig etc.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Ralf Kusmierz schrieb:

Aber doch nicht ungesünder als Motorradfahren auf nassem Laub!? :-)

Gruß, Ralf.

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Ralf Teschenbaum

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begin quoting, Ralf Teschenbaum schrieb:

Wahrscheinlich nicht mal ungesünder als Zyankali.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Bei den riesen Biegeradien kannst dir jegliche Füllung sparen. Das wird auch in der Ferigung nicht anders gemacht. Wenn der Biegeradius kleiner 5 D ist, wird es langsam interessant.

Das ist aber keines. Zwei Alu/Hartholz/OderSo-Klötze gegeneinander spannen, Loch durchbohren (LenkerDrm) und das zum spannen verwenden.

Gruß, Nick

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Nick Mueller

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begin quoting, Nick Mueller schrieb:

Klingt gut.

Gute Idee.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Moin,

Nick Mueller schrub:

Nur wie groß ist dann der Biegeradius? So groß, wie du ihn dir wünschst, oder so klein, wie die Kante am Holzklotz abgerundet ist?

CU Rollo

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Roland Damm

Moin,

Ralf Kusmierz schrub:

Beileid (von einem Ex-Mopped-Fahrer).

Glaube dir. Ist ja nicht so schwer.

Der Lenker muss ja nicht dafür ausgelegt sein, dass ein 200kg schwerer Fahrer ständig sein halbes Körpergewicht auf den Lenker abstützt.

Hmm, sicher doch. Ich wäre mir aber nicht sicher, ob die Kompressibilität von Paraffin nicht etwas groß ist. B.z.w. das Zeug könnte sich über die Rohrlänge rauschquetschen. Keine Ahnung...

Ich würde auch von Kaltverformt ausgehen, aber einfach nur, weil es billiger ist.

Denke ich auch. Man muss ja nicht gleich mit einem großen Ruck an die Sache gehen, es geht ja vielleicht auch mit etwas mehr Vorsicht.

CU Rollo

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Roland Damm

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begin quoting, Roland Damm schrieb:

Groß. Zwar biegt es sich (plastisch) zunächst nahe der Kante, weil da das Moment am höchsten ist, aber dabei verfestigt sich der Werkstoff auch, und dann biegt sich das Rohr lieber ein Stückchen weiter weg von der Kante, und im Endeffekt ist es eine saubere, über eine ziemliche Länge verteilte Biegung mit großem Radius. Ich hatte ursprünglich ca.

3 cm Verlagerung des Lenkerendes aus der Sollposition auf unter 5 mm reduziert, und dabei bleibt das jetzt - den Restfehler merkt man nicht mehr beim Fahren. Das waren also ungefähr 5° verteilt auf ca. 10 cm Länge, also ein Biegeradius von etwa 1,10 m - gegenüber einem Durchmesser von 2,2 cm riesig.

Es ging ganz leicht, d. h. das Zeug hat keine so besonders hohe Festigkeit (also: schwer genug, es verformt sich nicht von alleine oder unter normaler Last). Und ich hatte keine Spannvorrichtung gebastelt, sondern schlicht Putzlappen drum und Schraubstock. Ok, war hinterher leicht oval. Macht nichts: Nochmal 90° gedreht eingespannt, dann paßte es wieder.

Ärgerlich: Vorher zwei Moppedwerkstätten angerufen, ob die das biegen wollten? Haben sich pisselig angestellt und was von "Gefährlich!", "Haarrisse" gelallt. Blödsinn.

Wenn ein Rohr beim Biegen beult, dann gehört es natürlich auf den Schrott, aber das sieht man ja nun auch. Und nicht-sprödes Versagen halte ich nicht für so gefährlich: Ich bilde mir ein, es merken zu würden, wenn der Lenker "weich" wird, dann ist halt ein Wechsel angesagt. Aber ein Stahl, der sich beim Biegen so anfühlt wie der, bricht nicht "einfach so" weg.

Was zum Kuckuck ist an so einem blöden Lenkerrohr eigentlich so ultra-teuer? Der Herstellaufwand ist der gleiche wie bei einem Fahrradlenker, und das bißchen zusätzlicher Materialaufwand rechtfertigt nicht den zehnfachen Preis.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

In etwa so wie man das Werkstück beim Klemmen rein/rausgeschoben hat. Man kann die zwei Hälften der Klemmbacken auch gegeneinander verschieben. Präzisionsarbeit wirds keine, aber ein durchaus brauchbares Ergebnis.

Gruß, Nick

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Nick Mueller

Am Sun, 28 Dec 2008 23:29:03 +0100 schrieb Roland Damm:

BMW nimmt 1.4307

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Peter Niessen

"Ralf Kusmierz" schrieb:

Das Angebot und die Nachfrage vielleicht, hängt also vom Moppedtyp ab. Ausserdem muss ein Moppedlenker für den Verkehr zugelassen sein, usw. Ein Ersatzlenker hat 50EUR gekosten, fand ich annehmbar. Mein Lenker war aber aus 4mm Alu und hat sich sehr solide angefühlt. Ok, stammt auch aus einer Hardenduro.

Bye, Dan

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Dan O.

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begin quoting, "Dan O." schrieb:

Nachfrage? Pffff... Erpressung ist das.

Moment mal: Zumindest die Original-Ersatzteile des Herstellers sind automatisch mit der Typzulassung des Fahrzeugs mitzugelassen, das fällt außer den Fertigungskosten also zusätzlich gar nichts an, und so teuer ist die Sache nun auch nicht.

Bei Hein Polouis, nehme ich an. Beim Hersteller gerne mal das Dreifache.

Wo ich mich gerade so schön aufrege: Habe mir gerade für gut 60 FRZ Farbdosen und Spachtel usw. andrehen lassen (Fachgeschäft) und bei der Gelegenheit den Verkäufer gefragt, was Fachbetriebe denn so für die Reparaturen verlangen würden, wenn alleine die Farben schon so extrem teuer wären. Der nannte mir dann Preise - anschließend habe ich ihn gefragt, ob ihm klar wäre, daß die Ersatzteile neu nur die Hälfte davon kosten würden. Worauf der meinte, deswegen würde ja auch nicht mehr repariert, sondern nur noch ausgetauscht. Ach, wirklich...

Das hatte überhaupt absurde Züge: Um den Farbton (silbermetallic) abzugleichen, hatte ich so ein Blechteil (Hitzeschutz Auspuff) in den Laden mitgenommen (es gibt nur knapp drei Millionen in Frage kommende Farbtöne). Meint der Verkäufer zu mir, nachdem ich mich über den Arbeitsablauf informiert hatte: "Und das muß natürlich vorher noch gespachtelt werden!" Ich: "Warum?" V: "Aber das ist doch verbeult!" (War so ca. einen halben Millimeter eingedrückt und ein bißchen verkratzt.) Ich: "Ja, und?" V: "???"

Es ist in diese Lackfritzen auch einfach nicht reinzukriegen, daß sie nicht aus jeder winzigen Macke ein Kunstwerk in zehn Schichten mit tausend Zwischenschleifschritten machen sollen, sondern eine Oberflächenbeschichtung den Sinn hat, das Material darunter vor Korrosion zu schützen und auch noch halbwegs gut aussehen darf. Ich glaube, mit einem Reparaturset, bestehend aus einem Beiz-Lösemittel, mit dem man eine Schadensstelle nach dem Abbürsten abwischt, einer Grundierpaste, die man anschließend mit einem Tuch darauf verreibt, und einer Lackflickdose "Draufsprühenn und fertig" könnte man Millionen machen.

Aber das doofe Volk zahlt lieber Unsummen für die Kfz-Haftpflichtversicherung, die sie dann in vollkommen überflüssige High-Tech-Kosmetikreparaturen umsetzt.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Moin,

Ralf Kusmierz schrub:

Es müsste eine Sebstbeteiligung von z.B. 10% des Schadens seitens des Geschädigten geben. Gegen diesen Anteil kann er sich ja, wenn er will, nochmal versichern, aber auf seine Kosten. Dann würde sich die Sache vielleicht schnell ändern.

Ich bin mal wem reingefahren, war schuld, an seinem Auto kein sichtbarer Schaden, gut, alles klar. Aber eine Woche später hat er dann doch noch eine Delle entdeckt, die zwar nicht von dem Unfall herrühren konnte, aber dennoch. Entweder nehme ich Gerichtskosten in Kauf oder zahle eine sinnlose Reparatur (kaum sichtbare Beule _unter_ der hinteren Stoßstange ohne Lackbeschädigung).

CU Rollo

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Roland Damm

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begin quoting, Roland Damm schrieb:

Würde es nicht. Die Zusatzversicherung wäre spottbillig, und jeder hätte sie, weil sie leicht von den etwas verringerten HV-Beiträgen bezahlt würde. Oder die Werkstätten ließen den Kunden passende "Aufmerksamkeiten" in Höhe der selbst zu tragenden 10 % zukommen, die sie natürlich kalkulatorisch auf die Preise aufschlagen würden. Außerdem ist es systemwidrig.

Man müßte das Haftungsrecht bei Verkehrsunfällen dahingehend ändern, daß für jede Schadensart die Ersatzpflicht für Sachschäden an Fahrzeugen absolut gedeckelt (z. B. auf einem Normallackierung in Nicht-Sonderfarben wie metallic usw.) und zugleich auf die Hälfte des Schadens begrenzt wird (so daß die andere Hälfte einfach der eigenen Betriebsgefahr zugerechnet wird), dann kämen die Leute nicht auf die Idee, Kunstwerke auf der Haube den Fährnissen des Verkehrs auszusetzen, bzw. würde eine Kaskoversicherung dann entsprechend kostspielig.

Die Wahl hast Du gar nicht: Die Versicherung zahlt, ist für sie am einfachsten. Das holt sie sich schon über die Höherstufung wieder.

Na, wenn der Schaden so unsichtbar war, dann konnte er ihn doch nicht erkennen... ;-)

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf Kusmierz

Moin,

Ralf Kusmierz schrub:

...Äh..., weil:

genau das meine ich doch. Nur mit anderen Zahlen. Nur: Wie willst du die Wirtschaftswelt daran hindern, dass die Versicherungen eine Police anbieten, die dieses Risiko des Fahrzeughalters versichert? Vollkasko gibt es ja sowieso schon.

Bei ganz genauem Hinsehen, sah man die Beule.

Allerdings hätte ich ja schon die Entscheidung gehabt, ich hätte den Schaden anzweifeln können, Gutachten,.... alles auf meine Kosten. Wenn der Fall offensichtlicher gewesen wäre, hätte wohl auch die Versicherung den Fall angezweifelt, aber bei der Summe von 1000DM wollten sie halt nicht.

CU Rollo

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Roland Damm

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begin quoting, Roland Damm schrieb:

Ok.

Will ich doch gar nicht. Nur ist es eben ein Unterschied, ob es eine fast kostenlose Zusatzversicherung ist, die gerade mal die 10 % Restschaden deckt, oder eine ziemlich teure in der Größenordnung der Haftpflichtprämie (die durch die Deckelung etwa ein Drittel bis die Hälfte niedrieger als bisher ausfallen würde, mit der Folge einer Pleitewelle und Arbeitslosigkeit im Kfz- und Zulieferer-Gewerbe, jedenfalls, solange die volkswirtschaftliche Ersparnis noch keine Nachfragewirkung in anderen Bereichen ausgelöst hat).

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf Kusmierz

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