Maximale Verlegetiefe Seekabel

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Moin!

Gestern habe ich einen Vortrag gehört, bei dem der Referent meiner Ansicht nach ein bißchen Unfug erzählt hatte:

Es ging um DESERTEC und darum, daß man einen Haufen HGÜ-Kabel durchs Mittelmeer braucht, um den Strom nach Europa zu kriegen. Dabei gibt es angeblich ein Problem: Große Teile des Mittelmeers sind tiefer als

2000 m, und dort kann man angeblich keine Seekabel verlegen, und zwar deswegen, weil die Spleißstellen dafür nicht zugfest genug sind.

Was ich schlicht für Unsinn halte: Es sollte doch wohl bei höheren vom Verlegeschiff herunterhängenden Längen kein Problem sein, an einigen Tragseilen ein paar Entlastungsrollen in verschiedenen Tiefen anzuordnen, die die Kabellast teilweise aufnehmen, so daß man am oberen Ende keineswegs dir gesamte freie Länge bis zum Meeresgrund als Zugebeanspruchung vorliegen hat.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z
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Ralf . K u s m i e r z schrieb:

Hallo,

es muß ja nicht nur beim Verlegen funktionieren, es muß auch noch beim Reparieren eines Kabelfehlers klappen. Wenn ein Kabelfehler auftritt und geortet wurde wird ja das Kabel an der betroffenen Stelle unter Wasser aufgenommen, durchtrennt und ein Ende hochgeholt. Beim Hochholen dieses und des anderen Endes darf die maximale Zugbelastung auch nicht überschritten werden. Wenn dann die defekte Stelle entfernt wurde und das Kabel mit zwei Spleißstellen und einem genügend langen Zustazkabel wieder verbunden wurde muß das Kabel ja wieder runter, aber diesmal das ankommende und das abgehende Kabel gleichzeitig.

Bye

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Uwe Hercksen

Uwe Hercksen schrieb:

Der größte Teil der Zugbelastung beim Aufnehmen kommt aus dem Gewicht des Kabels minus Auftrieb. Da müssten doch temporär aufblasbare Schwimmkörper helfen können.

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Ralf Teschenbaum

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Ralf Teschenbaum schrieb:

Finde ich zu kompliziert. Einfach an mehreren Stellen greifen, also z. B. (beim Verlegen) ein endloses umlaufendes Stahlseil, das alle paar hundert Meter an dem Kabel angeklammert wird und zugsteifer als das Kabel ist, also dessen Gewicht übernimmt, und dann am Grund wieder gelöst wird - beim Einsammeln des Kabels zu Reparaturzwecken der gleiche Ablauf sinngemäß umgekehrt.

Am Rande würde mich schon interessieren, wie man so ein Kabel überhaupt wieder hochkriegt - es wird ja wohl im Laufe der Zeit von Sedimenten usw. überdeckt und verschüttet.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

"Ralf . K u s m i e r z" >

Hallo Ralf, die Menge an Sediment im freien Ozean ist viel viel weniger als man denkt. Der Ozean ist im Normalfall eine blaue Wüste mit ein paar produktiveren Oasen. Viele Sedimente kommen nur an Flußmündungen vor und das dann in vergleichsweise moderaten Tiefen. Aber sonst ist das Hochholenvon so einem Kabel schon keine triviale Angelegenheit wenn man das Ding nicht zerfetzen will. Alleine das Finden ist schon nicht einfach. Versuch doch mal eine Hochspannungsleitung aus 4 km Entfernung zu sehen und das auch noch Nachts.... Und da hast du nur eine Richtung wo du suchen musst... Dann noch irgend so einen Greifer da runter lassen und hoffen das er _nur_ dieses Kabel fängt und keine Felsen o.Ä. Aber ein interessanter Job ist das bestimmt. Grüße Oliver

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Oliver Moder

"Oliver Moder" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.individual.net...

Hi, Ack...Biosedimente wachsen nur Millimeter/Jahr, bestenfalls.

Oder sammeln sich am Rande starker Strömungen, an Meerengen oder unter Schelfrändern.

Das ist meist kein Problem...Du suchst schließlich ein Ding, das Du speziell dafür gebaut hast, es u.U. auch wiederzufinden. Dazu nimmt man Magnetometer etwa...und für die letzten Meter einen Schlepphaken.

Auch da nimmt man einen Greifer, der oberhalb des Bodens schwebt oder über den Boden "rollt", und auf einen Hakenzug hin das damit erwischte Kabel ergreift. Den Vorgang wiederholt man mehrmals, bis man eine Stelle fand, an der "es geht." Danach wird gekurbelt.

Je nach Tiefe geht das manchmal innerhalb Stunden, sobald man das Kabel hat. Leider liegen inzwischen mancherorts etliche Kabel, auch alte und defekte, etwa vor Alexandria. Da dauert die Suche nach einer geeigneten Hebestelle länger als die nach dem Kabel selbst. U.U. muß man erst andere Kabel verlegen oder umlegen... Schwierig ist das Ausgleichen des Zuges bei starkem Seegang und bei böigem Wind. Je größer das Schiff und je besser dessen Maschine, desto leichter geht das, aber soein Schiff wird eben auch teurer im Unterhalt. Weshalb sich die "effizienteste Kabelreparaturschiffsbaugröße" noch nicht etabliert hat. Bislang sind das Kabelverleger, die sozusagen Mehrzweck fahren, und daher bei liegender Reparatur auf gutes Wetter angewiesen sind.

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gUnther nanonüm

Ralf Teschenbaum schrieb:

Hallo,

egal wie man die Kraft zum Heben erzeugt, sie darf nicht nur an einer Stelle am Kabel angreifen sonst wird dort die maximale Zugbelastung des Kabels überschritten. Schwimmkörper helfen da nicht weiter solange man nicht die Kraft auf mehrere Stellen des Kabels so verteilt das nirgends die Maximalkraft überschritten wird.

Bye

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Uwe Hercksen

Ralf . K u s m i e r z schrieb:

Hallo,

Um beim Hochholen des Kabels für die Reparatur die Greifer am Kabel anzubringen müsste man schon mit mehreren RUVs arbeiten, ein erheblicher Kostenfaktor. Ein einziger Kabelgreifer mit ganz wenig Intelligenz und Überwachung ist da schon erheblich günstiger.

Bye

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Uwe Hercksen

Ralf . K u s m i e r z schrieb:

Hallo,

wenn man sich hier

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Tiefenkarte des Mittelmeers anschaut, dann findet man dort leicht einige Trassen die kürzer sind und nicht durch die tiefen Becken führen, bei Gibraltar und an Sizilien vorbei.

Bye

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Uwe Hercksen

"Uwe Hercksen" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.dfncis.de...

Hi, ganz einfach, Du hebst eine "Schlaufe" vom Boden hoch, setzt dann einen weiteren Zughalter und einen Abstandshalter daneben, hebst an, und so weiter, bis Du etwa ein Drittel der Entfernung zur Oberfläche "im Griff" hast. Dann vorsichtig die Schlaufe hochziehen, jeder Greifer zieht und stützt das Kabel gegen Knicken...man braucht wohl genug Lose dazu. Das lassen die Kabelverleger meist absichtlich drin, um eine Spannung zu verhindern und auch bei "Ankermitnahmen" nicht jeden Zug gleich zum Riß zu bringen. Wie es letztens vor Ägypten war, die Ankerlieger im flachen Grund haben zuviel gepflügt.

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gUnther nanonüm

gUnther nanonüm schrieb:

Hallo,

so einfach wohl auch wieder nicht, das gezielte Ansetzen der Zughalter und Abstandshalter an den richtigen Stellen wird einigen Aufwand unter Wasser benötigen. Dazu noch an der Wasseroberfläche für jedes Zugseil entsprechende Winden mit Seegangsfolgeeinrichtung damit nicht alles unter Wasser im Takt der Wellen hüpft.

Bye

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Uwe Hercksen

"Uwe Hercksen" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.dfncis.de...

Hi, es dauert etwas, ja, aber das geht halbautomatisch. Wenns nicht klappt, versucht man es einfach nochmal.

Das ist bei den bei Reparaturen eher kleinen Schiffchen und dem Kabelgewicht nicht soo tragisch, das Boot setzt eben tiefer ein .-) die Seile sind auch alles andere als starr. Nur bei heiklen Kabeln oder Orten, etwa nahe militärischer Installationen wird mit Kamerahilfe erstmal observiert. Und gemeldet...

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gUnther nanonüm

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