X-No-Archive: Yes
begin Text
Moin!
Ich habe ich gerade mal mit fast null Ahnung daran gemacht, mich über Motoröl schlauer zu machen. Dabei bin ich auf folgenden interessanten Link (und noch einiges andere) gestoßen: .
Kurzfassung: Vergiß die API-Spezifikationen für Mehrbereichsöle! Die Zahl vor dem "W" gibt die Kaltviskosität an - sie ist dafür maßgeblich, ob das Öl bei kaltem Motor überhaupt noch von alleine in die Ölpumpe fließt und gefördert werden kann, weiter hat sie keine Bedeutung. Die dahinter ist ähnlich unwichtig - sie ist ein Maß für die Viskosität bei etwa 100 °C - das sind zwar Temperaturen, wie sie im Sumpf auftreten können, aber da, wo es "richtig zur Sache geht", nämlich an den Zylinderlaufflächen und im Kopfbereich, treten Temperaturen bis zu 350 °C auf, dabei ist das Öl dünnflüssig wie Wasser, und *da* muß es zeigen, was es kann.
Was muß es denn können? Hauptsächlich natürlich: Schmieren! (Daneben auch kühlen, also Wärme aufnehmen.) Und das muß es langzeitstabil können, es darf sich chemisch nicht sehr verändern, muß einen hohen pH-Wert behalten, um Korrosion zu vermeiden, soll Asche, Kohle und Schwebstoffe sowie Späne in der Schwebe halten, keinen Ölschlamm bilden und darf vor allem die Reibflächen nicht angreifen. Brauchbare Notlaufeigenschaften wären ebenfalls nicht unerwünscht, und an den organischen Materialien (Dichtungen, Simmerringe) darf es sich auch nicht vergreifen.
Kann man Billigöl lange fahren, wenn man regelmäßig das Ölfilter wechseln? Nein, kann man nicht: Ein Ölfilter ist kein Feinstoffilter, es fischt nur relativ "grobkörnige" Verunreinigungen aus dem Ölkreislauf, aber auf die Dauer leiden die Additive, und die Zusammensetzung des Grundöls verändert sich durch unkontrolliertes "Cracken" (oder auch Polymerisation?) nachteilig.
Der Autor empfiehlt "sauteure" Synthetiköle mit der - einleuchtenden - Begründung, das käme dem Motorverschleiß zugute, ferner sinkt der Kraftstoffverbrauch durch verringerte innere Reibung im Motor um wenige Prozent, außerdem würde die höhere Dauerstandfestigkeit des Öls und das dadurch verlängerte Ölwechselintervall die Mehrkosten relativieren.
Es wird noch auf die Befürchtung, der Ölverbrauch würde zunehmen, weil die Additive des Synthetiköls "abdichtende" Ölkohle auflösen, eingegangen: Alles Unsinn! Dreck jeder Art hat keine konstruktive Funktion, der gehört raus aus dem Motor!
Soweit einiges an einleuchtenden Argumenten - weitere Links: , .
Und warum will ich das wissen? Weil ich gerne einem "Oldtimer" etwas Gutes tun will: Es handelt sich um einen Käfer-Motor vor 1960 mit 30 PS, derzeitiges Aussehen des Öls: Unerfreulich, unverkennbare Ähnlichkeit mit Teerklümpchen -> raus damit!
Und dann? Erster Gedanke: In den Käfermotor gehört Öl, und das heißt: irgendwelches (Käfer nimmt alles), billig ist völlig ok.
Zweiter Gedanke: Was von den o. a. Erwägungen sollte denn für den Käfermotor nicht zutreffen? Nun gut: Da gibt es schon Unterschiede. Erst einmal ist er "luftgekühlt", was heißt: Die Kühlung ist ziemlich ungleichmäßig, es treten relativ große Temperaturunterschiede innerhalb des Gehäuses auf, was zu Dichtheitsproblemen führt: Käfermotoren "lecken" meistens, ferner "verbrauchen" sie Öl (wandert durch den Auspuff), und es "bläst" auch einiges aus den Zylindern ins Kurbelgehäuse. Realistischerweise gab der Hersteller einen zulässigen Ölverbrauch von bis zu einem Liter pro tausend Kilometer an (bei 2,5 l Füllmenge), ein Ölfilter wurde erst gar nicht vorgesehen, dafür wurde ein Ölwechselintervall von 2.500 km vorgeschrieben.
Was tun? Kann man durch hochwertigere Öle das Wechselintervall verlängern? Oder reicht "Baumarktöl"? Schreiben kann man viel, das Internet ist auch geduldig. Also habe ich die "renommierten" Hersteller (Castrol, Mobil, LM) angeschrieben und um Ratschläge gebeten. Und das Ergebnis ist der Grund für dieses Posting: Einfach zum Heulen - drei "Experten", vier Meinungen, alle vollkommen konträr, z. B. "ein solcher Motor verträgt kein Mehrbereichsöl, den darf man nur mit unlegierten Einbereichsölen schmieren" oder "auf keinen Fall hochadditivierte Öle, davon geht der Motor kaputt, billigstes Öl verwenden, denn sonst bleiben die Schmutzstoffe in der Schwebe und lagern sich nicht als Ölschlamm ab" usw.
Meine Idee wäre eigentlich, zunächst mal den Motor warmzufahren und einen Ölwechsel mit Billigöl zum Spülen zu machen, anschließend LM-Motorclean anzuwenden (Reinigungsmittel - kurz vor dem Ölwechsel ins warme Öl geben, den Motor eine Viertelstunde lang damit im Leerlauf laufen lassen, anschließend Öl ablassen), um mal den ganzen Dreck rauszukriegen, und in die nächste Ölfüllung einmalig LM-Motorprotect rein, und dann ggf. "bessere" Öle wie Mobil-1-0W-40 verwenden und das Ölwechselintervall ruhig auf 10.000 km verlängern.
(Der LM-Berater hatte übrigens Angst und riet mir von "Motorclean" ab und empfahl stattdessen "Ölschlammspülung" (wird 300 km vor dem Ölwechsel dem Öl zugegeben), ferner riet auch er zu Billigöl und empfahl die regelmäßige Zugabe von "Öladditiv" (LM-Produkt mit Festschmierstoffzusatz, von dem "Sterndocktor" strikt abrät, weil es sich im Gegensatz zum öllöslichen "Motorprotect" überall anlagert), weil es "bewährt" sei und auch eine Werksfreigabe von anno Tobac habe.)
Und nun frage ich mich, was denn nun wirklich sinnvoll ist. Ich gehe doch wohl richtig in der Annahme, daß trotz des Leichtmetallgehäuses alle "wesentlichen", also druck- und reibungsbelasteten Teile im Käfermotor aus Stahl sind und die Gesichtspunkte, die früher für das knappe Ölwechselintervall sprachen, bei moderneren Ölen schlicht überholt sind. Was also könnte ein "Hammermittel" wie Motorclean denn für negative Folgen haben? Gehen evtl. Dichtungen kaputt, "suppt" das Öl dann gar in die Kupplung?
(Der übergeordnete Gesichtspunkt ist natürlich, daß an Oldtimern nichts kaputtgehen darf, weil es keine Werksunterstützung (Ersatzteilversorgung) mehr gibt und jede Reparatur unverhältnismäßig teuer würde - der wirtschaftliche Betrieb steht demgegenüber im Hintergrund. Der (Original-)Motor hat übrigens eine Laufleistung von
100.000 km und schnurrt wie ein Kätzchen - er leckt zwar etwas, aber der Ölverbrauch ist nicht hoch.)Meinungen, Vorschläge?
Gruß aus Bremen Ralf