Hallo NG,
Man hört immer wieder, dass über Softwarepatente heftig diskutiert
wird. Wollte mal höhren, ob es berechtigte Gründe für Softwarpatente
gibt. Nach gründlichem Überlegen, bin ich zu der Auffassung gekommen,
dass Softwarepatente keinen Sinn machen, weder aus Sicht der
Programmierer noch der der Anwender. Aber ich kann mir auch vorstellen,
dass es Gründe für ein Softwarepatent geben muss, sonst wäre ja die
ganze Diskussion zwecklos.
MfG
Mark
Ja ok, die hätten was davon.:-(
Um die Jungs etwas zu entlasten mache ich als Elektrotechniker dieses
Semester auch Patentrecht.:-) Deswegen auch die Frage.
Mark
Das wird dir recht wenig nutzen, da Patentrecherchen nur Patentanwälte
durchführen dürfen. Das kostet aber Geld. besser: Patentanwalt
studieren ;-).
gruß
Manfred
--
Wer glaubt, das Zitronenfalter Zitronen falten,
der glaubt auch das Projektleiter Projekte leiten.
Das ist eine sehr überraschende Information. Dazu kannst Du doch sicher
auch eine Quelle oder eine einschlägige Rechtsnorm angeben, oder?
Gruß, Ralf.
Wovon man keine Ahnung hat, sollte man auch nichts tippen.
und noch einmal.
Mach Dich doch mal schlau: Patente kannst Du selbstverständlich auch übers
Internet recherchieren, so Du das wirklich machen willst. Manchmal muss man
das sogar dann selbst tun, wenn man einen Patentanwalt beschäftigt :-(
Wenn Du Patentanwalt werden willst, dann wirst Du keine Hochschule finden,
bei der Du Dich einschreiben kannst. Das ist ein Ausbildungsberuf, der
allerdings ein natur- oder ingenieurwissenschaftliches Studium und 2 (oder
3?) Jahre Berufspraxis in diesem Job voraussetzt.
Marte
Nach meinen bisherigen Informationen haben Softwarepatente durchaus
Vorteile gegenüber dem bisherigen urheberrechtlichen Schutz:
1. Klar begrenzte Laufzeit, max. 20 Jahre. Das GIF-Patent ist
beispielsweise seit ein paar Jahren abgelaufen
2. Die Idee muss in der Patentschrift offengelegt werden
Nach dem Urheberrecht dagegen muss man erst einmal den Tod des
Urhebers und dann noch einmal 70 Jahre warten - wie will man aber
herausfinden, wer die Programmierer eines bestimmten Programmoduls
von Oracle, Microsoft oder SAP waren?
Nach meinem Kentnissstand beinhaltet das Softwarepatent vor allem
eine Gefahr: Man kann auch Schnittstellen patentieren, einen Konverter
für ein neues Word-Dateiformat ließe sich damit von MS verhindern.
Gruß, Ralf.
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Ralf Pfeifer schrieb:
IANAL, aber das bezweifle ich: Ein Patentschutz kann nur *bestimmte**existierende* Schnittstellen unter Schutz stellen - wer eine neue
entwickelt, hat an ihr die Rechte. Beispielsweise verboten die
GIF-Patente lediglich die *Erzeugung* von GIF-Files - das Lesen und
Konvertieren in andere Formate war stets erlaubt und zudem dadurch
erleichtert, daß das GIF-Format veröffentlicht war.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Wenn sie existieren, sind sie nicht mehr neu («solutes Hindernis für die
Erteilung) und damit nicht mehr patentierbar.
Ich verstehe Dich so, dass Du meinst, dass dies bereits über das
Urheberrecht geschehen würde - aber ich kann mir kaum vorstellen, dass eine
Schnittstelle durch das Urheberrecht schützbar wäre. Das beschreibende
Dokument: Ja. Aber die Verwendung des Dokumentes, um eine Schnittstelle zu
programmieren. Nein. Das wäre so, als ob man mit dem Bild eines besonderen
Gegenstandes auch das Urheberrecht am Gegenstand sichern könnte.
> Beispielsweise verboten die
Soweit ich die Angelegenheit kenne, haben die Erfinder des LZW-Verfahrens
ihr Patent verkauft. Dieses Verfahren liegt auch der Kompression im
GIF-Format zu Grunde. Es hat also nichts mit dem eigentlichen Bildformat und
seiner Konvertierung zu tun, sondern mit der darin verwendeten Kompression:
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Ralf Pfeifer schrieb:
"Existieren" heißt idS natürlich, daß sie rechtzeitig zum Patent
angemeldet wurden - wer etwas schützen lassen will, muß schon genau
sagen, was. (Immer noch IANAL.)
Nein, das meine ich natürlich nicht: Auch Neuentwicklungen müssen
durch das Patentverfahren.
Klar. Es ging nur darum, daß Du behauptet hattest: "Man kann auch
Schnittstellen patentieren, einen Konverter für ein neues
Word-Dateiformat ließe sich damit von MS verhindern." Das hieße
übersetzt: Wenn M$ Autos bauen würde und sie mit (neuerfundenen)
Ottomotoren antriebe, dann würden die Patente auf diese Autos Dir
verbieten, einen Dieselmotor zu erfinden und zu vermarkten - das ist
natürlich Unsinn, Patente wirken nur bzgl. positiv formulierter
Ansprüche, für die die Neuheitsanforderung sowie die Erfindungshöhe
gilt - wenn jemand zu seinem Otto Kurbelwellen patentieren lassen
will, um damit evtl. noch zu erfindende Diesel zu verhindern, fällt er
damit auf die Nase: Wenn es vorher schon Kurbelwellen in
Dampfmaschinen gab, wird das Patent nicht erteilt. (Wohl aber könnte
der Motorbauer sich ein Verfahrenspatent für ein spezielles Honen der
Zylinderlaufbahnen sichern, dann hätte der Dieselerfinder in spe ggf.
diesbezüglich ein Problem und müßte sich ein anderes
Fertigungsverfahren einfallen lassen.)
Ok, falls die LZW-Kompression die einzige Möglichkaeit war,
GIF-Dateien zu erzeugen, hätte das faktisch das Verbot von deren
Erzeugung bedeutet. Aber eine Schnittstelle zum Entpacken wäre ggf.
nicht betroffen gewesen - bei letzterer Aussage bin ich mir allerdings
nicht so ganz sicher.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Das wäre ja das Problem bei den Softwarepatenten - soweit ich es
verstanden habe:
Eine Firma, nennen wir sie KleinWeich, liefert ein sehr verbreitetes
Betriebssystem mit einem Mediaplayer aus. Nun legt sie die Schnittstellen
nicht offen, die EU ist sauer, spricht von Wettbewerbsverhinderung und
schickt eine Rechnung über 430 MegaEuro und verlangt obendrauf noch die
Veröffentlichung der Information.
Mit Softwarepatent geht Kleinweich hin, bringt die neue Version ihres
Mediaplayers heraus, hat aber vorher die Dateiformate (=Schnittstellen)
geändert (alles ganz neu) und patentiert. Jeder kann die Definition
nachlesen aber keiner darf sie ohne Lizenz verwenden.
Sehr Problematisch sehe ich das vor allem bei unternehmenskritischen
Anwendungen: Wenn ich SAP oder Navision (Microsoft), Pro/E, Catia,
Oracle, Autodesk .... einsetze und von den Systemen weg will, bin ich
darauf angewiesen, dass ich meine Unternehmensdaten aus meinem System
herausbekomme.
Wenn der Software-Hersteller aber auf einem Patent sitzt und die
Schnittstelle nur von den eigenen Produkten zur Datenübernahme
genutzt wird (weil der Hersteller anderes nicht unterstützen mag)
habe ich ein Problem.
Und sein wir mal ehrlich: Welchen großen Softwarehersteller halten wir
für so seriös, dass wir uns über dieses Thema keine Gedanken machen
wollen?
Gruß, Ralf
Hallo zusammen,
so kann man nur argumentieren, wenn man selbst nicht programmiert. Wenn ich
z.B. igendein Modul programmieren möchte, so hat das dann zur Folge, das ich
erst einen Patentanwalt konsultieren muss, der eine Rechereche anstellt, ob
das was ich vorhabe, nicht schon programmiert ist. Wenn ja, dann habe ich
entweder schlechte Karten und muss für diese Sequenz eine Lizenz des
Urhebers beantratagen (kostet Geld, sowohl beim Anwalt als auch beim
Patentinhaber), wenn nein dann nur Kosten für die Rechereche. Das tut
kleinen Programmieren doch sehr weh. Freewareprogramme und Open Source
werden dann sterben. Es gibt dann nur noch Software, die teuer bezahlt
werden muss.
So siehts mit den Patenten aus. Gewinner sind zudem nur die Anwälte.
Gruß
Manfred
--
Wer glaubt, das Zitronenfalter Zitronen falten,
der glaubt auch das Projektleiter Projekte leiten.
Warum meinst Du, dass der von Dir postulierte Zusammenhang a) grundsätzlich
besteht und b) auch hier als zutreffend anzunehmen wäre?
> Wenn ich
Ich fürchte, dass es mit dem urheberrechtlichen Schutz nicht anders
aussieht. Wenn Dein Programm zufälligerweise einem anderen entspricht
und eine gewisse Schöpfungshöhe erreicht wurde, bist Du ebenfalls in
einer blöden = teuren Situation.
Was den Programmierer bisher immer gut geschützt hat, ist der Compiler,
der den Code in viel 'Watte' verpackt und mit eigenen Optimierungen und
Funktionen anreichert.
Wenn man fertig compilierte Programme vergleichbar leicht wie Quellcode
analysieren könnte, würden Prozesse viel häufiger angestrengt.
Gruß, Ralf.
AFAIK werden durch das Urheberrecht und Patente völlig verschiedene
Dinge geschützt.
Beim Urheberrecht wird die Ausführung, nicht die Idee geschützt. Im
Patent wird die Idee geschützt.
Irgend wie mutet die ganze Diskussion pro Softwarepatente wie ein
Kindergarten an: alle kleineren Softwareschmieden sehen sich in ihrer
Existenz gefährdet, und alle großen Softwarehersteller sehen sich als
Gewinner, auch gegenüber den anderen großen. Letztendlich werden
SW-Patente deshalb wahre "Häuserkämpfe" (zwischen den großen) entfachen,
bei denen nur einer gewinnen kann: die Juristen!
Dass durchaus Gesetze (bzw. deren Umsetzung) die KMUs an den Rand des
Ruins treiben können, sieht man am ElektroG. Das ist ein
Schildbürgerstreich und ein Bürokratiemonster, wie ich es schlimmer noch
nicht erlebt habe. Man kann sich glücklich schätzen, davon nicht
betroffen zu sein. Unglaublich wie derart perverse Regelungen die
gesetzgebenden Instanzen unbeschadet passieren können ;-)
[...]
Offenlegung birgt aber die Gefahr, dass jemand kommt und daran
weiterentwickelt, um dann wiederum darauf ein Patent anzumelden usw..
Das geht ja bei Software ziemlich schnell. Und wer soll das
entscheiden, was einfach nur geklaut und aufgepeppt ist oder wirklich
weiterentwickelt?
Dann würden wir heute ja erst an die alten Lochstreifen herankommen.:-)
Schrecklich, der Gedanke.
Mark
ja genau! 20 Jahre Laufzeit für Softwarepatente halte ich für das
Minimum. Im Ernst: Du musst zugeben, das ist ein aberwitzig lange Zeit
in der IT.
Wem nützt das?
[...]
Ich sehe die große Gefahr (und das zeichnet sich ja bereits jetzt ab),
dass jedwede Entwicklungstätigkeit patentiert werden wird. Die
Auswirkungen kannst Du Dir sicher ausmalen.
Das allergrößte Problem ist wieder einmal die Lobby um das Thema, die
jede sachliche/pragmatische Analyse und Diskussion im Keim erstickt -
wie so vieles.
Außerdem: Nenne mir einen Vorteil von Softwarepatenten.
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