Hallo,
Ihr dürft in Verwunderung versinken: ich habe mir einen Flieger mit
Verbrechermotor gekauft. Nicht "für", sondern "mit". Und sogar deswegen!
Es ist ein Simprop Motorspatz, ich habe an diesen Flieger nicht
unerhebliche persönliche Bindungen im Maßstab 1:1. Soweit so gut. Er lag
bei einem Freund seit Jahren (Jahrzehnten?) auf dem Dach, war früher
viel geflogen worden und so sah der Motor, ein 3.5er OS-Viertakter, dann
auch aus. Also habe ich erstmal die Motorhaube drumherum abgeschält, ist
nix für's tägliche und drum sieht man den Schlonz drunter nicht.
Ausgebaut, die Pfoten dabei x-mal gewaschen, in die FAQ geschaut für
genaue Instruktionen, wie lange man den mit welcher Konzentration
auskochen muß, dann leicht zerlegt im Topf versenkt, gelegentlich umgerührt.
Es ist /aller/ Dreck weggegangen, egal wie fest der angebacken und
-brannt war. Fein!
Aber ... die Gußteile sind dunkel angelaufen. Vieles ging mit einer
schlichten Nagelbürste wieder weg, aber hell wurde er nicht mehr. Die
Alu-Knetlegierungsteile wie Auspuff und Propmitnehmer blieben (= wurden
erst ;-) hell. Welcher Legierungsbestandteil ist dafür zuständig? Ich
kenne diesen Efekt vom Backofenspray, auch sehr wirkungsvoll. Ich habe
die Lauge mit starkem Waschmittel ("entfernt auch stärksten Schmutz bei
95°") und hoher Konzentration angesetzt, da stand was von 40ccm auf 10l,
ich habe einen Schwupps auf meinen kleinen Topf genommen, waren bestimmt
5..10ccm auf einen halben oder dreiviertel Liter. Kann das ein Grund
gewesen sein? Ist nicht wirklich schlimm, läuft auch so und ist nicht
soo sehr auffällig, fiel halt nur auf.
Weiterhin scheinen an diesem Motor die Erkenntnisse schon von Ricardo
relativ spurlos vorübergegangen zu sein, der ist im Entwicklungsstand
von schätzungsweise bei der Weltwirtschaftskrise: die zwei Ventile
hängen, aber parallel, sie sind gekapselt, die NW ist unten, der Kopf
ist aus Alu, nennenswert Strömungslehre wurde dem Ingenere aber nicht in
die Wiege gelegt, auch kein Entgrater für den Ansaugkanal. Dafür ist er
schön leise, ist ja logisch, leistet ja auch nix, dann muß er auch nicht
schnaufen. Als Vergleich: zu der Zeit entwickelte Rudge seinen
Radial-Vierventiler und Norton gewann mit einem Zweiventiler wegen
dessen überlegener Leistung durch gekonnte Gasschwingungsabstimmung, was
bislang ungeahnte Vergaserquerschnitte ermöglichte.
Seine Vorteile: er sieht hübsch aus (aber nicht vorbildnah), er hört
sich hübsch und vorbildnah an, er war billig (ein anderer als ich hätte
den Flieger von Hubert wohl kaum bekommen und woandershin darf ich ihn
auch nur mit seiner Erlaubnis weggeben). Er ist gut drosselbar, logisch
bei der Leistung, und dann noch leiser. Ein schmaler Ersatz für den
Seilzugstarter beim manntragenden bzw. den Elektroantrieb. Aber mal
ernst: wer will schon einen Elektroantrieb im Motorspatz? Mein
gleichschwerer (und übriger) Flyware ist zwar geringfügig leichter, hat
aber die vier- bis fünffache Leistung, aber der Prop ist dann vieel zu
groß und müßte eine festgedrehte Klapplatte sein, daß er nicht bei der
Landung abbricht, eine Klapplatte zerhackt mir beim Anlauf die
Kabinenhaube und ein überaus zügig senkrecht startender Oldtimer-Moses
sieht doch irgendwie dusselig aus. Und soo doll wird die Segelleistung
nicht sein, daß man in 400m Höhe noch 'ne Stunde kreisen möchte.
Was für eine Kerze gehört in den Motor eigentlich rein, die
reingeschraubte hat keine Beschriftung und Hubert wußte auch nicht mehr,
ob die nur die Fliegen aus dem Brennraum raushalten sollte, oder ob das
die war, mit der er geflogen war. Wie ist die Grundeinstellung der
Düsennadel? Denn die mußte ich rauswürgen, um die Motorhaube
abzubekommen, ein Fühlen war da im Riziniusschlamm nicht mehr möglich.
servus,
Patrick
- posted vor 17 Jahren