Re: "Bus"

Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.alt.folklore.computer,de.sci.ing.elektrotechnik

[Wegen des Crossposts am Anfang viel Zitate, jedoch mit Kürzungen. Es geht darum, ob das Wort »Bus« >Am Wed, 04 Apr 2012 19:06:58 +0200 schrieb Roland Franzius:
>Am 04.04.2012 18:41, schrieb Stefan Ram: >>>Mart>>>>Leute zu fragen, was das "S" in der Allerweltsabk. "USB" bedeutet. Auch >>>>dürfte nur die Minderheit erklären können, was in der Elektronik ein >>>>"Bus" ist. Vielleicht kann ich das auch nicht? Ich wundere mich in >>>>Fachtexten jedenfalls immer wieder über diesen Begriff. >>> >>> »Frühere Busse waren tatsächlich nur parallele >>> Stromschienen mit mehreren Anschlüssen. Aus dieser Zeit >>> (ab 1898) stammen die Bezeichnungen "omnibus bar" und >>> abgekürzt "bus bar" für solche Sammelschienen (power rail).« >>> >>> Wikipädie >>> >>> »omnibus« = lat. »für alle« (»omnis« = alle) >>> »omnibus« = lat. Dativ Plural von »omnis« (alle) >>> >>> »an "omnibus bar," which became "bus bar," and just >>> "bus" as early as 1930« >>> >>> everything2 >>> >>> Das »für alle« spezifiziert den »bar« (A solid, more or less >>> rigid object with a uniform cross-section smaller than its >>> length) als »Balken für alle«. Damit war entweder ein Balken >>> gemeint, der alle zusammengehörigen Leitungen aufnehmen >>> sollte (»Sammelschiene«), oder die Gesamtheit dieser >>> Leitungen selber. Im zweiten Fall müßte man etwas freier >>> interpretieren »Balken aller (zusammengehöriger) Leitungen«. >>> Heute bedeutet das Wort die Gesamtheit zusammengehöriger >>> Leitungen. >> >>> Unser »Bus« ist also ursprünglich eine Dativ-Plural-Endung. >>Liegt aber völlig daneben. Als das Buskonzept für Computer aufkam, also >>Adress- und Datenleitungen auf eine Platine zu ätzen und die Computer- >>Speicher- und IO-platinen darauf aufzustecken und über eine Wähllogik zu >>betreiben, war die Idee die des Busverkehrs in einer Großstadt wie New >>York oder Tokio. >Daneben aber nur hinsichtlich des Omnibus bar

Wenn es so wäre, wie Roland es sich zusammenphantasiert, dann würde man in der Mikroprozessortechnik von Bussen sprechen, /die auf den Verbindungen unterwegs sind/.

Man spricht aber immer nur von den Information, Daten, Adresse oder Bits, /die auf den Bussen unterwegs sind/.

In allen Quellen finde ich auch nur Belege für die von mir gegebene Erklärung:

»In Figure 6-1 and Figure 6-2 there are wide signal paths connecting the functional units in the diagrams. Each of these contains multiple wires connecting between units. Each is called a "bus" because it represents more than one wire making the interconnections between units.«

Analog and Digital Circuits for Electronic Control System Applications Using the TI MSP430 Microcontroller; Jerry Luecke; Elsevier; 2005

»Bus means group of lines on which bits appear in parallel at a time.«

Microprocessors Interfacing And Applications; Renu Singh; 2006

»The word bus refers to one or more wires that is a common path to and from various components in the computer«

Understanding automotive electronics; William B. Ribbens, Norman P. Mansour - 2003

»bus (...)

a major path along which signals are transferred from one part of a computer system to another

(...) 1946 Ann. Computation Lab. Harvard Univ. I. 12 All units in the machine are connected to the central distribution buss over which numbers are transferred from one unit to another with the aid of timed electrical impulses.«

Oxford English Dictionary

Newsgroups: de.etc.sprache.deutsch,de.alt.folklore.computer,de.sci.ing.elektrotechnik

Reply to
Stefan Ram
Loading thread data ...

Am 05.04.2012 04:01, schrieb Stefan Ram:

de.etc.sprache.deutsch,de.alt.folklore.computer,de.sci.ing.elektrotechnik

Du darfst mir abnehmen, dass ich in jeder Phase der Entwicklung seit der Z22 1963 dabei war. Deine Informationen beruhen hingegen nicht einmal auf korrekter Quelleninterpretation, geschweige persönlicher Hardwareerfahrung.

Eher nicht beim USB.

de.etc.sprache.deutsch,de.alt.folklore.computer,de.sci.ing.elektrotechnik

Oben liegt noch ein Sonderheft einer damals führenden hiesigen Zeitschrift über die Einführung Bustechnologie bei Mikroprozessoren Ende der 1970er, als man hierzulande den Anschluss zu verlieren begann.

Aber bei der Selbstverständlichkeit des Themas lohnt sich nicht einmal das Treppensteigen.

Hast du da ein Bus-Problem, wenn du in den angegebenen Quellen nur deine Meinung zu sehen imstande bist? Liegt es möglicherweise an der Dekodierung der Adressierung?

Natürlich ist im Englischen nie auszuschließen, dass die verschiedenen Beteiligten an einem Entwicklungskonzept sich unter einer Bezeichnung was ganz verschiedenes vorstellen.

Also könnten zB in meiner Phantasie unter den Entwicklern des VME-Busses von Motorola und Philips damals einige Stromversorger und Platinenätzer unter Bus eine Platinenlösung des hergebrachten Stromschinenkonzepts verstanden haben, denen man das Verständnis der gemeinsamen Leitung empfängeradressierter Datenpakete aus Rechteckimpulsen nicht mehr einätzen konnte. Der Zusammenbruch des klassischen Berufsbildes "Feinelektroniker" erfolgte in jenen Jahren, so wie vor 10 Jahren der des KFZ-Mechanikers.

Andererseits spricht die ideologische Fundamentaltrennung zwischen den Gruppen Leistungselektrik und intelligente Schaltelektronik dagegen, dass erstere überhaupt an der Namenswahl "bus" beteiligt waren.

Reply to
Roland Franzius

Tatsächlich gibt es noch eine andere Möglichkeit:

Das »omnis« kann sich auch darauf beziehen, daß alle an einem Bus angeschlossenen Geräte dieselben Signale sehen: Also »dieselben Signale /für alle/«.

Das geht auch schon aus dem obigen Zitat hervor (»mit /mehreren/ Anschlüssen«).

(»Electronic buses are shared pathways, in which all devices receive the same signals.«)

Das erlaubt es dann auch bei nur einer Datenleitung von einem »Bus« zu sprechen. (Wiewohl USB vermutlich neben einer Datenleitung noch Steuerleitungen besitzt.)

»the 4004, with its need to keep pin count down, used a single multiplexed 4-bit bus« (Wikipädie)

Das war 1971. Es gab nie Mikroprozessoren ohne Bus.

Reply to
Stefan Ram

Ja natürlich. Aber es gab lange auch keine Computer mit Mikroprozessoren, sondern entweder noch weitgehend diskret mit integrierten Gattern aufgebaute oder nur so Spielzeugs Labors aus Garagen, wo die Physiker je nach Humor Lach- oder Schreikrämpfe ob deren Fähigkeiten bekamen.

Reply to
Roland Franzius

....

Und der Intel 8048? ;-)

...

...

Sehr richtig. Die Firma Digital Equipment brachte 1970 den PDP8/E, aufgebaut mit TTL-ICs heraus. Der hatte einen mit Open-Collector-Treibern auf gebauten Prozessor-Bus. Und hiess wie? Na: Omnibus. Die PDP8s davor hatten noch keinen eigenen "Prozessorbus", weil die CPU wegen ungenügender Integrationsdichte noch auf zig-Platinen verteilt war. Solche Computer hatten aber z. B. schon I/O-Busse. D. h. alle Peripherie-Kontroller hingen an einem standardisiertem Sortiment dafür vorgesehener Leitungen.

Reply to
Klemens Krause

Steht Z f=FCr Zuse Konny? FR

Reply to
Florian Ritter

Am 05.04.12 04:01, schrieb Stefan Ram:

Man könnte das ja auch etwas weniger abschätzig sagen. Aber ich kann mir auch schwer vorstellen, dass die Idee des Autobus Verkehrs hinter dem Begriff steht (warum sollte es?). Was wären dann die anderen Verkehrsteilnehmer? Störungen? Wenn schon, wäre dann wohl der Zug die passendere Metapher gewesen. Wobei die auch nicht stimmt, bei einem Bus haben ja alle Leitungen dieselben Endpunkte, was weder beim Autobus, noch beim Zugverkehr so ist.

Die Bezeichnung serial bus wiederspricht irgendwie auch etwas meiner Vorstellung von einem Bus, aber andererseits gibt's da auch immer noch mehrere Leitungen und, wahrscheinlich wichtiger, eine parallele Verbindung (naja, bei USB zum Teil) wurde durch etwas neues, serielles ersetzt. Schlussendlich setzt sich dieser Trend ja überall fort, SATA, SAS, Thunderbolt, PCIe... die klassischen Busse werden immer seltener.

Reply to
Patrick Kormann

Natürlich, Zuse Z22, Computer auf Röhrenbasis im Wohnzimmerformat, einige kW Leistung, Assembler Freiburger Code, einlesbarer ALGOL60 Compiler, Lochstreifeneingabe, Fernschreiberausgabe.

Schaffte mühelos Primzahlzerlegungen bis 127 in weniger als 1 Minute, wenn ich mich richtig an die Übungsaufgaben erinnere.

Wenn ich mich richtig erinnere, hatte er 4 kB Kernspeicher.

Hier ist auch ein Photo:

formatting link

Reply to
Roland Franzius

?aufgebauten?. Wirklich. ?auf gebauten? ergibt höchstens bei IKEA einen Sinn: ?Auf gebauten Betten schläft es sich besser als auf verpackten?.

vG

Reply to
Volker Gringmuth

Misst man die Leistung von Computer nicht in Mips statt in kW?

Gruß Uwe

Reply to
Uwe Schickedanz

Am 05.04.12 19:51, schrieb Uwe Schickedanz:

Kommt drauf an welche Zahl beeindruckender ist ;)

Reply to
Patrick Kormann

Kommt darauf an, ob man sie zum Rechnen oder zum Heizen verwendet.

hp

Reply to
Peter J. Holzer

Oder MIPS/kW?

F'up-To: d.a.f.c

Reply to
Nils M Holm

Uwe Schickedanz meinte:

Damals wohl eher in Hektops, allenfalls Kilops. Meinetwegen auch in Millimips ...

Diedrich

Reply to
Diedrich Ehlerding

Am 05.04.2012 17:45 schrieb Patrick Kormann:

In der Zeit, als die Digitaltechnik noch ohne Mikroprozessoren auskam, benutzte man den Begriff "party line" für eine Verbindung, die von mehreren Schaltelementen abwechselnd genutzt wird. Der Begriff "bus" stand seinerzeit für die Stromschienen, wozu man heute eher "rail" sagen würde.

Da hast Du Deinen Zug...

Patrick

Reply to
Patrick Schaefer

Am 05.04.2012 23:50, schrieb Patrick Schaefer:

Die Stromschine hat in der Computerentwicklung nie eine Rolle gespielt.

Bei der IBM 360, der wohl ersten modularen, erweiterbaren Maschine zB, stand der Begriff "bus und tag" für das, was man heute noch als "harness", also Kabelbaum, im Fahrzeugbau und der Geräteelektronik kennt.

Im Unterschied zum Kabelbaum, der codierte Stecker benutzt und primär Versorgungsleitungen bündelt, sind "bus und tag" uniforme Kabel-Stecker-Baulemente, die Schaltung der Verbindung erfolgt durch logische Adressschalter an den Modulen. Das Bus-Kabel hält die Daten, das tag-Kabel ihren Bedeutungscode. Der ausführende Elektroniker muss nur wissen, welche Steckerpaare miteinander verbunden werden müssen, nicht mit welchen Kabeln.

Wenn man das Aufkommen dieser Begriffe untersucht, muss man dahin gehen, wo sie entstanden sind. Das sind die Zeichenstuben der theoretischen Elektroniker mit ihren riesigen Schaltplänen auf DIN A0 oder Endlosrolle. Dort wurde das Bussystem separat von den Modulen exakt so notiert, wie schon lange Eisenbahnlaufpläne oder dann typischerweise die Verkehrspläne der London Transport.

Mit dem Aufkommen der geschichteten Trägerplatinen sehen sie dann auch in natura identisch so aus wie damals auf dem Papier und heute auf den Großbildschirmen.

Reply to
Roland Franzius
[...]

Zumal SATA und SAS keine Busse, sondern P-t-P-Verbindungen sind.

Reply to
Marc Schlensog

Ein Onkel von mir hat mit Zuse an der TH Bln. studiert und beide waren in der gleichen Studentenverbindung - FR

Reply to
Florian Ritter

Einen meiner Kommilitonen, der übringens einmal innerhalb von fünf Minuten ebenso wie ich an der Cafeteria zwei Käsebrötchen erwarb und verzehrte, interessiert das ebensowenig wie den Rest der Welt --vG

Reply to
Volker Gringmuth

Ich dachte jetzt, sie wären mit v. Neumann, Diehl und dem kleinen Nixdorf im selben Bus gefahren.

Reply to
Roland Franzius

PolyTech Forum website is not affiliated with any of the manufacturers or service providers discussed here. All logos and trade names are the property of their respective owners.