Wie hoch ist eigentlich der momentane (Stand der Serientechnik)
Wirkungsgrad der Rekuperation?
Sprich wenn ich 10KWh brauche einen Berg hochzufahren, wie viel bekomme
ich (Sondereffekte, Reku reicht nicht man muß bremsen etc...mal
ausgenommen) wieder zurück?
Irgendwo habe ich mal von 5-10% gelesen. Das erscheint mir etwas "dünn".
Andererseits ist ja der Motor nicht als Erzeuger konzipiert sondern als
Verbraucher. Ich weiß nicht ob da große Differenzen in der Effizienz sind.
Die Möselschen 40% Rekuleistung wage ich aber mal in Frage zu stellen....
Hi,
ich kann Dir leider den Stand der Serientechnik nicht nennen, kann aber
allgemein was dazu sagen.
Der Wirkungsgrad des Motors ist im Generatorbetrieb ähnlich gut wie im
Motorbetrieb.
Die Motor-Leistungselektronik funktioniert in beide
Energieflussrichtungen mit ähnlichem Wirkungsgrad.
Der Schwachpunkt dürfte die Batterie sein.
Normalerweise kann/darf man Batterien nicht so schnell laden, wie man
sie entlädt. (Bei LiFePo scheint das aber inzwischen nicht mehr
unbedingt zu gelten).
So lange man also die Reku-Leistung deutlich unter der maximalen
E-Motorleistung hält, dürfte Reku-Wirkungsgrade deutlich über 60%
möglich sein, zumindest dann, wenn die Batterie noch ziemlich leer ist
und viel Energie aufnehmen kann.
Wenn man vereinfacht davon ausgeht, dass man die Batterie genausoschnell
laden darf, wie man sie entlädt, gilt folgendes:
Du darfst den Berg nicht schneller runterfahren, als Du ihn hochgefahren
bist.
Das Bremsen an der Ampel muss bei hohen Geschwindigkeiten viel langsamer
erfolgen als bei niedrigen. Du musst beim Bremsen eine Bremsleistung
einregeln, die die maximale Motorleistung nicht überschreitet. Das
dürfte der Hauptknackpunkt sei, was mit den üblichen Bremsgewohnheiten
kaum vereinbar ist.
Wenn Dein E-Fahrzeug von 90 auf 100km/h also 3 Sekunden braucht, musst
Du beim Runterbremsen von 100km/h auf 90km/h also auch 3 Sekunden
brauchen. Bremst Du stärker, müssen die herkömmlichen Bremsen aushelfen,
was den Reku-Wirkungsgrad drastisch reduziert.
Von 100 auf 90km/h in 3 Sekunden entspricht bei 1,5t Fahrzeuggewicht
übrigens ca. 37kW.
Fazit: Nur ein gnadenlos übermotorisiertes E-Fahrzeug kann im
Alltagsbetrieb mit durschnittlichen Fahrern einen guten
Rekuperationswirkungsgrad erreichen.
Michael
Am 12.09.2012 13:56, schrieb Georg Wieser:
1C ist mittlerweile wohl durchaus (auch unter Batterieschonungsaspekten
möglich)
Wieder was gelernt.
Das war mir völlig klar, daher schrieb ich extra Ohne Bremseffekte etc....
Das elektrofahrzeugübliche "gleiten" gewöhnt man sich sehr schnell an,
wobei ich das vorher vom Verbrenner auch schon kannte, denn das spart
jede Menge Sprit.
Es ist technisch kein Problem, Wirkungsgrade von Motorwelle bis
Batterieanschluss von über 90% hinzubekommen. Schon aus Kühlungsgründen
werden die Hersteller auf hohe Wirkungsgrade achten, da Kühlung häufig
teurer ist, als Komponenten mit höherem Wirkungsgrad zu verbauen.
Energie geht aber beim (Schnell)Laden der Batterien verloren.
Beispiel: Die Batterie dümpelt gerade bei 300V vor sich hin, muss aber
plötzlich 200A aufnehmen. Durch den Innenwiderstand steigt die
Batteriespannung bei der Rekuperation auf z.B. 350V.
Nach Abschluss des Bremsvorgangs sinkt die Batteriespannung wieder auf
z.B. 305V.
Jetzt gibt der Fahrer Gas und zieht 200A aus der Batterie raus. Deren
Spannung sinkt wegen dem Innenwiderstand auf 250V.
Man sieht: Lade und Entladestrom war gleich, die Ladungsmenge ist bei
gleicher Zeit also auch gleich. Nur beim Rekuperieren steckt man 350V x
200A = 70kW in die Batterie rein, bekommt aber beim Gasgeben bei
gleichem Strom nur 250V x 200A = 50kW raus.
Der Rest ist Verlust.
Je größer und dicker die Batterie ist, desto weniger Innenwiderstand hat
sie und desto besser werden die Rekuperationswirkungsgrade.
Michael
"ähnlich" ja - die Verluste i^2*R sind im Motor- und im Generatorbetrieb
gleich. Ob "gut", hängt vom Lastfall ab. Üblicherweise wird, wenn von
einem "guten Wirkungsgrad" gesprochen wird, allein auf den maximalen
Wirkungsgrad gezielt. Testfrage: wie groß ist der Wirkungsgrad eines
Elektroantriebs im Moment des Anfahrens? Dämmerts?
Die Verluste i^2*R, die man einmal wegdissipiert hat (übrigens auch im
Akku, weswegen die reine Ladungsbilanz auch nicht ganz die Wirklichkeit
wiedergibt), die kriegt man nicht rekuperiert.
V.
ahh..ja.. äh was? Kannst Du das bitte mal für mich nochmal machen. Ich
bemühe mich redlich, komme aber nicht hinter Deine Erklärungsversuche.
R-Widerstand I-Strom oder ist klein i was anderes?
Bitte um Erklärung für nicht Ingenieure. Danke.
Ich vermute, er meint folgendes:
I²*R ist die Verlustleistung in einem ohmschen Widerstand.
Jeder Motor hat einen ohmschen Widerstand, der macht Verluste, die
quadratisch vom Strom abhängig sind.
Ist der Strom doppelt so hoch, sind die Verluste 4mal so hoch.
Wenn man sich dann mal die Wirkungsgradkurve eines E-Motors/Generators
zusammen mit dieser Formel genauer anschaut dann merkt man folgendes:
Das Drehmoment eines Motors ist proportional zum Motorstrom, also
doppelter Motorstrom = doppeltes Drehmoment.
Die Drehzahl des Motors wird durch die Spannung, die man anlegt,
eingestellt, doppelte Spannung = doppelte Drehzahl. Das macht die
Elektronik mit PWM.
Bei niedriger Drehzahl und hohem Strom hat man also eine niedrige
Motorspannung. Der I²*R-Verlust des Motors hängt aber nur vom Motorstrom
ab. Daraus folgt, fährt man relativ langsam aber mit hohem Drehmoment,
ist der Wirkungsgrad des Motors sehr schlecht (z.B. den Berg hoch).
Der Wirkungsgrad des E-Motors ist also extrem vom Arbeitspunkt abhängig.
Hohe Ströme bei niedriger Geschwindigkeit (Spannung) führen zu einem
relativ schlechten Wirkungsgrad.
Wenn man das jetzt auf eine Berfahrt bezieht, kommt erstaunliches dabei
heraus:
Das Drehmoment, das man für eine konstante Steigung braucht, ist immer
gleich, egal wie schnell man fährt.
Fährt man einmal langsam den Berg hoch und einmal doppelt so schnell, so
braucht man, von der Beschleunigungsphase mal abgesehen, beide Male den
gleichen Strom, z.B. 200A. Die i²R Verluste sind also beide mal exakt
identisch, z.B. 1kW.
Bei doppelt so schneller Fahrt ist die Motordrehzahl und damit auch die
Motorspannung doppelt so hoch. Die Leistung ist deshalb auch doppelt so
hoch, die I²R-Verluste bleiben aber gleich, weil sich der Motorstrom
nicht ändert.
Wenn man also langsam den Berg hochfährt, hat der Motor bei langsamer
Fahrt beispielsweise 80% Wirkungsgrad, bei doppelt so schneller fahrt
aber 90%.
Jetzt kommt das Aber:
Dies Betrachtung gilt nur für den Motor. Die Verluste in Batterie und
Elektronik selbst steigen bei schnellerer Fahrt aber trotzdem an.
Außerdem: Batteriestrom ist nicht gleich Motorstrom.
In Wirklichkeit steigt der Wirkungsgrad bei schnellerer Bergauffahrt
also viel schwächer an, zumal ein höherer Luftwiderstand hinzukommt.
Ob sich die schnellere Fahrt dann wirklich rechnet, kommt extrem auf die
Auslegung des Fahrzeugs an.
nein, i ist der Strom. Ich habe immer die Notation aus der
Elektrotechnik im Kopf - dort ist "I" ein Gleichstrom. Wenn ein
allgemeiner, zeitabhängiger Strom gemeint ist, schreibt man oft "i".
Ich wollte nur vorsichtig darauf hinweisen, dass die pauschale
Aussage "Elektromotore haben einen sehr guten Wirkungsgrad" nicht
stimmt.
Und das hat durchaus Folgen für die Rekuperation: wenn man mit
konstanter Geschwindigkeit fährt, beschleunigt man auch nicht. Damit
sind die Motorverluste niedrig - aber: man bremst auch nicht, hat
also keine Energie, die man rekuperieren könnte. Und je mehr Energie
man rekuperieren wollte, um so mehr muss man "agil" fahren bzw.
"bürsten", also ständig beschleunigen und wieder abbremsen. Und dann
nimmt der Rekuperationswirkungsgrad ab, weil man gleichzeitig auch
hohe Ströme sowohl im Motor- als auch im Generatorbetrieb hat und
somit hohe Verluste hat. Mit der Fahrweise kann man sich also
aussuchen, ob man wenig mit gutem Wirkungsgrad oder viel mit
schlechtem Wirkungsgrad rekuperieren möchte. Das ist so ungefähr die
Wahl zwischen Pest und Cholera. Zusätzlich werden auch die
Reibungsverluste bei hohen Geschwindigkeiten höher.
Im Grunde kann man den Rekuperationswirkungsgrad nur an Hand eines
realistischen Beschleunigungs- bzw. Lastprofils (NEFZ?) sinnhaft
errechnen - wäre mal ein nettes Projekt. Vor allem macht eine
Bewertung oder ein Vergleich des Rekuperationswirkungsgrades ohne
Zugrundelegung eines standardisierten Lastprofils keinerlei Sinn.
Zum Szenario "Berg rauf, Berg runter" kann man eigentlich nur sagen
"Aha, dann wissen wir das." Der Erkenntnisgewinn ist exakt gleich
Null - so, als würden wir sagen "Im Eiscafe Venezia kostet die Kugel
Eis 90 ct." Wichtig wäre doch dazu: schmeckt das Eis? Ist das
billiger oder teurer als nebenan? Sind die Kugeln beim Venezia
größer oder kleiner als nebenan? Sieht die Bedienung vielleicht
sexier aus als nebenan? "Berg rauf, Berg runter" ist alles andere
als repräsentativ und dürfte von dem her (Gruß an Udo) eher zu
optimistische Ergebnisse liefern. Aber das ist ja bei einer
ergebnisorientierten Argumentation oft auch so gewollt: "Alle mal
hersehen - so toll ist unsere Rekuperation!" Blubb.
V.
Der Wirkungsgrad jeden Antriebs bei v=0 ist Null; nur Eingangsleistung, keine
Ausgangsleistung. Trivial, und unbedeutend dazu. Daher gibt man besser an,
wieviel Energie für die Beschleunigung auf 50 km/h oder dergleichen benötigt
wird.
Obiges ist ja auch Ärgerlich bei der Verwendung von Supercaps. Daher lässt
man an denen die Spannung nicht unter 1V oder so abfallen.
Am Tue, 18 Sep 2012 19:19:41 +0200 schrieb Roland Mösl:
Weil die sich dann plötzlich umkehren?
Lutz
--
Mit unseren Sensoren ist der Administrator informiert, bevor es Probleme im
Serverraum gibt: preiswerte Monitoring Hard- und Software-kostenloses Plugin
Entweder schlecht formuliert oder falsch.
Die Energie, die beim Bremsen in den Luft- und Rollwiderstand geht, ist
für die Rekuperation verloren.
Das führt dazu, dass man etwas stärker verzögern kann, als man
beschleunigt hat, ohne dass die mechanischen Bremsen hinzugezogen werden
müssen.
Klar, das war vereinfacht.
Wenn man sich den täglichen Wahnsinn im Verkehr so anschaut, dann gilt
das nur für einen Teil der Fahrer.
Mit vollem Recht nehme ich mal an. Das Problem ist die Batterie. Für die
Lok der Baureihe sind die Daten wie folgt:
Dauerleistung 6,4 MW
Kurzzeitleistung 6,6 MW
Bremsleistung 5,8 MW die aber in die Fahrleitung eingespeist werden.
Hans
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Georg Wieser schrieb:
Kelvinwattstunden?
Gute Frage.
Wenn es wirklich um den Fall "Berg rauf und wieder runter" geht, dann
kommt mir das auch reichlich mager vor. Das ist aber die Frage, wie
das definiert ist: Für eine Stunde Stadtfahrt wäre eine
Verbrauchsreduktion um 5-10 % durch Nutzbremsung doch gar nicht so
schlecht. (Stadtverkehr ist insofern günstiger als z. B.
Autobahnfahrt: Da kann man gar nichts rekuperieren, es geht alles für
(hauptsächlich Luft-)Reibung drauf.)
Technisch plausibel.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Kommt darauf an, wo und wie Du die Energie speicherst. Also bei einem
Aufzug funktioniert das ganz gut. Da wird im Gegengewicht gespeichert.
Wenn Du über Generator, Spannungswandler, Akku, Spannungswandler, Motor
musst, multiplizieren sich die Wirkungsgrade. Wenn jede der Komponenten
im Mittel 80% bringt, liegt man bei gut 30%, 0,8^5 halt.
Da geht sicher mehr. Es ist immer eine Frage des Aufwands.
Bei Elektromaschinen hält sich das in Grenzen.
Ist auch zu schaffen. Eine Frage des Aufwands eben.
Marcel
Es kommt auf das Verhältnis
Tempo, Gewicht, Luftwiderstand an.
5 bis 10 % wäre bei einem Elektroroller im Stadtverkehr realistisch.
So ein Roller hat nur den halben Luftwiderstand von einem Auto,
aber gerade mal 1/10 vom Gewicht.
Die brauchst Du nicht in Frage stellen.
Bei den Testfahrten waren einige Fachleute dabei
vom Busunternehmen Albus und von der Salzburg-AG,
dem lokalen Energieversorger.
Im übrigen verwechselst Du viele verschiedene Werte.
Mit 5 bis 10% ist eine Reichweitenverlängerung gemeint.
Also durch die Rekuperation hat man statt 100 eben
105 bis 110 km Reichweite.
Dies sagt aber nichts über den Wirkungsgrad der
Rekuperation aus, weil unbekannt ist wieviel
Rekuperation theoretisch statt finden könnte.
Das andere ist der Wirkungsgrad der Rekuperation.
Also wenn man 14,3 Tonnen 841 m runter läßt,
dann wäre das maximal verügbare Potential der
Höhendifferenz 33,4 kWh.
Also in einem luftleeren würde der Autobus
aus 841 m Höhe beim Aufschlag eine Energie von
33,4 kWh haben.
Aber der Bus ist ja 13,4 km auf einer Straße gefahren.
Der Verbrauch ist mit 100 kWh / 100 km angegeben.
Also machen wir mal folgende Rechnung
33,4 kWh Potential aus Höhendifferenz minus
13,4 kWh als normaler Verbrauch für 13,4 km
____________________________________________
20 kWh theoretisch mögliche Rekuperation
16 kWh tatsächliche Rekuperation
Also 80% Wirkungsgrad beim Rekuperieren
--
Roland Mösl
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