Domus aurea - rotierender Saal

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Moin!

Weiß zufällig jemand, wie der rotierende Speisesaal in Neros Domus aurea technisch (Lagerung, Antrieb) funktionierte?

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z
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Allzuviele Möglichkeiten gibt nicht, sowas zu machen. Damals wie heute.

w.

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Helmut Wabnig

"Ralf . K u s m i e r z" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.uni-berlin.de... ..

Hi, vermutlich wie damals üblich, ein "schwimmender" Saalträger als Lager, und eine Wassermühle als Antrieb. Wasser als "Energieträger" gabs genug, mechanische Reibung aber für größere Lasten konnte man nicht komfortabel verhindern, da ging also nur "schwimmend". Sonst bräuchte man weitere Einzelheiten, etwa über das "Kopflager", falls es eines gab, und die Art der Steuerung. Und was die historischen Quellen auch nicht verraten, welche Ausmaße das Ding hatte. Baus Dir also selber mal im Kopfe nach, einen Ringgraben mit Pontons und eine zentrale "Turbine"...von der scheint ja der Schacht gefunden zu sein. Vermutlich in jedem "Ponton" einen Lenz-Sklaven, am Kiel angekettet :-)

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gUnther nanonüm

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begin quoting, "gUnther nanonüm" schrieb:

Wo kann ich nachlesen, daß das "üblich" war?

Zu Deiner Information: Das Objekt wurde kürzlich ergraben, die Archäologen haben erklärt, dsß es das sei. Vermutlich wissen die also, wie es funktioniert hat. Ich weiß das aber nicht, denn mir haben sie es nicht verraten. Vielleicht hat aber ein wissender Mensch einen Link mit einer Beschreibung oder erklärenden Zeichnung.

Nein, aber die Grabungsbefunde.

Ich wollte eigentlich wissen, wie es funktioniert hat, nicht, was Du glaubst, wie es hätte funktionieren können.

Was mich übrigens ein bißchen irritiert, ist die Formulierung "praecipua cenationum rotunda, quae perpetuo diebus ac noctibus vice mundi circumageretur" bei Sueton; das wird wohl gerne als "..., der sich bei Tag und Nacht immerzu dreht, wie die Erde" übersetzt, wobei ich mich dann gefragt habe, woher denn Sueton gewußt haben soll, daß sich die Erde dreht. Aber vermutlich ist einfach die Übersetzung falsch, sie müßte lauten "... sich ... gegenüber der Welt dreht".

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

"Ralf . K u s m i e r z" skrev i meddelelsen news: snipped-for-privacy@mid.uni-berlin.de...

Geht das aber? "vice mundi" kann wohl nur heißen: wie die Welt.

Die Rotation der Erde war übrigens schon in der Antike bekannt, siehe

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Poul E. Jørgensen

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begin quoting, "Poul E. Jørgensen" schrieb:

Selbstverständlich geht das: Die Welt (=Rom und Italien usw.) stehen still, der Saal dreht sich.

"Vice" heißt "wie"?

Ich bezweifle, daß das eine Konsensmeinung war (Aristarch war Außenseiter, seine heliozentrische Theorie wurde abgelehnt und geriet in Vergessenheit). Wissenschaftler mögen es so gesehen haben (wie sieht es diesbezüglich im Almagest aus?), aber die populäre Meinung war wohl, daß sich die Gestirne um die Erde drehen. Die römischen Intellektuellen dürften auch kein naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild besessen haben, sondern sahen Sonne, Mond und Planeten als Götter an.

Gruß aus Bremen Ralf

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Ralf . K u s m i e r z

Poul E. Jørgensen (in de.sci.geschichte):

Bekannt oder Mindermeinung?

jOACHIM

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Joachim Pense

Ralf . K u s m i e r z (in de.sci.geschichte):

Die Frage, ob sich die Erde um die Sonne dreht, sollte vielleicht getrennt von der Frage betrachtet werden, ob sich die Erde um ihre Achse dreht.

Joachim

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Joachim Pense

"Ralf . K u s m i e r z" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.uni-berlin.de... ..

Solange die entsprechenden Kataloge der römischen "Wasser&Spiele engros&endetail" noch nicht gefunden wurden, vermutlich nirgends. Aber solche Anlagen sind ja doch öfter vorgekommen, etwa in den Anlagen der Werften oder bei Fahrstühlen. Einen Elefant mit nur wenigen Metern Konstruktionsraum mal eben so auf eine Bühne zu stemmen geht nur per Wasserkraft und aufschwimmenden Pontons. Dito ist zwar viel Wasser in den Palästen verbraucht worden, aber nur mit Frischwasser betrieben wäre jeder Aquädukt schnell überlastet gewesen. Die Pontons in Ringform trugen den Boden, der Antrieb war vermutlich zentral und erfolgte per "Wassermühle", interessant zu wissen wäre die genaue Steuerung, ob da ein Sklave per sanfter Kontrolle das Drehtempo regelte oder obs eine so genaue Konstruktion war, daß der Widerstand mit dem Antrieb zusammen genau genug war. Vermutlich gings nicht ohne Regelung, da je nach Belastung des Schwimmkörpers dieser mehr Antriebsmoment erforderte und entsprechend langsamer umlief.

Das wird sicher noch ne Weile dauern, bis man die alten und neueren Mauern sicher unterschieden hat. Ganz offensichtlich ist die Gewölbeanlage ja nicht mehr im Originalzustand, auf dem Bild erschien die linke Mauer deutlich anders errichtet als das alte römische Mauerwerk. Rechne mit einigen Jahren, sobald da Touristen reindürfen, wirds auch Pläne geben. Ob von der eigentlichen Schwimmzisterne was übriggeblieben ist, kann man ja auf den Bildern nicht erkennen. Diese zentrale "Achsensäule" jedenfalls böte Platz für eine baumstammdicke Achse, genug Material für ein solches "Spielzeug", hence wohl die Annahme, dort sei der Drehsaal gewesen.

Du must einfach nur nachdenken. Und (mich) bei entsprechenden Erkenntnissen widerlegen...ich war nicht dabei, auch nicht damals, als Nero....

Latein ist was her, ich lese da "gegen die Erde", also so, daß es eine sichtbare Plattform gab, die sich gegen den umgebenden Saal bewegte. Wobei ja ein ganzes Gebäude drumherum stand, vermutlich innen bemalt und geschmückt, die Formulierung sagt das nicht so genau, aber ich schätze, innen aufgemalt war eine "Reich/Weltansicht" aus römischem Verständnis, mehr oder weniger phantastisch und deutlich erotisch angehaucht, ev. gleich eine

360°-Rundumbühne. Gabs nicht ansonsten, falls der Boden, die Erde gemeint wäre, den direkten Begriff "terra"?
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gUnther nanonüm

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