Drehmoment_Auto

Hallo.

In vielen Autozeitschriften wird neben einer Vielzahl an Daten oft auch das Drehmoment eines Fahrzeuges angegeben. Sagt aber die Zahl ohne weitere Angaben, z.B. bei welcher Drehzahl des Motors bzw. mit welchem Gang dieses Drehmoment erreicht wird, praktisch nicht viel aus? Weiters würde mich interessieren, was ein Fachmann aus dem Drehmoment alles ableiten kann. Was ich bei Angabe des Drehmomentes in Kombination mit dem Gang und der Drehzahl ableiten könnte, wäre die Durchzugskraft des Motors. Da sich das Drehmoment aber ständig ändert, wäre diese Aussage jedoch an eine ganz bestimmte Drehzahl und an einem bestimmten Gang des Getriebes gebunden. Drehmomentangaben mittels Tabellen oder eines Koordinatensystems mit der Drehzahl als Abzisse wären doch aussagekräftiger? Kann mir in diesen Zusammenhang jemand den Begriff des Nenndrehmomentes bzw. der Nenndrehzahl erklären?

Vielen Dank Martin Unterholzner

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Unterholzner Martin
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Moin,

Unterholzner Martin hat geschrieben:

Richtig, eigentlich sagt diese Angabe nichts aus. Nur in Verbindung mit ein paar ungenannten Fakten gibt es einen Sinn. Für einen Ottomotor ist die Drehzahl die er erreichen kann relativ fest vorgegeben. Das ergibt sich daraus, daß sich der Kolben nicht mit mehr als Schallgeschwindigkeit bewegen sollte, daß der Schmierfilm am Kolben nicht abreißen darf, daß das Verhältnis aus Bohrung zu Hub nicht zu exotisch sein darf und daß der Motor eine Lebensdauer haben sollte, die die eines Formel1-Motors deutlich übersteigen sollte. Aus all diesen Kleinigkeiten ergibt sich, daß ein normaler PKW-Motor nur Drehzahlen bis maximal 7000 bis 8000 U/min erreichen kann. Dieses Fakum wird ungeschrieben vorausgesetzt.

Die maximale Leistung erreicht ein Motor normalerweise knapp unterhalb seiner Maximaldrehzahl. Logisch, weil Leistung ja Drehmoment mal Drehzahl ist. Diese maximale Leistung wird ja auch immer angegeben und ist natürlich erst mal ein Maß, nach dem man sich richten kann.

Nun zum Drehmoment. Das maximale Drehmoment erreicht der Motor bei einer geringeren Drehzahl. Ebenfalls logisch, weil würde er das maximale Drehmoment bei der gleichen Drehzahl haben, wie die maximale Leistung, dann würde er bei einer geringfügig höheren Drehzahl noch mehr Leistung haben - was er aber nicht hat. Deshalb hat ein Motor bei seiner maximalen Leistung nicht das maximale Drehmoment. Also muß das maximale Drehmoment bei einer geringeren Drehzahl liegen. Je größer nun dieses maximale Moment ist, desto weiter muß es von der max-Drehzahl entfernt sein. Und genau das ist der Wert der Aussage über das Drehmoment: je größer das Max-Drehmoment, desto geringer ist die Drehzahl, ab der der Motor schon Beschleunigung erbringen kann.

Ein Motor mit im Vergleich zur Leistung relativ hohem Drehmoment hat also den Vorteil, daß man ein größeres Drehzahlband hat, in dem man mit gutem Moment beschleunigen kann. Ein Motor mit im Vergleich zur Leistung geringem Moment hat den Nachteil, daß man die maximale Beschleunigung nur erreichen kann, wenn man den Motor dicht an der Drehzahl der maximalen Leistung hält. Man muß also öfter schalten. Nicht umsonst haben Motorräder normalerweise ein oder zwei Gänge mehr, als PKW. Eben weil sie aus Gewichtsgründen Motoren verwenden, bei denen das max-Drehmoment nicht so groß ist. Ebenso bei Sportwagen. Überall da, wo das Gewicht wichtiger ist, die Lebensdauer aber weniger wichtig.

Wären sie und sind auch durchaus verfügbar. Aber ein Diagramm lässt sich nun mal nicht so einfach in Zahlen fassen. Deshalb begnügt man sich oft mit der Angabe des maximalen Drehmomentes. Das ist immerhin ein Richtwert für die Durchzugskraft eines Motors - zumindest wenn man es in Relation zu seiner maximalen Leistung sieht.

Würde ein Hersteller einen Turbinengetriebenen Wagen herausbringen, dann müßte er erst einige Pressearbeit verrichten, um der Öffentlichkeit klar zu machen, daß die Angabe eines Drehmomentes von 5Nm ein guter Wert ist:-) In so einem Fall gelten nämlich die Konventionen nicht mehr. Eben die Konventionen, daß ein Motor 4 Zylinder hat - woraus sich eine optimale Mindestdrehzahl ergibt und daß ein Motor maximal

7000 Umdrehungen schaffen kann.

Ach ja, Getriebe: IMO sind die Übersetzungsstufen des Getriebes auch quasi gesetzlich vorgegeben. Nämlich weil die Angaben zum Verbrauch im genormten Meßzyklus vorschreiben, bei welcher Geschwindigkeit in welchem Gang gefahren werden muß. Das nimmt dem Hersteller einiges an Optimierungsmöglichkeiten. Auch die üblichen Geschwindigkeitsbegrenzungen sind bei der Getriebeauslegung ein Kriterium. Es muß quasi einen Gang geben, mit dem man in einem Bereich um 50km/h herum gut fahren kann und das muß der dritte sein (wegen der Verbrauchsmessung). Abweichungen von dieser Regel erlauben sich nur Hersteller von Autos, deren Kunden nicht auf die Verbrauchswerte eines Autos achten.

Das dürfte das maximale Drehmoment b.z.w. die Drehzahl der maximalen Leistung sein.

CU Rollo

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Roland Damm

Nach dem Posting vom Kollegen noch hier mein Erfahrungsbericht vom letzten Autowechsel:

Üblicherweise erreicht ein Benziner das Maximalmoment bei hohen Umdrehungen, ich würde gefühlsmässig bei meinem letzten Benziner ca. 4500-5500 upm schätzen. Beim Common-Rail-Diesel dürfte das Maximalmoment bei 2000 upm liegen und darunter stark nachlassen.

Da der Diesel im untersten Bereich oft deutlisch schwächer ist und dann schnell ein Maximum erreicht wird, kann es hier relevant sein, ob das Maximum schon bei 1750 upm liegt (Ford Focus z.b.) oder erst bei

2000 upm (Nissan u.a.), weil sich dies doch erheblich auf den Fahrstil auswirkt.

Die Daten kamen aus meinen Vergleichen beim letzten Autokauf. Als benzingewohnter Fahrer konnte ich den Focus "wie üblich" wegfahren, beim Nissan muss ich die Kupplung langsamer kommen lassen, um die

250upm höher liegende Leistungsschwelle zu erreichen.

Umgekehrt hat dieser Diesel wiederum ein gleichmässiges Moment überhalb der 2000er-Schwelle, weshalb es für zügiges Beschleunigen nicht notwendig ist, wie beim Benziner im hohen Bereich zu fahren. Den Diesel kann ich bei 3000 upm schalten und habe mit danach folgenden ungefähr 2000+ noch immer ein hohes Moment, beim Benziner hatte ich meist bei 4500-5000 geschaltet, um mit den resultierenden 3000-4000+ noch im drehmomentstarken Bereich zu bleiben.

HC

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Hans-Christian Grosz

Hallo, kommt doch wohl sehr auf die Auslegung des Motors an, mein alter Volvo 240, Baujahr 82 Benziner mit 2,3 Liter Hubraum und Vergaser, erreicht das max. Drehmoment von 190 Nm bereits bei ca. 2500 U/min, braucht daher nicht "sportlich" gefahren werden, könnte aber wenn er dann will :-). Jürgen

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Jürgen Brandt

Moin,

Jürgen Brandt hat geschrieben:

Ja, das ist natürlich auch noch zu erwähnen. Dieser Volvo ist bestimmt nicht mit aktuellen Autos vergleichbar. Bei modernen Motoren muß man erwähnen, daß der Drehmomentenverlauf quasi durch die elektronische Motorsteuerung vorgegeben wird.

Ein bekannter hat mal an der Steuerung für einen neuen Motor mitkonstruiert. Zwischenzeitlich hatte der Versuchswagen die Eigenart, beim Einsetzen des Turboladers schlagartig die Reifen durchdrehen zu lassen, auch wenn es bei 150km/h war:-) Solches Verhalten ist natürlich lebensgefährlich. Durch geschickte Steuerung werden dem Motor solche Marotten ausgetrieben. Dazu hat ein moderner Motor im Extremfall eine ganze Menge Einflußmöglichkeiten. Z.B. zwei Turbos die bei unterschiedlichen Drehzahlen eingreifen. Eine Einspritzanlage, die die Turbo-Wirksamkeit schätzt (die Drehzahl ist praktisch nicht meßbar) und unerwünschtes Verhalten gegenregelt. Mit all dem versucht man, eine möglichst konstante Drehmomentkennlienie zu erreichen. Dadurch dürfte auch der Unterschied in der Charakteristik von Diesel und Benziner kaum noch auffallen. Oder die typische Turbochareakteristik, die es bei modernen Motoren fast nicht mehr gibt.

CO Rollo

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Roland Damm

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