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Moin!
Zugegeben: Die Idee ist natürlich ein bißchen spinnert. Aber trotzdem...
Es geht darum, Schiffe mit Windenergie anzutreiben, und zwar nicht nach Art der Windjammer mit Masten und Segeln, sondern richtig hocheffizient, so daß dann ganz dicke Pötte mit 40-50 kn oder sowas fahren können. Das Schiff ist erst einmal ein ganz normales, nur, daß es keinen Verbrennungsmotor (Schiffsdiesel, Dampfturbine, was auch immer ... höchstens Hilfsmaschinen als "Flautenschieber"), sondern Elektromotoren (von mir aus Pod-Antriebe, egal...) hat. Und gehen wir mal ruhig von richtig großen Antriebsleistungen, evtl. einige 100 MW aus, was so Super-Containerschiffe eben brauchen.
Der Strom dafür kommt von einer fliegenden WEA. Ich gehe davon aus, daß es in richtig großen Höhen (bzw. bescheiden: gut 1000 m Höhe) niemals (oder nur höchst selten) wirklich windstill ist, sondern die Windgeschwindigkeit immer vergleichsweise hoch gegenüber den relevanten Fahrgeschwindigkeiten ist. Die Differenzgeschwindigkeit strömt die Tragflächen des fliegenden WKA-Trägers an und erzeugt den notwendigen Auftrieb, die "Vortriebskraft" wird durch ein Zugseil erzeugt, d. h. vom Schiff aus läßt man "einen Drachen steigen". Das Zugseil sollte relativ lang sein (ca. die zwanzigfache Flughöhe, also ungefähr 20 km lang), damit die Vertikalkomponente der Zugkraft gering bleibt (denn die müßte die Flugmaschine zusätzlich zum Eigen- und Seilgewicht tragen). Das Zugseil nimmt dabei /nur/ die Reaktionskraft der Windenergiewandler sowie die "Antriebskraft" zum Fliegen auf, es zieht das Schiff /nicht/ (auch nicht, wenn es mit Rückenwind fährt), denn man kann leicht ausrechnen, daß die erforderlichen Seilgewichte dann viel zu hoch würden, wenn man ein 100.000-t-Schiff an fliegenden Segeln mit 50 kn durch den Ozean zerren wollte. Angetrieben wird das Schiff vielmehr von den elektrischen Schiffsmotoren, und die kriegen ihre elektrische Leistung über ein in das Zugseil integriertes Stromkabel von der fliegenden WEA. Der Flieger befindet sich dabei abhängig von der Windrichtung in irgendeiner beliebigen Position gegenüber dem Schiff, bei Gegenwind wird er nachgeschleppt, bei Rückenwind zieht er von vorne, oder ggf. auch querab. (Zum Glück zeigen alle Flieger bei mehreren solcher Schiff in die gleiche Richtung, so daß sie hintereinander her und auch aneinander vorbeifahren können, auch bei entgegengesetzten oder sich kreuzenden Kursen.)
Das erste, was mich interessieren würde, ist, welche grundsätzlichen technischen Macken diese Idee hat. (Klar, der Flieger muß ggf. notwassern können, und man muß sich was für das Losfahren und Ankommen ausdenken - vorstellbar wäre, daß er erforderlichenfalls querab zu Seilrichtung startet und erst einmal ein paar Runden um das Schiff macht, bevor er hoch genug ist, um dann alleine vom Wind oben gehalten zu werden - im Normalfall wäre er übrigens mehr oder weniger dauerhaft in der Luft (unbemannt natürlich), auch, wenn das Schiff keine Fahrt macht - denkbar wäre, daß das Schiff vor der Einfahrt in den Hafen "seine" WEA an ein anderes, ausfahrendes Schiff abgibt und dann ohne die lange Strippe an Schleppern oder mit eigener (Not-)Maschinenkraft in die Hafenanlagen einfährt. Aus Sicherheitsgründen müßte das wahrscheinlich schon 100 km vor der Küste passieren.) Natürlich wird der "Drachen" schon ziemlich riesig, denn WEA mit 500 MW sind weder klein noch leicht, trotz höherer Windgeschwindigkeiten.
Und zweitens täte mich interessieren, inwiefern sich sowas mit der normalen Luftfahrt vereinbaren ließe - die darf ja schließlich weder in die Windmühle noch in deren Drachenleinen reinrasseln. (Wenn die WEA allerdings max. FL 50 hat, fliegt sie wahrscheinlich einfach drüber weg.)
(Und wozu das ganze Theater? Na, um den Kraftstoffverbrauch zu vermeiden, natürlich.)
Gruß aus Bremen Ralf