(konstruktives) Ingenieurstudium

*g* Naja, ganz so ist es wohl noch nicht, obwohl es hin und wieder glatt soweit sein könnte ;).

Martin

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Martin Beyer
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Zunaechst muesstest Du also mal entscheiden, was Du ueberhaupt studieren willst: In Frage kaemen wohl Maschinenbau, Elektrotechnik oder Bauingenieurswesen, evtl. auch Chemieingenieur, ggf. auch eine der vielen Misch (Mechatronik, Informations-und Komminikationstechnik o.ae.) oder Sonderformen (Schiffbau oder sowas). Wobei oft die Spezialisierung erst spaeter erfolgt und was man dann nach dem Studium macht ist nochmal ne ganz andere Frage.

Kommt natuerlich etwas auf die Pruefungsordnung der Uni an: Bei Pruefungen am Ende der vorlesungsfreien Zeit wird es so sein, dass es schwierig ist, diese mit einem laengeren Praktikum zu vereinbaren. Da ist es dann schon ratsam, so viel Praktikum wie moeglich vorher einzuschieben. Auch mal erkundigen, ob evtl. Teile des Bundeswehrdienstes angerechnet werden koennen. Ich bin in so einem Modell mit 4 Wochen Grundpraktikum vor dem Studium, 4 nach dem ersten Semester und 2 Wochen angewrechnet vom Bund gut gefahren, hatte aber zwischen Bund und Studium 2 Monate, so dass es trotzdem zu nem Urlaub gelangt hat (den ich vor dem Bund, 15 Monate sei Dank, nicht hatte). Und das sit schon auch ne Ueberlegung. Bei studienbegleitenden Pruefungen (d.h. in der letzten Semesterwoche oder ersten Ferienwoche) hat man, zumindest im Grundstudium, tendenziell mehr Zeit in der vorlesungsfreien Zeit. Aber auch hier werden manche Kurse und Unipraktika in die Ferien fallen.

Bei der AUswahl kann man sich schon anhand einiger Kriterien einschraenken: Lage der Stadt und des Umlandes, will ich in eine Kleinstadt oder Metropole (oder ists wirklich egal) Verkehrsanbindung etc. Dann natuerlich Faecherangebot und AUsrichtung: Lieber streng grundlagenorientiert oder mehr Richtung Praxis? Am besten ein paar Kandidaten aussuchen und dann ansehen. Auslandsprogramme gibt es fast ueberall, allerdings evtl. in unterschiedlichem Umfang.

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Wolfgang Soergel

Martin Beyer wrote

Hallo Martin,

es ist immer ein bisschen schwierig, bei so etwas allgemeingültige Ratschläge zu geben, zum einen, weil vieles von persönlichen Vorlieben abhängig ist, und auch, weil, wie Du klar erkannt hast, Du ja gar nicht weisst, was alles so passieren wird. Ich versuch's trotzdem mal mit ein paar Hinweisen.

Ich würde auch sagen: so schnell wie irgend möglich abhaken. Du kannst später immer noch zusätzliche freiwillige Praktika machen, wenn Du willst und es sich anbietet, aber es ist echt doof, wenn Du später noch Pflichtpraktika vor Dir hast in einer Zeit, wenn sich ganz andere Möglichkeiten bieten und Du keinen Nerv mehr darauf hast. Bei mir war es so, dass ich mein vor Studienbeginn Grundpraktikum in einem kleinen Sondermaschinenbau Unternehmen absolviert hatte, einfach weil es sich anbot, und ich es hinter mir haben wollte. Später stellte sich heraus, dass es unbezahlbar war, diesen direkten Kontakt mit mechanischen Problemen und Lösungen gehabt zu haben - zu der Zeit wusste ich das aber überhaupt nicht richtig zu schätzen. Ich würde Dir empfehlen: mach einfach etwas und bring es hinter Dich.

Ich würde Dir raten, Dich auf eine Auswahl von Fachrichtungen Anwendungen zu konzentrieren, die Dich wirklich fanszinieren, und dann gezielt die Unis anzuschreiben, die das anbieten, dann aber auch auf breit ausgerichtete Grundstudien zu gehen. Es ist nämlich oft so, dass man erst während des Studiums rausfindet, was einem am meisten Spass macht, und dann kannst Du Dich darauf spezialisieren. Das ist i.d.R. einfacher, als zu welchseln, wenn Du Dich schon frühzeitig auf etwas bestimmtes festgelegt hast.

Bei mir ist es so, dass ich auch aus Niedersachsen komme Luft-und Raumfahrttechnik studiert habe, welches man zu der Zeit an nur fünf Unis oder so in D studieren konnte, aber ich habe bestimmt 30 Unis und Fachhochschulen angeschrieben, zu allen möglichen Studiengängen und ganze Kartons voll mit Informationen erhalten, was sehr viel wert war. Aufgrund der zugeschickte Unterlagen (Vorlesungsverzeichnisse, Diplomprüfungsordnungen etc.) fielen viele relativ schnell raus, weil klar wurde, dass der Inhalt sich nicht mit dem deckte, woran ich interessiert war.

Bei mir war es so, dass ich an der TU Braunschweig das Grundstudium und erste Jahr Hauptstudium, Fachrichtung Luf- und Raumfahrttechnik, Schwerpunkt Flugmechnik (insgesamt sechs Semester) studiert hab, und dann zwecks Auslandserfahrung in die USA nach Atlanta ans Georgia Institute of Technologie gegangen (Georgia Tech) bin. Eigentlich wollte ich nur für ein Jahr hin, aber die erkannten meine bisherige Ausbildung als äquivalent des Bachelor of Science an, so dass ich mein Masters of Science und schlisslich PhD dort gemacht hab - und im Zuge meiner Ausbildung dort auf das Gebiet der Konstruktionsmethodik für komplexe Systeme (am Beispiel von Luft- und Raumfahrtsystemen) und Anwendungen künstlicher Intelligenz etc. spezialisiert hab.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass die mehr oder weniger zufällige Wahl für Braunschweig extrem gut war, und ich kann die Uni nur empfehlen, vor allem, wenn Du ernsthaft Konstruktionsmethodik machen willst. Braunschweig hat einen sehr guten Ruf auf dem Gebiet, der mir heute immer noch begegnet, und es ist auch eine gute Ausbildung. Andere Adressen sind aus meiner Sicht München, Darmstadt, Aachen, u.U. Berlin... und bestimmt noch viele andere, die mir im Moment nicht einfallen.

Ansonsten würde ich Dir raten, immer spontan zu bleiben und Dich ggf. schnell anzupassen und umzuorientieren, notfalls auch gegen den Strom zu schwimmen. Ich habe das mehrfach gemacht - eine von 3% Frauen, was hart genug war, und eine der wenigen, die in die USA gegangen sind um dort zu promovieren, was damals als extrem ungünstig angesehen wurde, sich heute aber als der große Vorteil schlechthin darstellt.

Vor allem aber gilt es, etwas zu machen was Dich wirklich fasziniert, dann ist es viel einfacher gute Leistung zu bringen und die Durststrecken, die unvermeidlich auf Dich zukommen werden, zu überstehen. Und: keine Angst vor Herausforderungen zu haben.

Überleg auch mal, welche Frage- und Aufgabenstellungen Dich besonders ansprechen. Ich z.B. habe im Laufe meiner Ausbildung festgestellt, dass mich vor allem Anwendungen der Mechanik interessieren, und zwar vor allem Festkörpermechanik, Flugmechanik und technische Mechanik, und wenn ich zurückdenke, war auch einer der ausschlaggebenden Moment, als ich mich dafür entschied, Maschinenbau zu studieren (und nicht Physik), als mir jemand erklärte, dass (und im Ansatz auch wie) man eine Balkenbiegelinie berechnen kann. Das fand ich toll, dass man die Funktion berechnen kann, nach der sich der Balken durchbiegt... Gibt es etwas Entsprechendes, was Dich anspricht?

Viel Erfolg und alles Gute.

Debbie

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Debora Daberkow

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