Warum haben LKWs und Busse Druckluft-Bremsen?

Hallo Heinz,

Da weder Brems- noch Pausendauer befristet sind und man bei einem Motorausfall sowieso die nächste Gelegenheit zum Anhalten nutzen muß, ist das kaum eine Einschränkung. Der sofortige Ausfall der Servolenkung macht bei schwereren Autos weit mehr Probleme.

Siegfried

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Siegfried Schmidt
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Moin,

Ralf Pfeifer hat geschrieben:

Fand ich jetzt etwas unverständlich.

Also IMO ist das so, daß der Kompressor den Primärkessel aufpumpt. Aus diesem Kessel werden die ganz wichtigen Systeme, also die Bremse gespeist. Dieser Kessel hat ein Überdruckventil und was dort abgeblasen wird, geht dann in den Sekundärkessel. Aus diesem Druckreservoir werden dann die unwichtigeren Systeme gespeist, also Sitzfederung und sowas. Vermutlich gibt es auch noch ein Rückstromventil vom Sekundär- un den Primärkessel. Für den Fall, daß man ganz viel Luft beim Bremsen braucht, stehen also beide Kessel als Vorrat zur Verfügung. Eventuell gibt es noch ein vorgeschaltetes drittes System, dessen Druck die Bremse blockiert, wenn im Primärsystem zu wenig Luft ist oder die Feststellbremse betätigt ist. Das weis ich aber nicht genau. Jedenfalls dürften sich an den Bremssätteln kaum Federn befinden.

Bremskreis klingt aber immer so nach Hydraulik, ich denke im Normalfall sind bei LKW oder vergleichbarem die Bremsen rein hydraulisch und nur der Bremskraftverstärker wird pneumatisch angetrieben. Und die Bremsen des Anhängers dürften üblicherweise pneumatisch arbeiten.

CU Rollo

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Roland Damm

Roland Damm schrieb:

Vierkreisschutzventil. Welch hübsches Wort....

Kompressor -> Leitung zum Druckregler -> Leitung zum Lufttrockner ->

Leitung zum Vierkreisschutzventil -> 4 Leitungen zu den Voratskesseln der 4 Kreise = 1=Bremse vorne, 2=Bremse hinten, 3=Nebenverbraucher (Federung, Türen, usw),4=Komfortverbraucher (Luftklappen und Schnickschnack)

Die Bezeichnung 1 bis 4 bedeutet aber nicht, das es einen _primären_ Kreis gibt, der irgendwie bevorzugt wird. Unser Ventil ist da streng demokratisch. Und es können auch durchaus mehrere Vorratszylinder für einen Kreis vorhanden sein.

Status: alle Kessel leer es wird einfach irgendein Kreis geladen bis zum Überströmdruck (6,8 bar, wenn ich mich recht erinnere), dann der nächste usw. Ab 6,8 bar werden alle gleichmäßig geladen. Bei 8,5 bar öffnet der Druckregler einen Bypass, der Kompressor pumpt jetzt ohne Gegendruck ins Freie. Wenn deer druck auf 7,5 bar gefallen ist, schliest der Regler, Luftvorrat wird ergänzt. Es sind auch andere Drücke möglich, je nach Anlage.

Status: normaler Betrieb, Schlauch platzt In einem Kreis fällt der Druck auf fast 0, in den anderen kreisen auf

6,8 bar. Und jetzt kommt unser Vierkreisschutzventil und sperrt den lecken Kreis gegenüber den anderen Kreisen ab. Dh. bis zum 6,8 bar werden nur noch die funktionierenden Kreise versorgt, danach per Überströmung der kaputte Kreis. Dort gehts natürlich ins Freie, der Abschaltdruck wird also nie erreicht und unser Kompressor pumpt sich nen Wolf. Oder wird a bissl wärmer, als ihm langfristig gut tut. Das Fahrzeug bleibt aber mindestens auf einer Achse bremsfähig. Ach ja, wenns der Schlauch vom Federspeicher war: Pech gehabt.

Prabodh

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Prabodh C. Brendler

Ralf Pfeifer schrieb:

Ja

Bei Lastern würd ich das auch so sehen, besonders wenn hinten nichts drauf ist. Bei Bussen ist a bissl anders, da hast Du hinten immer schön Druck auf dem Asphalt. Mit Retarder oder Telma bin ich da aber auch recht vorsichtig.

Prabodh durch Busbrille sehend

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Prabodh C. Brendler

Hallo Prabodh!

Von mir stammt die Ursprungsfrage, die ja immer noch im Topic enthalten ist :-)

In den ganzen Postings habe ich eine Menge technischer Details erfahren, die mir so entweder nur grob oder gar nicht bekannt waren. Noch mal Danke dafür an alle Schreiber.

Aber für mich bleibt immer noch die Frage offen: Warum wird ab einer bestimmten Fahrzeuggröße Druckluft für das Bremssystem anstatt Hydrauliköl verwendet? Ist es die vielseitige Verwendung für weitere Zwecke (Federung z.B.) oder gibt es handfeste Vorteile bei der Kraft-/Energieübertragung?

Thomas

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Thomas Blankschein

Ich würde es mal so sehen, Druckluft lässt sich bevorraten. Druck auf Hydrauliksystemen nicht. Wenn also der Druckerzeuger ausfällt, ist immer noch genügend Druck vorhanden um das Fahrzeug sicher zum halten zu bekommen. Bei einer reinen Hydraulikanlage hast du dann ein Problem, denn Pumpe tot =>> gesamte Anlage ohne Druck. Bei Hydraulik kann man keinen Druck speichern.

Gruß René

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René Hofmaier

"René Hofmaier" schrieb:

So ist es. Dazu kommt, das ein Hydrauliksystem halt eine Tendenz zum tropfen hat. Wenn nicht heute, dann halt morgen... Macht Sauerei und muß nachgefüllt werden; Hydraulikpampe (in diesem Fall nach DOT4) ist nicht gérade billig. Wenn Luft rausgeht, gibts keine Probleme. Na ja, bis zu einem gewissen Grad. Aber man vermeidet halt die beliebten Ölflecken unter dem Fahrzeug. Und Druckluftzylinder halten wirklich lange. Machen in Nutzfahrzeugen locker 10-15 Jahre mit, bis sie ausgetauscht werden müssen.

Vermutlich gibt es technisch bessere Systeme, aber am Ende gehts immer auf Kosten-Nutzen raus.

HTH Prabodh

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Prabodh C. Brendler

Roland Damm schrieb:

Sind sie aber nun mal nicht. Dazu kommen dann noch Lagerspiel, wachsend durch Verschleiß, automatische Nachsteller,die auch nicht allzulang das tun was sie tun sollen usw. Und da geht sie denn hin, unser ideale Maschine. Leider.

Ich würde mal sagen, so ganz unmathematisch, dafür aber praktisch, das auch bei einer idealen Bremsanlage die Kraft am Pedal irgendwann einfach nicht mehr ausreicht um genügend Bremswirkung zu erzielen. So spätestens ab 6t Gesamtgewicht. Wobei die 6t jetzt aber geraten/geschätzt sind.

Das hast Du wohl recht.

Prabodh

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Prabodh C. Brendler

Bundeswehr Jargon. Man beharrt dort noch auf Deutsch ...

Gruß, Ralf.

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Ralf Pfeifer

Ich hatte 'mal 'nen Bus mit einem Fehler: Die Motorbremse konnte per Schalter mit Betriebsbremse aktiviert werden. Dummerweise tat der Bus das auch, wenn man die Kupplung trat. Und mir ist das vor einer ziemlich engen Kurve (Hallo Lenkung, wo bist Du ?) mit einem kleinen Abhang dahinter passiert ...

Gruß, Ralf.

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Ralf Pfeifer

Ralf Pfeifer schrieb:

Nicht nur dort. War bei den Eisenhüten nie dabei. Kenne aber trotzdem keine andere Bezeichnung dafür. Mag ja korrekt sein, aber schreib oder sprech mal 10mal "Vierkreisschutzventil", dann weist Du, was ich meine ]8-/

Prabodh manche Wortungeheuer nicht liebend

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Prabodh C. Brendler

Ralf Pfeifer schrieb:

Fahrer schwitzt? Aber mal ernsthaft: wie Du sagst "System mit Fehler". Motorbremse mit getretener Kupplung hat unweigerlich das Absterben des Motors zur Folge. Identisch mit Motorbremse im Leerlauf, da macht man das ja, um den Diesel abzustellen. Schlieslich ist die Stellung "Nullförderung" an der Einspritzpumpe ja dafür da, den Motor abzustellen. Dann ist natürlich der Servo der Lenkung ebenfalls weg. In dieser Situation würd ich mal sagen: biddu flott vor Kurve: Ade... Biddu langsam, haddu Kraft und haddu Gewicht, haddu Chance. Wenn noch die Zeit dafür ist: den nächsthöheren Gang reindreschen, auskuppeln, und hoffen, das die Maschine wieder kommt. A bissl Servo bringts in jedem Fall. Trockenes Hemd brauchst danach allemal.

Über den Sinn jenes Schalters, der die Motorbremse zur Betriebsbremse zuschaltet, kann man heftig streiten. Die IMO beste Lösung ist: abklemmen. Die Gründe dafür sind aber vielfältig und nicht nur technischer Natur.

Hab mal auf ner Gefällestrecke bei niedriger Geschwindigkeit ausprobiert, wie sich die Lenkung von einem Doppedecker so ohne Servo anfühlt. Na ja, ich bin weder leicht, noch halte ich mich für schwächlich, und die Kiste hatte ein großes Lenkrad. Ergebniss in Kurzform: muß man nicht haben...

In der Öffentlichkeit wird immer ein riesiges Gedöhns gemacht um Bremsen als Sicherheitsrisiko. Völliger Schmarn, die Dinger sind redundant. Die eigentlichen Schwachpunkte liegen ganz woanders. Ist aber nicht Thema dieser Diskussion.

Prabodh

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Prabodh C. Brendler

Prabodh C. Brendler schrieb...

Bei einer theoretischen Anlage, wo die Bremsbacken keinen Weg=20 zur=FCcklegen m=FCssen und die Hydraulikleitungen sich nicht dehnen, kannst= =20 man theoretisch beliebige Kraft transformieren, es brauch keine Energie=20 (vergleichbar einem langen unbiegsamen Hebelarm). In der Realit=E4t m=FCssen aber Wege zur=FCckgelegt und Dehnungen kompensie= rt=20 werden. Nun wird tats=E4chlich Energie ben=F6tigt, die man entweder =FCber= =20 geringe Kraft, aber sehr langen Pedalweg, oder hohe Kraft mit kleinerem=20 Pedalweg erzeugt.=20 Wo das Ende jetzt praktisch liegt, weiss ich nicht. Ich erinnere mich=20 aber noch an meinen alten PKW ohne Bremskraftverst=E4rker. F=FCr eine Fast- Vollbremsung musste ich schon sehr kr=E4ftig auf's Pedal treten.=20

- Heinz

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Heinz Saathoff

Heinz Saathoff schrieb:

Da hatte ich wohl a bissl verrannt. Hatte aus den Augen verloren, das eine _ideale_ Maschine ja kein wirklich existierendes Teil, sondern eigentlich eine Idee ist. Mein Antwortposting auf Rolands Aussage ist wohl schlicht überflüssig.

Prabodh kein Fettnäpfchen auslassend...

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Prabodh C. Brendler

Man könnte schon, allerdings weniger bei gleicher Speichergrösse, siehe Hauswasserwerke oder Zentralheizung.

Ernst

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Ernst Keller

Natürlich wird hydraulischer Druck gespeichert, dass es über die Luft geht ändert nichts, ich habe bei Pumpenausfall Hydraulik zur Verfügung. Die Industrie jedenfalls bietet Hydraulikspeicher an.

Ernst

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Ernst Keller

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