Analoges Rätsel (für mich)

Hallo!

Zur Restauration steht ein älterer Audio-Vollverstärker an: ein Rotel RA-1000 so ungefähr aus dem Jahr 1980. Der funktioniert momentan erstaunlich gut, hat allerdings seine Elkos auf der Spannungsversorgungsplatine gegrillt. Bei einigen löst sich bereits die Plastik-Umhüllung ab, was angesichts der dort herrschenden Temperaturen nicht verwunderlich ist, denn die wurden von einigen fetten Keramikwiderständen "beheizt". Konkret C913 bis C916 in diesem Stromlaufplan:

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Wenn ich schon beim Löten und Beschaffen von Elkos bin, dann tausche ich schnell auch die paar anderen in diesem Bereich, so meine Idee.

Die beiden dicken Elkos im Hauptzweig werden gegen diese von Reichelt getauscht: "F+T LFB682063350" Ein paar Volt mehr ist heutzutage nicht schlecht, so der Gedanke. Also

63V statt 50V, dazu sollten diese neuen Elkos schneller sein. BTW der Trafo wird angesichts der realen 240V tagsüber hier auf der Steckdose mit seiner 240V-Wicklung betrieben.

Die Hilfsspannungen werde ich zukünftig mit Längsreglern "zähmen". Die

+/- 25V sind für den Phonovorverstärker (möglicherweise verzichtbar, weil nicht benötigt), die +/- 15V für die Klangmanipulation.

Meine Frage bezieht sich allerdings auf die beiden Elkos C911 und C910, die in der Schutzschaltung der Lautsprecher irgendwas merkwürdiges machen, was ich nicht verstehe. Zur Erklärung: "U" und "V" an '2' und '1' ist das, was aus den Endstufen kommt. Das geht durchs Schutzrelais und dann über '3' und '4' zum Boxenpaarwahlschalterplatinchen.

Über die beiden 8k2-Widerstände R911 und R912 wird ein Signal für eine Schutzschaltung abgegriffen. Aber dann sind dort diese beiden Elkos C910 und C911, deren beiden "Minus-Seiten" miteinander verbunden sind. Die Lautsprecher erhalten mit "U" und "V" ein Signal, das mal im positiven, mal im negativen Spannungsbereich ist. Mein Verständnis: die Ausgangssignale werden "gemittelt". Sollte sich ein signifikanter Gleichspannungsanteil aus den Endstufen finden, löst die Schutzschaltung aus. Sind die Gleichspannungsanteile der beiden Kanäle gegenläufig, dann funktioniert's allerdings nicht.

Aber gepolte Elkos? Und dann derart verschaltet? Damals gab's doch auch schon bipolare (Tonfrequenz-)Elkos.

Gruß, Ralf, eher in der digitalen als der analogen Welt zuhause ...

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Ralf Kiefer
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Meines (auf dem Gebiet sehr begrenzten) Wissens sind das intern auch nur gegensinnig in Serie geschaltete Elkos.

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Axel Berger

Am 12.08.22 um 12:06 schrieb Ralf Kiefer:

Hallo,

Schutzschaltungen in Verstärkern unterscheiden sich oft und sind immer recht interessant. Der Widerstand bildet mit den Elkos eine Zeitkonstante für die Reaktionszeit der Schutzschaltung.

Die Schutzschaltung gegen Gleichspannung am Ausgang soll ja zum Einen die Boxen schützen und auch Schlimmeres verhindern.

In folgenden Fällen kann Gleichspannung am Ausgang auftreten:

  1. Zu hohe Offsetspannung, betrifft dann eher nur einen einzelnen Kanal.
  2. Ausfall einer der beiden Versorgungsspannungen bei +-Versorgung. Falls da nur ein gemeinsames Netzteil genutzt wird, dann sind beide Kanäle betroffen.
  3. Defekt von Endstufentransistoren, betrifft eher nur einen einzelnen Kanal

Daher tritt der Fall von gegenläufigem Verhalten eher recht selten auf.

Bernd Mayer

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Bernd Mayer

Den Teil, den ich dabei nicht verstehe, ist die Anordnung der beiden gepolten Elkos: Signalmix ----||----------||-------- GND (+) (-) (-) (+)

So was vertragen übliche Elkos doch nur sehr bedingt. Einer von beiden wird fast grundsätzlich verkehrt herum betrieben.

So gesehen: stimmt :-)

Gruß, Ralf

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Ralf Kiefer

Das Prinzip ist ganz einfach. Durch den höheren Reststrom bei Falschpolung fällt die weitaus größere Spannung am richtig gepolten Elko ab. Und das Ganze passiert ganz von selbst so, daß der falsch gepolte innerhalb gesunder Parameter bleibt.

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Andreas Neumann

Hallo,

ich verstehe auch nicht alles - smiley. Da überlege ich manchmal auch den praktischen Nutzen vom Verständnis.

Man kann zunächst mal davon ausgehen, daß die Entwickler von Rotel, das ist ja eine renommierte Firma, ihr Handwerk beherrschen.

Das kann man schon daran erkennen, daß der Verstärker aus dem Jahr 1980 Deiner Aussage nach, immer noch funktioniert: "Der funktioniert momentan erstaunlich gut .."

Im Normalzustand liegt an den Elkos ja keine Gleichspannung an die den Kondensator elektrolytisch zerstören kann.

Der Strom ist sowieso durch die Widerstände begrenzt. Die Elkos werden dadurch die meiste Zeit weit unterhalb ihrer Maximalwerte (etwa Spannung, Strom, Leistung und Temperatur) betrieben.

Im Fehlerfall wird der Verstärkerausgang innerhalb von Millisekunden abgeschalten.

Die Schutzschaltung bleibt dann in der Regel weiterhin aktiv, etwa über Flip-Flops, Relais o.Ä. die erstmal umgeschalten bleiben.

Ein Hin- und Her-Flattern der Schutzschaltung kann man in dieser Situation ja nicht brauchen.

Die Elkos haben eine recht hohe Kapazität, andere Kondensatoren als Elkos wären in dieser Größe unbezahlbar.

Falls man die Funktion der Schutzschaltung überprüfen möchte, dann kann man vorsichtig über einen passenden Widerstand eine Gleichspannung, etwa aus der Versorgung, vorsichtig an den Sensorpunkt anlegen - BTDT.

Bernd Mayer

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Bernd Mayer

Am 12.08.22 um 12:06 schrieb Ralf Kiefer:

Die müssen nicht kaputt sein. Aber ganz frisch sind die sicher nicht mehr.

Das wird alles funktionieren. Die 240V schaden eher der SOA der Endtransistoren, wenn er auf 220V steht. Die Einstellung 240V ist aber perfekt.

In dem Netzteil hat man sich wirklich nicht die geringste Mühe bezüglich Stromverbrauch gegeben. OK, an eine Onkyo-Anlage aus den 90-ern hier, die im _ausgeschalteten_ Zustand 25W braucht, kommt das nicht ran.

Die Idee mit dem Längsregler ist im Prinzip gut. Allerdings wird das die Nebenwirkung haben, dass die ±40V ansteigen werden, weil die Grundlast des Trafos mutmaßlich deutlich sinkt. Das könnte den Endstufen etwas zusetzen. Im Besonderen mit SOA der Transistoren muss man bei so hohen Spannungen immer aufpassen.

Aber die Standardteile wie 7815/7815 kannst du nicht nehmen. Die vertragen keine so hohen Eingangsspannungen. Nur die 7824/7924 (mit zwei Dioden in der Masseleitung) würden das packen - wozu auch immer ein Phono-Verstärker 50V braucht.

Statt dessen empfehle ich, die Widerstände einen Faktor 20 zu erhöhen und jeweils einen Emitterfolger dahinter zu hängen. Das geht am einfachsten. Die 0,7V weniger sind gerade mal egal, aber möglicherweise brauchst du dann trotzdem andere Z-Dioden, weil die Riesendinger bei dem dann niedrigeren Strom ihre Nennspannung nicht mehr erreichen. Muss man ausprobieren.

Das ist ein Bipolarer Elko für arme. Technisch werden bipolare Elkos intern auch nicht anders konstruiert. Der Leckstrom des jeweils falsch gepolten erzeugt dann früher oder später den notwendigen BIAS.

Hier ist der Sinn aber DC am Ausgang zu vermeiden, der die Lautsprecher grillen würde. Sobald sich an den Elkos eine positive oder negative Spannung aufbaut, geht das Relais aus.

Exakt.

Tja, nichts ist umsonst. ;-)

Statistisch gesehen kommt es aber außerordentlich selten vor, dass beide Endstufen gleichzeitig durchlegieren und dann noch bei einer beim positiven Transistor die Bonddträhtchen zuerst aufgeben und bei der anderen beim negativen.

Die sind dann halt in _einer_ Kiste.

Dann musst du Class-D Verstärker reparieren. ;-)

Marcel

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Marcel Mueller

Hallo,

IIRC gab es sogar mal "Elektrolytische Gleichrichter"

Siehe:

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Bernd Mayer

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Bernd Mayer

In einer Woche komme ich bei $KUMPEL vorbei, der ein Meßgerät hat, mit dem er etliche Parameter von Kondensatoren bestimmen kann. Ich weiß nur noch nicht welche. Mit diesen Exemplaren will ich das wissen :-) Die beiden großen 6,8mF-Teile interessieren mich mindestens genauso, was die als Restkapazität noch haben. Und an Leckstrom.

Leerlaufverbrauch des Geräts: 30W an 240V bei nahezu "keiner" Lautstärke. Darüberhinaus gefühlt in dem Maß mehr, was tatsächlich an die Lautsprecher geht. Der Trafo hat sehr große Reserven. Rotel schreibt max. 300W! Damals in den 1980ern hatten die besseren Hersteller alle ihre speziellen Vorlieben, wie sie Klangqualität erzeugen. Hier handelt es sich allerdings um die Billiglinie von Rotel, AFAIK. Trotzdem ist der Trafo deutlich überdimensioniert.

Dann habe ich vorhin ein paar Spannungsversorgungsverbindungen zum Messen aufgetrennt: der Phonovorverstärker nimmt sich von den rund +-25V exakt 7,7mA. Außer dem Einschaltstrom bleibt dieser Wert konstant. Die Klangbeeinflussung nimmt sich bei +-14,5V konstante 35mA/37mA.

Die aktuellen Meßwerte sind nicht die im Plan eingezeichneten 39,5V, sondern lediglich 37,6V. Ich lasse mich überraschen, wieviel das mit neuen Siebelkos sein werden.

Danke für den Tip! Notfalls könnte ich je eine zusätzliche Diode beim Brückengleichrichter zur Spannungsreduktion "einschleifen". Ok, dann könnte ich eigentlich die überschüssige Leistung auch an anderer Stelle in Wärme wandeln.

Die 7815/7915 kommen einfach hinter die 7824/7924 :-) Und die 7x24 erhalten eine Diode und einen Vorwiderstand oder so. Der Strom da durch liegt relativ konstant in der Größenordnung 45mA (mit meiner Idee mit den 7x15 dahinter). D.h. das sieht überschaubar aus, IMHO.

Der Phonovorverstärker besteht aus je einem HA-1457W (8-Pin IC), der jetzt hinter einem weiteren Vorwiderstand +- 22,8V bekommen soll. Hitachi gesteht ihm +- 25V als Vcc zu.

Das ist das fehlende Stückchen für mich :-) Dann werde ich die beiden im Rahmen der Restaurierung mit den billigsten 470uF-Kodensatoren ersetzen, also kein LowESR, bipolar oder ähnlich Aufpreispflichtiges.

Gruß, Ralf

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Ralf Kiefer

Klar. Aber dieser Vollverstärker schien zur Billiglinie zu gehören (Hybridendstufen!). Ich hatte von Rotel zu jener Zeit genau einmal, vermutlich 1987, eine Endstufe probegehört, die in einer ganz anderen Preisklasse daherkam.

Ja, und das soll er jetzt für einige Jahre zuverlässig und intensiver tun. Ich war gestern erstaunt, wie gut die Burr-Brown-Wandler auf Hifiberry o.ä. am Raspi klingen. Meine Erwartungshaltung war eine andere.

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Und genau hier soll dieser Verstärker zukünftig im Einsatz sein: am Rechnerfuhrpark.

Ja, wenn das so ist ... :-) Das ist ein weiteres neues Informationshäppchen für mich.

Dann bleibt das Endstufensignal immer noch auf der Schutzschaltung, weil dahinter abgeschaltet wird.

Im Technical Manual ist eine Arbeitsanweisung, wie man die "DC Balance Adjustment" mit Hilfe eines Potis auf jeder Endstufe einstellt. Ich nehme an, daß es genau darum geht.

Gruß, Ralf

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Ralf Kiefer

Ist der Verschleiß beim falsch Gepolten nicht zu groß? Dagegen spricht natürlich, daß der Vertärker vermutlich 30Jahre lang in Betrieb war (und erst in den vergangenen 10Jahren bei mir in der Ecke stand).

Oder liegt's an der ziemlich geringen Spannung, daß durch die Falschpolung kein Schaden entsteht?

Gruß, Ralf

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Ralf Kiefer

Hallo,

der Strom und die Leistung ist ja eher gering.

Wenn da 30V anliegen, dann fließen da über die Vorwiderstände von 8,2 kOhm ca. 3,65 mA. Das entspricht dann einer Leistung von 109 mW.

Und das auch nur im Fehlerfall.

Da schaltet man ja zumeist aus Vernunftgründen ab und kontrolliert was da los ist.

Ein Widerstand der Bauform 0207 kann 250mW ab.

Bernd Mayer

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Bernd Mayer

Hallo,

ist das möglicherweise eine Brückenendstufe? Oder ist das die Einstellung für den Offset man Ausgang?

Was ist das für ein Endstufen-IC?

Hast Du einen link zur ganzen Schaltung oder dem Servicemanual?

Bernd Mayer

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Bernd Mayer

Name: SI-1440H, das soll wohl schon Jahrzehnte "vergriffen" sein.

NIcht bei Rotel, aber hier barrierefrei:

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Gruß, Ralf

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Ralf Kiefer

Jain. Beide Folien/Elektroden haben eine Oxidschicht. Der Elko ist symmetrisch aufgebaut. Elektrisch sind schon zwei Elkos hintereinandergeschaltet, aber bautechnisch nicht.

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Rolf Bombach

Bei der Restkapazität gibt es manchmal Wunder. Nämlich dann, wenn sie nennenswert zu viel haben. ;-) Dann ist nämlich die Formierung im Eimer und sie könnten bald durchschlagen, wenn man sie nicht etwas sanfter auf ihre Nennspannung hoch fährt. Das würde man natürlich an einem Leckstrom erkennen. Dann darf man nicht zu viel Strom auf einmal rein pumpen. Dann ist der Schaden komplett reversibel.reversibel.

Interessanter ist bei alten Elkos aber eher der ESR. Wenn das Elektrolyt ausgetrocknet ist, dann steigt der nämlich deutlich an. Das ist bei Siebelkos jetzt nicht ganz so kritisch, aber die Wirkung lässt natürlich etwas nach.

Hier kommt dazu dass die Dinger für einen Verstärker mit ±40V ohnehin viel zu knauserig ausgelegt sind. Ich meine selbst an 8Ω Lautsprechern gehen da unter Last schon mal 8A Spitzen durch. Das halten die kleinen Elkos nie im Leben. Dies sind bei gut 1A Last in den 100 ms zwischen zwei Halbwellen schon um fast 20V eingebrochen. Da müssten wenigstens mal 22mF Elkos rein, wenn das irgendwie zusammenpassen soll.

Ich vermute aber, dass der ganze Verstärker nicht so ganz für Last ausgelegt ist. Das beste, was man da tun könnte, ist die Betriebsspannung um ca. 25% zu reduzieren, aber das wird mit dem bestehenden Trafo natürlich nichts.

Zum Vergleich: Mein Subwoofer-Verstärker, ca. 80W RMS (für einen 18" braucht man schon mal ein bisschen), Idle-Verbrauch ca. 4W. Ca. 1W bleibt im Rinkerntrafo, der Rest im Verstärker-Modul. Aber das Teil ist auch Class-D.

Das ist logisch. Class-AB Endstufen haben bei geringer Lautstärke nahezu keinen Wirkungsgrad. Unter Last steigt er dann kontinuierlich an, kommt aber selbst unter optimalen Laborbedingungen nie über 70%. In der Praxis mit Musik eher nie mehr als 20%.

Ja, und dann verhungerte Elkos einbauen. Ich meine, die müssen die Ausgangsleistung ja für knapp 100ms liefern, wenn der Wechselstrom gerade nichts zu bieten hat. Dicke Elkos waren halt damals schon teuer.

Vor allem ist seine Spannung zu hoch. Wenn ich es richtig sehe hat der STK Hybridmodule in den Endstufen. Die Mistdinger lösen sich gerade bei hohen Versorgungsspannungen ohnehin beim ersten Husten in Rauch auf. Also bloß nicht belasten.

Innerhalb normaler Parameter. Mit Längsreglern kämst Du also auf knapp

4W dafür runter.

Es gibt übrigens einen Hack, wie man das wesentlich sparsamer hinbekommt. Mit ein paar Kleinsignaltransistoren kann man einen Synchrongleichrichter bauen, der einfach nur auf macht, wenn die Wechselspannung in einem genehmen Bereich liegt. Aber das wäre hier wohl Perlen vor die Säue. Außerdem muss man dann mit Störspitzen aufpassen.

Besser, aber ich fürchte, das wird deutlich steigen, wenn du die Längsregler einbaust.

Genauso viel. Ohne Last werden die es noch locker packen.

Die 0,7V bringen's auch nicht. Das sind eher 5-10V zu viel. Ich würde die Endstufe eher mit ±32V oder so betreiben wollen.

Ja, OK, wird gehen.

Das reicht nicht. Ich glaube die können doch nur 35V oder so. Da muss schon eine Z-Diode davor.

Ich würde trotzdem die Transistorlösung nehmen. Diese 78xx rauschen wie die Sau. Das tut eine Z-Diode zwar auch, aber nicht, wenn ein Elko daneben hängt. ;-) Ich hab mir mit den Dingern mal einen ganzen Vorverstärker versaut. Es war einige Arbeit, die Schaltung dann überall so abzuändern, dass das nicht mehr so stört.

Die Frage ist eher, was das Minimum ist. Mehr als ±10V braucht man für den Anwendungszweck keinesfalls, und das auch nur, wenn man übel große Ausgangspegel erzeugen will.

Kannst du machen. Die Dinger haben mittlerweile vmtl. sowieso eher

700µF, weil sie nie Spannung gesehen haben.

Wenn man da einmal anfängt, ist man halt relativ schnell an dem Punkt, den halben Verstärker neu und besser zu bauen. Lohnen tut sich das nicht wirklich. Es macht höchstens Spaß.

Marcel

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Marcel Mueller

Das ist sowieso zu spät, weil ich den Verstärker jetzt über eine Stunde lang betrieben habe.

Die Ausgangssituation war eine spezielle: mir lief dieser Rotel-Verstärker vor rund 10Jahren zu. Ich benutzte den hin und wieder und zwar an Teufel-Lautsprechern der 100EUR-Preisklasse (pro Stück). Ich war damals begeistert wg. dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis. Nach ein paar Monaten spielte dieser Verstärker nicht mehr mit. Ich meine mich dran zu erinnern das Relais nach dem Einschalten nicht mehr zu hören. Ich stellte ein Ersatzgerät hin und der Rotel verschwand in der Ecke. Jetzt ist aufräumen angesagt. Also war die Option Schrott/Entsorgung oder Reparatur. Daher zuerst der Blick nach drinnen und dem Üblichen: Sicherungen, geplatzte/verkohlte Bauteile u.ä. Die Spannungsversorgungsplatine holte ich raus, soweit die angeschlossenen Kabel es zuließen. Zudem fand ich mittlerweile das Service Manual im Web, das ich vor 10Jahren nicht hatte.

Folgerichtig: einschalten, nach Spannungen und/oder Rauchwolken schauen. Zu meinem Erstaunen funktionierte das Gerät sofort und die Spannungen waren wie beschrieben. Entscheidung: jetzt restaurieren, denn beide Endstufen-ICs funktionieren. Randbedingung: ich möchte das Gerät betreiben können, ohne ständig drauf achten zu müssen, ob irgendwas raucht. Leistung ist wenig gefragt.

Daher war mein erster Blick auf die Elkos gerichtet. Ich war stellenweise "not amused":

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Die Platine steht senkrecht montiert im Gehäuse, die Kabelanschlüsse sind oben. Die 4 Keramikwiderstände sind die für die Hilfsspannungen, drunter (drüber in montiertem Zustand) die 4 Elkos und die Zenerdioden. Hier etwas besser erkennbar:
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Neue Siebelkos sind vorgesehen, siehe mein 1.Posting zum Thema. Der Elko-Hersteller gibt als Verwendungszweck herkömmliche (50Hz-)Netzteile und Schaltnetzteile an. Also kann's nur besser sein :-) Dazu ist das ein 105Grad-Typ, max. Ripple-Strom (100Hz) 4,6A, ziemlich kleine Milli-Ohm-Angaben (kann ich im Detail sowieso nicht beurteilen :-( ),

63V statt 50V und ein M8-Gewinde zum Festschrauben. Ich als Analog-Laie halte das für eine kostengünstige Aufwertung bzw. Ersatz.

Das bedeutet zwei Löcher ins Bodenblech zu bohren. Macht nichts, auch davor schrecke ich nicht zurück :-)

Dafür brauche ich den nicht. Fürs Wohnzimmer steht was ganz anderes (von NAD) herum.

Aus dem Trafo kommen sekundärseitig genau drei Drähte raus.

Ich werde mir das nach der Renovierung mit dem Oszi anschauen. Jetzt ist's für die alte Konfiguration schon zu spät.

Ich weiß nicht, wie der Betrieb in den ersten 30Jahren war. Genügend Betriebsstunden hat das Gerät, siehe Fotos.

Die Hybride funktionieren jetzt qualitativ sehr gut. In irgendwelchen Web-Foren fand ich Hinweise, daß solche Hybride gestorben sind und schon lange nicht mehr lieferbar sind. Schaunmermal :-) Da das Gerät innen modular aufgebaut ist, könnte ich nach dem Tod dieser Endstufen ggf. zwei andere einbauen, sofern ich welche für +-40V-Betrieb finde.

Ich verfolge gerade die Idee die bisherige Spannungserzeugung beizubehalten und nur zu optimieren. Neue Elkos sowieso, neue Zenerdioden und andere Vorwiderstände, diese an einem anderen Ort platzieren, damit sie die Elkos nicht grillen.

Zu den von Rotel eingebauten Elkos ein Schmankerl wg. Rotel und qualitativ etwas besser: die beiden Elkos für die +-14,7V haben eine Spannungsfestigkeit von 16V, die beiden für +25,2/-25,5V eine solche für

25V. Das klingt "schwäbisch". Heute würde man das geplante Obsoleszenz nennen. Es hat trotzdem gehalten.

Ich mache mir meine Gedanken dazu. Die "blödeste", spontane Idee ist im Keller nach einem alten 220V/110V-Vorschalttrafo für US-Geräte zu suchen, denn der könnte diverse Anzapfungen haben. Den nehmen, um echte

220V (oder sogar etwas weniger) zu haben, um den Rotel-Verstärker mit 240V-Einstellung zu betreiben.

OnSemi gibt für die 78xx bis zum 7818 35V an und ausdrücklich für ihre

7824 40V. D.h. diese 7824 lassen sich gezielt geschaffen.

Bei Hitachi lautet das "Absolute Maximum Rating" für Vcc +-25V, in ihrer "Typical Application" nennen sie +- 22,5V. Der Signalausgang wird mit typ. 14,8V angegeben.

Mein "Beschluß": den Phonovorverstärker brauche ich hier nicht. Die Spannungserzeugung mache ich abschaltbar. Test: bei abgeschaltetem Phonovorverstärker funktioniert der Rest problemlos. Ok, das kann man auch dem Schaltplan entnehmen.

Der Verstärker soll funktionieren. Notwendiges Restaurieren, ein bißchen optimieren. Das soll hier reichen.

Danke für die Tips und Denkanstöße.

Gruß, Ralf

Reply to
Ralf Kiefer

snipped-for-privacy@gmx.de (Ralf Kiefer) schrieb:

Stellt sich die Frage, auf welchem Niveau die "Restauration" erfolgen soll.

Bekanntes Übel.

Klar.

Auch klar.

Auch klar.

Technisch ist das keine Frage, andererseits verläßt Du damit den Pfad der Restauration.

Man könnte statt der Längsregler (die dann halt keine ohmschen Wärmeerzeuger sind, sondern Halbleiterwärmeerzeuger) auch an Schaltregler denken. Für diese Überlegung gilt aber das gleiche: Für Puristen ist das dann keine Restauration mehr, sondern Verbastelung.

"selbstgebastelter bipolarer Elko"

... also klassische Wechselspannung (also nicht allein wechselnde Spannung, sondern dazu wechselnde Polarität).

... von beiden Stereokanälen ...

... wie sich das für eine ordentliche Wechselspannung auch gehört -- und Tonsignale sind ja Wechselspannung.

Klar.

Klassische Schaltung.

Aber sie waren selten. Vielleicht auch teurer als zwei gepolte.

PS: Warum (und auf welchem Niveau) willst Du den Verstärker restaurieren, der 10 Jahre ungenutzt in der Ecke stand? Man könnte ja erwägen, sich einen neuen zu kaufen, der für nicht viel Geld für Normalohren vielleicht sogar besser ist als das historische Schätzchen.

Reply to
Martin Gerdes

Hallo,

Danke für den link.

Mittlerweile habe ich das kurz überflogen.

Zum Endstufen-IC habe ich auf die Schnelle erstmal nichts gefunden.

Die Anleitung "DC Balance Adjustment" bezieht sich auf die Offseteinstellung.

Man sollte kurz mal mit einem Multimeter oder einem Oszilloskop überprüfen, ob der Ausgang des Verstärkers ohne Signal auf Null Volt (jedenfall im Bereich von wenigen Millivolt) Gleichspannung liegt. Notfalls halt nach der Anleitung nachstellen im warmen Zustand.

Falls man bei funktionierendem Verstärker überprüfen möchte, ob die Schutzschaltung gegen Gleichspannung am Ausgang noch funktioniert, dann kann man einfach über einen Widerstand an einer Spannung einen Strom inf den Sensorpunkt (da wo R912 und R911 mit C910 verbunden sind) temporär einspeisen. Etwa 100 kOhm an die positive und dann auch noch an die negative Versorgung anlegen. Dann sollte das Relais klicken und den Verstärkerausgang abschalten. Eventuell ein bisschen mit den Werten für den Widerstand experimentieren.

An der Stabilisierungsschaltung würde ich nichts ändern, höchstens die Elkos auswechseln.

Man wusste auch schon in den 80-er Jahren wie man Stromversorgung passend stabilisiert.

Viel Erfolg und Spaß mit dem Verstärker.

Bernd Mayer

Reply to
Bernd Mayer

Dann haben sie es überlebt. ;-)

Ja, die sind well done.

Für Umbau auf Emitterfolger würden sie es aber immer noch tun. Dafür sind sie ja gnadenlos überdimensioniert.

Außerdem ist da eher das Plastik spröde geworden. Normalerweise erwärmen sich Elkos von innen. Da sieht man dann von außen nicht viel, da sie im inneren viel heißer sind.

Das steht bei jedem dabei. ;-) Aber das passt schon. Du kannst auch jedes alte Ding nehmen, was noch geht. Ich habe schon Fälle gehabt, wo 20 Jahre alte Ausschlacht-Elkos aus der Grabbelkiste die nach 3 Jahren verreckte Originalbestückung deutlich übertroffen haben. Und das war ein Schaltnetzteil (Mainboard).

105°C ist in jeder Weise unnötig für den Zweck. So viel länger halten die sowieso nicht, da bei denen üblicherweise die halbe Bemessungslebensdauer im Vergleich zu 85°C Typen angegeben wird.

Wie gesagt, du kannst jeden Elko rein machen. Tendenziell würden ein paar µF mehr auch gut tun, wenn es mechanisch passt. Da heutige Elkos kleiner geworden sind, sollte wenigsten ein 10m Typ passen. Das wäre nützlicher als die 105°C. Zukünftig wird da sowieso nichts mehr warm.

Schon klar. Und eine 260V Wicklung hat er so schnell auch nicht. ;-)

Klanglich waren die Dinger völlig OK. Klassische Leistungs-OPs mit ordentlich Gegenkopplung gezähmt. Goldohren wollen zwar besseres, aber _hören_ kann man das nicht (nur sehen).

Tatsächlich bekommt man noch einige. I.d.R. nicht exakt die richtigen, aber als Ersatztyp tauglich. Bei _diesem_ Modell bin ich mir aber nicht so sicher. Das scheint schon sehr alt.

Die heutigen Exemplare sind aber noch schlechter als die alten. Heute sind die Kristalle der Endtransistoren kleiner. Das Zeug ist zwar technisch besser geworden, aber bei Lastspitzen hilft das auch nicht.

Ich habe es bei einem ähnlich alten Gerät einfach durch eine diskrete Endstufe ersetzt. Die Bauteile habe ich nahezu alle der Grabbelkiste bzw. Ausschlachtware entnommen. Das hält bis heute, sogar bei einem Kurzschluss bei voller Fahrt passiert nichts mehr.

Mechanisch habe ich einfach die Endtransistoren mit Beinchen nach oben ans Kühlblech geschraubt und da dran ein wenig Lochraster mit dem Rest. Von den alten Pin-Löchern der Hybride dann einfach kurze Kabel.

Würde ich nicht machen. Das kostet mehr und ist wesentlich schlechter als ein paar billige BD-Transistoren. Mit BD24x o.ä. als Emitterfolger musst du dir nicht viel Mühe geben, und die gibt's immer noch recht günstig. Vor allem aber muss man beim Emitterfolger keine Angst mit Rauschen oder Schwingen haben. Die 78/79xx sind da zum Teil übelster Mist.

Und mit 20-mal größeren Widerständen kannst du auch Standard Kohleschicht mit 0,5W nehmen.

Den Transistoren verpasst du einfach einen Aufsteckkühlkörper. Aufbau als Igel direkt auf der Platine. Du kannst auch alle Transistoren auf ein kleines Stück Alu-Blech schrauben, das ist stabiler, braucht aber dann halt Isolierscheibchen. (Gilt für 79xx aber auch)

Elkos von 1980 sind keine Elkos von 2020.

Ist auch zu viel Aufriss, zumal der Vorschalttrafo dann vor dem Schalter hängt und dauernd Strom braucht.

Das ist ordentlich. +26 dB Line-Pegel wird kein Verstärkereingang verdauen.

Na denn.

Marcel

Reply to
Marcel Mueller

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