Das ist der Normale Betriebszustand, also vollkommen klar :-).
Man sollte aber auch von ungünstigen Konstellationen ausgehen. Regenwetter, durchgeweichte Lederlatschen und schon sieht es etwas anders aus. Zudem sollte man den Strom nicht nur als direkte Gefahr sehen: Auch gebrechliche und behinderte Personen sollen den ÖPNV gefahrlos nutzen können. Alleine der Schreck kann da schon zu üblen Stürzen führen.
Deinen anderen Ausführungen zur Gefährdung widerspreche ich nicht.
Vorstellbar wäre, daß die Straßenbahn selbsttätig erkennt, daß sie nicht mehr geerdet ist, und dann die Stromzuführung abschaltet. Ich glaube aber nicht, daß es eine solche Vorrichtung gibt.
Das Problem existiert aus zwei Gründen nicht: Erstens sind Straßenbahnen immer geerdet. Und zweitens sind aussteigende Fahrgäste nie ausreichend geerdet, um dadurch geerdet zu werden.
(Zu erstens möchte ich anmerken, daß ich vor nicht allzu langer Zeit auf der betreffenden Strecke eine fahrende Straßenbahn beobachtet habe, als die Schienen relativ stark mit pflanzlichem Material (so eine Art Krümel von trockenen Blättern) verschmutzt waren und die Räder beim Überfahren ziemlich stark funkten - die waren also intermittierend offenbar doch nicht so gut geerdet.)
Zu letzterem hätte ich erstens gerne eine Quellenangabe und zweitens einen Hinweis, woran dieser Zustand zu erkennen ist. (Und drittens würde ich dann noch die Sinnfrage gestellt haben wollen.)
Ich habe heute mit einem BSAG-Fachmann telefoniert - der fand meine Einwände äußerst begründet und meinte, daß ihm die entsprechende Meldung auch sauer aufgestoßen sei. Auf meine Anregung will er veranlassen, daß eine klarstellende Pressemitteilung herausgegeben wird.
Das stimmt nicht: Auch bei der BSAG gab es schon einen. Allerdings eben nicht aufgrund Herzstillstands, sondern der Spätfolgen des Stromdurchflusses: Der Verletzte hatte keinen Arzt aufgesucht, verstarb aber nach drei Tagen. Man sollte also bei Stromunfällen in jedem Fall veranlassen, daß ein Arzt aufgesucht wird, auch, wenn der Verletzte selbst meint, es sei alles in Ordnung.
Es scheint auch bei Fachleuten die - IMHO falsche - Ansicht zu geben, auch Gleichstrom können Verkrampfen mit "Nichtloslassenkönnen" auslösen. (Technischer Gleichstrom enthält allerdings oft auch Wechselstromanteile (pulsierender Gleichstrom), dann stimmt das wieder.)
Das wurde mir von dem BSAG-Mann auch ausdrücklich bestätigt, daß der Wagenkasten nicht unter Spannung stehen kann. Die Anweisung, in solchen Fällen die Fahrgäste nicht aussteigen zu lassen, besteht gleichwohl, aber aus einem anderen Grund: Es soll wohl gelegentlich vorgekommen sein, daß Leute meinten, frei herunterhängende Oberleitungsenden zur Seite schieben zu müssen, wenn die z. B. vor einer Tür herumhängen. Und das ist natürlich u. U. doppelplusungut ;-)
Die Ansicht, im inneren der Bahn dürfe es keine geerdeten berührbaren Metallteile geben, ist offenbar falsch: In den neuen Bahnen sollen die Haltestangen aus blankem Metall sein und mit dem Chassis leitend verbunden. Wenn jemand dann mit einer Hand eine Haltestange hält und dann mit der anderen nach einem spannungsführenden Draht greift, besteht also tatsächlich akute Unfallgefahr.
Die sind übrigens mit 3 kA abgesichert - das "funkt" dann schon etwas mehr.
Hm, war es nicht so dass ein Gleichstrom den Herzmuskel eher stoppt da die 50 Hz der Wechselspannung ja das Herz nur fremdgesteuert "übersteuern", die Gleichspannung welche einen Gleichstrom verursacht aber dies nicht tut sondern den Herzmuskel in einer Position festhält? Also so ungefährlich würde ich den Gleichstrom nicht ansehen.
Meines Wissens nicht: Es gibt kein statisches "Festhalten" einer Muskelfaser, sondern es werden repetierende Aktionspotentiale benötigt. Und dieses wiederholte "Feuern" von Nerven- bzw. Muskelzellen kann Gleichstrom eben nicht auslösen.
Gleichstrom schädigt durch galvanische (Elektrolyse) und ggf. thermische Effekte - das erfordert aber höhere Stromstärken und Einwirkzeiten. Die "typische" Gefahr von Wechselspannung (Verkrampfungen, Nicht-loslassen-Können, Herzflimmern) hat Gleichspannung eben nicht. (Wobei das "Ein- (und ggf. auch das Aus-)schalten" des Stroms natürlich auch die entsprechenden neurophysiologischen Wirkungen haben kann - man bleibt aber nicht am spannungsführenden Leiter "hängen". Deshalb sind die zulässigen Grenzwerte der Berührspannung bei Gleichspannung auch deutlich höher (ca. Faktor 3) als bei Wechselspannung.)
nun, mir geht nicht so richtig auf, warum Schwachsinn. Positiv denkend und davon ausgehend, daß ich nicht schwachsinnig bin, sehen hier andere die Dinge offensichtlich aus einem zu engen Blickwinkel. Gut, das mit den elektromagnetischen Feldern passt nicht wirklich, und kann mit mangelhaften Reporterwissen an dieser Stelle leicht erklärt werden. Ansonsten muß man mal zur Kenntnis nehmen, dass
- der Straßenbahnfahrer die Verantwortung für die Passagiere trägt
- er das beste gemacht hat, was er nach seinem Wissen u. Gewissen konnte
- er vermutlich nicht E-Technik studiert hat
- keiner mit ausreichender Sicherheit weis, wie die elektrischen Verhältnisse zum Zeitpunkt real ausgesehen haben
- und nicht zuletzt die Versicherungsgeschichten:
Realsatiere: Es begab sich eines Sommertages 2007 in Berlin ein tragischer Unfall auf einem Recyclinghof. Ein Papiercontainer in der hintersten Ecke des Hofes hatte sich beim Aufladen geöffnet und seinen Inhalt in die Ecke entleert. die Mitarbeiter haben dann:
- rotes Absperrband gespannt
- den gesammten Recyclinghof gesperrt
- Hunderte Meter wartender Kunden dumm stehen lassen (war Samstag)
- in der Ecke gestanden zu schwatzen und zu rauchen
- gewartet, bis jemand das Papier weggeräumt hat Auf deutliche Ansage meinerseits kam es dann zu folgender Aussage: Wir haben eine Havarie, und aus "Versicherungstechnischen Gründen" muß der Hof gesperrt werden. (Wegen losem Papier in einer abgesperrten Ecke) Vermutlich hatten sie Angst, daß jemand eine Zigarette hineinwerfen würde (was natürlich in einen Kontainer auch gehen würde).
Fazit: Der Straßenbahnschaffner hat alles richtig gemacht und ist schlauer als manch anderer hier. Wer sich ertappt fühlt darf nun über mich herziehen. Zum Abschuß freigegen... Grüße Uwe
Wenn der zuständige leitende Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe die Aussage auch haarsträubend fand, dann halte ich "Schwachsinn" für vertretbar.
Teilweise richtig - die sind aber immer noch selbstbestimmte Wesen.
Sein "Wissen" war dabei das Problem.
Doch, ich: Tatsächlich war die Straßenbahn gar nicht unter Strom und der Fahrdraht selbst unbeschädigt. Die Straßenbahn fährt dort:
(auf dem Bild noch im Bauzustand) auf eigenem Gleiskörper in der Straßenmitte. Die Tragseile der Fahrdrähte sind nach beiden Straßenseiten mit Abspannseilen, die selbst durch Abspannisolatoren spannungsfrei gehalten werden, fixiert, ungefähr so, wie hier:
bzw. . Ein aus nördlicher Richtung kommender LKW hatte das westliche Abspannseil durchgerissen (was der LKW-Fahrer nicht einmal bemerkt haben mußte), ein Stück hing dann wohl an der Straßenbahn herunter (Foto habe ich nicht). Ich habe die reparierte Stelle gesehen: Es wurde lediglich an dem durchgerissenen Seil ein Reparaturstück eingespleißt, sonst nichts.
Der Wagenkasten selbst kann nicht unter Spannung stehen, der ist über viele Räder zuverlässig geerdet. Gleichwohl haben die Fahrer Anweisung, in solchen Fällen zu verhindern, daß Fahrgäste und Passanten herunterhängende Drahtenden berühren, weil auch nicht ausgeschlossen werden kann, daß die Kontakt mit der spannungführenden Leitung haben - das ist auch sinnvoll, aber ein bißchen etwas anderes. (Geschmiert kriegt man dabei dann deswegen eine, weil man u. U. bei der Berührung selbst über die Straßenbahn geerdet ist.)
[...]
Der Fahrer hat sich möglicherweise korrekt verhalten, stimmt. Der Fehler lag in der Berichterstattung. Es gibt aber beim Fahrpersonal tatsächlich Wissensdefizite: Witzigerweise hatte mich kürzlich jemand mit dem Auto mitgenommen, der sich dann als ein Straßenbahnfahrer (nicht derjenige, welcher ...) zu erkennen gab. Ich sprach mit ihm über diesen Vorfall, und er erklärte lauthals, wie gefährlich das sei, wenn die Oberleitung auf dem Wagen liegt, und der dann voll unter Spannung stehe, usw. Als ich dagegen einwandte, daß das keineswegs so sei, ihm den Namen des Mitarbeiters, mit dem ich telefoniert hatte, nannte, und meine eigene Qualifikation durchblicken ließ, wurde er dann merklich kleinlauter und wechselte das Thema.
Als ich dann ausstieg, gab er mit aber noch mit auf den Weg, ich solle da ja nicht glauben, was die Firmenleitung dazu erkläre, das sei nur zur Beruhigung der Öffentlichkeit vorgesehen, in Wirklichkeit wäre doch Spannung auf dem Kasten, etc. - tja ...
Diese Herrschaften glauben halt, was sie glauben wollen - da halten sich offenbar Mythen und Legenden. Solange sie damit auf der sicheren Seite sind, macht das auch nichts. Und dann ist natürlich auch klar, wie die Berichterstattung zustandekommt: Die Polizei nimmt vor Ort Personalien u. a. des Straßenbahnfahrers als "Unfallbeteiligtem" auf, fragt ihn nach dem Sachverhalt, und der kehrt dann natürlich sein "Wissen" heraus und erklärt der Polizei die Welt, anschließend landet das ziemlich wörtlich im Polizeibericht und kommt auf diesem Weg in die Presse. Keine Personenschäden, und der Sachverhalt ist im übrigen "völlig klar". Wozu noch Fachleute fragen? ;-)
Nachtrag: Hier ist noch ein schönes Bild der verwendeten Fahrleitungskonstruktion (links oben im Bild): Die Querabspannungen stehen mit dem spannungsführenden Fahrdraht gar nicht in elektrischer Verbindung, sondern sind isoliert.
So genau weiß ich das nicht. Sowohl die Strecke im Bild am Überseehafen wie auch die Strecke der Linie 4 in Borgfeld, wo der Vorfall passierte, sind relativ neu und haben wohl die gleiche, möglicherweise auch relativ neue, "moderne" Fahrleitungskonstruktion. Freie Strecken ohne Haltestellen und Fußwege sind im übrigen eher selten, weil die Straßenbahnstrecken weitgehend straßenbegleitend verlaufen.
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