Re: Die Beschaeftigung mit der Elektrizitaet im 17. und18.Jahrhundert: aus Physikotheologen werden Naturwissenschaftler

> > > > die Anfaenge der Beschaeftigung mit der Elektrizitaet rei- > > > chen weit zurueck. Man wusste bereits in der Antike > > > einiges zum Thema. Ab der fruehen Neuzeit wird es dann > > > > Es sieht so aus, als /.../ > > Es gibt fuer Dich nur die Moeglichkeit, interessant > mitzuarbeiten oder Du haelst Dich aus dem Thread > heraus. Amen!

Das Thema ist ja nicht uninteressant, aber es gehoert nach de.sci.physik und de.sci.geschichte, die Elektrizitaet war damals noch keine Ingenieurwissenschaft.

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Carla Schneider
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>> War Newton ein Physikotheologe ? > >Auf Deine Frage hin habe ich den bearbeiteten Aufsatz auf >Newton hin nochmals durchgearbeitet, um dann anderswo >zu Newton weiterzusuchen. In Wikipedia etwa ist zu Newton >formuliert, er > >"war ein englischer Naturforscher und Verwaltungsbeamter. >In der Sprache seiner Zeit, die zwischen nat=FCrlicher Theolo- >gie, Naturwissenschaften und Philosophie noch nicht scharf >trennte, wurde Newton als Philosoph bezeichnet." aus: >
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Da fehlt etwas (nicht Unwesentliches)

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Dieser Bereich war f=FCr Newton vermutlich der Wichtigste.

Richard

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Richard

Das Occulte wird ab einem bestimmten Zeitpunkt wohl zentrales Thema bei Newton. Eigenartig.

K.L.

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Karl-Ludwig Diehl

Wie sagte schon weiland Adenauer()?): Man kann immer gescheiter werden;)

Richard

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Richard

> > > > die Anfaenge der Beschaeftigung mit der Elektrizitaet rei- > > > chen weit zurueck. Man wusste bereits in der Antike > > > einiges zum Thema. Ab der fruehen Neuzeit wird es dann > > > im Thema interessanter. In Wikipedia laesst sich, gut zu- > > > sammengefasst, dazu lesen: > > > > > "Eine gezielte und praktische Anwendung der Elektrizitaet > > > erfolgte erst am Beginn der Neuzeit. 1601 untersuchte > > > der Brite William Gilbert systematisch die elektrische > > > Aufladung an vielen Substanzen und fuehrte die Bezeich- > > > nung ?Electrica? ein. Um 1663 entwickelte der Magde- > > > burger Buergermeister Otto von Guericke eine drehbare > > > Schwefelkugel, die mit der Hand gerieben die kosmischen > > > Wirkkraefte (virtutes mundanae) nachweisen sollte. Gezielt > > > zum Erforschen elektrischer Wirkungen entwickelte Fran- > > > cis Hauksbee 1706 eine Reibungselektrisiermaschine, de- > > > ren Kugel nicht mehr aus Schwefel, sondern aus Glas ge- > > > baut war. Diese und hnliche Elektrisiermaschinen dien- > > > ten in den Folgejahrzehnten vor allem der gesellschaft- > > > lichen Belustigung. > > > 1745 erfindet der niederlaendische Physiker Pieter van Mus- > > > schenbroek - unabhaengig von, und ein Jahr nach Ewald > > > Juergen Georg von Kleist- die Leidener Flasche, die in > > > Deutschland auch als ?Kleistsche Flasche? bekannt ist. > > > Die Leidener Flasche gilt als der erste Kondensator zur > > > Speicherung von elektrischen Spannungen. > > > 1733 stellte Dufay fest, dass es zwei entgegengesetzte > > > Formen der elektrischen Ladung gibt, die er zun chst als > > > Harz- und Glaselektrizitaet bezeichnete. Diese Feststellung > > > war die Basis fuer die Bezeichnung als positive und negati- > > > ve elektrische Ladung. Der Amerikaner Benjamin Franklin > > > fand um 1752 nach der schon bekannten Reibungselektri- > > > zit t Zusammenhaenge mit der atmosphaerischen Elektrizi- > > > taet. Er erfand den Blitzableiter und interpretierte das Ph - > > > nomen als Pluspol und Minuspol." (1) > > > > > Weitere Entdeckungen und Forschungen kamen in den > > > darauffolgenden Jahrzehnten zustande. > > > > > Etwa gleichzeitig mit diesen Entdeckungen und Diskussio- > > > nen fand der Abloesungsprozess der Naturwissenschaften > > > von der Physikotheologie statt und das christliche Gottes- > > > bild aenderte sich. Ernst Benz, der die Theologie der Elek- > > > trizitaet des 17. und 18.Jahrhunderts untersucht hat, er- > > > klaert den Zustand der heutigen Forschung ueber diese > > > Zeit so: > > > > > "die Bemuehungen der Physikotheologen des 18.Jahrhun- > > > derts gelten als laengst ueberholt und ihre natuerwissen- > > > schaftlichen Ideen als ebenso antiquiert wie ihre theologi- > > > schen." (2) > > > > > Doch sollte man sowohl von Seiten der Naturwissenschaft > > > wie der Theologie auf das Thema zugehen, da es sich um > > > eine fruehe Zeit der moderneren Elektrizitaetsforschung > > > handelt. Heutzutage herrsche zwischen Theologie und > > > Wissenschaft ein schizophrenes Verhaeltnis, oder, wie > > > Benz es 1970 formuliert, > > > > > "eines so grimmigen Nichts-voneinander-wissen-wollens", > > > > > dass man sich fragt, ob diese Abschottung voneinander > > > sein muss. (3) > > > > > Die Kenntnisse von der Elektrizitaet veraenderten das > > > christliche Gottesbild. Magnetismus und Elektrizitaet > > > "erschienen als die sinnfaelligste Darstellung der verbor- > > > genen Gegenwart der goettlichen Kraft in der Welt". (4) > > > Zu gleicher Zeit wandelten sich die Physikotheologen > > > langsam zu Naturwissenschaftlern, weil ihnen das The- > > > ma Gott in allen Dingen immerzu unwichtiger wurde. > > > > War Newton ein Physikotheologe ? > > Auf Deine Frage hin habe ich den bearbeiteten Aufsatz auf > Newton hin nochmals durchgearbeitet, um dann anderswo > zu Newton weiterzusuchen. In Wikipedia etwa ist zu Newton > formuliert, er > > "war ein englischer Naturforscher und Verwaltungsbeamter. > In der Sprache seiner Zeit, die zwischen natürlicher Theolo- > gie, Naturwissenschaften und Philosophie noch nicht scharf > trennte, wurde Newton als Philosoph bezeichnet." aus: >
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Zur Elektrizitaetsforschung konnte ich bei Newton uebrigends nichts finden, das war offenbar zu Newtons Zeit noch kein wichtiger Teil der Physik. Das aenderte sich dann in der Zeit danach.

> > War irgend einer der oben erwaehnten Entdecker elektrischer > > Phaenomene Physikotheologe ? > > Man muss sich in die Lebenszeit dieser Leute versetzen. > Viele waren praktizierende Pfarrer.

Also bei den Entdeckern konnte ich keinen Pfarrer finden.

In der Korrespondenz > und anderswo taucht dann der Begriff "theologus electricus" > usw. auf. Oetinger wird auch als Theosoph bezeichnet. So hat > z.B. Carl August Auberlen in Tuebingen im Jahre 1847 ei- > ne Schrift herausgegeben, die heisst: > "Die Theosophie F.C.Oetingers nach ihren Grundzuegen.

Ein Philosoph und Theologe, aber ich konnte nichts finden was er im Naturwissenschaftlichen Bereich entdeckt hat.

Ich bin eben rasch die Namen durchgegangen, die im > Aufsatz von Ernst Benz, der 1970 ueber die "Theologie der > Elektrizitaet" zusammenfasste, auftauchen: > - Isaac Newton (1643-1726) > - Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) > - Johann Ludwig Fricker (1729-1766) > - Prokop Divisch (1698-1765) > - Johann Georg Nesstfell > - Franz Mesmer > - Benjamin Franklin > - Paracelsus > - Jacob Boehme > - Rudolf Goclenius der Juengere > - Athanasius Kircher > - Prof.Georg Wilhelm Richmann > - M.W.Lomonossow > - Christian Wolff > - Gottlieb Freidrich Roesler (1740-1790) > - Leibniz > - La Mettries > - Christoph Martin Burckard > - Charles de Bonnet > - Robert Hooke > - Henry More > - Pater Hell > - Detlev Cluver > - Johann Friedrich Mayer > - usw. > Das zeigt Dir vielleicht das Umfeld genauer an.

Da sind aber viele wichtigen Entdecker gar nicht dabei.

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Benjamin Franklin der tatsaechlich wichtig war, war Drucker und Zeitungsschreiber und Herausgeber, aber niemals Theologe.

Man muss > die Aufsaetze zur Elektrizitaet oder zum Magnetismus > der relevanten Leute lesen und sich mit ihren Biographien > beschaeftigen. Dann weiss man mehr. Newton ist im > Kontext dieses Aufsatzes von Benz nur eine Randfigur.

Die entscheidenden Entwicklungen kamen nach Newton. Zu Newtons Zeit war die Elektrizitaet noch kein Thema fuer die Physik, das aenderte sich dann schnell. Aber schon Newton war kein Phyisikotheologe mehr sondern Naturwissenschaftlter.

> > > Man wollte nun wissen, wie es sich mit der Elektrizitaet > > > wirklich verhaelt. Es dauerte daraufhin nicht mehr lange, > > > bis man elektrischen Strom so erzeugen und ueber > > > Leitungen transportieren konnte, dass Wohnhaeuser, > > > Arbeitsstaetten und der oeffentliche Raum damit ver- > > > sorgt werden konnten, um elektrisches Licht zur Ver- > > > fuegung zu haben. > > > > Der Sprung kam eigentlich mit Volta, der aufgrund einer zufaelligen > > Beobachtung von Galvani die Chemische Batterie erfand, die anderen > > dann die Moeglichkeit gab die Zusammenhaenge zwischen Strom und > > Magnetismus zu entdecken, woraus sich dann die industrielle Nutzung > > der Elektrizitaet entwickeln konnte. > > Zu Alessando Volta (1745-1827) las ich: > "Er erfand die Batterie und gilt als einer der Begründer der > Elektrizitätslehre." aus: >
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> Ich will das nicht bewerten.

Der Punkt ist dass eigentlich Galvani die Entdeckung machte, aber sie falsch verstand, und Volta die Batterie entwickelte weil er Galvanis falsche Erklaerung widerlegen wollte, und damit den wirklich entscheidenden Schritt tat.

Man sollte sich jedoch vorur- > teilslos mit dem beschaeftigen, was vor Volta zur Elektri- > zitaet erarbeitet wurde, etwa: > - D.Benjamin Franklin: Erweitertes Lehrgebaeude der natuer- > lichen Elektrizitaet, fuer jedermann fasslich und deutlich > dargestellt durch D.E.G. Wien, 1790 > - Johann Friedrich Mayer: Chymische Versuche zu naeherer > Erkaenntnuss des ungeloeschten Kalchs, auch der Elastisch- > und Electrischen Materie. Hannover-Frankfurt, 1764 > - Johann Friedrich Hartmann: Aehnlichkeit der Elektrischen > Kraft mit den erschraeklichen Lufterscheinungen. Hannover, > 1759 > - Nolletus: Conjectures sur les Causes de L'Electricité des > Corps. Paris, 1745 > - Erhard Runeberg: Abhandlungen ueber den Einfluss der > Elektrizitaet auf den Pflanzenwuchs. Koenigl.Schwedische > Akademie, Bd.XVIII. 1775 > - Oetinger: Theorie von der meteorologischen Electricité. > - Divisch: Theorie von der meteorologischen Electricité. > - Fricker: Auszug aus der Theorie der meteorologischen > Electricité. > - usw.

Vor Voltas Batterie gab es nur die statische und Atmosphaerische Elektrizitaet die aber fuer praktische Anwendungen nicht brauchbar war.

> > Das begann schon direkt danach: >
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> Darin las ich: > "Bereits 1802, also 18 Jahre vor Hans Christian Ã~rsted, > publizierte er die ablenkende Wirkung des Stroms auf > eine Magnetnadel. Seine Publikationen wurden damals > nicht beachtet."

Genau, es gab vor allem niemanden wie Faraday der aus dieser Entdeckung etwas machte. Faraday war uebrigends Buchbinder der es auch durch glueckliche Zufaelle schaffte Laborgehilfe von Humphrey Davy zu werden was ihm erst die Moeglichkeit gab seine Entdeckungen zu machen:

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war allerdings auch Prediger bei der Sekte der Sandemanier - aber Theologe ? Ohne Faraday haette auch Maxwell die Elektrodynamik nicht theoretisch beschreiben koennen.

> > Aber erst als Oerstedt 18 Jahre spaeter die gleiche Entdeckung machte, > > fuehrte das Faraday dazu die elektromagnetische Induktion zu entdecken. > > Was waere passiert wenn man in Italien damals keine Froschschenkel > > gegessen haette ? > > Es gibt Fragen, die Raetsel aufgeben. :-)

Ich denke dann waere die Elektrizitaet weiterhin auf die Elektrostatik beschraenkt gewesen und die Welt wuerde heute ganz anders aussehen, weil wichtige Entdeckungen erst viel spaeter gemacht worden waeren ohne ausreichend Strom.

> > > Wer mehr zu den Elektrizitaets-Forschungen des 17. > > > und 18.Jahrunderts weiss und was sie unter Christen > > > veraenderte, moechte bitte Hinweise geben. > > Also dass das irgendeinen wesentlichen Einfluss auf die Christen hatte > > bezweifle ich > > Zweifel sind immer nuetzlich. Aber schauen wir kurz auf > Prokop Divisch, der vor seinem Pfarrhaus den wohl ersten > Blitzleiter aufstellte. Zu ihm heisst es: > > "Divi? errichtete diesen 1754 auf seinem Pfarrhaus in PÅ?í- > mÄ?tice; der Blitzableiter wurde jedoch 1758 von den Bauern > niedergerissen, da sie ihn für die damals aufgetretene > Dürre verantwortlich machten." aus: >
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> Die Aengste von Christen mussten sich legen, die damals > noch meinten, ein Blitz sei eine von Gott gesandte Strafe. > Der Blitzableiter wurde rekonstruiert: > >
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> Zum Wandel der Aengste der Menschen schreibt Ernst > Benz: > > "Dieses Problem der Erlaubtheit des Blitzableiters wur- > de in zeitgenoessischen Predigten und in der damaligen > Presse viel diskutiert. Die Antwort erfolgte ganz im Geist > des nunmehr bereits triumphierenden Rationalismus: > man verglich die Errichtung der Blitzableiter zum Schutz > des Menschen mit der heilsamen Taetigkeit der Medizin, > die schon lange niemand mehr als einen Eingriff in die > goettliche Strafgerichtsbarkeit betrachtete." (1) > > Auch Benjamin Franklin schrieb ueber diesen Problem- > kreis. > > In der Medizin dienten elektrische Stroeme zudem als > Heilmethode. Man meinte durch Elektrizitaet die Lebens- > geister zurueck in den Koerper bringen zu koennen.

Ja die Elektrisiermaschinen ...

> Die genaue Beschaeftigung mit dem Erkenntnisgang > zur Elektrizitaet und zum Magnetismus lohnt sich.

Der Zusammenhang konnte nur gefunden werden weil man mit Voltas Batterie genug Strom hatte.

Der Uebergang von der Physikotheologie zur Natur- > wissenschaft ist ein weites Arbeitsfeld, das beim > Hausbau, im Siedlungswesen, im Christentum und > sonstwo sehr viel veraenderte.

Blitzableiter - naja , das eigentlich Weltveraendernde fand woanders statt.

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Carla Schneider

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