Aufzüge mit Linearmotor

Hallo,

ich erinnere mich vage, im Zusammenhang mit dem in Taiwan entstandenen neuen höchsten Hochhaus gehört zu haben, dass die Aufzüge dort nicht wie üblich durch Seile, sondern durch Linearmotoren bewegt werden. Selbst wenn meine Erinnerung mich trügt, bin ich mir sehr sicher, dass es diese Aufzüge gibt, wenn vielleicht auch in einem anderen Bau.

Nun meine Frage: Haben linearmotorbetriebene Aufzüge noch Tragseile und Gegengewichte? Wenn nein: Kommen andere Absturzsicherungen zur Anwendung als bei herkömmlichen Aufzügen?

mawa

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Matthias Warkus
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Moin,

Matthias Warkus hat geschrieben:

Wieso sollten sie? Ich denke man verwendet hier Linearmotoren, um siech die langen Seile und großen Seiltrommeln zu ersparen. Wenn man die dennoch hätte, dann könnte man sie auch gleich viel billiger zum Antrieb nutzen.

Genaugenommen kann man bei einem Linearmotor auch die Energie rückgewinnen. Damit könnte man ebenfalls vie Linearmotor ein Gegengewicht betrieben. Ob sich das lohnt würde ich jedoch bezweifeln. Wenn, dann würde ich anstatt linear bewegten Gewichten eher eine rotierende Schwungmasse als Energiespeicher einsetzen.

Herkömmliche Absturzsicherungen arbeiten IMO direkt an den Laufschinen und sind von den Tragseilen unabhängig. Und Führungsschinen braucht sicher auch ein Linearmotor getriebener Fahrstuhl. Ich denke, das Problem wird da ganz konventionell gelöst.

CU Rollo

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Roland Damm

Am Fri, 6 Feb 2004 23:19:26 +0100, Matthias Warkus meinte:

es giebt theoretische Ansaetze seit Mitte der 90er, obwohl ich vom Fach bin, ist mir eine praktische Anwendung bisher nicht bekannt.

Es gab mal einen Artikel im Liftreport, ist aber schon etliche Jahre her. Wenn ich mal den Nerv habe, such ich das raus.

Seile waeren theoretisch nicht zwangslaeufig notwendig, da diese klassisch die Bewegung uebertragen, beim Linearantrieb waere das der Linearmotor

Die Fangvorrichtung wird dadurch realisiert, das Exzenter oder Fangkeile die Kabine an den Fuehrungsschienen festsetzen. Ausgeloest durch ein Ueberwachungsbauteil ->

Geschwindigkeitsbegrenzer. Beim Linearantrieb muessten konstruktionsbedingt weitere Feststellvorrichtungen zum Einsatz kommen, da bei Stillstand die Antriebskraft ausbleibt.

Ziemlich aufwaendige Geschichte...

Ralph

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R.Heiden

"R.Heiden" schrieb:

Ich habe vor einigen Wochen mit dem Konstruktionsleiter einer Aufzugsfabrik gesprochen. Der sagte, dass man dort auch an einem solchen Aufzug arbeitet.

Ja. Der Vorteil ist wirklich nur bei sehr hohen Gebäuden zu sehen, weil dort Inspektion und Austausch der Tragseile sehr aufwändig sind.

Joachim

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Joachim Schmid

Joachim Schmid schrieb:

Hallo,

mit dem Linearmotor sollte es auch m=F6glich sein mehrere Kabinen im=20 gleichen Schacht fahren zu lassen. Allerdings ist dann auch eine=20 Kollisionsverh=FCtung n=F6tig. Aber sehr hohe Geb=E4ude sollen in den unteren Stockwerken nicht nur noch= =20 aus Fahrstuhlsch=E4chten bestehen um eine ausreichende Transportkapazit=E4= t=20 der Aufz=FCge zu erm=F6glichen.

Bye

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Uwe Hercksen

Uwe Hercksen schrieb:

Dazu braucht es keinen Linearmotor, sowas macht man bei Standseilbahnen seit 150 Jahren.

Joachim

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Joachim Schmid

Joachim Schmid schrieb:

Hallo,

ja nun, aber gleiche Richtung und Geschwindigkeit der Kabinen auf der Strecke, also keine Kollisionsgefahr unterwegs.

Bye

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Uwe Hercksen

Uwe Hercksen schrieb:

Ich meinte keine Kabinen-Seilbahnen, sondern sowas:

Man sieht sehr schön, wie die beiden Wagen das selbe Gleis benutzen und nur in der Mitte eine Ausweiche befahren - alles am Zugseil hängend.

Joachim

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Joachim Schmid

Das mit der Ausweichstelle gestaltet sich aber beim Aufzug ein bisschen schwierig, oder?

Gruß,

Michael

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Michael Hemmer

Aber solche Seilbahnen sind doch etwas total anderes als Linearaufzüge, z.B. Hinsichtlich Unabhängigkeit der Kabinen voneinander.

HC

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Hans-Christian Grosz

Michael Hemmer schrieb:

Das halte ich für konstruktiv lösbar. Jedenfalls dürfte das kein Argument für den Linearmotor sein. Dass man in Gebäuden jedem Aufzug seinen eigenen Schacht verpasst, dürfte wohl eher in Sicherheitsbedenken wegen des Gegenverkehrs, und in gegenseitigen Behinderungen der Fahrkörbe zu suchen sein.

Joachim

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Joachim Schmid

Hans-Christian Grosz schrieb:

Unabhängigkeit kann man auch mit 2 getrennten Seilantrieben realisieren. Dafür braucht es keinen Linearmotor.

Joachm

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Joachim Schmid

Naja, wenn man diese Punkte zusammennimmt, mehrere Kabinen in einem Schacht, mehrere Seilantriebe, notwendige Seilumlenkung, da nicht ohne weiteres freihängend in der Schachtmitte, Ausweichmöglichkeiten und Koordinationen, ...

Das scheint mir dann schon schwierig :)

Die Standseilbahn hatte ja den Vorteil, dass die zweite Kabine gleichzeitig das Gegengewicht war und durch die fixe Positionierung zueinander in Form der abt'schen Weiche auch noch eine praktisch perfekte Ausweichlösung, ganz ohne Koordinationsaufwand und Weichenstellung.

HC

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Hans-Christian Grosz

Hans-Christian Grosz schrieb:

ACK. Allerdings sehe ich nicht, was ein Linearmotorantrieb daran substanziell verbessern könnte.

ACK. Und deswegen werden Aufzüge wohl weiterhin in individuellen Schächten fahren.

Joachim

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Joachim Schmid

Am Mon, 09 Feb 2004 09:57:47 +0100, Uwe Hercksen meinte:

Das halte ich aber fuer ein Geruecht, der Engineering Aufwand fuer Lineargetriebene Anlagen sollte doch etwas hier liegen als konvektionelle Friktionsantriebe.

Das geht auch ohne Linearantrieb, guckst Du hier:

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Tschuess Ralph

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R.Heiden

Am Sun, 08 Feb 2004 11:56:55 +0100, Joachim Schmid meinte:

Ich kann Dich beruhigen, alle drei Grossen forschen und entwickeln in dieser Richtung.

Nun gut, Tragseile wechseln ist schon ne Nummer fuer sich, mal nur so am Gewicht gemessen:

1000 kg Aufzug, Foerderhohe 90m hat so 6 x 12er Seile, Metergewicht liegt bei 8x19 Warrington +FE etwa 0,6kg sind dann mal eben 324 kg (ohne Seilschloesser) Da haben 3 Monteuere schon mal 2 Tage gut zu tun. In der Regel sind die Seile, je nach Anlage, Qualitaet und Biegewechseln-resultirend aus der Fahrtenzahl, nach vielleicht 5 -10 Jahren ablegereif. Was den Aufwand eines Linearantriebes, zumal ja noch nicht gesagt ist, das der gaenzlich ohne Tragmittel auskommen wird, angeht, ist der Aufwand auch spekulativ. Bisher haben Neuerungen nicht immer unbedingt eine Verringerung des Wartungsaufwandes gebracht. Wenn doch quantitativ, dann hat der qualitative Anteil (Anforderungen an das Wartungs- und Montagepersonal) deutlich zugenommen.

Ralph

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R.Heiden

R.Heiden schrieb:

Hallo,

und wie ist das dabei mit den Tragseilen? Das wird im Link leider nicht erkl=E4rt.

Zwei Tragseile rechts und links f=FCr die untere Kabine, damit der=20 Schwerpunkt der Kabine zwischen den Tragseilen liegt und die Seile an=20 der oberen Kabine vorbeikommen?

Bye

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Uwe Hercksen

Moin,

Joachim Schmid hat geschrieben:

Also jetzt möchte ich aber doch mal widersprechen. Bei konventionellen Aufzügen befürchtet doch auch niemand, daß sie aus dem Dach schießen oder mit voller Fahrt in den Keller knallen. Nein, das sind zwei Begrenzungen die die Kabine nicht überschreiten darf. Zwei Kabinen in einem Schacht haben auch nicht mehr als diese zwei Begrenzungen, nur daß die jeweils eine nichts Ortsfest ist. Das halt ich kaum für ein Problem, daß die Idee aushebelt. Eine Steuerung sicher auszulegen, so daß eine Kollision verhindert wird, dürfte wohl kaum ein Problem sein - in Zeiten in denen schon autonome Fahrroboter im Lager herumdüsen und Menschen ausweichen können. Hier geht es bloß um einen Fahrstuhl, also eindimensional und keine unvorhersehbaren Hindernisse im Schacht. Das kann ja wohl kaum ein Problem sein.

Allerdings sind es zusätzliche Anforderungen. Und da ist dann wieder die Frage, ob sich die Sache lohnt. Beide Kabinen können nicht auf der selben Etage halten, also z.B. nicht beide im Foyer wo die meisten Leute ankommen oder hin wollen. Diese wichtige Etage kann also nur eine (die untere) Kabine bedienen. Es sei denn, die untere ist gerade im Keller unterwegs, dann kann natürlich auch die Obere das Erdgeschoß erreichen.

Nun ist es aber in normalen Hochhäuser vermutlich meistens so, daß die Personen nur vom Erdgeschoß nach irgendwo oben oder von irgendwo oben ins Erdgeschoß wollen. Von einer höheren Etage in eine andere höhere will dagegen so gut wie kaum jemand. Dazu kommt noch, daß je nach Uhrzeit die Leute hauptsächlich nach oben wollen oder hauptsächlich nach unten. Sprich die Fahrstuhlkabinen machen egal ob ein oder zwei im Schacht fast die Hälfte der Zeit nur Leerfahrten.

All das zusammen dürfte dazu führen, daß zwei Kabinen in einem Schacht die Transportkapazität keinesweg verdoppeln (gegenüber nur einer Kabine) sonder geschätzt nur um 30%..50% erhöhen. Das allerdings bei fast doppeltem Stromverbrauch. Ich würde sagen, es ist schlicht eine Wirtschaftlichkeitsabschätzung. Die technischen Probleme - Linearmotor mal vorausgesetzt - halte ich für kaum entscheident.

Mal etwas weiter gegriffen, was stört denn die Benutzer? Was bringt so viele Leute dazu, mit dem Auto anstatt mit der Bahn zu fahren, was bringt die Leute dann wiederum dazu, einen Stau zu umfahren, selbst wenn es länger dauert, als diesen einfach auszusitzen? Was nerft die Leute am Fahrstuhl? Ganz einfach: das Warten. Nur die Wartezeit, die Zeit in der man untätig herumsteht/sitzt und seine eigene Fortbewegung nicht beeinflussen kann kommt einem als Wartezeit unangenehm vor. Kaum jemand würde die Zeit, die er zu Fuß unterwegs ist, als Wartezeit bezeichnen.

Bei einem Fahrstuhl geht es IMO im Idealfall gar nicht so sehr darum, die Leute möglichst schnell an ihr Ziel zu bringen, sondern darum sie so ans Ziel zu bringen, daß sie das Gefühl haben, daß es nicht schneller hätte gehen können. Ein Schritt in die Richtung sind gläserne Fahrstuhlschächte und Kabinen, da kann man nämlich sehen, daß man sich bewegt und der Eindruck von Wartzeit verringert sich. Bleibt noch die Wartezeit bis der Fahrstuhl kommt. Verrückter Vorschlag, das zu lösen: Paternoster. Klar, sind ganz schön außer Mode gekommen, aber was die Wartezeit angeht sind die Dinger doch ungeschlagen. Ebenso die Zuverlässigkeit und so - einfach nur ein Antrieb der kontinuierlich läuft, einfacher geht es doch nicht. Und die Transportkapazität gemessen in Personen*Etagen/Zeit ist wohl auch unschlagbar. Also das muß ein Fahrstuhl erst mal bringen...

CU Rollo

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Roland Damm

Am Wed, 11 Feb 2004 10:27:07 +0100, Uwe Hercksen meinte:

Du willst doch jetzt keine detaillierten Konstruktionsunterlagen? *bg

Konstruktion ist aehnlich den Standartanlagen: je Kabine ein Fangrahmen, Antriebsmaschine im Schacht oben ueber-seitlich versetzt, Tragseile verlaufen seitlich bis zur Umlenkrolle auf der Kabine, dann zum Fixpunkt im Schachtkopf bei 2:1 oder wieder hoch zur jeweiligen Treibscheibe und runter zum Gegengewicht.

In Stuttgart in der Uni sind die Referenzanlagen, wenn Dich das sehr interessiert und Du ein berechtigtes Interesse nachweisen kannst, frag mal im RC Stugart oder in Neuhausen direkt nach. Soweit ich weiss, haben die zur Einfuehrung Kundenpraesentationen vor Ort gemacht.

Gruss Ralph

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R.Heiden

Roland Damm schrieb:

Hallo,

und wie sorgst Du daf=FCr das auch Kinder, Gehbehinderte und Sehbehindert= e=20 durch den Paternoster nicht gef=E4hrdet werden? Stolpern an der falschen =

Stelle kann da =FCbel ausgehen, f=FCr einen Nothalt ist die bewegte Masse= zu=20 gross.

F=FCr Rollstuhlfahrer und andere Behinderte muss dann noch ein=20 konventioneller Fahrstuhl bereitstehen. Falls jemand in dem Geb=E4ude mal= =20 von einem Rettungswagen auf der Trage abgeholt werden muss sollte auch=20 noch ein daf=FCr gen=FCgend grosser Aufzug dasein.

Meine Mutter lag mal in einer Klinik und musste zum R=F6ntgen=20 transportiert werden, aber der Bettenaufzug war gerade ausgefallen. Also wurde ein Rettungswagen f=FCr den Transport gerufen, die haben dann =

gleich noch einen zweiten Wagen gerufen damit auf der Treppe wenigstens=20 drei Sanit=E4ter die Trage heben k=F6nnen, die leere Trage wiegt schon 50= kg! Da waren die Planer des Geb=E4udes so bl=F6d gewesen nur einen Betten- un= d=20 eine Personenaufzug vorzusehen statt gleich zwei Bettenaufz=FCgen damit i= m=20 Notfall wenigstens einer geht.

Bye

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Uwe Hercksen

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