Definition von "Technikstärke"?

Guten Tag Kollegen!

In einer 20 Jahre alten grafischen Darstellung der Marktsituation einer bestimmten Branche wurde für einzelne Herkunftsländer jeweils die "Marktstärke" in Relation zur "relativen Technikstärke" aufgetragen. Mir gefällt dieser Gedanke nicht schlecht, und ich würde die Grafik gerne aktualisieren. Das Dumme ist: Der Autor hat nicht angegeben, wie er diese Kennwerte definiert hat. Da auch die Angabe des Autors fehlt, kann ich ihn dazu nicht fragen.

Während man die "Markstärke" relativ einfach über den Marktanteil quantifizieren kann, bin ich noch auf keine Idee gekommen, wie man die "relative Technikstärke" sinnvoll bewerten könnte. Der Exportanteil scheint mir kein brauchbarer Parameter zu sein. Eine reine Guru-Meditation mit anschließendem Orakel ist mir aber eine zu dünne Basis.

Hat jemand eine Idee, wie man "relative Technikstärke" als quantifizierbare Größe definieren kann?

Joachim

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Joachim Schmid
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Moin,

Joachim Schmid hat geschrieben:

Zunächst mal mußt du wissen, was du überhaupt darstellen willst sprich welche Länder in dieser Darstellung besonders gut dastehen sollen und welche nicht.

SCNR, CU Rollo

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Roland Damm

Joachim Schmid schrieb:

Eine ziemliche "weiche" Fragestellung - Versuch einer Annäherung:

  1. Grad oder Anteil am Weltmarkt, mit dem Produkte in einem bestimmten Marktsegment mit Hilfe "innovativer" (tbd) Technologien realisiert werden?

Maschinenbau: innovative Werkstoffe (Verbundwerkstoffe? ...), innovative Fügeverfahren (Kleben? ...), innovative Entwurfsverfahren (CAD?, Flow Simulation?, Thermal Simulation?, ...) ...

Elektronik: innovative Bauelemente (hochintegriertes?, DSPs?, PLDs? ...), innovative Entwurfsverfahren (Simulation?, EMV-Simulation?...), innovative Fertigungsverfahren (bleifreies Löten? Multilayer-Boards?, ...)

  1. Vielleicht könntest Du Dich der Frage auch über Patente (Anzahl erteilte, umgesetzte, ...) nähern?
  2. Gibt es vielleicht auch Daten von Marktforschern zur Frage, wer in bestimmten Märkten als "technisch führend" angesehen wird- die Infos dürften aber wohl teuer werden...
  3. haben sicherlich auch Unternehmen Informationen zum technical benchmarking- da dürfte aber schwierig dranzukommen sein.

Gruß, V.

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Volker Staben

Am Thu, 12 May 2005 15:31:19 +0200 schrieb Joachim Schmid:

Ausgaben für F&E der börsennotierten Technologie- und produktionslastigen Firmen, z.B. bezogen auf das BIP zur Normierung? Kickt leider Länder ohne Börsen heraus, aber unter den Top20 solltest du ein gutes Ranking erzielen.

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Ansgar Kursawe

Roland Damm verfasste am 12.05.2005 18:15:

Wenn ich sowas haben wollte, würde ich es bei einer simplen Guru-Session meinerseits belassen.

Joachim

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Joachim Schmid

Volker Staben verfasste am 12.05.2005 18:57:

Ich weiß. Wäre froh, ich könnte es besser fassen.

Da es sich um eine definierte, technologieintensive, aber stark zersplitterte Branche (Werkzeugmaschinen) handelt, komme ich mit so einer Betrachtung mangels Datenmaterial bzw. einander überschneidender Merkmale nicht weiter. Außerdem soll die Untersuchung ja gerade als Resultat die Gegenüberstellung von Marktanteil vs. "Technikstärke" liefern. Beispiel: China ist inzwischen trotz guru-postulierter Technikschwäche die Nr. 4 auf dem Weltmarkt und kurz davor, Italien vom

  1. Platz zu verdrängen. Die US-Industrie wiederum ist nach kurzzeitiger Hausse sogar ohne Inflationsbereinigung auf den niedrigsten Stand seit
30 Jahren eingebrochen - und das trotz innovativer Produkte.

Kriterien und Technologien kann ich identifizieren, aber es fehlt an einer nicht-subjektiven, quantifizierbaren Bewertungsmöglichkeit des technischen Standes im internationalen Vergleich.

Das wäre eine gut quantifizierbare Größe. Problematisch: Auswertung im internationalen Vergleich branchengezielt fast aussichtslos, da einerseits enorme Zahl relevanter Patentschriften, andererseits branchentypisch geringe Patentierungsquote wegen Kosten, Geheimhaltung, usw.

Womit wir wieder bei "Guru-Orakeln" wären. Die kann ich - mit Verlaub - selber liefern.

Zumal die wenigsten Unternehmen der Branche einauch nur halbwegs professionelles Marketing betreiben. Und der Branchenverband hat zwar eine exzellente Statistik-Abteilung, kann aber bei solchen Einschätzungen nicht gerade als unvereingenommen gelten.

Ich danke dir für deine Gedanken, einige Kristallisationspunkte für weiteres Nachdenken sind entstanden. :-)

Joachim

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Joachim Schmid

Ansgar Kursawe verfasste am 12.05.2005 21:30:

Gute Idee. Das Kriterium gefällt mir. Jetzt muss ich nur noch an die F&E-Ausgaben von Yamazaki, Krupp-Thyssen Geschäftsbereich Manufacturing Systems, Comau usw. rankommen. ;-)

Augenblick mal: Solche Zahlen könnte der VDW in seinen Statistik-Daten verfügbar haben. Werde gleich morgen mal nachsehen.

Kein Problem, in der betrachteten Branche sind die wenigsten Unternehmen eigenständig börsennotiert :-)

Joachim

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Joachim Schmid

Hallo Joachim,

Technikstaerke = Fahigkeit der Leute, einen tropfenden Wasserhahn oder ein Auto zu reparieren...?

Schwammig ist der Begriff schon.

Boersennotierte Unternehmen stellen in Sachen Innovation nicht immer die Fuehrung dar. Zumindest in USA beginnt noch vieles in der legendaeren Garage, danach Venture Funding und viele Jahre danach IPO.

Vor der IPO wird kein Statistiker auch nur ein Sterbenswoertchen erfahren, alles streng geheim. Deswegen laesst sich "Technikstaerke" nur ueber lange Zeit (Jahrzehnte) erfassen.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Joerg verfasste am 15.05.2005 01:25:

Genau deswegen ist mir die Börsennotierung piepegal.

Wegen des schnellen Wechsels des Standes der Technik sehe die Technikstärke im Gegenteil als sehr aktuelle Größe an, die auch nach entsprechend kurzfristigen Parametern beurteilt werden muss.

Joachim

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Joachim Schmid

Nach all den anderen Ideen noch eine - Kannst Du über Beschäftigung gehen? Zum Beispiel mit solchen Fragen:

- Wieviele Ingenieure sind in der Branche des jeweiligen Landes angestellt?

- Welche durchschnittliche Ausbildung haben die Werker? In den neuen Märkten dürfte die Antwort sicher oft genung "ungelernt" oder "nicht berufsgerecht" lauten.

- Vielleicht läßt sich der Automatisierungsgrad in der Fertigung als Indikator heranziehen - aber in welcher Kennzahl ist der enthalten?

Gruß, Ralf.

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Ralf Pfeifer

Ralf Pfeifer verfasste am 15.05.2005 12:16:

Interessante Kriterien:

Könnte aussagefähig sein, die Zahlen sind aber für mich nicht verfügbar. Gleiches gilt für den Anteil von Software-Leuten.

Das ist bei den sehr unterschiedlichen Ausbildungssystemen der Herkunftsländer, und auch den unterschiedlichen Fertigungsstrukturen leider kaum vergleichbar.

Werkzeugmaschinenbau z.B. technologieintensiv, aber Kleinserienfertigung

- da sind eher die Produkte automatisiert. ;-)

Joachim

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Joachim Schmid

Hallo Joachim,

Waere schoen, wenn es ginge. Geht aber meist nicht kurzfristig, weil die heissesten Eisen um keinen Preis herausgerueckt werden. Jedenfalls nicht vor der Patentanmeldung.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Joerg verfasste am 17.05.2005 03:50:

Entgegen des von interessierten Kreisen gerne erweckten Eindruck geben Patentrecherchen den technischen Stand oft nur unvollständig wieder wegen

  • langwieriger Patentverfahren
  • bewusste Verschleierung von Anwendungspotenzial und Einsatzgebieten durch Anmelder
  • Tendenz vieler Firmen, statt auf in Anmeldung und Durchsetzung oft teuren und trägen Patentschutz lieber auf Geheimhaltung, überlegene (und daher nicht einfach nachahmbare) Technik, bzw. rasche Innovationszyklen zu setzen

Dennoch kann die Zahl der Patentanmeldungen durchaus ein wichtiges Indiz für die "Technologiefreudigkeit" einer Branche oder eines Landes sein. Dazu braucht man nicht den aktuellen Stand der Technik.

Joachim

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Joachim Schmid

Hallo Joachim,

Genau deswegen glaube ich, dass eine kurzfristige Beurteilung der "Technikstaerke" kaum moeglich ist. Punkt 3 (Bevorzugung der Geheimhaltung) ist ein sehr haeufiges Phaenomen.

Das kostet enormen Arbeitsaufwand. Es gibt Gegenden, in denen jeder noch so funzelige Mist und jede noch so kleine Abwandlung davon patentiert wird. Man muesste neue Patente zumindest in statistisch signifikanter Anzahl studieren. In anderen Laendern ist Patentierung entweder zu langwierig oder viel kostspieliger und dann macht man es eben wie gehabt ueber Geheimhaltung.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Hallo Joachim,

Ist kein Scherz: In Silicon Valley sagt man sich, dass die aktuelle Innovationskraft dieser Gegend an den Testarossa Verkaufszahlen der Ferrari-Niederlassung messbar sei.

Gruesse, Joerg

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Joerg

Joerg verfasste am 17.05.2005 22:52:

:-)))

Jaaa! SO einen leicht handhabbaren Indikator suche ich! ;-)

Joachim

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Joachim Schmid

Joachim Schmid schrieb:

Der Witz ist eben, solche relativ weichen aber handhabbaren Indikatoren zu finden. Große Einzelhändler schätzen der Umsatz an besonders umsatzstarken Tagen beispielsweise tatsächlich frühzeitig an der Auslastung ihrer Parkplätze ab und bestellen zusätzliche Kassiererinnen, wenn die Zählanlage 80 Prozent Stellplatzbelegung im Parkhaus signalisiert. Da mir Deine Definition von "Technikstärke" nicht klar ist, habe ich vorläufig auch keinen Vorschlag zu deren Indexbildung.

Wolfgang

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Wolfgang Thiessen

Wolfgang Thiessen verfasste am 18.05.2005 00:46:

Wie ich in meinem ersten Posting schrieb, stammt der Begriff nicht von mir. Ich habe selber meine Probleme mit seiner Definition. Ich verstehe ihn als "technologisches Niveau der Produkte". Vernünftige Definitionen werden eben so dankbar angenommen wie handhabbare Indikatoren.

Joachim

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Joachim Schmid

Am Tue, 17 May 2005 20:52:51 +0000 schrieb Joerg:

Émile Durkheim hat damals in seinem "Selbstmord" die Anzahl der installierten Dampfmaschinen-PS in Italien und die Einnahmen im französischen Schnellzugverkehr als Indikatoren für gesellschaftliche Dynamik benutzt, das hat auch einen gewissen Charme, zumindest für 1897 :)

mawa

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Matthias Warkus

Am Tue, 17 May 2005 20:48:59 GMT schrieb Joerg:

Und genau deswegen sind die Forschungsausgaben eines Unternehmens als Grösse nicht so irrelevant.

/Ansgar

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Ansgar Kursawe

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