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Moin,
es handelt sich um ein verwürgtes Gewinde auf dem Steuerschaft eines Motorrads (also das drehbar in dem Lenkerkopf des Rahmens angebrachte Rohr, das die Gabelbrücken trägt - falls das unverständlich ausgedrückt war, bitte nachfragen). Der Neupreis ist eine Unverschämtheit - das Teil wird repariert!
Zwei Fragen dazu:
- Was ist das wahrscheinlich für ein Werkstoff - kann man da auftragsschweißen? (Schadensbild: Die obersten drei Gewindegänge für die Überwurfmutter (SW 30) sind "hin" - beabsichtigtes Vorgehen: Reparaturschicht auf das "ehemalige" Gewinde (24 x 1, ca. 30 mm lang) auftragen, rundfeilen oder -schleifen, neues Gewinde draufschneiden, fertig.)
- Wie findet man einen Betrieb, der das auch kann? ("Vermurksen" kann ich auch selber, das ist nicht der Sinn der Sache.)
Schön wäre übrigens, wenn sich das Reparaturschweißen auf das äußerste Ende beschränken könnte (um den Wärmeeinfluß gering zu halten) und man dann den noch vorhandenen Rest des Gewindes "fortsetzen" könnte, aber dafür sehe ich eigentlich keine fertigungstechnisch "handhabbare" Möglichkeit. (Ok, man könnte die Auftragsschicht sorgfältig rundschleifen, den Steuerschaft in eine Drehbank einspannen, Vorschub auf die Gewindehöhe einstellen, einen spitzen Meißel mit der Lupe genau in einen Gewindegang plazieren und dann "von Hand" drehen und eine Rille als Fortsetzung des Gewindes in den "reparierten" Teil reinritzen (sind nur vier oder fünf "Gänge") und darauf dann die Schneidkluppe ansetzen, aber ob das "hinhaut"?)
Was ist das eigentlich für ein Werkstoff in "gewöhnlichen" Supermarkt-Schweißelektroden? Taugt der als "Auftragssubstanz" etwas (Festigkeit, Bearbeitbarkeit), oder muß man "angepaßte" Werkstoffe verwenden? Gehärtet (und damit härtbar) wird der Steuerschaft wohl nicht sein, ich tippe eher auf einen ganz gewöhnlichen, nicht so hoch aufgekohlten schmiedbaren "Wald-und-Wiesen-Stahl", der dann natürlich auch vernünftig schweißbar sein sollte.
(Es wären natürlich auch andere Reparaturen denkbar - eine Idee war, das defekte Gewindeende abzusägen und einen (Gewinde-)Bolzen in das Rohrende auf- und einzuschweißen, eine andere, statt dessen ein Innenrohr durch den Steuerschaft hindurchzustecken und unten mit einer dicken Mutter festzuschrauben - hat den Nachteil, daß das nicht nur angefertigt werden muß, sondern auch noch groß und schwer ist und dann der "Zapfen" für das Anheben des Motorrads in der Werkstatt nicht mehr paßt.)
Oder gibt es vielleicht (einigermaßen zuverlässige) Standard-Reparaturverfahren für "verwürgte" Gewindeenden? (Die Rohrwandstärke ist leider ziemlich dünn, kleineres Gewinde draufschneiden geht nicht, Klebetechniken vergessen wir mal gleich sofort wieder.) Blöderweise wird die Mutter auch nur weniger als einen Zentimeter aufgeschraubt, einkürzen funktioniert daher auch nicht. (Schadensursache war übrigens wahrscheinlich zu festes Anziehen bei der vorherigen Montage - nach "100 Nm" sieht das Gewindeendchen irgendwie wirklich nicht aus, da hätte ich gerne ein paar tragende Gewindegänge und einen Millimeter Materialstärke mehr gesehen.)
Gruß aus Bremen Ralf
PS. Für die unvermeidlichen "Unken": Das ist konstruktiv unkritisch. Der untere Lagerkonus sitzt am unteren Rohrende auf der unteren Gabelbrücke, der obere ist "fliegend" aufgesteckt und wird über eine auf ein zweites (nicht defektes) Gewinde aufgeschraubte Einstellmutter vorgespannt, darauf wird die ca. 5 cm dicke obere Gabelbrücke aufgesteckt und dann mit der auf das nun defekte Gewindeende aufgeschraubte Überwurfmutter (Anzugsdrehmoment 100 Nm) befestigt, wodurch zugleich die Einstellmutter fixiert wird. An den beiden Gabelbrücken sind die Gabelrohre angeschraubt und arretieren sie damit gegeneinander - selbst wenn sich die Überwurfmutter durch einen Bruch der Auftragsschweißstelle löst, passiert gar nichts. Wärmeeinflußschäden (Gefüge und Formbeständigkeit) im Steuerschaftteil unter dessen Ende kann man durch eine sinnvolle Kühlung beim Auftragsschweißen verhindern, und die Maßhaltigkeit des Gewindeendes ist ebenfalls unkritisch - kurz gesagt: Da kann nichts schiefgehen.
R.