X-No-Archive: Yes
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Moin,
die Störung am 4. 7. mittags am KKW Krümmel hatte ja bekanntlich ein
paar Versorgungsstörungen und diverse Rechnerabstürze in der
norddeutschen Region zur Folge, aber hat der 1,2-GW-Lastabwurf
eigentlich auch was an der UCTE-Netzfrequenz gedreht? Wo könnte man
Spannungs- und Frequenzschriebe für die Zeit herbekommen, gibt es
dadür irgendwelchen online zugänglichen Archive?
(Ja, ich weiß, daß 1 GW im UCTE-Netz nicht so viel ist, daß das nicht
fix weggeregelt werden können sollte, aber mich interessiert halt, wie
es wirklich war.)
Die UCTE-Homepage <http://www.entsoe.eu ist übrigens ziemlicher Mist,
den Grid-Chart bieten sie nicht einmal zum Download an, dafür wollen
sie heftig viel Geld. Die aktuelle Freuquenz kann man dort übrigens
anzeigen lassen, Zeitachse unbeschriftet, ziemlich stark verzögert.
(<http://www.etrans.ch/services/online/frequency/ funktioniert nicht
mehr.)
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Swissgrid hat die Aktivitäten von etrans übernommen. Die Frequenz
findet man neu hier:
http://www.swissgrid.ch/power_market/grid_operation/frequency /
Grüsse
Felix
AFAIR ist die Frage vor einiger Zeit hier(?) schon mal aufgetaucht und
ich empfahl, doch bei (damals) ETRANS einfach nachzufragen. ETRANS war
bei Fragen m.E. recht kooperativ. Ob Swissgrid sich nun mehr bedeckt
hält, weiss ich nicht. Der Umstand, dass die Netzzeitabweichung -
eigentlich die interessantere Grösse als die aktuelle Frequenz -
gegenüber vorher online nicht mehr aufgeführt ist, lässt allerdings
Zweifel aufkommen.
Felix
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Felix Holdener schrieb:
Ich habe dann einfach mal angefragt und bin absolut entzückt: Ich
bekam im Rekordtempo eine Antwort mit Daten und Graphiken (obwohl ich
ausdrücklich geschrieben hatte, daß sie sich doch mit Graphiken bitte
nicht die Mühe machen sollten), die nicht nur absolut nach Schweizer
Akkuratesse, sondern auch nach mindestens einer Stunde dort hinein
investierte Arbeit aussieht.
(Das bedeutet im einzelnen: Es wurden Frequenzdaten des Tages in einem
30-s-Raster beschafft. Damit wurde eine Graphik als Übersicht des
Tagesverlaufs des Frequenzgangs gefertigt. Aus den Daten wurde gem.
meinem Wunsch ein ca. 20-minütiger Abschnitt herauskopiert und in das
Anschreiben gepastet. Und von diesem Abschnitt wurde eine weitere
Graphik angefertigt. Ich bin immer noch in Ehrfurcht erstarrt...)
In der Sache brachte es nicht so viel bzw. keine unerwarteten
Ergebnisse: Man erkennt deutlich zum Störungszeitpunkt des KKW Krümmel
einen Frequenzeinbruch, der dann binnen weniger Minuten wieder
ausgeregelt wird, aber dieser Einbruch beträgt lediglich ca. 35 mHz
und ist nicht besonders groß im Vergleich zu den übrigen
Frequenzsprüngen im Tagesverlauf - wenn man nicht wüßte, daß es zu dem
Zeitpunkt einen konkreten Vorfall gegeben hat, wäre der kleine Zacken
im Tagesgang nicht besonders auffällig. (Ich habe keine Erlaubnis zur
Veröffentlichung, sonst würde ich die Graphiken zu den Daten auch
gerne hochladen.)
Überraschend ist das eigentlich auch nicht: Ca. 1 GW von Krümmel
bedeuten in der Größenordnung von etwa 1 % der gesamten
Verbundnetzlast - natürlich kriegt das die Sekundenreserve
weggeregelt. Wilde Schaltorgien scheinen auch nicht stattgefunden zu
haben: In der Viertelstunde danach passiert nichts Bemerkenswertes,
halt ganz normale leichte Schwankungen wie den ganzen Tag über. Die
Versorgungsstörungen in Norddeutschland können jedenfalls nichts mit
einem globalen Bilanzdefizit oder Problemen mit der Stabilität des
Verbundnetzbetriebs zu tun gehabt haben, dafür muß es andere Ursachen
im lokalen Verteilungsnetz gegeben haben.
Fragen dazu: Wer ist verantwortlich? Die Störungen lagen flächenmäßig
überwiegend nicht im Bereich der VE-T-Regelzone, sondern in der von
transpower (E.On), außerdem ist die Frage der Betriebsstabilität auch
keine von Einspeisebilanzen, sondern des Netzmanagements
(Lastverteilung auf den Leitungen). Haben die Lehrter nun auch den
Schwarzen Peter, oder nicht?
Wer ist aufsichtsrechtlich verantwortlich? Für den Fehler am Kraftwerk
sicher die Landesregulierungsbehörde des Kraftwerksstandorts, also in
dem Fall das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr SH.
Aber wer hat sich um die Netzstörungen zu kümmern, die Behörden der
betroffenen Bundesländer HH, NS und SH, oder die am Sitz der
Netzleitstelle(n)?
Zu den Frequenzdaten möchte ich die Schweizer nun nicht noch weiter
belästigen, weil ich davon ausgehe, daß feiner aufgelöste Daten auch
keine weitergehende Erkenntnisse liefern würden (kennt eigentlich
jemand die Höhe der Konstante, mit der die Netzfrequenz auf
Lastsprünge reagiert? Mit welcher Geschwindigkeit würde sich also die
Netzfrequenz bei einem Lastsprung um 1 % ändern, wenn die
Kraftwerksregelung nicht nachregeln würde?), aber wie genau werden die
Frequenzdaten denn eigentlich gespeichert? Die o. a. Site gibt ca. 8
Werte pro Minute heraus, also ca. viermal so viel wie die im
30-s-Raster vorliegenden. Zum Regeln ist das bestimmt genau genug (mal
abgesehen davon, daß die Kraftwerksregler die momentane Frequenz
natürlich jeweils selbst messen).
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Schade - also muss wohl jeder selbst anfragen, der sich dafür interessiert.
Wir haben hier in Dortmund ein Freq-Log als 10-Min-Mittelwert - da kann man
leider gar nichts erkennen.
Im Gegenteil - andere Zeiträume sind viel unruhiger :(
Gruß
Klaus
habe swissgrid ebenfalls angemailed und bin auch begeistert von der Qualität
der erhaltenen Unterlagen - demnach hat sich der Lastabwurf von
ca 1,2 bis 1,3 GVA mit einem Frequenzeinbruch von ca 60 mHz
bemerkbar gemacht
Alleine der Zeitstempel des Bildes "Netzfrequenz Laufenburg ab 11:49:50"
scheint falsch zu sein und müsste auf 12:00:00 lauten
Gruß
Klaus
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Felix Holdener schrieb:
Mal so ganz dumm gefragt: Wie mißt man eigentlich die Frequenz?
Angegeben wird sie mit einer Auflösung von 1 mHz - das ist eine
relative Genauigkeit von 2e-5.
Bei der "herrkömmlichen" Methode (und hinreichend genauer Zeitmessung)
müßte man dafür 50.000 Nulldurchgänge auszählen, was gut acht Minuten
in Anspruch nehmen würde. Kann natürlich nicht sein: Die Anzeigen wird
ca. achtmal pro Minute aktualisiert, was Integrationszeiten über etwa
400 Perioden bedeutet, außerdem sieht das Regelwerk vor, daß die
Primärregelung auf Frequenzabweichungen innerhalb von 30 s zu
reagieren hat - entsprechend schnell muß natürlich auch die Messung
sein.
Das muß anders gehen.
Wie genau kann eigentlich eine Frequenzmessung mit einem
"Beobachtungsfenster" von 5 s sein? Pi mal Daumen käme ich auf 0,2 Hz
- etwas grob, nicht?
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
"Quartz"? TCO usw., irgendwann auch Frequenznormal auf Rubidium- oder
Cäsiumbasis. HF-Bastler könnten auch die ZF des Fernsehers nehmen. Sann
wird das Problem vermutlich auf die Präzision der Erfassung der
Nulldurchgänge (also des Bereichs, in dem das Vorzeichen wechselt)
verlagert.
Viele Gruesse!
Helmut
Ganz einfach: Niedrige Frequenzen misst man durch Zeitmessung einer
(oder mehrerer Perioden) und berechnet den Kehrwert. Jeder
handelsübliche Frequenzzähler kann auch Zeit messen.
Dabei steuert die Messfrequenz ein Tor, durch dass hochfrequente
Impulse eines Quarzes geleitet werden, die auf einen Zähler
auflaufen.
--
Gruà Werner
http://www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Plakat_Genitalverst_mmelung.pdf
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Werner Holtfreter schrieb:
Und wie mißt man eine (oder mehrere) Perioden?
Da Du offenbar das Problem nicht verstanden hast: Die Schwierigkeit
liegt in der Meßgenauigkeit.
Die naheliegende Lösung ist mechanische Integration: In "richtigen"
Kraftwerken ist eine große Schwungmasse (Turbosatz) phasenstarr mit
der Netzspannung gekoppelt (elektrische Welle), und deren
Winkelgeschwindigkeit ist vom Prinzip her in beliebig kurzen Zeiten
(z. B. einer Zehntelumdrehung entsprechend einer Zeit von 2 ms)
beliebig genau erfaßbar und ändert sich wegen der hohen Massenträgheit
nur langsam.
Jeder beliebige Frequenzmesser an der Steckdose kann das so nicht
messen, weil die Netzspannung selbst ziemlich verrauscht und ggf. auch
durch überlagerte transiente Gleichsapnnungskomponenten temporär
verschoben ist (Nullpunktverlagerung).
Wenn man also einen momentanen Frequenzwert mit einer hohen
Genauigkeit (von z. B. 1 mHz) angibt, dann muß man schon dazusagen,
wie man den eigentlich gemessen hat - z. B. abgeleitet aus der
integrierend wirkenden momentanen Winkelgeschwindigkeit einer am Netz
angeschlossenen Synchronmaschine. Aber auch in dem Fall muß man
natürlich mitteilen, welche Frequenz Pendelschwingungen um die
synchrone Phasenlage haben, die durch zufällige Schwankungen im Netz
ständig angeregt werden, und wie die denn gedämpft sind.
So einem dicken Gigawatturbinensatz sind irgendwelche transienten
Vorgänge wahrscheinlich ziemlich Hupe, der haut näherungsweise
konstante Leistung bei konstanter Drehzahl raus, weil er im Verein mit
Gleichen ohnehin den Takt angibt, aber an einem vermüllten
Industrieniederspannungsanschluß in der Nähe größerer
leistungselektronischer Baugruppen die Netzfrequenz schnell und genau
zu messen halte ich für eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Und
genau die hätte ein Eigenerzeuger oder disponibler Abnehmer, der
Regelleistung verkaufen möchte: Er muß Netzfrequenzänderungen so
schnell und zuverlässig erfassen können, daß er darauf auch adäquat
reagieren kann.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Jetzt aber, nachdem du genauer schreibst, was du willst.
Die elektronische Nachbildung wäre eine PLL, deren interne Frequenz
man dann messen könnte.
Die PLL (wie auch deine mechanische Variante) ist natürlich auch
nichts anderes als ein Filter, über die sich Oliver ja ausgiebig
geäuÃert hat.
--
Gruà Werner
http://www.manndat.de/fileadmin/Dokumente/Plakat_Genitalverst_mmelung.pdf
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Werner Holtfreter schrieb:
Ja, das ist eigentlich naheliegend: Netzspannung über einen analogen
Bandpaß um 50 Hz mit ein paar Hz Bandbreite (Q dürfte passen), und
damit dann einen PLL-Oszillator triggern.
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
Was auch immer "langsam" bedeutet. Im Prinzip "rattert" der Rotor mit
irgendwelchen Störfrequenzen (weil wir die 50 Hz als Nutzfrequenz
definiert haben). Und die musst Du "irgendwie" rausrechnen oder sonstwie
rausfiltern.
Das wären die höherfrequenten Störfrequenzen.
Und dann sind da noch die niederfrequenten Störfrequenzen, weil die
Regler ja nicht imstande sind, auf "50,000 Hz ist eingestellt" zu
regeln, sondern auf Abweichungen von der Sollfrequenz reagieren; die
tatsächliche Frequenz pendelt also um die Sollfrequenz herum.
Viele Gruesse!
Helmut
On Sun, 09 Aug 2009 15:10:12 +0200, "Ralf . K u s m i e r z"
Die Frage ist gar nicht so dumm, wie manche hier meinen.
Du gehst davon aus, dass mehrere Frequenzen vorhanden sind,
dann braucht man in der Tat eine entsprechend lange Messdauer
zur _Trennung_ dieser z.B. mittels Fouriertransformation.
Wenn man aber weiß, das im wesentlichen nur eine Frequenz
im fraglichen Frequenzintervall vorhanden ist, dann filtert man
grob auf dieses Intervall (natürlich mit entsprechend kurzer
Impulsantwort, sonst täte man den Filter messen und nicht den
Input) und macht dahinter eine Messung der Periodendauer oder
mischt das Signal mit einem komplexen 50Hz Normalsignal und
schaut sich die Winkeländerung pro Zeiteinheit des Mischprodukts
an, oder man macht eine Korrelation, oder nutzt eine (modifizierte)
Prony Schätzung usw.
Das funktioniert ganz sicher, BTDT (Quarzsensorik).
Da bist Du wieder bei der hier nicht nötigen Separierung von
mehreren Frequenzen, da gibt es in der Tat das Produkt aus
B t_min = 0,5 als Unschärferelation oder Zeitgesetz der
Nachrichtentechnik.
Wenn Du z.B. bei realen 1024 kSPS (kilo Samples/s) eine
1024 Punkte FFT machst, dann braucht die Daten von
einer Millisekunde und liefert ein symmetrisches Spektrum
von 512 Kanälen mit 1kHz Abstand, nach Nyquist eben
0..511kHz (Diskussion über den Nyquist-Grenzfall sei geschenkt ;-)
Kippst Du ein komplexes Signal ein, dann ist das Spektrum
nicht mehr symmetrisch, weil +/-512kHz analysiert werden.
Aber: Deshalb hast Du keine saubere Trennung der
Frequenzen, analysiert wird mit einem sin(x)/x "Filter".
Möchtest Du es genauer, dann wird ein Fenster fällig
(was aber z.B. in der Nachrichtenübertragung keine
gute Idee ist) oder eine Polyphasenfilterbank.
Deshalb ist das Zeitgesetz der Nachrichtentechnik eine
größer-gleich Relation, es hängt von der verwendeten
Filterkurve ab, man kann beliebig schlechter analysieren,
aber für eine gegebene Anzahl Samples nie besser als eben
das Zeitgesetz sagt, immer vorausgesetzt, es handelt sich
um ein Frequenz_gemisch_, was beim Stromnetz innerhalb
eine kurzen Messdauer nicht wirklich der Fall ist.
Die Analyse-Funktion mit dem kleinsten BT Produkt
(bezüglich mittlerer spektraler- bzw. Impulsbreite)
ist übrigens die vom Hörrn Gauss, denn sie ist die
Eigenfunktion der Fouriertransformation.
Hope this helps.
Gruß Oliver
X-No-Archive: Yes
begin quoting, Oliver Bartels schrieb:
Ich gehe davon aus, daß die Netzfrequenz eine Größe ist, die ständig
von einem bandbegrenzten Rauschen mit ca. 10 Hz Bandbreite (was dann
die Änderungsgeschwindigkeit der Frequenz betrifft) überlagert ist -
die Rauschamplitude wird vermutlich so um die 10 mHz herum liegen.
Ist Abtrennung mittels Fouriertransformation nötig? Inzwischen hat mir
jemand privat erzählt, daß man einen Ausschnitt Netzspannungsverlauf
doch einfach als näherungsweisen Ausschnitt aus einem sinusoidalen
Funktionsverlauf ansehen könnte - dann braucht man an den Ausschnitt
eigentlich nur eine entsprechende Funktion dranfitten und hat dann
einen Schätzwert für die Frequenz. Die Verzögerungszeit des Systems
entspricht dabei in etwa der halben Länge des Signalfensters (was
nicht zwangsläufig so sein muß: Ich habe zeitweise mal mit
unsymmetrischen Impulsantworten experimentiert, also Filterfunktionen,
die relativ weit zurückreichten, deren "Schwerpunkt" aber näher bei
der Gegenwart liegt. Der Extremfall einer solchen Filterfunktion ist
natürlich ein IIR-Filter).
Also ein relativ breitbandiges analoges Bandfilter, und dahinter dann
den AD-Wandler?
Ja, und welche Beobachtungszeit brauche ich nun mit Vorfilterung? Wird
die ggf. beliebig klein? Kann ich mir nicht so ganz vorstellen: Für
kurze Signalausschnitte braucht man ein breitbandiges Filter, und
umgekehrt. Und ein schmalbandiges Filter bringt dementsprechend wieder
gewisse Verzögerungszeiten mit.
In einer ms taste ich damit gerade mal 5 % einer Periodendauer ab.
Aber besser wird's eben nicht.
Naja, was man optimalerweise machen kann, weiß ich eigentlich immer
noch nicht. Eigentlich hakt es schon an der Definitionsfrage: Die
momentane Frequenz f(t) ist das f(t) in einer sinusoidalen Fkt.
y(t) = A*sin(2*PI*f(t)*t + phi0) .
Bloß kann man die nicht messen - was man zum Zeitpunkt t messen kann,
ist lediglich der Funktionswert y(t), und der sagt mir rein gar nichts
über den Funktionsverlauf. Also muß am noch ein paar Funktionswerte um
den Zeitpunkt t herum dazunehmen, wobei der Abstand zwischen erstem
und letztem Meßpunkt die Meßfensterlänge darstellt. Und daraus soll
man dann f(t) schätzen, was genaugenommen nicht geht, weil dafür f
zumindest bandbegrenzt angenommen werden muß (Nyquist).
Nun ist das aber wohl nicht so schlimm, weil man wohl
vernünftigerweise annehmen kann, daß die Bandbreite von f sehr klein
gegenüber f ist. Damit reicht es dann wohl, y ziemlich niederfrequent
abzutasten, weil man bei bekannter Frequenzlage die Lage der
Spektrallinie von y bei f nicht mit einer ihrer Vielfachen aufgrund
der Periodizität des Abtatstspektrums verwechseln wird.
Aber hochfrequentes Abtasten über kurze Signalausschnitte sollte auch
funktionieren. Die Mindestsignaldauer für die Berechnung des Schätzers
für f(t) ergibt sich dann wohl aus der Siganalbandbreite von f, die
sich indirekt (über die Bandbreite des frequeenzmodulierten Trägers)
in der analogen Bandbreite des 50-Hz-Filters wiederfindet. (Wenn ich
mich recht erinnere, sieht das Spektrum frequenzmodulierter Träger
reichlich ekelhaft aus.)
Gruß aus Bremen
Ralf
--
R60: Substantive werden groß geschrieben. Grammatische Schreibweisen:
adressiert Appell asynchron Atmosphäre Autor bißchen Ellipse Emission
On Sun, 09 Aug 2009 20:26:32 +0200, "Ralf . K u s m i e r z"
Ist sie möglich, wenn Du so schnell und gleichzeitig
"übermäßig" genau messen willst: Nein => Zeitgesetz.
Das klingt sehr nach Homo Theoreticus.
Z.B., und dahinter dann ein gut abgestimmtes digitales Filter und eine
simple Phasen- oder Periodendauermessung, wenn man es
gut machen will.
Ein kommerzieller Zähler mit analogem Filter, wenn es schnell
gehen soll.
Du musst in dem Fall einfach davon ausgehen bzw. damit
leben, dass im Fall des Vorhandenseins mehrerer Frequenzen
Du eine Art Mittelwert bekommst.
Das ist in dem Fall aber nicht wirklich schlimm.
Das, was Du gerade darstellst, ist eine Frequenzmodulation,
wenn Du es ganz genau wissen willst: Die führt im Spektrum
zu Nebenlinien, und zwar gemäß der Besselfunktion.
Hier ist eine Seite zum Spielen:
http://cnyack.homestead.com/files/modulation/modfmbs.htm
... ansonsten Google "FM Bessel" hilft, siehe auch:
http://ccrma.stanford.edu/software/snd/snd/fm.html
Diese Nebenlinien sind Frequenzen dicht an dem 50Hz
Hauptsignal, und zwar so dicht, dass Du sie im Rahmen
einer kurzen und genauen Messung nicht mehr abtrennen
kannst.
Merke: Auch eine Frequenzmodulation erzeugt am
Ende vom Tag ein Seitenbandspektrum.
Heißt: Egal wie Du es drehst und wendest, ist Dein f(t)
irgendetwas unbekanntes, dann bekommst Du einen
irgendwie gearteten Mittelwert bei der Frequenzmessung.
Kennst Du Eigenschaften des f(t), dann hast Du mit ganz
viel Rechenaufwand (z.B. Prony) die Chance, die Frequenz
in einzelnen Zeitpunkten genauer zu bestimmen.
Beim Stromnetz wirst Du f(t) nicht kennen, es sei denn,
Du weißt das nächste "ach jetzt ist es ja eh klar, lass
uns den Herd anschmeissen" Fußballtor beim nächsten
Spiel der Nationalmannschaft schon im Voraus ;-)
Damit ist klar: Genau ist Deine Messung nur, wenn sich
die Frequenz nicht ändert.
Im anderen Fall darfst Du gerne eine Abschätzung per
FM-Formel machen, ich rechne das jetzt nicht aus ;-)
Die Erfahrung sagt mir: Das Ergebnis ist dicht am
Mittelwert.
Du kannst f(t) unterhalb der Grenze des Zeitgesetzes überhaupt
nicht schätzen, weil Dir dazu einfach Information fehlt.
Es sein denn, Du weißt, wann Poldi mal wieder trifft ;-)
Es hilft Dir nicht wirklich weiter. Das hochfrequente Abtasten
nützt zwar, um weiter ab liegende Störsignale per Filter rauswerfen
zu können, das schafft aber auch ein normaler analoger Bandpass,
in dem Fall könnte man z.B. einen Anti-Alias Filter bei >200Hz
setzen (man gönnt sich ja sonst keine Überabtastung) und alles
bis auf wenige Hertz an die 50Hz ran per Digitalfilter rauswerfen.
Dicht am eigentlichen Messsignal kannst Du aber genauso
gut die Amplitude möglichst genau messen, Überabtastung
mag zusammen mit Dither die Genauigkeit der Amplitudenmessung
erhöhen, _mehr_aber_auch_nicht_.
Bedenke: Dein Signal ist/wird gefiltert, da sind nur noch
dicht-an-50Hz Anteile drin. Der Sinus ist bekannt, der läßt sich
auch mit ganz wenigen Punkten festnageln.
Wenn es in einen Microcontroller/DSP soll und die
Abtastwerte zu festen Zeitpunkten reinkommen:
Geht einfach: Signal mit Norm-50Hz komplex multiplizieren und
danach für I und Q zwei FIR-Tiefpassfilter. Hinter dem Tiefpass
dann Umwandlung nach Amplitude/Phase per CORDIC und
gut ist. Die Phasenänderung pro Zeiteinheit ist die Frequenzdifferenz
zu den 50Hz, wer mag, darf die noch über ein FIR zwecks Glättung
schicken.
Wir hatten das in diversen Anwendungen vorwärts und rückwärts
durchgekaut, es wird mit noch komplexerer Rechnerei nicht
viel genauer, wenn nicht weitere Infos bekannt sind.
Kleiner Trick, was noch geht: Ganz viele Nullen an einen FFT
Input dranhängen und dann die FFT mit erhöhter Genauigkeit
rechnen. Aber nochmal: Die Grenze ist das Zeitgesetz.
Lohnt bei der Netzfrequenz eher nicht.
Aber:
Ich vermute, dass die Purschen bei der Frequenzanzeige im
Web einfach einen kommerziellen Zähler hergenommen haben,
der arbeitet z.B. per Komparator für den Nulldurchgang am
Eingang und Periodendauermessung über besagten Komparator
als Gate. Einfach den an ein Toggle-FlipFlop, dessen Ausgang
gibt den hochfrequent getakteten Zähler frei.
Davor irgendeinen analogen Bandpass und gut ist.
Das ist die Lösung ohne DSP ;-)
Ich hab das mal mit unserem HP Zähler ausprobiert, der zeigt
die Netzfrequenz dann schon ziemlich genau und zügig an,
ein bisserl interne Mittelung und gut ist ...
Gruß Oliver
On Sun, 09 Aug 2009 21:36:45 +0200, Oliver Bartels
Nachtrag:
Man kann die Norm-50Hz noch nachführen, sprich nicht
direkt per Teilung z.B. aus einem 10MHz Signal erzeugen,
sondern z.B. über einen DDS bilden, der so eingestellt wird,
dass die Phasenänderung pro Sample möglichst klein wird,
indem man ihn einfach um die letzte gemessene oder
gemittelte Frequenzänderung korrigiert.
Ich hatte das für ein Projekt mal simuliert, damit kann man
Einflüsse der Impulsantwort der I/Q FIR Filter (sic!) auf die
Frequenzmessung minimieren.
Das geht dann Richtung PLL, nur viel genauer.
Hope this helps.
Gruß Oliver
Hallo,
wie wäre es mit einem ganz anderen Ansatz? Es liegt schließlich ein
Drehspannungssystem vor. Wenn ich eine Synchonmaschine an diesem
Drehspannungssystem leer mitlaufen lasse, dann kann ich deren
Phasenlage zu jedem Zeitpunkt mit einem hinreichend genauen
"Drehzahlnormal" vergleichen. Was physikalisch in einer
Synchronmaschine abläuft, sollte sich auch numerisch in Echtzeit
nachrechnen lassen... Vermutlich genügt es, aus den drei Phasen einen
resultierenden Raumzeiger zu errechnen.
--
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*\ Viele -- Volker Bosch \***
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