Frequenzaenderung Lastabwurf KKW Kruemmel

X-No-Archive: Yes

begin quoting, Felix Holdener schrieb:

Ich habe dann einfach mal angefragt und bin absolut entzückt: Ich bekam im Rekordtempo eine Antwort mit Daten und Graphiken (obwohl ich ausdrücklich geschrieben hatte, daß sie sich doch mit Graphiken bitte nicht die Mühe machen sollten), die nicht nur absolut nach Schweizer Akkuratesse, sondern auch nach mindestens einer Stunde dort hinein investierte Arbeit aussieht.

(Das bedeutet im einzelnen: Es wurden Frequenzdaten des Tages in einem

30-s-Raster beschafft. Damit wurde eine Graphik als Übersicht des Tagesverlaufs des Frequenzgangs gefertigt. Aus den Daten wurde gem. meinem Wunsch ein ca. 20-minütiger Abschnitt herauskopiert und in das Anschreiben gepastet. Und von diesem Abschnitt wurde eine weitere Graphik angefertigt. Ich bin immer noch in Ehrfurcht erstarrt...)

In der Sache brachte es nicht so viel bzw. keine unerwarteten Ergebnisse: Man erkennt deutlich zum Störungszeitpunkt des KKW Krümmel einen Frequenzeinbruch, der dann binnen weniger Minuten wieder ausgeregelt wird, aber dieser Einbruch beträgt lediglich ca. 35 mHz und ist nicht besonders groß im Vergleich zu den übrigen Frequenzsprüngen im Tagesverlauf - wenn man nicht wüßte, daß es zu dem Zeitpunkt einen konkreten Vorfall gegeben hat, wäre der kleine Zacken im Tagesgang nicht besonders auffällig. (Ich habe keine Erlaubnis zur Veröffentlichung, sonst würde ich die Graphiken zu den Daten auch gerne hochladen.)

Überraschend ist das eigentlich auch nicht: Ca. 1 GW von Krümmel bedeuten in der Größenordnung von etwa 1 % der gesamten Verbundnetzlast - natürlich kriegt das die Sekundenreserve weggeregelt. Wilde Schaltorgien scheinen auch nicht stattgefunden zu haben: In der Viertelstunde danach passiert nichts Bemerkenswertes, halt ganz normale leichte Schwankungen wie den ganzen Tag über. Die Versorgungsstörungen in Norddeutschland können jedenfalls nichts mit einem globalen Bilanzdefizit oder Problemen mit der Stabilität des Verbundnetzbetriebs zu tun gehabt haben, dafür muß es andere Ursachen im lokalen Verteilungsnetz gegeben haben.

Fragen dazu: Wer ist verantwortlich? Die Störungen lagen flächenmäßig überwiegend nicht im Bereich der VE-T-Regelzone, sondern in der von transpower (E.On), außerdem ist die Frage der Betriebsstabilität auch keine von Einspeisebilanzen, sondern des Netzmanagements (Lastverteilung auf den Leitungen). Haben die Lehrter nun auch den Schwarzen Peter, oder nicht?

Wer ist aufsichtsrechtlich verantwortlich? Für den Fehler am Kraftwerk sicher die Landesregulierungsbehörde des Kraftwerksstandorts, also in dem Fall das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr SH. Aber wer hat sich um die Netzstörungen zu kümmern, die Behörden der betroffenen Bundesländer HH, NS und SH, oder die am Sitz der Netzleitstelle(n)?

Zu den Frequenzdaten möchte ich die Schweizer nun nicht noch weiter belästigen, weil ich davon ausgehe, daß feiner aufgelöste Daten auch keine weitergehende Erkenntnisse liefern würden (kennt eigentlich jemand die Höhe der Konstante, mit der die Netzfrequenz auf Lastsprünge reagiert? Mit welcher Geschwindigkeit würde sich also die Netzfrequenz bei einem Lastsprung um 1 % ändern, wenn die Kraftwerksregelung nicht nachregeln würde?), aber wie genau werden die Frequenzdaten denn eigentlich gespeichert? Die o. a. Site gibt ca. 8 Werte pro Minute heraus, also ca. viermal so viel wie die im

30-s-Raster vorliegenden. Zum Regeln ist das bestimmt genau genug (mal abgesehen davon, daß die Kraftwerksregler die momentane Frequenz natürlich jeweils selbst messen).

Gruß aus Bremen Ralf

Reply to
Ralf . K u s m i e r z
Loading thread data ...

"Ralf . K u s m i e r z" schrieb im Newsbeitrag news: snipped-for-privacy@mid.uni-berlin.de...

Schade - also muss wohl jeder selbst anfragen, der sich dafür interessiert. Wir haben hier in Dortmund ein Freq-Log als 10-Min-Mittelwert - da kann man leider gar nichts erkennen. Im Gegenteil - andere Zeiträume sind viel unruhiger :(

Gruß Klaus

Reply to
Klaus "Perry" Pago

Ich nochmal,

"Klaus "Perry" Pago" schrieb im Newsbeitrag news:h625j8$5cs$00$ snipped-for-privacy@news.t-online.com...

habe swissgrid ebenfalls angemailed und bin auch begeistert von der Qualität der erhaltenen Unterlagen - demnach hat sich der Lastabwurf von ca 1,2 bis 1,3 GVA mit einem Frequenzeinbruch von ca 60 mHz bemerkbar gemacht

Alleine der Zeitstempel des Bildes "Netzfrequenz Laufenburg ab 11:49:50" scheint falsch zu sein und müsste auf 12:00:00 lauten

Gruß Klaus

Reply to
Klaus "Perry" Pago

PolyTech Forum website is not affiliated with any of the manufacturers or service providers discussed here. All logos and trade names are the property of their respective owners.