X-No-Archive: Yes
begin quoting, Frank Kalder schrieb:
Das Thema gehört wohl mehr in den Bereich Elektrotechnik (und wird dort auch umfämglich diskutiert), daher habe ich dsie mit hereingenommen (und dsim aus dem Follow-Up To: wieder heraus).
Für das Verbrauchsverhalten hat sich das jedenfalls empirisch als richtig herausgestellt, und zwar auch dann, wenn es Zeitzonentarife, also Preissprünge, gibt. Eine kontinuierlich veränderlicher Preis würde erst recht keine Lasspitzen erwarten lassen.
Es ist wirklich schwierig, das Thema bestimmten Einzel-NG zuzuordnen. Ich will kurz aus meiner Sicht die ökonomische Situation beleuchten:
Aus ökologischen wie auch aus ökonomischen Gründen ist es ungünstig, die bei der Stromerzeugung aus chemischen Brennstoffen zwangsläufig entstehende Abwärme nicht zu nutzen, obwohl mit hoher Korrelation gleichzeitig dementsprechende Mengen an Heizwärme benötigt werden. Es bietet sich daher ein dezentrales BHKW-Konzept an, bei dem die Stromerzeugung sozusagen ein Abfallprodukt der Raumheizung ist.
Einschub zu den Grenzen der Möglichkeiten: Stromerzeugung ist eine Art "Medienbruch" - eine Energieform wird (verlustbehaftet) in eine andere umgewandelt. Da normalerweise der Endverbrauch nicht an der Fundstätte stattfindet, ist auf jeden Fall ein Transport der einen oder anderen Energieform erforderlich. Nach herkömmlicher Sicht ist die elektrische Energie die ökonomischer transportable, so daß sich eine fundstättennahe Verstromung von Energieträgern anbietet. (Im Fall der Wasserkraft - wie auch der Windkraft - geht das auch gar nicht anders, bei beiden tritt allerdings auch gar keine nutzbare Abwärme auf).
Durch die relative Knappheit der Energieträger hat sich diese Sicht aber relativiert: zur besseren Nutzung der auftretenden Anergie erscheint eine siedlungnahe anstatt einer fundstättennahen Verstromung als wünschenswert, außerdem gibt es inzwischen technische Möglichkeiten, auch schlecht transportable Brennstoffe wie Braunkohle fundstättennah zu veredeln und dadurch in leitungstransportable Brennstoffe (Synthesekraftstoffe, brennbare Gase) umzuwandeln, wodurch der Transportaufwand und auch die Umweltbelastungen beim Verbrauch auf akzeptable Größen reduziert werden können.
Ökonomisch stehen wir vor der Situation einer stark (bis zu Monopolen) konzentrierten Struktur der Anbieter auf dem Energiemarkt: eine sehr große Zahl von Verbrauchern steht nur wenigen, regional meistens dominanten Anbietern gegenüber, die an einer gemeinwohlorientierten Erzeugungsstruktur kein Interesse haben, sondern ihren Betriebsgewinn maximieren wollen.Auch für diese Anbieter ist aber absehbar, daß sie mit einer fortgesetzten Politik siedlungsferner Großkraftwerke ohne Abwärmenutzung wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten werden. Sie versuchen daher, in den BHKW-Markt einzusteigen. Der Betrieb von BHKW kann ökonomisch grundsätzlich in zwei verschiedenen (technisch allerdings gleichen) Ausprägungen erfolgen: entweder betreibt der Nutzer (Gebäudeeigentümer) die Anlage, so, wie das bisher bei Heizungsanlagen üblich ist, und bezieht von externen Anbietern die Energieträger und verkauft überschüssigen Strom unter Nutzung des EVU-Netzes (normalerweise über das EVU als Zwischenhändler), oder er bezieht von einem externen Anbieter die Dienstleistung "Raumheizung", wofür er dem Dienstleister Räume für die technischen Anlagen zur Verfügung stellt. Der Unterschied besteht in der vertikalen Integration des Produktes. (Ähnliche Ideen gab (und gibt) es auch bei Stromanwendungen: es wurde ernsthaft diskutiert, ob das EVU nicht, anstatt "nur" Strom zu liefern, bei entsprechenden Kunden eine Beleuchtungsanlage installieren und betreiben sollte. "Verkauft" wurde das unter dem Vorwand "Energiesparen", weil dann natürlich Gasentladungslampen anstatt der fünfmal so stromverbrauchenden Glühlampen zum Einsatz gekommen wären.)
Ökonomisch ist es gar nicht so einfach zu entscheiden, ob der externe Zukauf der Heizwärme günstiger als die Eigenerzeugung ist. Natürlich wird den Kunden ggf. stören, daß in seinen Kosten auch ein satter Gewinn des Energiedienstleisters enthalten sein wird. Die Frage wäre allerdings, ob er denn durch entsprechendes Engagement überhaupt eine bessere Eigenkapitalrendite realisieren könnte (schließlich hätte der zentrale Dienstleister Mengenvorteile und Skaleneffekte auf seiner Seite) - wenn nicht, sollte er das Geld doch besser in Energieversorgeraktien als in seine eigene BHKW-Anlage investieren.Das volkswirtschaftliche Problem ist aber die mutmaßlich vorhandene monopolistische Marktverzerrung, also die Existenz von Monopolrenditen im Energiebereich (die durch das novellierte EnWG und die dadurch geschaffene Zuständigkeit der RegTP für die Durchleitungsentgelte eigentlich auch nicht beseitigt wird). Und ganz grundsätlich lassen sich solche Fehlentwicklungen eben nicht durch Regulationen, sondern nur durch atomistische Marktpreisbildungsmöglichkeiten aufdecken und beseitigen.
Dafür ist es erforderlich, ein System zu ermöglichen, daß einen freien Stromhandel auf Verbraucherebene auch in der Einspeisung gestattet, so daß sich entgegen den üblichen Gepflogenheiten die Preise dann nach Grenzkosten der Erzeugung herausbilden. Daß ein solches System zweckmäßigerweise automatisch funktionieren sollte, also nicht ständige Bedienereingriffe erfordert, ist klar.
Gruß aus Bremen Ralf